Internationale Sammler-Zeitung
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Nr. 3
sondern erst in der national-romantischen Zeit des vorigen Jahr
hunderts verfaßt wurde, und zwar unmittelbar vor seinem Ab
druck in der Zeitschrift des Böhmischen Museums im Jahre 1832,
also in der Periode der Fälscher-Schule Hankas.
MEDAILLEN.
(Eine neue Papst-Medaille.) Wie aus Rom ge
meldet wird, hat der Papst dem österreichischen Gesandten am
Vatikan, Professor Dr. Pastor, zu dessen 70. Geburtstage eine
Medaille mit seinem Porträt überreicht. Der Revers zeigt die
Peterskirche mit der Säulenhalle. Die Inschrift lautet: „Prof.
Dr. Pastor zum 70. Geburtstage.“ An der Medaille dürfte nur
der Revers neu sein. Für den Avers ist wahrscheinlich das vor
zügliche Papstporträt verwendet worden, das Professor Rudolf
M a r s c h a 11 bei seiner letzten Anwesenheit in Rom im Aufträge
Pius XI. geschaffen hatte.
(Eine Medaille auf den Bundeskanzler Dok
tor Seipel.) Richard PI acht hat eine Medaille auf den
Bundeskanzler Dr. Seipel geschaffen, die sich den besten
Arbeiten dieser Art anreiht. Der Avers zeigt die ausdrucksvollen
Züge des Kanzlers, der Revers enthält in Faksimile-Handschrift
den die Politik Seipels kennzeichnenden Ausspruch: „Oesterreich
den Oesterreichern zu erhalten, ist unser Ziel und unser Lohn.
Seipel.“ Die Medaille hat 60 mm im Durchmesser und wurde
vom Wiener Hauptmünzamt in lichter Bronze aufs sorgfältigste
ausgeführt.
PHILATELIE.
(N e u h e i t e n.) Die seit 1. Dözember in Kurs befindliche,
vorläufig entgültige neue Freimarkenreihe des Deutschen
Reiches ist noch um einen einstweilen höchsten Wert ergänzt
worden, nämlich zu 100 Rentenpfennig (violett), der wiederum
in dem höchst einfachen Zahlenmuster gehalten ist. Ferner liegt
die ganze, nunmehr aus sechs Werten bestehende Reihe (3, 5,
10, 20, 50 und 100 Pfennig) bereits mit dem bekannten ge
wundenen Aufdruck „Dienstmarke“ vor, der bei allen
Werten schwarz ist. Endlich sind, mit demselben Aufdruck ver
sehen, noch einige Werte der letzten Papiermarkserie nachzu
tragen, die kurz vor Einführung des Goldtarifs noch erschienen
und heute schon recht gesuchte Sammelobjekte geworden sind,
nämlich: 2- Milliarden (hellbraun und dunkelgrün), 5 Milliarden
(orange und braun), 10 Milliarden (gelbgrün und dunkelgrün),
20 Milliarden (blaugrün und braun) und 50 Milliarden (blau und
schwarzblau.) — Württemberg, das bekanntlich immer
noch das Privileg besitzt, eigene, nur im Lande selber gültige
Dienstmarken herauszugeben (ein Vorrecht, auf das „sogar“ das
als separatistisch verschriene Bayern längst verzichtet hat), sah
sich in der Zeit der deutschen Provisorienflut ebenfalls gezwungen,
die Marken andauernd im Werte zu erhöhen. Wir melden heute
zusammenfassend sämtliche bisher bekanntgewordenen Ueber-
druckmarken: 1000 Mark (auf 60 Pfennig, oliv), 2000 Mark (auf
1 Mark 25; blaugrün), 5000 Mark (auf 10 Pfennig, orange),
20.000 Mark (auf 40 Pfennig, rosarot), 50.000 Mark (auf 15 Pfennig,
violett), 75.000 Mark (auf 2 Mark, grau), 100.000 Mark (auf
20 Pfennig, grün), 250.000 Mark (auf 3 Mark, braun), 1 Million
Mark (auf 60 Pfennig, oliv), 2 Millionen Mark (auf 50 Pfennig,
lilabraun), 5 Millionen Mark (auf 1 Mark 25, blaugrün), 4 Milliarden
Mark) (auf 50 Pfennig, lilabraun) und 10 Milliarden Mark (auf
3 Mark, braun); wahrscheinlich werden erst nachträglich noch
einige Millionen- und Milliardenwerte zum Vorschein kommen;
im übrigen dürfte die Einführung der Goldwährung auch für
diese württembergischen Dienstmarken nur noch eine Frage der
Zeit sein.
