Nr. 2
Internationale Sammler-Zeitung
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Stiche etc. Unter den modernen Bildern, die mit be
sonderer Vorliebe die neueste Richtung der Kunst be
rücksichtigen, sind hervorzuheben: Mehrere Rudolf von
Alt, Danhauser, Johann und Thomas Ender, Hans am
Ende, Eybl, Geller, E. H. Hofftnann, C. Rudolf Huber,
Eugen Jettei, Isidor Kaufmann, K. A. Kaulbach, Max
Klinger, Knopff, Kriehuber, Ferdinand Laufberger, Len-
bach, C. Marko, Menzel. Francesco Paolo Michetti,
Anton Müller, Pausinger, Pettenkofen, J. Raffalt, Th. van
Rysselberge, Ed. Ritter, Robert Ruß, Giovanni Segantini
(Die Kartoffelernte), Albert und J. E. Schindler, Schelf-
hout, Sascha Schneider, Schrödl, Verschuur, Ziem u. a.
Besonders groß ist ihr Besitz an Waldmüller-Bildern.
Von den alten Gemälden sind besonders zu erwähnen:
Ein schöner Canaletto, ein A. Canale, ein Aquarell des
Adrian van Ostade, ein Hauptbild des Isaac van Ostade,
ein Egidius von Tiiborgh und ein J. B. Weenix. Unter
den plastischen Werken befinden sich: Der Panther
kampf von Gardet, „la glöbe" von Meunier, eine weib
liche Büste von Alfred Roll, eine Figur des Werndl-
Monumentes von Tilgner, ein Seneca (italienische Ar
beit nach der Antike), ein antiker Apollo und eine
Terrakottabüste, Mailänder Arbeit des 15. Jahrhunderts.
Gottfried Eißler war der geistige Urheber der Wiener
Miniaturen-Gesellschaft, deren erster Vizepräsident er
auch wurde und die er auf jede mögliche Weise för
derte. Seinen rastlosen Bemühungen war auch das Zu
standekommen der „Internationalen Miniaturen-Aus-
stellung“ zu danken, die man im verflossenen Sommer
in der „Albertina" bewundern konnte. Seinem Ansehen
und Einfluß war es zuzuschreiben, daß der Bundespräsi
dent Dr. Hai ni sch das Protektorat über die Ausstellung
übernahm, daß die Albertina ihr einige Säle überließ ui d
daß eine Reihe prominenter Persönlichkeiten sich in den
Dienst der Sqche stellten. Er schrieb ein Vorwort zum
Katalog und war auch nicht zuletzt einer der hervor
ragendsten Aussteller. Er konnte die prächtigsten Daf
finger und Füger beistellen.
Gottfried Eißler hat letztwillig einige der schönsten
Stücke seiner Sammlung der Oesterreichischen Galerie
hinterlassen, darunter zwei Aquarelle von Rudolf von
Alt, Interieurs aus dem Palais Chotek darstellend, die
Porträts der Baronin Merode und der Zuckerbäckerin
Flach und ihrer Tochter, sowie Walter Hampels Minia
turporträt des Fräuleins Berta Eißler.
Sin fJJluseum für griechische und ägyptische fKunst.
ln Haag ist dieser Tage ein neues, nach den
modernsten Anscnauungen errichtetes Muse u m für
griechische und ägyptische Kunst eröffnet
worden.
Das Museum enthält in der Hauptsache die her
vorragende und umfangreiche Sammlung griechischer
Kleinkunst — Bilder, Vasen, Bronzen, Mumiensärge,
Schwerter etc. — des Haag’schen Bankiers und Kunst
kenners C. W. L u n s i n g h-S c h e u r I e e r, der auch
für die Baukosten des Museums aufgekommen ist.
Dieser Sammler vertritt den Standpunkt, daß man sich
bis jetzt im allgemeinen einen falschen Begriff von der
griechischen Kultur gemacht habe, indem man die
Kunst der Griechen vornehmlich nach römischen Nach
ahmungen und ihren Gottesdienst nach römischen
Anekdoten über die Liebesabenteuer der Götter beurteilt
habe. Der griechische Gottesdienst sei viel tiefer und
reicher an Mysterien, als man uns gewöhnlich lehre,
und böte in vielen Punkten Uebereinstimmung mit der
früh-christlichen Religion. Die jetzt zusammengestellte
Sammlung griechischer Kunstgegenstände gibt eine sehr
vollständige Uebersicht über die Kultur Griechenlands
bis zur Zeit seiner Eroberung durch Rom.
