MAK
Seite 166 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 21 
zwei kunstvoll verzierte Beschwörerdolche, P’ur-bu und 
ein seltenes, Gri-gug genanntes Messer, das bei dem 
alten, blutigen lamaitischen Totenritual zum Oeffnen des 
menschlichen Schädels gebraucht worden sein soll. 
Zu den Perlen der Sammlung gehören aber die 
türkischen Säbel, wovon köstliche Klingen in 
reichster Damaszierung mit zürn Teil geradezu fürst 
licher Ausstattung vorhanden sind. In erster Linie ist 
da ein Konstantinopler Säbel aus der 2. Hälfte des 
18. Jahrhunderts zu nennen, goldtauschierter Damast 
stahl, allerfeinster Arbeit; schwarzer Jadegriff mit drei 
undzwanzig Diamanten und sechs Smaragden. Ferner 
eine persische Damastklinge in silberbelegter Scheide 
mit Wappen von Polen und Litauen, Madonnenbild und 
Monogramm und Brustbild des berühmten polnischen 
Staatsmannes und Hetmans Jan Zamoiski (1541—1605). 
Ferner der Säbel Khussref Paschas, aus dem Anfang des 
19. Jahrh., des Großvezirs und Walis von Bosnien, im 
russisch-türkischen Krieg 1806 — 12 vom Fürsten Wo 
ranzow (f 1856) erbeutet u. a. m. 
Den vorerwähnten Kostbarkeiten kommen einige 
persische und indische Waffen großer Seltenheit gleich, 
namentlich zwei feine Stücke aus dem Besitz des 1875 
von den Briten verurteilten Gaekwars von Baroda. 
An malaischen Krissen, die lange Zeit die 
Lieblingsobjekte des Besitzers der Sammlung waren, 
findet der Liebhaber und der Kenner eine wahre Augen 
weide zum Verkauf gestellt. Da ist vor allem eine hi 
storische Waffe in kostbarer Goldscheide und einer 
selten vorkommenden Form aus dem Besitze des letzten 
Sultans von Lombok, der 1895 den freiwilligen Tod der 
Unterwerfung unter die Holländer vorzog, und der eigen 
artige Kris in Goldblechscheide, ein sog. Naga Sasra, 
eine nur den Fürsten gestattete Form, den der Sultan 
Mangkoe Negoro von Soerakarta (Solo, Java) dem hol 
ländischen Generalgouverneur Baron van der Capellen 
geschenkt hat. 
Von archäologisch-interessanten Stücken seien nur 
erwähnt ein chinesisches Bronzeschwert und zwei bron 
zene Speerspitzen, die Ausgrabungen entstammen. Unter 
den 15 japanischen Klingen befinden sich histo 
risch merkwürdige Exemplare. 
Wer sich für Jade interessiert, findet in diesem 
an Abarten und Farben reichen Material zahlreiche Bei 
spiele wundervoller Griffe. Der historisch interessierte 
Sammler trifft polnische, persische und indische Sachen 
an, aus der kriegerischen Vergangenheit dieser Länder. 
Die holländische und die englische Kolonialgeschichte 
werden durch ein paar prachtvolle Waffen in inter 
essanten Einzelheiten beleuchtet. Das 17. Jahrhundert 
dürfte wohl am reichsten in der, auch stellenweise in 
das 14. zurückreichenden Sammlung vertreten sein, die 
in ihrer Art ein Abbild ist der kriegerischen Vergangen 
heit und Zerrissenheit der alten Welt, und darum nicht 
zuletzt für amerikanische Sammler von höchstem Inter 
esse und besonderem Wert. 
Ghronik. 
AUTOGRAPHEN. 
(Ein Brief Rousseaus.) Im „Journal des Debats“ vom 
19. Oktober veröffentlichte P.-P. Plan, der Herausgeber des 
Briefwechsels Rosseaus, einen unveröffentlichten Brief Rousse 
aus, den neulich die öffentliche und Universitätsbibliothek in 
Genf erworben hat. Der Brief ist vom 14. September 1745 aus 
Paris datiert und an Herrn Bouchau-Duplessis in Nantes 
gerichtet. Erbeleuchtete die grossen Schwierigkeiten, mit denen 
Rousseau bei der Aufführung seines Opernballetts „Les Muses 
galantes“ zu kämpfen hatte und wovon im 7. Buche der „Con- 
fessions“ die Rede ist. Rousseau beklagt sich namentlich über 
Rameaus unfreundliches Benehmen ihm gegenüber in dieser An 
gelegenheit. So heisst es in dem Briefe u. a.: Wissen Sie, daß 
mein Ballett vollendet ist; daß ich es bei Madame de la Pop 
liniere aufführen lassen mußte; dass Rameau dabei anwesend 
war; dass meine Musik ihn in schlechte Laune versetzt hat; 
dass er behauptet, sie sei zu gut, um von mir sein zu können; 
dass ich eine Probe bestehen mußte, deren Erfolg seinen Grimm 
noch vermehrt hat, und endlich dass ich, der ich stets ein An 
hänger seines Eifers war, das Opfer seiner Brutalität sein 
werde, falls man nichts dagegen tut?“ 
NUMISMATIK. 