VERSCHIEDENES.
(D i e S a m m 1 u n g e n P ä 1 f f y s.) Aus Preßburg wird
gemeldet: Die weltberühmten Sammlungen des Grafen Johann
Pälffy sollen von den Erben Pälffys verkauft werden. Die
tschecho-slowakische Regierung will es verhindern, daß die
Kunstschätze die Tschecho-Slowakei verlassen. Die bedeutendsten
Stücke der Sammlungen, Gemälde aus detn 15. und 16. Jahr
hundert, Gobel ns, Porzellan usw. haben die Erben Pälffys neuer
dings dem Museum in Preßburg zum Kaufe angeboten.
(Tod bekannter Sammler.) In Wien starb vor
einigen Tagen der Rechtsanw r alt, Regierungsrat Dr. Oskar
Kolm der als Sammler Altwiener-Bilder bekannt war. Er
besaß ein Hauptwerk von Danhauser, ferner Gemälde von
Schindler, Schrotzberg, Waldmüller u. a.
(Max Liebermann’s Tombolaspende.) Für den
Almanach des Berliner Presseballs hat Max Liebermann
das Titelblatt gezeichnet. Der Einfall des Künstlers zeigt
unterhalb einer Ballsilhouette einen Journalisten typischen
Formats, mit wallendem Kopf- und Barthaar, wie er den Hörer
HMni in «.flenn Friii, lienl.
Stallburggasse Nr. 2. Fernruf-Stelle: 78.035.
lieii idm Meister (18. u. I JA.)
Angebote aus Privatbesitz erbeten.
am Ohr, eine Zigarre im Munde und die Feder in der Hand,
einen Bericht, — vielleicht den über den Presseball, aufnimmt.
Das Blatt ist in lithographischem Druck hergestellt. Das Original
hat Professor Liebermann als Tombolagewinn gestiftet. Fünfzig
Exemplare davon, teils auf Japanpapier, teils auf holländischem
Bütten abgezogen, numeriert und von des Meisters Hand signiert,
gelangten auf dem Ball zum Verkauf.
(Ein Kunst fälschungs-Prozeß.) Aus Berlin
wird gemeldet: Ein Kunstfälschungs-Prozeß beschäftigte in
mehrtägiger Verhandlung die 7. Strafkammer im Moabit. Der
Berliner Kunsthändler R. hatte im Jahre 1919 im Schaufenster
seines Geschäfts ein Bild ausgestellt, das die Signatur „Stuck-
München“ trug. Es handelt sich um das bekannte „Meeres
wunder“ des Münchener Meisters. Ein zufällig vorübergehender
Berliner Maler glaubte in dem Bilde eine plumpe Fälschung zu
erkennen und fragte, ob das Bild echt sei. Der Kunsthändler
war über diese Frage sehr erregt und erklärte: Selbstverständ
lich ist es echt, ich habe nur echte Bilder! Der Maler er
widerte: „Wenn ein Stubenmaler das Bild gemalt hätte, so
würde er sich schämen, es auszustellen“. Es kam zu Ausein
andersetzungen, und man drohte sich gegenseitig mit der Po
lizei. Schließlich schrieb der Maler an Franz v. Stuck nach
München. Dieser antwortete, daß es sich nur um eine g e-
meine Fälschung handeln könne, da sich sein „Meeres
wunder“ in festem Privatbesitz befinde. Darauf wurde gegen
den Händler Anzeige erstattet, aus der sich der gegenwärtige
Prozeß entwickelte. R. wurde wegen Gebrauchmachung einer
falschen Urkunde und Betrugsversuches angeklagt, wobei die
Anklage annahm, daß er mit der wider besseres Wissen abge
gebenen Behauptung, daß das Bild echt sei, zum Kaufe habe
anreizen wollen. Vor Gericht bestritt der Kunsthändler, daß er
damals Zweifel an der Echtheit des Bildes gehabt habe. Der
als Sachverständiger geladene Professor Spiro erklärte, daß
es sich bei dem Bild um eine schlechte Kopie des Stuckschen
Gemäldes handle. Der Kenner sehe auf den ersten Blick, daß
es eine „Schmierarbeit“ sei und nicht das Werk eines Meisters.
