Nr. 18
Seite 143
Internationale Sammler-Zeitung
macht 21.441 Gramm aus. Das Gewicht der Silber
gegenstände beträgt 210.000 Gramm.
Der Wert der gefundenen Schätze ist mit 5,0 10 000
Rubel berechnet. Während der Untersuchungen des
Schlosses ist der Verwalter gestorben. Ob er alles an
gezeigt hat, bleibt unbekannt. Vieles aber läßt ver
muten, daß sich im Schlosse noch andere Geheim
kammern mit verborgenen Schätzen befinden.
Gfirouiil.
AUTOGRAPHEN.
(Schuberts Lied „An Laura“). Die Wiener Stadt.
Sammlungen haben das Manuskript des Liedes „An Laura“ von
Schubert erworben.
BIBLIOPHILIE.
(Ein Jean-Paul-Jahrbuch.) Herausgegeben von Eduard
B e r e n d, soll von jetzt ab ein Jean-Paul-jahrbuch erscheinen,
dessen erster Band in kurzem vorliegen wird und als Jubiläums-
schrift zum 100. Todestag des Dichters gedacht ist. Der Band
enthält Beiträge von Biese, Eulenberg, Loerke, Nohl, Marg.
Susman, Schaukal, Rudolf Unger u. a. Als besonders interessante
Gabe bringt er aus dem Nachlaß des Dichters ein bisher
unbekanntes Romanfragment, eine Geistergeschichte. Ein in ihr
auftretender Taschenspieler ist in seinem Aeußeren ohne Zweifel
Schiller nachgebildet. Bcrend ist es auch gelungen, nachzu
weisen, daß diesem literarischen Porträt ein bestimmtes Schiller
bild zugrunde gelegen hat, ein Stich nach einer Zeichnung Dora
Stocks, der dem Band gleichfalls beigegeben ist. Er enthält auch
das Faksimile eines erst jüngst aufgetauchten Jean-Paul-Briefes
an Goethe, auf dem dieser mit eigener Hand die Echtheit von
Jean Pauls Handschrift bezeugt. Das Jahrbuch, das im Verlag
von Heinr. Rosenberg in Eerlin erscheint, soll auch als eine
Ergänzung zu Berends Briefausgabe allmählich das Wichtigste
aus der ungeheuren Masse der Briefe an Jean Paul zugänglich
machen.
(Versteigerung von Bibliotheken.) Paul
Graupe in Berlin versteigert am 1. Oktober eine Samm
lung deutscher Literatur, zu der etwa 350 zeitgenössi
sche Drucke zur Reformation enthalten sind, darin allein 100
von Luther; ferner von Melanchton, Zwingli, Hutten, Fischart;
zahlreiche Ausgaben des Reinecke Fuchs und eine ganze Reihe
der ungemein seltenen frühen Einzeldrucke von Hans Sachs.
Von den ungemein seltenen, reich mit Holzschnitten illustrierten
Werken Murners sind mehrere dabei. Der Katalog bringt
Wiedergaben einer Anzahl der Holzschnitte und Titelbordüren.
Von der deutschen Literatur der klassischen Zeit ist er be
sonders reichhaltig an frühen Ausgaben und Nachdrucken von
Goetheschen Schriften und Werken. Von Goethe enthält er
ausserdem den Erstdruck des Faust-Fragmentes von 1790 und
ein Exemplar des Privatdruckes der Iphigenie, das Karl August
1825 zur Feier von Goethes 50Jährigem Aufenthalt in Weimar
herstellen ließ, mit einem vierzeiligen, eigenhändigen Widmungs
gedicht Goethes an die Sängerin Milder. Ausserdem Kleists
Zeitschrift „Phöbus“ und die Zeitschrift „Memnon“ mit Bren
tanos frühesten Beiträgen, ferner ein herrliches, in Kalbleder
der Zeit gebundenes Exemplar der Göschen’schen Quartausgabe
des Wieland, der schönsten zeitgenössischen Klassiker-Ge
samtausgabe.
Am 9. bis 10. Oktober versteigert Paul Graupe die Biblio
thek des Freiherrn Philipp Schey von Koromla, reich an
Drucken der berühmten englischen und deutschen Pressen,
darunter viele Drucke der Doves Press und Essex House Press
auf Pergament, viele in Original-Bänden und Maroquinbänden
berühmter Künstler. Außerdem Drucke der Bremer Presse und
Ernst Ludwig Presse, zu der Baron Schey in einem besonders
engen Verhältnis stand; Erstausgabe von George, darin die
fast unauffindbare 8. Folge der „Blätter für die Kunst“ und
Erstausgaben von Hofmannsthal, Rilke und Oscar Wilde in
grosser Anzahl. Eine zweite Abteilung enthält eine Auswahl
von Klassikern, hauptsächlich Gesamtausgaben in besonders
schönen, zeitgenössischen Einbänden, und eine gewählte Samm
lung französischer illustrierter Bücher des 18. Jahrhunderts, in
der viele wichtige Hauptstücke vertreten sind. Neben einem
Kehler Voltaire auf besserem Papier und in rot Maroquin, der
die herrlichen Moreau’schen Kupfer in Drucken vor der Schrift
enthält (Cohen kennt nur zwölf solche Exemplare) ist besonders
ein Exemplar von Labordes Choix de Chansons und der von
Oudry illustrierte große Lafontaine in einem roten Maroquinband
mit den französischen Krönungsinsignien zu erwähnen, ferner
der Boccaccio von 1757, Lafontaines Contes von 1762 in einem
roten Maroquinband von Derome, und Longus, Daphnis und
Chloe von 1718 und 1757 in prächtigen Maroquinbänden mit
breiten Bordüren.
