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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 14
2)r. 3Hax Sfrauss 1”.
Von S. Stücfisefig,
'Vorstand der 'Vereinigung der Antiquitäten- und (Kunsthändler '(Viens.
Nach kurzer Krankheit ist am 2. Juli Dr. Max
Strauß knapp nach vollendetem 90. Lebensjahre ge
storben. Mit ihm ist ein Sammler von besonderer Be
deutung dahingegangen. Seine Vielseitigkeit, sein Ver
ständnis und sein Geschmack waren allgemein aner
kannt.
Die Sammlung, welche der Verstorbene hinterließ,
hat internationalen Ruf. Dr. Strauß legte den Grundstock
für seine Kollektion vor beinahe fünfzig Jahren mit der
Erwerbung der italienischen Gläsersammlung Rosen
berg, welche noch heute vollständig vorhanden ist.
Hinzugekommen sind später Gläser orientalischer
Provenienz. Allgemein bekannt sind die Bronzen des
16. Jahrhunderts, die Dr. Strauß zusammengetragen hat.
Die Bilder der Straußsammlung wurden im Jahre 1892
von W. Unger radiert. Die Mappe wurde nur in
wenigen Exemplaren hergestellt und kam nicht in den
Handel. Auch die Gemälde sind noch komplett vor
handen.
Bei Erwerbung der Möbel war der verewigte
Dr. Strauß von besonderem Glück begünstigt. Er konnte
Stücke erwerben, die auf dem Kunstmarkt nur äußerst
selten auftauchen. Im Jahre 1920 ist das seither ver
griffene Strauß-Werk erschienen, in dem ungefähr 80
der bedeutendsten Objekte abgebildet sind.
Nicht vergessen darf die große Anzahl Minia
turen werden. Dr. Strauß beschränkte sich nicht auf
solche Wiener Meister, sondern kaufte, was ihm gefiel.
Im Nachlasse sind Werke erster französischer und eng
lischer Meister vertreten.
Dr. Max Strauß sammelte für sich. Seine Samm
lung hat daher die persönliche Note. Leider sind wenige
Amateure so stark, daß sie nach eigenem Empfinden
erwerben. Dr. Strauß war es. Er ließ sich von keiner
Modeströmung beeinflußen. Darin liegt die Besonder
heit seiner Sammlung und zeigt den Charakter des Ver
storbenen im besten Lichte.
*
Das Straußwerk, auf das sich Herr S. Glückselig
bezieht, betitelt sich „Kunstschätze der Sammlung Dr.
Max Strauß in Wien. Herausgegeben vom Kunstauktions
haus für Altertümer Glückselig&Wärndorfer.
Verlegt bei Karl Gerolds Sohn, Wien“. Es brachte
eine Auslese der Kunstschätze, die Dr. Strauß in seinem
Besitze vereinigt. Behandelt wurden darin Glas und
Mobiliar von Dr. Robert Schmidt, Direktor des Frank
furter Kunstgewerbemuseums, Porzellan von Regierungs
rat Dr. Trenkwald, Bronzen und Bilder von Pro
fessor Dr. Wilhelm S u i d a und Miniaturen von Dr. Leo
Grünstein. Töpfereien, Textilien, Teppiche, Dosen
und Kuriositäten sollten Gegenstand einer späteren Pu
blikation sein, die aber bisher nicht erschienen ist.
