MAK
Nr. 1 
Seite 5 
Internationale Sammler-Zeitung 
Qfironik. 
BIBLIOPHILIE. 
(Die Bibliothek Gustav Jakoby unter dem 
Hammer.) Nach den Bibliotheken Viktor Manheimer und Her 
mann Rosenberg bringt Paul Graupe in Berlin jetzt die 
Bibliothek des verstorbenen japanischen Gnneralkonsuls Gustav 
Jacoby (Berlin) zur Versteigerung. Handelte es sich in den 
beiden früheren Fällen um große Sammlungen deutscher Lite 
ratur, so kommt diesmal hauptsächlich Kunstliteratur zum 
Ausgebot, alte Literatur, die sich in erster Linie an den Sammler 
wendet. Es ist da eine große Anzahl sehr gesuchter Werke, so 
das Prachtwerk „Die Architektur der Renaissance in Toscana'“, 
die Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst 
in München 1910 (nur in 430 numer, Exemplaren erschienen), 
der Codex aureus der bayrischen Staatsbibliothek in München 
etc. Eine eigene, recht umfangreiche Abteilung faßt die Luxus 
drucke zusammen, aus der eine Künstlerausgabe des „Pan“ 
und das erste Werk der Pan-Presse, Coopers Lederstrumpf- 
Erzählungen herausgegriffen seien. Beide Exemplare sind mit 
je 2500 Mark geschätzt. 
HANDSCHRIFTEN. 
(Bruchs „K o 1 - N i d r e“.) Mr. B o s w e 11 aus London 
hat der jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem das üriginal- 
manuskript des Klavierauszugs von Max Bruchs berühmtem 
Adagio für Violincello „Kol Nid re“ (op. 47) geschenkt. Der 
Klavierauszug ist im ganzen von Max Bruchs eigener Hand ge 
schrieben und trägt die Widmung „Seiner lieben kleinen Freun 
din Alice Rensburg zum Geburtstag 1880“. Alice Rensburg war 
die Frau des Spenders Mr. Boswell. Am Schlüsse des Manu 
skriptes stehen die Worte „Beendigt im September 1880, leider 
in Liverpool.“ Die Worte „leider in“ hat Bruch durchgestrichen. 
Bruch war zur Zeit der Komposition Dirigent der Philharmo 
nischen Gesellschaft in Liverpool. 
(Der H and schr ift en nach laß Friedrich Haases) 
ist von der Tochter des Künstlers, Frau Major Adamy in 
Heidelberg, jetzt der Gesellschaft für Theatergeschichte in Berlin 
übergeben worden. Damit ist auch der letzte Teil des Haaseschen 
Nachlasses (der außer eigenen Aufzeichnungen vor allem zahl 
reiche Briefe bedeutender Zeitgenossen an ihn enthält) an die 
Gesellschaft für Theatergeschichte gelangt, die bereits Haases 
große Bücher- und Bildersammlung besitzt. Diese bedeutenden 
Sammlungen sind neuerdings im Theaterwissenschaftlichen 
Institut an der Universität Berlin der Wissenschaft zugänglich 
gemacht worden. 
NUMISMATIK. 
(Der dritte Teil der Sammlung Vogel.) Leo Ham 
burger in Frankfurt a. M. bringt am 19. Jänner und den fol 
genden Tagen den dritten Teil der Sammlung Vogel zur 
Versteigerung. Er umfaßt Brandenburg, Preußen, Braunschweig 
und enthält zahlreiche sehr schöne und auch seltene Stücke. 
(Diebstähle eines Münzensammlers.) Das 
thüringihsche Landespolizeiamt hat den 49jährigen Rittmeister 
a. D. Ernst Helmuth v. B e t h e, zuletzt in Erfurt wohnhaft, 
wegen umfangreicher Diebstähle, die er in den letzten Jahren 
im Münzkabinett der Landesbibliothek in Weimar verübt hat, 
festgenommen. Eine große Anzahl der von ihm im Laufe der 
Jahre entwendeten Münzen, darunter Stücke von sehr hohem 
Wert, konnten zustande gebracht werden. Bethe war seit 1910 
leidenschaftlicher Münzensammler und in Sammlerkreisen sehr 
bekannt. 