(Neue Bücher.) Im Verlage Carl Relßncr, Dresden, er
scheint demnächst „Das Käthe K o 1 1 vv i t z - W e r k“. Auf
150 Tafeln ist das graphische Werk der Künstlerin zusammen
gefaßt. Arthur Bonus hat die Einführung geschrieben. — Im
Weltverlag, Berlin W 9, gibt in Kürze Hugo Bieber ein Heine
buch heraus, das er „Heinrich Heine. Gespräche, Briefe, Tage
bücher, Berichte seiner Zeitgenossen“ nennt. — Denselben
Stoffkreis behandelt ein wesentlich umfangreicher angelegtes
Werk H. H. Ho üben s, das demnächst unter dem Titel „Ge
spräche mit Heine“ im Verlage Rütten u. Loening, Frankfurt
a. M,, erscheint und eine Fülle bisher ungedruckten Materials
enthalten soll.
(Eine Notgemeinschaft für die Oxforder Biblio
thek.) Die gleiche Not der gelehrten Welt nach dem Kriege,
die in Deutschland zur Begründung der Notgemeinschaft und
ähnlicher Vereinigungen, auch in Frankreich zu den „Amis du
Louvre“ geführt hat, hat in England neben den „National Art
Collections Fund“ nunmehr die „Friends of the Bodleian“ treten
lassen. Die vor mehr als drei und einem viertel Jahrhundert von
Sir Thomas Bodley in Oxford gegründete Bibliothek, deren
Bücherschätze zur Zeit weit über eine Million Bände und mehr
als 40.000 Handschriften betragen, kann zwar von allen in Groß
britannien und Irland erscheinenden Büchern ein Pflichtexemplar
beanspruchen, aber für die daneben notwendigen Ankäufe fließen
die Hilfsquellen jetzt so spärlich, daß sich der Bibliothekar und
die Kuratoren der Bodleiana gemeinsam mit den angesehensten
Männern des geistigen Großbritanniens an die Oeffentlichkeit
gewandt und zum Eintritt in einen Freundeskreis der berühmten
Bibliothek aufgefordert haben.
BILDER.
(Angebliche Auffindung eines Raffael-Originals
im Ural.) Aus Moskau wird berichtet: Der Vorstand der
staatlichen künstlerischen Wiederherstellungswerkstätte, Profes
sor Graba, soll im Ural in der Ortschaft NishnyTagit das
Original des Raffael-Bildes Santa Maria del Popolo,
später auch Madonna aus Loretto genannt, entdeckt haben. Man
nimmt an, daß das Bild durch die Geliebte Nikolaus’ 1., Aurora
Karpowna Demidora, die wegen Untreue vom Kaiser nach dem
Ural verbannt worden war, dorthin gelangt sei. Das Bild ist mit
der eigenhändigen Unterschrift Raffaels versehen und trägt das
Jahresdatum 1509, während bisher als Entstehungsjahr 1512 an
genommen wurde. Das Bild ist nach Moskau gebracht worden.
(Ein Bildnis Eva Lessings.) Die Bibliothek in Wolfen
büttel erwarb für ihre Lessing-Sammlung das einzige verbürgte
Originalporträt von Gotthold Ephraim Lessings Gattin Eva, ver
witwete König. Es befand sich bisher im Besitze einer Urenkelin
von Evas Tochter, Amalie.
(Renaissancegemälde im Keller.) Auf einem
Landgut bei Florenz machte die Polizei einen ebenso merkwür
digen wie kostbaren Fund. In einem großen Faß im Keller
wurde eine Anzahl Re na i s s a n'c e ge mal d e, Kirchengeräte
und Heiligenstatuen von großem Kunstwert und fast alle aus
dem 16. Jahrhundert entdeckt. Der Besitzer des Landgutes, der
behauptet, von den Schätzen nichts zu wissen, wurde verhaftet.
MEDAILLEN.
(Eine J e r i t z a - M e d a i 11 e.) Die Wiener Opernsängerin
Maria J e r i t z a ist dem Bildhauer Ludwig Hujer vor ihrer
Abreise nach Amerika mehreremal für eine Medaille gesessen.
Die gut gelungene Medaille hat 60 Millimeter Durchmesser und
kann vom Hauptmiinzamt bezogen werden.
PHILATELIE.
(Die neuen Wohltätigkeitsmarken). Wie wir
hören, bereitet die österreichische Postverwaltung neue Wohl
tätigkeitsmarken vor. Sie werden Motive aus der Nibelungen
sage behandeln und wahrscheinlich im November d. J.^zur
Ausgabe gelangen. Wohl gewitzigt durch die schlechten Er
fahrungen, die man mit den letzten Wohltätigkeitsmarken ge
macht hat — der größte Teil blieb wegen des hohen Preises