MAK
Nr. 24 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 189 
gemeine finanzielle Lage immer noch nicht soweit er 
holt, daß genügend freies Kapital bei den sonst kauf 
kräftigen Sammlern vorhanden wäre. Bei Preisen über 
5000 K merkte man allseits ein Desinteressement und 
bei dem gänzlichen Ausbleiben ausländischer Käufer, 
(die, wie die Auktionsleitung versichert, nicht ein 
geladen waren, um die Leistungsfähigkeit des in 
ländischen Käufers zu erproben) schieden solche Ob 
jekte bald aus. Ein weiterer Grund ist die Zusammen 
setzung der diesmaligen Kollektion, die alte kostbare 
Waffen enthielt, ein Sammelobjekt, welches hier nicht 
viel gesucht wird und dann Plastiken, die vermöge 
ihrer Größe unhandlich und in einer normalen Woh 
nung schwer aufzustellen wären. Gerade die genannten 
Kategorien partizipierten aber mit einem großen Teil 
an der Gesamtausrufsumme des ersten Tages. Der 
Prunksäbel allein (mit Gold, eingelegter Damaszener 
mit 101 Diamanten, 10 Rubinen und 6 Türkisen be 
setzt, 18. Jahrhundert) war mit 60.000 Kronen ausge 
rufen worden. Es fand pur ein Steier’sches Radschloß 
gewehr unter den fünf ausgerufenen Waffen einen 
Käufer. Ohne jedes Interesse verhielt man sich der 
Plastik gegenüber. Wie gering die Kaufkraft der meisten 
Sammler noch ist, zeigte die Versteigerung der Uhren 
und Möbel, Kunstdinge, bei denen man sonst mit dem 
breitesten lnteressenkreis rechnen kann. Eine herrliche 
Boulle-Standuhr, eine Rokokostanduhr aus Rosenholz, 
mußten zurückgestellt werden, obwohl die beiden Aus 
rufspreise von 30.000 K und 18.000 K angesichts der 
hohen Qualität sehr niedrig waren. Daß aber die zwei 
teilige Kredenz aus Nußholz (Nr. 253 des Kataloges, 
(17. Jahrhundert) bei 15.000 K keinen Käufer fand, zeigt 
von wenig Verständnis der Anwesenden für den Adel 
der Architektur und der Holzarbeit solcher Stücke, zu 
mal ein weniger bedeutendes Stück den Preis von 
12.000 K erzielte. Während der Fayence gegenüber 
die Stimmung auch noch recht flau war, — drei sehr 
schöne Prunkvasen, Delft, 17. Jahrhundert (Ausrufspreis 
15.000 K) sowie andere holländischer Provenienz, zu 
durchwegs angemessenen Preisen blieben ohne Käufer, 
— begann das Interesse bei Porzellan, meist Wien 18. 
Jahrhundert, sich zu heben und steigerte sich ansehn 
lich gegenüber Teppichen und Textilien, die sehr 
billig zu erwerben waren. Eine schöne Tapisserie, 18. 
Jahrhundert, mit reicher in Seide gestickter Chinoiserie, 
ging mit 19.000 K ab. 
Von Oelbildern erstand ein heimischer Sammler 
das prächtige Werk von Mignardi, Herzogin Maria 
Mancini in einer Berglandschaft sitzend, für den Betrag 
von 60.000 K (Ausrufspreis 48.000 K), während das 
Bild R e n i’s Christus für 64.000 K in den Besitz der 
Prager Galerie überging. 
Auch der zweite Tag der Auktion stand in dem 
Zeichen starker Zurückhaltung des Publikums. Wenn 
auch das Interesse für Graphik besser war, als am 
ersten Tage und Teppiche noch intensiver begehrt 
wurden, ließ die Nachfrage nach Uhren, Bronzen und 
Möbeln fast ganz nach, so daß die besten Stücke 
wieder zurückwandern mußten. Die Stimmung des 
zweiten Auktionstages drückt sich am besten in dem 
zahlenmässigen Verhältnis von Angebot und Nachfrage 
aus, indem einer Gesamtausruf - Summe von zirka 
500.000 K ein Erlös von zirka 150.000 K gegenüber 
steht. Von den zur Versteigerung gelangten graphi 
schen Blättern sind diesmal fast alle verkauft worden, 
wenn auch zumeist die erzielten Preise dem Ausrufungs 
preis gleichkamen oder ihn nur um ein Unbeträcht 
liches überstiegen. Blätter über 400 K wurden schon 
als teuer angesehen, obzwar ihr Marktwert weit höher 
ist. Die höchsten Preise erreichte unter ihnen ein 
Buntstich von B a r t o 1 o z z i (Maria Christine von 
Oesterreich) nämlich 3000 K und Philipp Debucourts 
„La promenade public“, 6300 K. Letzteres war übrigens 
der Clou der an sich bescheidenen Graphik-Kollektion. 