Mit dieser Sammlung ist die von Professor Freiherr
Friedrich Wilhelm v. B i s s i n g verbunden Sie besteht
aus etwa 15.000 kleineren ägyptischen Kunstgegen
ständen aus der Zeit von 300 vor Christus bis 700
nach Christus. Beide Sammlungen ergänzen sich in
glücklichster Weise. Lediglich einem Zufall ist es zu
danken, daß diese außergewöhnlich interessante und
wertvolle Sammlung sich jetzt anstatt in Deutschland
im Haag befindet. Professor Freiherr v. Bissing, ehe
mals Hochschullehrer in München, der jetzt mit dem
Charakter als außerordentlicher Hochschullehrer an der
Utrechter Universität über die alte Kunstgeschichte
Aegyptens und Vorderasiens liest, hat darüber das
Folgende mitgeteilt: „Ich war gerade mit der Ordnung
meiner Sammlungen und der Anlage des noch fehlenden
Inventars beschäftigt, als der Krieg ausbrach. Die
Kriegszeit haben die Sammlungen gut überstanden —
schlimm sah es aber aus nach der politischen Umwälzung.
Offenbar hatte keine Regierung, weder unter Eisner
noch später unter Mühsam, Toller und Landauer —-
den das Ausland beinahe nur als Scnriftsteller, nicht
aber in seiner Rolle eines vor keiner Freveltat zurück
schreckenden Anführers der verschiedenen Räterepubliken
in Bayern kennt — auch nur das geringste Ver indnis
für den Wert der Sachen. Die Stadt München, damals
unter dem Bürgermeister Schmidt stehend, legte für
Wohnungszwecke Beschlag auf die Räumlichkeiten, in
denen meine Sammlungen aufgestellt waren und verlangte
die Räumung innerhalb von vierundzwanzig Stunden!
Einem Arbeiter — jemand, der wirklich Arbeiter war —,
war es Vorbehalten, die Gegenstände vor dem Eingriff
der „Intellektuellen" zu retten. Mir blieb nichts übrig
als in größter Eile — ein mir ursprünglich gestellter
Termin wurde noch um einen Monat verkürzt — alles
einzupacken und samt meinem sonstigen Hausrate teil
weise bei einem Spediteur und teilweise auf dem Lande
in Kellern und Scheunen unterzustellen. Bei mir zu
Hause waren die Gegenstände mit entsprechenden Zetteln
im allgemeinen nach dem Fundorte geordnet aufgestellt.
Das kam nun alles kunterbunt durcheinander und vieles
würde unwiderruflich verloren gegangen sein, wenn die
Niederländische Regierung und treue holländischeFreunde
nicht die Möglichkeit geschaffen hätten, die Sammlung
nach dem Haag zu bringen und sie dort in einem
prachtvollen Museum aufzustellen, die schlimmsten
Schäden wieder gutzumachen und dann in einer noch
viele Jahre in Anspruch nehmenden Arbeit zu ordnen
und zu sichten.“
Professor Freiherr v. Bissing hat sich bei der Zu
sammenstellung seiner für Unterrichtszwecke bestimmten
Sammlung von dem Grundsätze leiten lassen, so veit
wie möglich Proben und zwar gute und de: Gehe
Proben aller bekannt gewordenen Techniken und aller
Arten von Monumenten zusammenzubringen. Der Grund
satz: „Lieber ein gutes Fragment als ein schlechtes
unbeschädigtes Exemplar" stand dabei an erster Stelle.
Der Sammler hat sich vornehmlich die Aufgabe gestellt,
solche Stücke zusammenzubringen, die den Zusammen
hang zwischen Aegypten und den andern Ländern der
alten Kultur dartun. So entstand eine Sammlung hellen
istischer Altertümer aus Aegypten, und es wurden ebenso
zahlreiche Gegenstände aus Zypern erworben, wie
Muster syrischer, armenischer und mesopotamischer
Altertümer und christlicher Altertümer aus Aegypten.
Die in der Sammlung vertretenen nubischen und äthi-