Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung
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sein mutiges Verhalten den Volkskommissaren gegenüber vor
dem Untergang bewahrte. Er hat viele Urkundenbücher heraus
gegeben, das Baltische Wapppenbuch beschrieben und für die
Gesellschaft für Geschichte und Atertumskunde in Riga viele
wertvolle Abhandlungen verfaßt.
(Ausstellung von Kupferstichen.) Im Pariser
Louvre wurde eine Ausstellung von Kupferstichen nach
den Gemälden der Staatsgalerien in Paris, Rom und Madrid
eröffnet. Die Auwahl und Anordnung wurde vom Direktor
des Internationalen Büros für die Staatsmuseen, Richard D u -
P i e r r e n t geleitet. Dieses Institut soll den Austausch von
Kunstwerken, Dokumenten und künstlerischen Ideen ver
mitteln und ist dem Institut der geistigen Zusammenarbeit
der Völker angegliedert.
(Galerie Del Vecchio.) Die Galerie Del
Vecchio in Leipzig eröffnete ihre Juni-Juli-Ausstellung
mit einer großen spanischen Sonder-Ausstellung von Paul
S o 11 m a n n. Die Kollektion enthält Werke aus Granada,
Malaga, Sevilla, die durch die Leuchtkraft der Farben und die
feine malerische Gesamtwirkung auffallen. Ferner ist die
Bronze von Prof. Max Klinger „Badende“ (1 Meter hoch)
ausgestellt. Von diesem Stück sind nur ganz wenige Exem
plare vorhanden. Mit Einzelwerken sind weiters vertreten:
Andreas Achenbach, Max Gaisser, J. Wopfner, Phil. Röth,
Alex. Weise, A. Wenck, Paul Weirnann, L. v. Plänckner,
E. Schrödter, Phil. Graf sen., Hans Klatt, Ernst Frommhold,
E. Schuhknecht, Karl Kenzler, G. Eyer, Max Gehrmann, Prof.
Eschwege, Prof. W. Geffcken, C. v. Bergen u. v. a.
(Künstlerische Nackt-Abbildungen.) Das
Leipziger Reichsgericht hat das Urteil des Landesgerichtes
Stuttgart aufgehoben, demzufolge mehrere Nummern des
„Simplicissimus“ wegen Abbildung nackter Frauen für un
züchtig erklärt und beschlagnahmt worden sind. Der Straf
senat erkannte, daß die bloße Abbildung eines nackten
menschlichen Körpers an und für sich niemals unsitt
lich sei und erst durch die Beziehungen, in die es gebracht
wird, es werden könnte. Die angeklaglen Künstler selbst
waren schon vom Landesgericht Stuttgart freigesprocheh
worden in der Annahme, daß sie schon wegen ihrer künstleri
schen Einstellung sich der Unzüchtigkeit der Bilder nicht
bewußt waren.
MUSEEN.
(Städtische Galerie Nürnberg.) Die moderne
Galerie der Stadt Nürnberg wurde, wie uns von dort geschrie
ben wird, nach vollkommener Neuordnung dem allgemeinen
Besuch wieder geöffnet. Erst jetzt konnte es erreicht wer
den, einen vollen Ueberblick über die zahlreichen .Neuerwer
bungen der letzten Jahre zu schaffen. Sie zeigen, daß sich
die erst vor wenigen Jahren geschaffene Galerie aus beschei
denen Anfängen heraus verhältnismäßig rasch entwickelt hat.
Ncuhinzugekommen sind in der allerletzten Zeit: die Bronze
büste des Geheimrats Dr. Bestelmeyer von Prof. Bernhard
B I e c k e r (München), die Frühskizze „Nymphenraub“ von
Prof. Franz von Stuck, das Bildchen „Bei Freimann“ von
Prof. Hans R. Lichtenberger (München), das 1924 ge
malte Selbstbildnis von Carl Schwalb ach (München), das
Gemälde „Felicitas“ von Frau Prof. Maria Caspar-Filser
(München) und das Bild „Dame in Schwarz und Rot“ von
Prof. Konrad H o in in e I (München). Hinzuweisen ist von
Neuerwerbungen älterer Meister auf die Bilder „Triton und
Nereide“ von Arnold B ö c k 1 i n, zwei Mädchenbildnisse von
Moritz von Schwind und das farbensprühende „Picknick“
von Karl S p i t z w e g.
