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Internationale 
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde, 
Herausgeber: Norbert Ehrlich. 
17. Jahrgang. Wien, 15. Juli 1925. Nr. 14. 
T)er fKund in der ßifdenden ^Kirnst. 
‘Von Dr. SRnton SReicfiet 
SKustos der ZRtöerfina, ‘COtcn. 
Am 27. und 28. Juni fand in Graz eine inter 
nationale Rassenhunde-Ausstellung statt. Im Zusammen 
hang mit dieser wurde von Kunstfreunden die Veran 
staltung einer Kunstausstellung angeregt, die unter dem 
Titel „Der Hund in der bildenden Kunst“ 
in den Ausstellungsräumen des Landesmuseums Joan- 
näum in Graz der Oeffentlichkeit gezeigt wird. 
Während im Laufe des letzten Dezenniums Aus 
stellungen fast ausschließlich nach rein künstlerischen 
Gesichtspunkten gemacht wurden, wobei das rein Arti 
stische oft so in den Vordergrund gerückt erschien, daß 
das große Publikum an Veranstaltungen, die fast nur 
für Eingeweihte verständlich schienen, immer teilnahms 
loser vorüberging, ist der Grazer Versuch in zweifacher 
Hinsicht bemerkenswert. Erstens ist an der Tatsache, 
daß ernst zu wertende künstlerische Faktoren, wie der 
Leiter der Grazer Landesgalerie, Herr Dr. Karl Garze 
rolli, und Herr Dr. Robert Graf, der die ganze Aus 
stellung tatsächlich machte, diesem neuen Gesichts 
punkt, eine Art gegenständlichen Querschnitt durch das 
künstlerische Schaffen von vier Jahrtausenden zu wagen, 
Rechnung trugen, nicht achtlos vorüberzugehen. Es be 
deutet, daß das gegenständliche Moment in der 
Kunst wieder stärker gewertet wird. Neben dieser prin 
zipiellen Feststellung gewährt die Ausstellung großes 
Interesse, weil ein so naheliegendes gegenständliches 
Motiv, wie der Hund in seinem Verhältnis zum Men 
schen im Wandel der Jahrhunderte in einer Art ikono- 
graphischer Behandlung vorgeführt wird. 
Die ganze Auswahl des großen Materials, in dem 
fast alle bedeutenden Sammlungen Oesterreichs, aber 
auch ausländische Sammlungen, wie das British-Museum 
durch Ueberlassung von Objekten beigesteuert haben, 
leitete der bekannte Grazer Sammler und Kunstgelehrte 
Dr. Robert Graf. An Vorarbeiten für das gestellte 
Thema war nichts vorhanden; es mußte da alles gewisser 
maßen „ab ovo" gemacht werden. Die zeitliche Begren 
zung reicht von den alten Aegyptern bis auf die Gegen 
wart. Die Mehrzahl der ausgestellten Objekte sind Ori 
ginale, meist Graphik — die Wiener Albertina steuerte 
eine große Zahl wertvoller Blätter bei — und Gemälde. 
Aber auch kunstgewerbliche Gegenstände, geschliffene 
Gläser, Porzellan, Schnitzarbeiten, Teppiche und Japan- 
Schnitte wurden aufgenommen, soferne sie für das ge 
stellte Thema interessant schienen. Gerade durch diese 
Vielfältigkeit gewinnt das äußere Bild der Ausstellung 
eine Lebhaftigkeit des Aspektes, die angenehm berührt 
und den nachdenkenden Beschauer den Eindruck eines 
„Kulturfriedhofes" vergessen läßt. Dazu kommen Mün 
zen, Siegelabdrücke, illustrierte Bücher und zur Ergän 
zung solcher Objekte, die im Original nicht erreichbar 
waren, Faksimile, Nachbildungen, Photographien, Dia 
positive und Abklatsche. 
Von den ausgestellten Werken selbst können nur 
einige der hervorragendsten Stücke besonders erwähnt 
werden. Vom Meister E S aus dem Kartenspiel die 
„Hunde-Drei" (L. 253). Vom Hausbuchmeister der „Fol- 
kenier und sein Begleiter" (L. 70), dann die „Drei le 
benden und die drei toten Könige" (L. 57). Von Hein 
rich Aldegrever die „Parabel vom reichen Mann“ (B 45). 
Von Hans Burgkmair dem Aelteren aus dem Weyß Kunig 
„Wie der junge Weyß Kunig sonder begier het, Hirschen, 
Gembsen, Steinpöck, Wiltswein und Peren zu jagen". 
Die „Wildschweinjagd" von Augustin Hirschvogel (B. 23). 
Von Albrecht Dürer teils im Original, teils in der Schroll- 
schen Nachbildung Blätter, die den klugen und lebhaften 
Schnauzl zeigen, den von Dürer liebevoll gehegten Haus 
genossen, der auf einer Reihe seiner Kompositionen sein 
Wesen treibt, und dessen „Biographie“ Henry Thode im 
Preußischen Jahrbuchc (Bd. 22) aufzeigte. Rembrandt ist 
mit sieben Radierungen vertreten. Schabblätter vermitteln 
das repräsentative Porträt, R. Earlom den James Stuart 
von Ant. van Dyck, C. P. Londini die Miss Nelly ö Brien 
nach J. Reynolds. Wieder eine Reihe von Blättern be 
schäftigt sich mit der Jagd, wie J. E. Ridinger, George 
Morland, Thomas J. Northcote. Andere Künstler gehen 
auf die Zuchtergebnisse ein und porträtieren charakteri 
stische Hundetypen; z. B. S. Howitt. Die französischen 
Blätter, z. B. Lavrince (Das peinliche Geständnis), De 
Launay (Die wohlverdiente Pflege, nach Lavrince) zeigen 
anekdotenhaft zugespitzte Szenen, während Chodowiecki 
in seinem Blatte „Der Hunde Liebhaber" als humorvoller 
Spötter auftritt. Das moderne Hundeporträt ist vertreten 
mit Bildern von M. R. Ranftl, Max Liebermann, Max 
Neuböck, N. Brepeern-Roth und in einer Folge von zehn 
Radierungen gibt Oskar Stössel das Konterfei preisge 
krönter Hunde. 
Zur Ausstellung erschien ein von Dr. R. Graf exakt 
gearbeiteter, illustrierter Katalog, dessen vornehme künst 
lerische Ausstattung angenehm auffällt.
	        
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