Wie bei allen Auktionen zeigte sich auch hier die 
besondere Vorliebe für Aquarelle. Leider ist dieses 
Kunstgebiet nur mit minderer Qualität vertreten gewesen. 
Eine große Berglandschaft von Grodwin Albert, zwei 
Aquarelle Heinrich S t o b e s erzielten durchschnittlich 
3500 K. Ein jedenfalls billiger Wandschmuck. Wie zu 
erwarten war, fand sich für die beiden Kniestücke 
Franziskus L eux, des in Prag tätig gewesenen kaiserl. 
Hofmalers, kein Käufer. Der Ausrufungspreis von 60.000 
K hätte wohl diesmal an sich schon abkühlend gewirkt, 
selbst wenn ein bedeutenderer Meister mit einem inter 
essanteren Motiv, als es die Porträts Ferdinands 111. 
und seiner Gemahlin sind, ausgespielt worden wäre. 
Bei Leux (1604—1652), der ja immerhin nur als ein 
Manierist in Rubens’scher Art gelten kann, hielt sich 
selbst der Lokalpatriotismus still im Verborgenen. 
Porzellan und Fayence konnte fast durchwegs billig 
erstanden werden. Um ein sehr schönes Figürchen von 
Joh. Klammer, Wien, 18. Jahrh., mit blauer Marke ent 
stand ein besonders heißer Kampf. Es brachte 4400 K 
(Ausrufspreis 3000 K) ein. Zu dem Schönsten der 
Palffyschen Sammlung auf dem Gebiete des Kunstge 
werbes gehören die französischen Standuhren, die ihr 
Besitzer mit besonderem Geschmack aufzuspüren ver 
stand. Einige dieser Prachtexemplare sind auf der 
ersten Auktion in Pistyan von Sammlern erworben 
worden. Diesmal ist für eine Kaminuhr mit Schildkrot 
aus der Zeit Ludwig XIV. mit reich ziseliertem Gold 
bronzedekor, der Ausrufspreis von 12.000 K erzielt 
worden. 
Sehr lebhaft war die Nachfrage nach Teppichen. 
Durchwegs Originale des 18. und 19. Jahrhunderts, ver 
schiedene orientalische Marken, wie Tiflis, Schiras, 
Keschan, Musul, waren sie schon für 2000 K bis 3000 
K zu haben. Auf diesem Gebiete konnte auch die 
Auktionsleitung einen Ausverkauf buchen. Auf dem des 
Kunstmöbels jedoch nicht. Die schönsten Stücke fanden 
keinen Liebhaber. Einer Kommode aus Nußholz, mit 
reichem, figuralem Schnitzwerk geziert, aus dem italien. 
16. Jahrhundert, erbarmte sich ein Prager Antiquitäten 
händler um den Preis von 30.000 Kronen (Ausrufspreis 
18.000 Kronen.) 
Gßroniß. 
BIBLIOPHILIE. 
(Ein Pantheon des menschlichen Geistes.) 
Der in unserer Nummer 20 unter diesem Titel erschienene Auf 
satz des Herrn Dr. Franz 011 m a n n hat bei unseren Lesern 
so großes Interesse erweckt und so viele Anfragen hervorge 
rufen, daß wir uns gedrängt fühlten, uns um das weitere Schick 
sal der Bibliothek Saitschick zu bekümmern. Wir 
können nun unseren Lesern die freudige Mitteilung machen, daß 
die Bibliothek noch in letzter Stunde vor der Auktion und Zer 
splitterung bewahrt werden konnte. Die großmütige Hilfe eines 
Freundes ermöglichte die Ablösung der darauf lastenden Schuld. 
Ja, es besteht die Aussicht, daß sich nun in Zürich ein Kultur 
zentrum um sie gruppieren werde, dessen lebendigen Mittel 
punkt Professor Saitschik’s Vorträge und Kurse bilden sollen. 
(Bibliotheca Hungarica Apponyana.) Aus B u- 
d a p e s t wird uns berichtet: Graf Alexander Apponyi, der 
Sohn des gewesenen österr.-ungar. Pariser Gesandten Grafen 
Rudolf Apponyi, widmete seine berühmte Hungarica-Sammlung 
dem ungarischen Nationalmuseum. Graf Apponyi ist heute 80 
Jahre alt und sammelt seit 65 Jahren die im Auslande erschie 
nenen auf Ungarn bezüglichen Werke. Seine Sammlung enthält 
eine Reihe Unica und repräsentiert einen großen Wert. Der
	        
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