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Volltext: Wiener Porzellan aus der Manufaktur Du Paquiers

Putten bilden die „deutschen“ Blumen, das bunte Gitterwerk und 
versilberte Reliefauflagen den Dekor. In der stillen Szene auf dem 
Pot de chambre mit Putto, Äffchen und Eichhörnchen liegt der 
Akzent mehr auf dem schwungvollen Laub- und Bandelwerk nach 
einem Ornamentstich von J. F. Leopold (Abb. 48). 
Die Darstellung der Landschaft auf der Helchisschale findet in der 
eisenroten, umlaufenden Szenerie eines Deckeltopfes eine Entspre 
chung (Abb. 49). Sehr genau, sehr brav ist die Vorlage übernommen, 
erreicht aber nicht die Sicherheit und künstlerische Leichtigkeit der 
Helchislandschaft. Spätere Porzellane um 1740 zeigen das Thema 
wieder, jedoch in kleinen länglichen oder runden Medaillons mit 
hellen und zarten Farben (Abb. jo, 51). Mit Hilfe der Farbper- 
spektive von braungrünen Farben im Vordergrund und immer 
mehr verblauenden Tönen im Hintergrund ist die räumliche Tiefe 
und die Atmosphäre wiedergegeben. Mit der leichten und lockeren 
Aufteilung des Dekors über die Fläche zeigt diese Variante des Land 
schaftsbildes bereits die Tendenzen der beginnenden Rokokozeit. 
Eine ansehnliche Zahl von Fabrikaten aus der Manufaktur Du 
Paquiers ist mit figuraler Rundplastik verziert. Schon um 1725 sind 
eine Reihe von Porzellanen anzusetzen, die mit Figuren ausgestattet 
sind. Auf dem großen Uhrgehäuse der Wiener Sammlung, das wie 
eine barocke Architektur aufgebaut ist, stehen die „Indianer“ recht 
hölzern und unbeholfen auf ihren Postamenten (Abb. 52). Auf dem 
kleineren Uhrgehäuse, dessen Spitze ein Adler mit ausgebreiteten 
Schwingen ziert, sind die sitzenden Gestalten der lyrischen und 
dramatischen Poesie sicherer und schwungvoller dargestellt (Abb. 53). 
Das wie ein barocker Turm gestaltete Deckelgefäß um 1740 hat 
kleine, exakt ausgeführte Figürchen in den eingezogenen Kanten des 
Sockelgeschosses (Abb. 56). 
Diese figürliche Rundplastik auf den Fabrikaten der Frühzeit 
ist von besonderer Wichtigkeit, da sie Aufschluß über das Können 
der ersten Modelleure Du Paquiers gibt. Alle diese Figuren lassen die 
in der zeitgenössischen Plastik herrschenden Stilelemente, wie dra 
matische Gesten und flatternde Gewänder, weitgehend vermissen. Es 
ist daher anzunehmen, daß diese Plastiken kaum von geschulten 
Künstlern gemacht wurden. Ihre unterschiedliche Qualität richtet sich 
je nach der Möglichkeit, den Abguß eines schon in Metall vorhandenen 
Vorbildes zu verwenden, oder selber gestalten zu müssen. Im letzteren 
Fall zeigen dann die Formen eher den Charakter von Zuckerwerk 
und Konditorarbeiten. Und es ist durchaus nicht abwegig, die ersten 
Modelleure unter den Konditorgehilfen zu suchen. Bei der Bedeutung, 
die dem seit dem 16. Jahrhundert vom Konditor in Wachs oder 
Tragant ausgeführten plastischen und architektonischen Tafel 
schmuck der Schauessen zukam, liegt dies im Bereiche der Wahr 
scheinlichkeit. 
Aber bereits im Jahre 1730 spricht J. B. Küchelbecker in den 
„Allerneuesten Nachrichten vom Römischen Kayserl. Hof“ von 
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