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INTERNATIONALE SAMMLER ZEITUNG 
Nr. 13 
Seite 140 
bei .Geburten an Fürstinnen verliehen würde. Wir wissen dies 
aus Briefen, die sieb im Staatsarchiv zu Weimar befinden. 
Vom sächsischen Hof kam diese Reliquie nie wieder nach 
Eisenach zurück. Kurfürst Friedrich der Weise hat sie 
seiner großen Sammlung von Reliquien und Heiligtümern in 
der Witlenberger Schloßkirche einverleibt. Bei Auflösung 
dieser Sammlung durch die Reformation schenkte er den 
Glasbecher Martin Lulher, der ihn dann als Gastgeschenk 
in der Feste Coburg zurückließ. So ist wieder ein interessan 
tes, mittelalterliches Heiligtum identifiziert worden, und der 
Schatz der Feste Coburg in die rechte Beleuchtung gerückt 
worden. 
(Die größte Antiquitätenausstellung der Welt.) Wie uns 
aus London geschrieben wird, wird dort am 19. Juli in 
der Olympiahalle die größte Ausstellung von Antiquitäten 
und Kunstsachen eröffnet werden, die jemals in England und 
wahrscheinlich in der ganzen Welt staltgefunden hat. Der 
Wert der ausgestellten Gegenstände wird sich auf mehrere 
Millionen Pfund belaufen. Allein die Malereien sind für eine 
Million Pfund versichert. Viele der ausgestellten Gegenstände 
sind von privaten Sammlern zu diesem Zwecke geliehen 
worden. 
(Ein 300 jähriger Kircheuschatz aulgefunden.) Eine für 
die Kunstgeschichte bedeutsame Entdeckung ist in der alten 
Kirche in Wusterhausen bei Greifswald in Pommern ge 
macht worden. Unter altem Gerümpel fand man einen ver 
witterten Altar mit einem Altarschrein, dessen Ilolztafeln 
vorzügliche Bildnisse des Schwedenkönigs Gustav Adolf 
und der Königin Maria Eleonore von Brandenburg, 
seiner Gemahlin, zeigen. Der Maler ist unbekannt, anschei 
nend sind die Bilder schwedischen Ursprungs, Die Erneuerung 
des Altars und des Altarrahmens, die aus der Zeit des 30 jäh 
rigen Krieges stammen, ist vom Provinzialkonservatör ange 
ordnet worden. 
(Entdeckung alter Fresken in Pettau.) Die Stadtgemeinde 
in Pettau läßt das ehemalige Dominikanerkloster mit dem 
berühmten Kreuzgang in gotischem Stil zu einem Museum her- 
richten. Dabei stießen die Arbeiter auf schöne Fresken aus 
dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Die Fresken stellen Christus 
neben dem Kreuze dar, neben ihm steht Johannes der Täufer 
mit einem Heiligen in Bischofskleidung. Das Bild ist mit herr 
lichen gotischen Ornamenten umgeben. Weiters gewahrt man 
die Gottesmutter mit dem Jesukindlein am Arme. Oberhalb 
der beiden Bilder ist ein altes Kirchengebet in schwarzen 
gotischen Lettern angebracht,' von denen ein Teil fehlt. In 
einem Winkel ist die Jahreszahl 1300 zu sehen, Unterhalb der 
Fresken stehen altgotische Schilde mit unterschiedlichen Ma 
lereien und den Wappen von Klosterfreunden. Auch ein 
Schwan ist zu erblicken, der offenbar an die einst vielbekannte 
Familie Schwanberger erinnert. Auf einem weiteren Felde 
sieht man fünf kniende Dominikanermönche mit zum Gebete 
gefalteten Händen. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß nebst 
den Fresken noch zwei zugemauerte Fenster gefunden wurden. 
Museumsdirektor Dr, A b r a m i c in Spalato wurde mit der 
Restaurierung der Bilder betraut. 
MUSEEN. 
(Kupferstichkabinett der Berliner Museen.) Soeben ist 
eine Rembrandt-Zeichnung als Geschenk in das 
Kupferstichkabinett der Berliner Museen gekommen. Das 
kleine Blatt, das bisher unbekannt war, stellt in knappen 
Federzügen einen kleinen Jungen dar, der ein schlafendes 
Kaninchen greifen will. Außer der Gainsborough-Landschaft, 
die Geheimrat Fried länder kürzlich von C o 1 n a g h i 
in London als Geschenk für das Kabinett erhielt, konnte jetzt 
eine große farbige I.andschaftsstudie des englischen Meisters 
erworben werden, 
(Das Deutsche Museum in Cambridge) hat einen Gips 
abguß des berühmten Grabdenkmals Kaiser Friedrichs III, er 
worben, das im Wiener Stefansdom steht und ein Hauptwerk 
des Meisters Nikolaus von Leyden ist, der 1467 aus Straß 
burg nach Wien kam, 
(Neuerwerbungen des Wawelmuseums.) Das Krakauer 
Wawelmuseum ist in der letzten Zeit um wertvolle neue 
Stücke bereichert worden. Unter den Neuerwerbungen be 
finden sich Gemälde der holländischen, italienischen und spa 
nischen Schule aus dem 16. und 17. Jahrhundert, eine orien 
talische Schabracke aus dem 17. Jahrhundert, spätbarocke 
Möbelgarnituren Danziger Arbeit mit den Wappen Polens und 
Litauens, eine Ritterrüstung des 16. Jahrhunderts mit Nürn 
berger Marke, alle Münzen, Waffen u, a, m. Von einer pol 
nisch-amerikanischen Familie sind dem Museum 5000 Dollars 
für die Restaurierung der Wasakapelle zugegangen. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Zeichen der Zeit.) Der Kunsthändler Gustav N e b e h a y, 
der durch viele Jahre in Wien, I., Hotel „Bristol“, etabliert 
war, ist nach Berlin, Schöneberger Ufer 37, übersiedelt. 
