MAK
Nr. 1 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 7 
zurückerhalten, das ihm vor etwa sechzig Jahren entzogen 
worden war. Das Kloster, dessen Gründung im Jahre 1119 
erfolgte, blickt auf eine lange und interessante Vergangenheit 
zurück. Die neapolitanischen Könige hatten es stets unter 
ihren besonderen Schutz genommen. Davon zeugt die große 
Zahl wichtiger Urkunden, die sich über sechs Jahrhunderte, 
von 1130 bis 1730 erstreckten. Das Archiv war im Jahre 1862, 
zufolge des Dekretes über die Aufhebung der Klöster als 
solche, nach Neapel übergeführt und dort dem großen 
Staatsarchiv . einverleibt worden. Ueber sechzig Jahre zogen 
sich die Eingaben der Aebte, die öffentlichen Diskussionen, 
die parlamentarischen Interpellationen hin, bis sie nun in jüng 
ster Zeit den erhofften Erfolg, die Rückgabe, hatten. Unter 
den Dokumenten gehen fünf auf die normannischen Könige 
zurück,, acht Diplome überließen die Hohenstaufen dem Klo 
ster (eines von Heinrich VI. und sieben von Friedrich II.), 
20 sind aus der Anjouzeit. Zu diesen königlichen Urkunden 
gesellen sich dreihundert päpstliche Bullen, die älteste davon 
aus dem Jahre 1120, und verschiedene Tausend andere Doku 
mente, die ältesten davon in griechischer Sprache. Unter den 
zweihundert Manuskripten und Codices finden sich ebenfalls 
verschiedene alte und wertvolle Stücke, unter anderen bib 
lische, kirchengeschichtliche und liturgische Werke mit pracht 
vollen Miniaturen. Ob diese Aktensammlung der Wissenschaft 
nicht bessere Dienste geleistet hätte in Neapel als in dem ab 
gelegenen Monte Vergine, ist eine andere Frage. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Herabsetzung der Feilbietung sgebüh- 
r e n.) Der Wiener Landtag hat die Feilbietungsgebühren um 
2 Prozent herabgesetzt. 
(Das Kunstauktionshaus Leo Schidlof in 
Wien) schloß am 31. Dezember seine Pforten. Herr Leo 
Schidlof hat, verdrossen über die Wiener Kunstverhältnisse, 
den Entschluß gefaßt, nach Paris zu übcrsiedeln, wo er den 
Kunsthandel fortführen wird. An die Errichtung eines Auk 
tionshauses denkt er zunächst nicht. Man sieht diesen groß 
zügigen Mann, der in das Wiener Auktionswesen einen gewis 
sen Schwung gebracht hat, nur mit lebhaftem Bedauern von 
der Stätte seines langjährigen Wirkens scheiden. 
Leo Schidlof gründete im Jahre 1906 eine Kunsthandlung, 
die er immer mehr erweiterte und rasch zu einem Faktor im 
Wiener Kunstleben zu gestalten verstand. Am 19. November 
1917 begann er mit den Kunstauktionen, deren erste die Samm 
lung von Miniaturen und Aquarellporträts eines Wiener Arztes 
brachte. Es folgten ihr im Laufe der nächsten neun Jahre 
nicht weniger als 5 4 Auktionen (die ersten 16 gemeinsam 
mit S. Kend e), darunter die der Glassammlung Herzfelder, 
der Miniaturensammlung Warneck etc. Eine Auktion ver 
anstaltete er auch in Genf. 
Herr Schidlof ist auch als Kunstschriftsteller bekannt ge 
worden. Das heute sehr gesuchte Werk „Die Bildnisminiatur 
in Frankreich im 17., 18. und 19. Jahrhundert“ hat ihn zum 
Verfasser und für den Katalog der „Internationalen Minia- 
turenausstellung" in der Albertina in Wien (1924), die haupt 
sächlich auf seine Initiative zurückzuführen war, schrieb er 
eine historische Einleitung, die von einer profunden Beherr 
schung der Materie Zeugnis ablegte. Zuletzt sei erwähnt, daß 
Herr Schidlof eine großartige Miniaturensammlung sein Eigen 
nennt, aus der etwa 90 Stück auf der Albertina-Ausstellung zu 
sehen waren. 
(Millionenpreise für Segantini-Bilder.) 
Bei einer Versteigerung in Mailand wurde das Bild „Zwei 
Mütter“ von S e g a n t i n i für eine Million einhunderttausend 
Lire von einem italienischen Bieter gegen ausländische Ange 
bote erworben. Die „Liebesgöttin“ und „Das Pferd im Galopp“ 
von Segantini erzielten bei der Versteigerung einen Preis von 
einer halben Million Lire. — Das Gemälde „Zwei Mütter“ war 
in Wien und Paris ausgestellt und kam dann in das Segantini- 
Museum, das an der Poststraße zwischen St. Moritz und 
Campfer errichtet wurde. Das Museum hatte das Vorkaufs 
recht auf dieses, wie übrigens auch auf einige andere Segan 
tini-Bilder. Die Hoffnung, es in seinen dauernden Besitz zu 
bringen, scheiterte jedoch daran, daß es die erforderlichen 
Mittel nicht aufbringen konnte. Die Einnahmen aus den Ein 
trittsgeldern waren zu gering und ein Mäzen wollte sich auch 
nicht einstellen. 
(Versteigerung moderner Graphik in 
Hannover.) Man schreibt uns aus Hannover: Am 
11 Dezember wurde in den schönen Räumen der Kestner-Ges. 
der erste Teil einer Sammlung moderner Graphik und Aqua 
relle versteigert, die aus hannoverschen Privatbesitz stammte. 
Die Leitung der Auktion lag in den Händen von Karl v. d. 