(A u 1 e s t a d als Björnson-Museu m.) Der Vor
schlag der norwegischen Regierung, daß der norwegische
Staat Aulestad als Nationalbesitz erwerben und zum Björn-
son-Museum umgestalteu soll, wurde, jetzt von der norwegi
schen Storthing angenommen. Der Zeitpunkt der Uebernahme
wird von Frau Karoline Björn son bestimmt. Sie erfolgt
spätestens sechs Monate nach ihrem Tode. Bei Lebzeiten be
hält sie das Recht, auf dem Besitztum zu wohnen. Die Mittel
für den Ankauf von Aulestad sind durch eine Landessammlung
aufgebracht worden. Die Sandvigschen Sammlungen in Lille
hammer übernehmen die Verwaltung von Aulestad für einen
jährlichen Staatszuschuß von 1000 Kronen..
(Volta-Ausstellung in Como.) Die Stadt C o m o>
die Heimat des berühmten Physikers Alexander Volta, ver
anstaltete anläßlich der 100. Wiederkehr des Todestages des
berühmten Erfinders eine Volta--Ausstellung, die bis
zum Oktober dem Publikum offen stehen wird. Die Ausstel
lung ist in der Villa Olmo, einer der Stadt gehörenden Be
sitzung, untergebracht und umfaßt zwei Abteilungen: eine
internationale Elektrizitätsausstellung und eine nationale
Seidenausstellung.
VOM KUNSTMARKT.
(Kunstversteigerung in Hannover.) Am 21.
und 22. Juni bringt v. d. Porten in Hannover Gemälde
alter Meister aus österreichischem aristokratischen Besitze
sowie Franzosen des 19. Jahrhunderts aus einer französischen
Sammlung zur Versteigerung. Der Katalog weist unter den
älteren Meistern den niederländischen Monogrammisten auf,
der eine Kreuztragung, die kunstgeschichtlich sehr interessant
ist, mit H. B. signierte und die für 1560 bestimmt wird. Zum
16. Jahrhundert zählt ferner ein lebensgroßes Porträt eines
Patriziers mit Sohn, das von der Hand des Augsburger Flans
Miehlich stammt. Das Porträt ist gut vertreten. Nicol.
Macs, der Franzose Phil, de Champaig n e, der Spanier
Franzisco Herrera sowie die Engländer R. Wilson, Sir
Martin Arther-See und Kniller finden sich da. Das
Interieur und Genrebild repräsentieren P. C o d d e mit einem
von Hofstede de G r o o t begutachtetem Gemälde „Karten
spielende Soldaten“, F. v. Ap s'hoven, J. v. B r e d a e 1,
.1. M. M o 1 e n a e r, Tilborgh sowie P. J. Saenredam
mit einem lichtdurchflutenden Kircheninterieur. Der Spanier
Franzisco Herrera schließt sich mit einem hervorragenden
Vorwurf „Musikalische Unterhaltung“ würdig an. Der Rem-
brandtist Gerbrand van den Eckhout tritt besonders mit
-einer Szene „Christus vor Pilatus“ hervor. Von den Italienern
zeigt Cignani Carlo in einem Oval das mit großer Virtuo
sität und Farbenfreude behandelte Thema „Loth mit seinen
Töchtern“. Erwähnenswert ist ferner Massimo S t a n z i o n e,
der in einer Beweinung eine kühne Verkürzung des Leichnams
Christi bietet. Eine Oelstudie, die als Vorlage einer Fresken
malerei gedient haben mag, ist vorsichtigerweise als Werk
stattarbeit des C. D. Tiepolo bezeichnet. Unter den Fran
zosen des 19. Jahrhunderts sind zu nennen: Bonnat, Boilly,
Chintreuil, Couture, Dccamps, Bracquemont, Roncisvalle,
Roybet, Trouillebert, Othon Friesz u. a. Zu ihnen gesellen
sich noch Achenbach, Calame, G. Kühl, Gussow, Leistikow,
Wenglein und Whistler.