PHILATELIE. 
(Bayerns seltenste und schönste Briefmarke.) Am 
6. März 1864 gab König Maximilian II. von Bayern den Auf 
trag, die Postmarken, die bis dahin nur die Wertzahl anfwiesen, 
fortab mit seinem Bildnis zu versehen. Zugleich wies das Ka 
binettssekretariat den Medailleur des Hauptmünzamtes in Mün 
chen an, einen Stahlstempel für ein solches Markenbild zu fer 
tigen. Wenige Tage darauf lag der König auf der Totenbahre. 
Der Münzmedailleur Ries nahm als selbstverständlich an, daß 
nunmehr das Porträt von Maximilians Nachfolger auf die Brief 
marken zu kommen habe, schnitt kurz entschlossen den Stempel 
mit dem Bildnisse Ludwigs II. und stellte eine Anzahl Probe 
drucke der Marke her, die er dem Kabinette vorlegte. Sie zeig 
ten in leichter Prägung in einer geschmackvollen Umrahmung 
auf farbigem Grunde das Kopfbild des Monarchen und sollen 
diesem ausserordentlich gefallen haben. Allein das damalige 
Handelsministerium hielt die Ausgabe der Königsmarke nicht 
mehr für „opportun“, weil inzwischen die meisten Postverwal 
tungen, die Briefmarken mit Regentenbildern im Gebrauche 
hatten, dazu übergegangen waren, die Porträts durch das Landes 
wappen zu ersetzen. Auf den Vortrag des Staatsministers von 
Pfeufer verzichtete Ludwig II. auf din Ausführung der Marke, 
die nur in wenigen Stücken der Nachwelt erhalten geblieben ist; 
eine Anzahl ging überdies bei einem Declceneinsturz zugrunde. 
Die erste naturgetreue färbige Wiedergabe dieses Markenklein 
ods bringt das kürzlich im Bayerland-Verlag in München er 
schienene Buch „Bayerns Postwertzeichen 1849—1920“. 
VERSCHIEDENES. 
(Das Salzburger Museum Carolino Augusteum) 
eröffnete zu Weihnachten eine kleine Ausstellung der „Malerei 
des 19. Jahrhunderts“, die bis Drei König dauert und die besten 
Bilder aus eigenem Besitze (Werke von Makart, Ludwig Hans 
Fischer, Waldmüllcr, Gaskell, Pausinger, Rudolf Alt), mit dem 
Salzburger Privatbesitz für kurze Zeit vereinigt. Darunter be 
finden sich Gemälde von Spitzweg, Fendi, Ranftl, Pettenkofen, 
Jakob, Franz und Rudolf Alt, Waldmüller. Die Ausstellung ist 
täglich von 10 bis .12 und 2 bis 4 Uhr im Museum zugänglich. 
(Vandalismus.) Aus München wird berichtet: In der 
Aula der Akademie für bildende Künste in München wird gegen 
wärtig eine Weihnachtsausstellung von Arbeiten studierender 
Künstler abgehalten. Am letzten Freitag wurde eine Studie, das 
Bild eines Blinden darstellend, schwer beschädigt. Dem Bilde, 
dessen Wert auf 2000 M geschätzt wird, wurden die Augen und 
die Nase weggekratzt. Ein anderes Bild wurde auf den Kopf 
gestellt. Man vermutet, daß die Beschädigung des Gemäldes 
durch einen Ausstellungsbesucher erfolgte, der mit der im Bilde 
eingchaltenen Kunstrichtung nicht einverstanden ist. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Auktion bei Gilhofer & Ranschburg in Luzern). 