Der Verteidiger des Angeklagten, Dr. Geschke, verwies dar
auf, daß auch Kunstsachverständige sich schon oft geirrt hätten
und bedeutenden Kunstkennern sei es passiert, daß sie Fälsch
ungen als echte Kunstwerke erwarben. Das Urteil lautete
wegen versuchten Betruges auf 2000 Mark Geldstrafe.
(Dorotheum in Wien.) Das Dorotheum eröffnet auf
Grund eines mit kais. Entschließung vom 10. April 1812 erteilten
Privilegs sowie im Sinne des §3, fit. c) seines Statuts zunächst
in der in seiner Hauptanstalt, Wien, I., Dorotheergasse 17, be
findlichen Bankabteilung mit 1. Februar 19?4 den Spareinlagen
verkehr gegen Ausgabe von mit dem Erlasse des Bundeskanzler
amtes vom 29. Dezember 1923, Z. 66.725 Abt. 1, Inneres, geneh
migten Einlagebüchern. Die Eröffnung des Einlagengeschäftes
auch in den Zweiganstalten des Dorotheums steht bevor und
wird entsprechend kundgemacht werden. Alle den Einlagen
verkehr (insbesondere Einzahlung, Rückzahlung, Kündigung, Ver
zinsung etc.) betreffenden Bestimmungen werden durch Anschlag
in den Geschäftsräumen der Hauptanstalt (Bankabteilung) und
späterhin in den sämtlichen Zweiganstalten des Dorotheums
jeweils verlautbart.
(Erinnerungen eines Antiquars.) Vor vierzig
Jahren eröffnete ein junger Buchhändler ein bescheidenes Anti
quariat in New Oxford Street, London; noch heute hat er
seinen Laden an derselben Stelle, aber das enge Gemäuer mit
den mit Büchern verbarrikadierten Fenstern und engen Treppen,
mit den überall aufgehäuften Folianten ist bekannt unter allen
Bibliophilen Englands, und der Herr dieses dämmerigen Reiches,
Walter F. Spencer, ist einer der ersten englischen Antiquare,
der durch zwei Generationen mit den Größen der Schriftsteller
welt auf vertrautem Fuß gestanden, ln seinen soeben erschie
nenen Erinnerungen („Forty years in my bookshop“, Constable
& Co.) bietet er nicht nur interessante Erinnerungen an berühmte
Besucher und humorvolle Geschichten von kuriosen Kunden
und spleenigen Sammlern, sondern er gibt auch einen wichtigen
Beitrag zur Entwicklung der englischen Bibliophilie. Er verlegte
sich zunächst hauptsächlich auf die damals noch nicht so be
gehrten Erstausgaben von Dickens und Thackeray.
Heute sind alle diese Erstausgaben gesuchteste Kostbarkeiten
Auch Manuskripte und Reliquien von Dickens erwarb Spencer
von der Schwester von Dicken’s Frau, Georgina H o g a r th
So kaufte er von ihr die Handschrift des „Heimchen am Herd“