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Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 21 
lien und Deutschland zu hoher Beliebtheit gelangte 
und mit großer Kunst erzeugt wurde. Die Suche 
nach Tonwerten mußte der grellen Buntheit, wie sie 
das Mittelalter liebte, abträglich sein. Infolgedessen 
verdüsterte sich im Laufe des 17. Jahrhunderts die 
Farbenskala der Gemälde und der Rahmen mußte, 
sollte er seinem abschließenden und isolierenden 
Zweck nachkommen, früher oder später bei der grüß 
ten Unfarbigkeit, d. h. bei der schwarzen Farbe an 
langen. Weitaus die Mehrzahl aller alten Holländer 
rahmen zeigt diese überaus neutrale Farbe. Man hat 
damals mit unendlich wechselnden Variationen eine 
Unsumme von Typen hergestellt, die bei gleichbleiben 
den Einzelmotiven große Abwechslung zeigten. Vor 
allem gibt es sozusagen konvexe oder sozusagen kon 
kave Rahmenbildungen. Bei den ersten Profilen, die 
sich vor allem für kleine Gemälde eignen, wird das 
Gemälde durch das Emporheben von der Wand gleich 
sam dem Auge näher gebracht. Innerhalb der Stärke 
des Rahmens ist dort das Gemälde um einige Zenti 
meter oder Millimeter vor die Wandfläche gerückt. 
Der zweite Typus kann natürlich das Bild selbst nicht 
in die Wand versenken, jedoch bietet er durch das 
charakteristische Grundmotiv einer tiefen Kehle, um 
die der Rahmen seine einzelnen Elemente aufbaut, die 
Möglichkeit, optisch das Gemälde gleichsam in die 
Wand zu versenken. Es wird uns die Genußmöglich 
keit geschaffen gleichsam durch ein tiefes Fenster in 
eine Landschaft, in einen Raum hinaus zu blicken. 
Daneben hat sich von Italien aus eine andere 
Form fast allgemein eingebürgert, die im Grunde ge 
nommen ein uraltes Ornamentmotiv neu auffrischt, 
das schon in der Spätgotik sehr zur Geltung kam. Es 
ist ein spiralförmiges Band, das sich um eine faden 
dünne Achse windet. Man hat dieses Band im 17. Jahr 
hundert als eine Blattwelle gedeutet, die in ihrem Hin 
und Her im scheinbaren Zickzack das Bildfeld um 
läuft und durch einen Mittelwert zwischen Kompo 
sition und Auflösung angenehm unbestimmt ist. Das 
18. Jahrhundert hat neben einer Fülle der kapriziö 
sesten Rahmenbildungen, die zum Teile ihren Ur 
sprung aus der gleichzeitigen Stuckkunst nicht ver 
leugnen wollen, auch einige sachliche, handfeste und 
immer wieder verwendbare Typen erfunden. Die popu 
lärste und Hauptkombination ist eine Einschränkung 
des alten Holländerrahmens auf ein paar schwarze 
Parallelprofile, die an der Innenseite durch ein Gold- 
leistchen entweder als Stab- oder Blattwelle gebildet, 
an das Bild grenzen. Wiederum uralte Motive der 
Architektur sind verwendet. 
Es erübrigt sich die Wandlungen im Stile des 
Louis Seize zu schildern, das in seinem Drange zu 
antikischen Bildungen, auch Motive des Florentiner 
Manierismus, wie Kannelüren und runde Nabelscheib 
chen über einem Quadrat besonders liebt. Es be 
dürfte einer umfänglichen Darstellung mit zahlreichen 
Illustrationen all diese Wendungen und Sprünge eines 
durchgehenden Entwicklungsgedankens aufzuzeigen. 
