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Horde, Uzbeg, welche aus Waffen, Sclaven und Jagdvögeln bestanden,
erwiederte Näsir-ed-din hauptsächlich mit kostbaren Stoßen und Klei-
dern (1315).
Welch' hohen Werth die Luxusgewebe damaliger Zeit erreicht
haben mussten, lässt sich aus einer Nachricht in der auf der Wiener
Hofbibliothek bewahrten handschriftlichen Chronik des ägyptischen Vice-
königs Rukn-ed-din Beibars (1- 1325) entnehmen, nach welcher man selbst
Rebellen statt durch angedrohte Züchtigung, mit Geschenken an Stoffen
und Stickereien auf den Pfad des Gehorsams zurückzulocken versuchte.
Während der glänzenden Regierung Näsir-ed-dißs stieg aber die damit
verbundene Kleiderpracht in so unglaublicher Weise, dass nach dem
Zeugniss des ägyptischen Historikers el-Makrizi selbst die Beduinen,
welche unter Sultän Kiläwün (1- 1290) noch rothe baumwollene Mützen
und einfache Gürtelbinden trugen, sich mit seidenen Burnus, golddurch-
wirkten Gürteln und gestickten Turbanen bekleideten, während ihre
Frauen, die sich früher nur baumwollener Kleider und eiserner Armringe
bedienten, sich nun mit Seiden- und GoldstoEen, goldenen Armringen
und gestickten Schleiern zierten. Namentlich die Inventarien der Ver-
lassenschaften hingericbteter Grosswürdeuträger, über deren Bestand die
Henkersknechte sultänischer Habsucht den zeitgenössischen Histori-
kern wohl verlässliche Auskünfte zu ertheilen vermochten, lassen uns
einen tiefen Blick in die Pracht der aufgehäuiten Reichthümer an Gewän-
dern und Stoffen werfen. So fand man nach der Hinrichtung des Reichs-
verwesers Sallär (1310), eines der reichsten Männer Aegyptens, ausser
andern unermesslichen Schätzen, nach der Aufzeichnung des gleichzeitigen
Geschichtschreibers el-Berzali, auch kostbare Stoffe. Der im Jahre 1340
hingerichtete reiche Statthalter von Damask, Tengiz, hinterliess nach den
Berichten vieler Historiker unter andern auch sechshundert golddurch-
wirkte Mützen und mehrere hundert seidene und golddurchwirkte Kleider.
Eine grosse Pracht wurde auch bei festlichen Einzügen entfaltet, indem
die Strassen und Häuser, welch' letztere man bis zu 500 Drachmen
(Silberstücken) an Schaulustige vermiethete, mit farbigen Seidenstolfen
und feinsten Teppichen geschmückt wurden. Nicht wenig zur Steigerung
dieses enormen Luxus an Stoßen und Goldstickereien trug aber die Ver-
schwendung des Sultans selbst bei. Einer seiner Töchter gab Nasir-ed-
din beispielsweise als Vermählungsgeschenk ein Zelt, an dem 100,000
Mitskal (Ducaten) Gold waren. Gleichfalls 100.000 Ducaten kostete das
Zelt mit golddurchwirktem Baldachin, welches der Sultan im Jahre 1339
der Tochter des erwähnten Tengiz verehrte, und noch im Jahre vor
seiner Hinrichtung erhielt der Letztere als Beweis kaiserlicher Gnade
Goldstickereien im Werthe von 20.000 Ducaten. Trotz dieser Verschwen-
dung blieb der Sultan für seine eigene Person einfach in den Kleidern,