(Große Bilderversteigerungen bei Christie)
Aus London wird uns geschrieben: Im Laufe des Juli werden
bei Christie einige interessante Auktionen stattfinden. Am
(S. Juli kommt die Sammlung Roß aus Montreal unter den
Hammer, in der sich viele Werke von großem Wert befinden.
Unter anderem gibt es in dieser Kollektion ein berühmtes
Porträt von Rembrandt, das einen Mann in mittleren
Jahren in reicher Kleidung — ein mit Pelz besetzter Mantel
und ein großer Filzhut auf langen gelockten Haaren — dar
stellt. Das große Bild, ein Kniestück, trägt die Signatur des
Meisters und die Jahreszahl 1655. Ferner werden Arbeiten
von Franz Hals, Cuyp, Ruysdael, Corot, Courbet,
D a u b i g n y, T urne r, lacob Maris u. a. versteigert. Ein
nicht minder bedeutsames Ereignis verspricht die Auktion
H o 1 f o r d zu werden, die am 13., 14. u. 15. Juli bei Ch r i s t i e
vor sich gehen wird. Seit dem Tod Robert Holfords im Jahre
1892 fragte man sich, was mit den von dem kunstsinnigen
Mann gesammelten Kunstwerken geschehen sei. Die Ge
mälde, die nun feilgeboten werden, gehören zu dem Nachlaß
Sir George Holfords, des Sohnes Roberts. Sir George ver
kaufte kurz vor seinem Ableben dem bekannten amerikani
schen Kunstsammler und Kunsthändler Dr. Rosen hach eine
Anzahl berühmter Erstdrucke, darunter solche von Shake
speare. Bekannt ist, daß sich in der Kollektion Hölford
Bilder von B o 11 i c e I li, Tizian, Tintoretto und vieler
anderer Meister ersten Ranges befanden.
(Versteigerung bei Hugo H e 1 b i n g.) ln der
Galerie Hugo Helbing in München fand am 31. Mai,
1 und 2. Juni eine Versteigerung diverser Antiquitäten, Zinn,
Plastik, alter Gemälde u. a. statt, wobei folgende bemerkens
werte Preise (in Mark) erzielt wurden:
9 Krug, Rhein, 17. J. 100
60 Schüssel, Span. Maur. 17. J. 195
61 Breitfüiiung, Fragment, Florenz 295
77 Hohe Standuhr, Meißen, um 1850 275
100 Kleiner Teller, Hall, Tirol, 16. J. 540
101 Desgl. 17. J. 160
146 Calendarium perpetuum, Silber, 18. J. 155
171 Krönungsteller, Zinn, 2. H. 17. J. 110
187 Ein Paar Schüsseln, Zinn, bayr., um 1729 100
212 Kanonenmodell, 17. J. 150
245 Kelim, 317X165 cm 145
246 Ein Paar Kelim, je 320X80 cm 120
248 Knüpfteppich, Kaukasus, 155X117 cm 190
253 Alter Knüpfteppich, Persien, 460X200 cm 240
256 Kamel-Satteltasche, 2teilig, je 72X68 cm 100
336a Ein Paar Lampen, Japan 200
337 Lampe, ebenso, kleiner 120
340 Knüpfteppich, Tientsin, 210X210 cm 320
342 Wandschirm, China, 120X116 cm 210
343 Desgl. 600
346 Zwei kleine Wandbehänge, China 200
356 Kissenplatte, chinesisch 140