Porten jr. Es hatte sich ein kunstinteressiertes Publikum 
eingefunden und es wurde schnell geboten. Allgemein hielt 
man sich an die Schätzungspreise, die in Anbetracht der all 
gemeinen wirtschaftlichen Lage nicht allzu hoch angesetzt 
waren. Auffallend war, daß abstrakte Kunst niedrig bewertet 
wurde; dagegen erzielten die bekannten Meister des Expies- 
sionismus, wie Kokoschka, Klee, N o ld e gute Preise. Im 
Laufe des Februar soll der zweite Te il der Sammlung zur Ver 
steigerung kommen. 
Nachstehend die Preise der Blätter über 50 M. 
23 D i x. Spaziergang, Aquarell 
27 Ders. Auf dem Strich, Aquarell 
246 Ders. Traum der Damen, färb. Zeichnung 
49 G 1 e i c h m a n n. Kabarett, Aquarell 
50 Ders. Trinker, Aquarell 
70 Heckei. Frauen am Meer, Aquarell 
91 Klee. Konzentrieter Roman, Aquarell 
93 Kokoschka. Studienkopf zum Konzert, Kreidezeich. 
94 Ders. Studienkopf zum Konzert, Kreidezeich. 
266 Ders. 7 Lithos sign., Kolumbusmappe 
260 Klee. Aquarell, 1917 
]07 Kubin. Löwentränke, Frühzeit-Gouache 
108 Ders. Drehorgel, färb. Zeichnung 
109 Ders. Orchidee, färb. Federzeichnung 
143 Modersohn -Becker. Sitzender Akt, Kreidezeich. 
274 Ders. Mutter und Kind, Aquarell 
275 Ders. Cellospielcr 
154 N o 1 d e. Spanische Tänzerin, Aquarell 
156 Ders. Genfer See, Aquarell 
158 Ders. Frauenkopf, färb. Lithogr. 
175 R o h 1 f s. Mann mit Enten, Aquarell 
192 Schmidt-Rottluff. Holzsäger, Aquarell 
121 
105 
67 
137 
132 
110 
275 
250 
250 
100 
59 
99 
127 
72 
118 
121 
127 
112 
280 
56 
55 
55 
(289. Kunstauktion bei C. J. Wawra.) Bei der 
vom 15. bis 17. Dezember bei C. J. Wawra in Wien abge 
haltenen 289. Kunstauktion wurden folgende Preise (in Schil 
ling) erzielt: 
Oelgemälde. 
1 Oswald Achenbach. Bucht von Neapel 1900 
3 Ant. A 11 m a n n. Landschaft 420 
7 Bensa. Auf der Puszta 260 
8 Kopie nach Piter Berghem. Tierstück 160 
9 B e r g s 1 i e n. Familienszene 430 
10 Karl von B 1 a a s. Die Waldnixen 480 
12 Bommel. Holland. Hafenansicht 620 
13 Bonnat. Römerin 520 
15 u. 16 Joh. Chr. Brand. Landschaften 700 
20 Jan Brueghel und van Baien. Susanne im Bade 1900 
21 Leon C a i 11 e. Die Morgensuppe 700 
25 Aelbert Cuyp (?). Apfelschimmel - 340 
26 D a 11 i n g e r. Auf der Weide 390 
28 Deutsch, um 1780. Damenbildnis 120 
29 Deutsch, um 1800. Der Guckkastenmann 50 
35 Drooch-Sloot. Kirchweihfest 880 
38 Joh. Ncp. Ende r. Bibi. Darstellung 580 
40 Fassauer. Volkstypen 80 
45 Französisch, um 1780. Melle. Pigalle 200 
46 Fr. F r i e d 1 ä n d e r. Beim Heurigen 240 
47 F ii g e r. Männerbildnis 2900 
50 Josef Haag. Der Gutsverwalter 70 
52 Anton Hansch. Der Grundlsee 350 
55 Hasselwande r. Die Wiedergenesene 300 
58 Th. v. Hörma n n. Aus Promontor 230 
62 italienisch, 18. J. Zwei Entwürfe für Füllungen 50 
63 Desgl. Ansicht aus Venedig 340 
64 Desgl. Stilleben 90 
67 Hermann Ten Kate. Die Wachstube 400 
68 Hugo Kauffmann. Verliebt 1400 
69 Isidor Kauf m a n n. Am Felde 460 
70 Herrn. K a u 1 b a c h. Kücheninterieur 240 
71 Kirne r. Bittprozession 820 
72 Korzineck. Aulandschaft 40 
73 Kowalski -Wierusz. Die Furt 170 
74 Kupelwieser. Die heilige Elisabeth 2300 
79 L i c h t e 11 f e 1 s. Motiv von Weißenkirchen 980 
83 Löffler-Radymno. Des Sängers Fluch 480 
84 Mahlknech t. Abtrieb von der Alm 340 
85 Fredericus H. M a n s. Markt in holländischem Dorf 850 
92 Josef Neugebauer. Frauenbildnis 270 
93 Ders. Mädchen mit Gemüsekorb 400 
95 Niederländ. 17. J. Holland. Interieur 520 
97 Niederländ. 17. J. Das Konzert 400 
98 Desgl. Tischgesellschaft 300 
99 Desgl. Wirtshausszene 380 
100 Desgl. Landschaft 400 
101 Desgl. Wirtshausszene 290 
103 Niederländ. 19. J. Der Medizinkrämer 65 
105 u. 106 Pannini. Ruinen. — Ideale Landschaft 1100 
109 P e r g e r. Frühling 150 
110 P e 11 e r. Stilleben 280 
113 Plüsch k e. Zu spät 240 
127 Robert R u s s. Motiv aus Südtirol 1730
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.