(Die Auktion der Sammlung S. M. bei Paul Graupe) stellte 
die erste Antiquitäten-Auktion dar, die Graupe selbständig, 
das heißt ohne das Kunsthaus Hermann Ball, mit dem es ge 
meinsam schon einige Auktionen ähnlicher Art durchgefiihrt 
hat, veranstalten konnte. Die erzielten Preise verdienen Be 
achtung, Unter den Möbeln brachte ein Chippendale-Tisch 
(um 1750) 1450 Mark und für zwei kleine Tische (England, 
um 1800) gab man 1900 Mark, ein Barock-Armlehnsessel mit 
Großpointbezug kostete 1650 Mark, ein großer französischer 
Armlehnsessel des 18. Jahrhunderts 2800 Mark, lür einen 
Empire-Sessel mit Aubussonbezug (nach Lafontaine) zahlte 
man 2050 Mark, für zwei Armlehnsessel, französisch, Mitte 
18. Jahrhundert, 2350 Mark, Eine italienische Renaissance- 
Kredenz, 17. Jahrhundert, erreichte 2450 Mark, eine englische 
Kredenz dieser Zeit 3010 Mark. Für eine Speisezimmerein 
richtung aus dem 18. Jahrhundert, 36 Teile, roter Lack mit 
vergoldeten Chinoiserien, bot man 10,000 Mark, für 'sieben 
chinesische Tafelbilder des 18. Jahrhunderts 5250 Mark, Unter 
den Porzellanen kam die Kaendlersche weißglasierte Madonna 
(1733) auf 4900 Mark, die Nymphenburger Bustelli-Gruppe 
»Neger und Negerin« auf 2400 Mark, Unter den Gemälden 
der Sammlung ergab das männliche Bildnis des Isenbrant 
22.000 Mark, das Damenbildnis von N a t t i e r 15.500 Mark. 
Der »Reiter am Tegernsee« von Wilhelm von Kob eil ging 
auf 6000 Mark, das Bild »In der Loge« von Mary Cassatt 
(1926) auf 13.000 Mark, eine »Herbstlandschaft« von Courbet 
auf 5600 Mark. 
(360.000 Francs für einen Cezanne.) Aus P a r i's wird 
uns berichtet: Bei einer Versteigerung hat ein Männerporträt 
von Cezanne aus der Sammlung des Dr. Soubres den hohen 
Betrag von 360.000 Francs erreicht, Für ein Bild Renoirs, 
»Symphonie en blanc«, das der Maler seinerzeit für ungefähr 
100 Francs verkaufte, wurden jetzt 221.000 Francs bezahlt 
Eine Serie von 23 Bildern Matisses erzielte 1,746.000 Frcs. 
»La jeune ville ä la cravate noire« von M o d i g 1 ia n i brachte 
65.100 Francs, ein Toulouse-Lautrec, »Le Sopha«, 
141.000 Francs, ein Stilleben von Brague 48.000 Francs, 
ein Figurenstück von Derain 46,000 Francs und »La Femme 
ä la mandoline« von Picasso 30,000 Francs, 
AUSSTELLUNGEN. 
Hamburg. Galerie Commeter. Werke französischer 
Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, ein Querschnitt von 
Delacroix bis Utrillo. Plastiken von Rodin — Degas — Maillol. 
München. Graphisches Kabinett. Munch-Graphik- 
Ausstellung, 
St. Gallen. Graphisches Kabinett in München. 
Französische Meistergraphik im 19, Jahrhundert und Japan- 
und China-Holzschnitte. 
Stuttgart. Kunstbaus S c h a 11 e r. Juni/ Juli: Strich- 
C h a p e 11, Gemälde — Egon H o f m a n n-Linz, Gemälde — 
Car! Knapp e-München, Plastik — .Hans Otto Schön 
leber, Graphik. 
AUKTIONEN. 
2. Juli u. f T Frankfurt a. M. Adolph E. C a h n. Antike 
Münzen. 
10. Juli. München. Hugo H e 1 b i n g, Moderne Gemälde, 
Aquarelle und Handzeichnungen. 
NEUE KATALOGE. 
B. Selig sbergs Antiquariat. Bayreuth. Ant. Katalog 
Nr. 329, Franken (Ober-, Mittel- und Unterfranken), Kultur- 
und Sittengeschichte, Geographie, Literatur, Kunst, Ansichten 
von Städten, Bui'gen, Schlössern, Klöstern, historische Dar 
stellungen, Trachten, Porträts (2969 Nummern mit Preisen in 
Mark). 
Heinrich Rosenberg. Antiquariat, Berlin W 30, Kata 
log 18. Geschichte, Genealogie (1230 Nummern mit Preisen 
in Mark), Die Bücher stammen zum größten Teil aus der 
Bibliothek eines preußischen Grandseigneurs, der von 1780—• 
1820 lange Zeit in Papis und anderen europäischen Groß 
städten lebte.
	        
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