Es ist merkwürdig, jeder unter uns findet es zur Aus- 
2)/e Ergebnisse der 
Paul C a s s i r e r und Hugo H e 1 b i n g haben am 
26. Oktober in B e r 1 i n Handzeichnungn von Oskar 
Kokoschka versteigert, die aus einer bekannten 
Berliner Sammlung stammten. Die Auktion war des 
halb von Bedeutung, weil sie die erste wirklich große 
war, die sowohl dem Umfange, wie dem Wert der ein 
zelnen Stücke nach die Zeichnungen des nun in aller 
Welt anerkannten, noch immer jungen Oesterreichers 
Schmückung und Verschönerung seiner eigenen Per 
son selbstverständlich, sagen wir den Friseur oder die 
Modistin aufzusuchen. Die Rahmung der Bilder ist bis 
vor ganz kurzem mit der größten Gedanken- und 
Herzlosigkeit durchgeführt worden und erst die voll 
endete Umrahmung der Akademiegalerie und die be 
gonnene des Hofmuseums hat gezeigt, wie sehr jedes 
Bild sowohl in Farbe, Modellierung und Größe tau 
sendfach abgestufter Bedingtheit bedarf. Wir wollen 
uns einen grotesken Gedanken vergegenwärtigen, der 
aber als Beispiel überaus plastisch wirkt. Wenn in den 
Zeiten der Monarchie der dienstführende Feldwebel 
den Rekruten die Uniformen austeilte, so gab es ein 
recht groteskes Bild, wie sehr unpassend all die 
ärarischen Monturen wirkten. Hier zu groß, dort zu 
klein, im ganzen eine Erscheinung, die am ehesten 
noch in ein Witzblatt hätte passen können. Mit den 
Rahmen ist es ebenso. Im Laufe des 19. Jahrhunderts 
ist eine Flut von grauenhaft maschinell erzeugten 
Rahmen zustandegekommen. Jener Reiz, der die aus 
- freier Hand gezogene Linie von dem Linealstrich 
unterscheiden läßt, beruht auch als Unterschied edlen 
Handwerks von der Maschinenweise bei dem alten 
Bilderrahmen auf diesem Umstande. Aber auch die 
Auswahl aus einer vorhandenen Menge von Rahmen 
selbst erfordert eine gewisse Umsicht und es läßt sich 
denken, daß trotz edelstem Rahmen an und für sich 
und schönstem Bilde eine arge Mißheirat herauskom 
men kann. Es bedarf längerer Uebung und ausreichen 
der Erfahrung hier immer das Richtige zu treffen. 
Wir verfügen aber auch Gott sei Dank in W i e n über 
Leute, die darin Bescheid wissen und deren vorzüg 
licher Geschmack manchen irrenden Privatmann den 
Weg zur vollendeten Einrahmung eines Gemäldes, 
einer Zeichnung, oder eines graphischen Werkes 
weisen kann. Die Menge der alten Rahmen ist bereits 
im Aussterben begriffen, da die Künstler seit Genera 
tionen nach solchen fahnden. Da nicht jeder dieser 
alten Rahmen paßt, muß ständig ein großer Vorrat 
gehalten werden, aus dem man von Fall zu Fall 
schöpft. Da die alten Rahmen zum Schlüsse auf dem 
Wege jahrhundertlanger Erfahrung die glücklichste 
Möglichkeit einer Umgrenzung des Bildfeldes gezeigt 
haben, so ist gewiß auch erlaubt in freier Variation 
auf diese Modelle zurückzugreifen, um etwa den Ein 
druck zu erzielen, den der alte Künstler gewollt hat. 
Auch hier wieder bedarf es geübten Rates und einer 
geschickten Hand, um Einwandfreies zu erzeugen. 
Wir verfügen in Wien über solche Möglichkeiten und 
ich möchte nur vielleicht auf die prominenteste Firma 
auf diesem Gebiete hinweisen, die sich hierin mit den 
geschicktesten Rahmenerzeugern auch in anderen 
Städten wie München, Paris etc. vorteilhaft messen 
kann, die Firma Stiassny & Plobner. 
Ersprießlich für die Sammler ist in dieser Hin 
sicht der Besuch der Galerien, die mehr als jede theore 
tische Eröterung sinnfällig den Nutzen und die Schön 
heit wohlüberlegter Rahmung zumal mit schönen 
alten Rahmen zeigen können. 
EKokoschka-ERuktion. 
brachte. Was sich vor einem Jahr bei einer Versteige 
rung von Arbeiten Kokoschkas in Berlin gezeigt hatte, 
trat nun nicht mehr zutage: nur ein Viertel der 76 
Handzeichnungen wurde zurückgezogen. Das ist ein 
sehr schöner Erfolg und daß es überhaupt unver 
kaufte Blätter gab, hängt lediglich mit den allge 
meinen Verhältnissen auf dem Markt zusammen. Die 
Zeiten, wo man das Geld hinauswarf, ohne es anzu-
	        
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