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fullscreen: Die Thonwaaren-Industrie (Gruppe IX, Section 2), offficieller Ausstellungs-Bericht

Die Thonwaaren-Induftrie. 
befchicken. Ein fürchterlich modellirter, mit Gold zur Hälfte überzogener weifser 
Barockofen und ein grauer und blauer Majolica-Ofen waren Zeugen einer verfehlten 
Fabrication. 
J. Gi nz e 1 m äy e r in Wien arbeitet gute, weifse, currente Waare alther 
gebrachter Art und brachte auch mehrere Kamine in roher Terracotta, die nicht 
fchlecht in Zeichnung und Modellirung gehalten waren. 
Auch die Erzeugniffe der Ofenfabrik von H. Jelinek in Pilfen, durch 
wegscurrente, weifse Waare in allen Gröfsen, allerdings von der bekannten land 
läufigen Form, aber recht verdienftlich gearbeitet, zeugten von gemachten Fort- 
fchritten, was man, wenigftens nicht in gleichem Mafse, von der relativ grofsen 
zweiten Ofenfabrik des E. Dubsky in Wittenau fagen kann. Wie fchlecht waren 
da doch die Kamine ausgeführt, deren rother Thonfeherben durch einen linien 
dicken Anftrich von häfslicher Farbe gedeckt waren. Hier thäte etwas mehr 
Modellirkunft und eine gebildetere Gefchmacksrichtung dringend noth. 
C. Mayer in Blansko, Gebrüder Schütz in Olomoucan, Schadler in 
Linz, A. Samaffa in Laibach bekundeten mehr oder minder das Streben nach 
Befferem, vervollkommnen aber doch nur fehr langfam ihr Verfahren und kleben 
zu fehr an den mehrfach gerügten Formen, von denen fich die Bialaer Ofenfabrik 
des Görg v. Kupke zu emancipiren fucht, indem fie den Berliner Kachelofen 
imitirt. Zwar find es fogenannte Begufskacheln, die fie herflellt, voll von Haar 
riffen, nicht genau couleurt und auch nicht präcife genug gefchliffen und gefetzt, 
aber immerhin und namentlich unter den fchwierigen Verhältniffen einer 
Fabrication in Bielitz dürfen wir folchen Beftrebungen unfere Anerkennung 
nicht verfügen. Wenn nur auch in dem rohen Thonwaaren-Ornament mehr Fein 
heit der Modellirung erzielt worden wäre! 
Nicht in gleicher Weife gelungen waren endlich die Oefen von A. Küm 
merer in Eger, der in ähnlicher Richtung arbeitet. Hier find wohl noch viele 
technifche Schwierigkeiten zu überwinden, ehe an eine ernfthafte Erzeugung 
gedacht werden kann. Beffer war ein ausgeftellter weifser, ovaler Ofen und Kachel- 
Sparherd. 
S. Andrik in Tamasfalva und A. Kerekes illuftriren mit ihren aus- 
geflellten Porphyröfen die Leiftungen einer, wir möchten fall fagen, ungarifchen 
Hausinduftrie und fallen eigentlich den andern Ausftellern gegenüber aufserBetracht. 
Was von neuen Ofenconftructionen zu fehen war, dürfte kaum viel Verbrei 
tung finden und zur Nachahmung empfohlen werden, obwohl wir die Beftrebungen, 
Befferes in diefer Richtung zu leiden, gerne anerkennen und würdigen wollen. 
Nennen wir daher Chowanietz in Friedek und J. Ku gl er in Kloflerneuburg, 
von denen der Erftere fich bemühte, einen Füllofen für Holz zu conflruiren, wäh 
rend der Zweite den Mängeln einer zu langfamen und ungleichförmigen Erwär 
mung durch feine Ventilationsöfen abzuhelfen fuchte. • 
Ueberblicken wir noch einmal die Reihe der Ausftellungsobjedte unferer 
Ofenfabrikanten, fo werden wir das eingangs Gefagte beflätigt finden und mit dem 
Wunfche fchliefsen, es möge bald ein neuer Geift diefe intereffante, wichtige 
und lucrative Induftrie durchziehen. 
Reiche Früchte könnte hier übrigens die Kunftanflalt des öfterreichifchen 
Mufeums tragen, wenn fie es unternehmen würde, die Ofenfabrication ebenfo zu 
unterftützen, wie fie es unternahm, die Thonwaaren-Induftrie Znaims (Mährern 
durch gute Vorbilder wieder zu beleben. Diefe Induftrie, feit Langem bereits als 
Hausinduftrie in jener Gegend eingebürgert, begünftigt durch treffliche, weifse 
Thonlager, von denen die der Herrfchaft Brenditz die bekannteften und reinflen 
find, fand durch das Mufeum die kräftigfte Unterftützung und nur diefer vermögen 
wir es zuzufchreiben, dafs die beiden Ausfteiler, F. Slowak und A. Klammert h, 
angelehnt an die guten, der Sammlung des öfterreichifchen Mufeums entnommenen 
Mufter von alter Delfter und franzöfifcher Waare, wirklich beffere Bahnen ein- 
gefchlagen haben.
	        
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