Man schreibt uns aus Luzern: Die bekannte Wiener Kunst- 
firma Gilhofer & Ranschburg, die vor einigen Monaten hier 
eine Zweigniederlassung errichtete, hat die Probe auf das Exem- 
pel gemacht, ob Luzern auch im Winter sich als Kunstmarkt 
bewähren werde. Und siehe da, das Exempel ist in glänzender, 
alle Erwartungen übertreffender Weise gelungen. Luzern war 
an den drei Auktionstagen voll von Sammlern und Kunsthändlern, 
die alle die schönen Blätter begierig aufnahmen, die zur Ver 
steigerung gebracht wurden. Die Preise waren durchwegs sehr 
gute, manche geradezu Rekordpreise. 
Es notierten in Schweizer Franks: Nr. 4 Aldegrever 
Mariae Verkündigung 185. Nr. 5 Ders , Anbetung der Hirten 90. 
Nr. 15 Ders., Philipp Melanchton 70 Nr. 16 Ders., Selbstbildnis 
im Alter von 28 Jahren 185. Nr. 17 Ders., Ornament mit Maske 
140. Nr. 18 Altdorfer, Simson trägt die Tore von Gad fort 85. 
Nr. 19 Ders, Simon und Delila 150. Nr. 20 Ders., Salomon betet 
die Götzen an 105. Nr. 21 Ders.. Die Verkündigung 85. Nr. 22 
Ders., Maria mit dem Kind auf einem Altar 170 Nr. 23 Ders., 
Maria in einer Landschaft 140. Nr. 24 Ders., Maria mit dem 
Kind in einer Landschaft 110. Nr. 26 Ders., Venus und Amoretten 
135. Nr. 28 Ders, Die Frau, bei der die Römer Feuer holen 70. 
Nr. 29 Ders., Der Ritter mit Brot und Kelch 185. Nr. 32 Ders., 
Maria mit dem Kinde in einer Kirche, Holzschnitt 165. Nr. 37 
Amman, Fronsperger 95. Nr. 37a Stand und Orden 97. Nr. 39 
Anonyme Holzschnitte des 15. Jahrh., Christus am Kreuz zwischen 
Maria und Johannes 360. Nr. 40 Desgl. 275. Nr. 42 Die Katzen 
155. Nr. 43 Maria als Beschützerin 90. Nr. 49 Hans Baidung, 
gen. Grien, Gruppe von 7 Pferden 470. Nr. 50 Ders., Die Hexen 
260. Nr. 51 Barbari, Judith 400. Nr. 52 Ders., Triton und 
Nereide 70. Nr. 62 Bega, Liebkosung der jungen Wirtin 600. 
Nr. 66 Beham, Der Weltlauf 90. Nr. 68 Ders., Vertreibung aus 
dem Paradies 97. Nr. 71 Christus auf der Weltkugel 100. Nr. 73 
Ders., Zwölf Bl. Die zwölf Apostel 340. Nr. 78 Ders., Die Taten 
des Herkules 360. Nr. 82 Ders., Die sieben freien Künste 160. 
Nr. 87 Ders., Die Därne und der Tod 97. Nr. 88 Ders., 5 Bl. 
aus der Folge. „Die zwölf Monate“ 105. Nr. 91 Ders., Der Sack 
pfeifer 175. 
Holzschnitte von Beham: Nr. 99 Die ersten Patriarchen 
225. Nr. 100 Das hl. Abendmahl 100. Nr. 102 32 Bl. zum Alten 
Testament 200. Nr. 103 Typi in Apocalypsi Joannis 350. Nr. 112 
Bink, Madonna auf der Rasenbank 65. Nr. 116 Ders., Land 
schaft mit der Brücke 150. Nr. 123 Bout, Schlitten auf dem 
Eis 100. Nr. 126 Jörg Breu, Joh. Liechtenberger, Practica und 
Prognostication 300. Nr. 133 H. Burgkmair d. Ae., 47 Bl. aus 
dem Weißkunig 150. Nr. 137 Callot, 18 Bl. Die großen Kriegs 
übel 310.
	        
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