(Auktion.) Am 16. November und den folgenden Tagen 
veranstaltet J. Schulmann in Amsterdam eine Miinz- 
auktion. Es kommen eine bedeutende Sammlung Münzen der 
Niederlande von den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart, Not- 
und Belagerungsmünzen sowie Goldmünzen verschiedener Län 
der unter den Hammer. 
PHILATELIE. 
(Neuheiten.) Die seit einiger Zeit schon im Erscheinen 
begriffene neue Freimarkenreihe der Niederlande hat kürz 
lich weiteren Zuwachs erhalten: erschienen sind die beiden 
niedrigen Werte zu 3 Cent (hellgrün) und 6 Cent (gelbrot), wo 
von der erstgenannte in der bekannten modernen Zeichnung 
der stilisierten Taube (oder Möwe?) gehalten ist, während der 
andere das feingezeichnete Kopfbildnis der regierenden Königin 
Wilhelmine nach links im ebenfalls schon in der Serie vertre 
tenen Muster aufweist. Einige weitere, besonders schöne Muster 
stehen immer noch aus; vermutlich werden die Guldenwerte 
ein drittes, bisher noch unbekanntes Muster erhalten. — In der 
vor vier Jahren eingeführten schönen Zeichnung (Kopfbildnis 
des Königs Albert nach links nach einem Stich von Montenez) 
ging uns ein neuer Freimarkenwert von Belgien zu, und 
zwar zu 4 Francs (rosarot); eine Reihe weiterer, durch die 
wiederholten Postkartenerhöhungen bedingter Neuheiten — vor 
allem natürlich Farbenänderungen und Verschiebungen zwischen 
den zwei Porträtmustern der kursierenden Serie — ist in Kürze 
zu gewärtigen. 
VERS CHI ED EN ES. 
(Christian Krogh f.) Der norwegische Maler Christian 
Krogh ist in Oslo, seiner Geburtsstadt, im Alter von 73Jahren 
verstorben. Mit ihm verschwindet eine der letzten Säulen der 
nunmehr klassischen norwegischen Künstlergeneration und eben- 
so eine Figur der norwegischen Hauptstadt, als sie noch Christi- 
ania hiess. Krogh war ursprünglich Jurist, als welcher er das 
Staatsexamen ablegte, wurde dann 1873 bis 1878 Schüler von 
Gussow in Karlsruhe und in Berlin, war von 1901 bis 1909 Lehrer 
an der Pariser Academie Colarossi und seit 1909 Direktor der 
neu gegründeten norwegischen Akademie für Malerei und Bild 
hauerkunst. Er war einer der ersten und starken Begabungen 
des Impressionismus in seinem Lande und gab seinen Werken 
gleichzeitig eine starke soziale Note, die er auch als Schrift 
steller in seinen Romanen und Erzählungen anschlug. Berühmt 
ist besonders sein Roman „Albertine“ geworden. Als Journalist 
brachte er für Nowegen die Neuerung der Interviews. Ver 
heiratet war er mit der Malerin Oda Krogh. Auch sein Sohn 
Peter gehört dem jüngsten expressionistischen Norwegen als 
Maler an. 
(Eine Homer-Ausstellung.) Wir lesen in der 
„Frankfurter Zeitung“: Zurzeit ist im Gymnasium zu G ü n z- 
b u r g a, D. eine ganz eigenartige Ausstellung zu sehen. Um 
den Lehrern und Schülern anschaulich vor Augen zu führen, in 
welchem Umfang die homerischen Dichtungen die Phantasie der 
bildenden Künstler befruchtet haben, hat die Anstaltsleitung 
Reproduktionen von Kunstwerken seit der Renaissance zusammen 
gestellt, deren Motive direkt oder indirekt der Ilias oder der 
Odyssee entnommen sind. Die Künstler der Renaissance und 
des Barock — die mittelalterlichen Künstler standen diesen 
Stoffen durchaus fern — behandelten sehr gerne homerische 
Motive. Aber die Zahl dieser Motvie ist gering und scheint 
nicht der Lektüre der homerischen Dichtungen selbst zu ent-
	        
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