An Gemälden weist das Werk auf: Adriaen
Brouwer, Sechs rauchende und trinkende Bauern in
einer Stube, Camphuysen, Landschaft mit Familien
porträt, Canaletto, Venezianische Vedute, Pieter
C1 a e s z, Zwei Stilleben, Albert C u y p, Inneres eines
Kuhstalles, Van G o y e n, Landschaft mit Hirtenpaar und
Uferlandschaft, Adriaen van O s t a d e, Musizierende
Bauern, R u i s d a e 1, Landschaft, S a v e r y, Hirschjagd,
David T e n i e r s d. J., Stilleben, Ti ep o 1 o, Der Tri-
umpf des Herkules, Jacomo Victor, ln Gefahr, Wald
müller, Familienporträt Gierster, Hendrik Avercamp,
genannt „De Stomme van Kämpen", Winterliche Kanal
landschaft mit Schlittschuhläufern, Italienischer Maler
des 16. Jahrhunderts, Kompositionsstudie zur Verlobung
der hl. Katharina, Isaac de Moucheron, gen. Ordo-
nantie, Italienischer Park, Jakob van S t r y, Landschaft
mit altem Gemäuer und Hirtenstaffage (Federzeichnung),
Venetianischer Maler um die Mitte des 18. Jahrh., Das
Pantheon in Rom mit dem Platz, Brunnen und Obelisken
(Lavierte Federzeichnung).
Unter den Miniaturen verzeichtnet das Werk
Arbeiten von Autissier, Langlois, dem Isabey-Schüler
C o r b e t, Emanuel Peter, Adalbert S u c h y, Johann
E n d e r, (Herzog von Reichstadt auf dem Totenbett),.
Opitz, Kriehuber (Kniestück einer Komtesse
Salis-Zizers), L e y b o 1 d (Gürtelbild der Gräfin Des-
fours', Lory Dilgg-Auegg (Brustbild Daffingers)
Karl von Saar (Brustbild des Schauspielers Leopold
Feichtinger) u. v. a.
Die Gläsersammlung ist im Werke haupt
sächlich durch die venetianisshen Gläser der Sammlung
Rosenberg repräsentiert, die deutschen Gläser und das
Porzellan, dessen hervorragendste Stücke dort abge
bildet sind, wurde, wie erinnerlich, vom 16. bis 20.
Jänner 1922 durch Glückselig und W ärndorfer
versteigert. Der Erlös betrug rund 195,000.000 Kronen
und erhöhte sich mit den 20%igen Aufschlag auf
Kronen 234,000.000, eine für die damaligen Verhältniße
horrende Summe.
Unter den Bronzen findet man hervorragende
Arbeiten eines paduanischen Meisters aus der Zeit um
1500, und unbekannter Venetianer aus dem 16. Jahrh.;
unter den Möbeln einen Egerer Prunkschrank um
1685, eine Kommode mit geometrischer Marketerie von
Adrian-Faizelot D e 1 o r m e, einen Schreibsekretär, der
in der Arbeit dem Wiener Meister Wolffsohn sehr
nahe steht etc.
Das weitere Schicksal der Strauß-Sammlung ist
noch unbekannt; es ist aber wahrscheinlich, daß sie
unter den Hammer des Auktionators kommt.
T)ie Jiufction der Cissfer-ßidtiotFieR.
Bei der Versteigerung der Bibliothek Gottfried
Eisslers (siehe die Nummern 12 und 13 der „Inter
nationalen Sammler-Zeitung") wurden weiters folgende
Preise in Schilling erzielt:
Goethe.
Porträts und Darstellungen.
Nr. 357 Landschaft, Thiele pinx. Goethe sc. Rad. 95 (Heck,
Wien). Nr. 358 Esquisse des principales 80 (Dr. Ollendorf).
Nr. 359 Höhen der alten und neuen Welt, bildlich verglichen 70.
Nr. 360 Brustbild in Medaillon, G. M. Kraus del., Chodowiecki
sc. 50. Nr. 365 Goethe am 23. März 1832, Lith. von Wolf 10.
Nr. 366 Goethes Haus in Weimar, Otto Wagner del. Ludw.
Schütze 50. Nr. 368 Goethes Gartenhaus, Schütze 80. Nr. 368
Der Hof in Goethes väterlichem Hause 35. Nr. 369 Carl August
von der Jagd zurückkehrend 55.
Deutsche Literatur bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
Nr. 374 Almanach für Freundinnen romantischer Lektüre
auf das Jahr 1807 100. Nr. 376 Frauentaschenbuch für 1824
20, Nr. 382 Iris, Deutscher Almanach für 1848 37. Nr. 383 Mode-