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Nr. 19 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 181 
besitzt, muß ein in Eile gekauftes Buch herhalten. Und 
so ereignet es sich, daß im Laufe der Zeiten eine uner 
meßliche Anzahl von Büchern, oft Exemplare eines und 
desselben Buches, sich lawinenartig vor dem entsetzten 
Empfänger auftürmt. Jede Uebersiedlung, jedes Grund 
räumen wird zur unermeßlichen Plage und der Geber 
wird nur zu oft zu allen Teufeln gewünscht, wenn die 
Staubplage, das größte Uebel aller Bibliotheken, allzu 
sehr überhand nimmt. Wie wichtig daher die Anlage und 
Verwendung geeigneter, nicht mit Vorhängen versehener, 
glatter, verschiebbarer Schränke ist, brauche ich daher 
kaum zu schildern. Der Bücherschrank soll durch seine 
einfache, aber mustergültige Ausführung und die Aus 
nützung des Raumes zur Aufstellung der vorhandenen 
Bücherbestände die Freude des Besitzers in ernsten und 
heiteren Stunden bilden. Wieviel unersetzliche und kost 
bare Zeit geht aber beim Suchen nach dem Buche, das 
der jeweiligen eigenen Stimmung entspricht, verloren! 
So erweist sich als erste und notwendigste Aufgabe des 
Haurbibliothekars nach erfolgter Inventarisierung (Be 
standsaufnahme) die Herstellung eines brauchbaren und 
leichtfaßlichen K a t a 1 o g e s. Für den häuslichen Bedarf 
dürfte ein Namen- und ein Schlagwortkatalog genügen. 
Man wähle dazu nicht zu dickes und nicht zu dünnes 
Kartonpapier, das an der Unterseite durchlocht und an 
einem Holz- oder Metallstäbchen aufgereiht.werden kann, 
und versehe jedes Kärtchen mit ein,er fortlaufenden 
Nummer, dem Namen des Autors (rot unterstrichen), der 
Materie, des Druckortes, Angabe des Erscheinungsjahres 
und Verlegers und, eventuell bei Sammelwerken, auch 
mit der Anzahl der vorhandenen Volumina. 
Für die Anlage des Schlagwortindex kommt eine 
sich nach den Spezialbedürfnissen des Benützers rich 
tende Einteilung nach Schlagworten in Betracht, Ver 
schiedenfarbige Namen- und Materienhinweise mögen der 
leichteren Auffindung der Materie dienen. Zu den wich 
tigsten Erfordernissen jeder Privatbibliothek gehört 
ferner ein wohleingerichtetes Entlehnbuch, das, um 
Bücherdiebstähle hintanzuhalten, den Namen des Ent- 
lehners enthält. 
Chronik. 
AUTOGRAPHEN. 
(Der zweite Teil der Sammlung Baedeker.) Am 17. und 
18. September versteigerte K. E. Henrici in Berlin den 
zweiten Teil der Sammlung Dr. Fritz Baedeker, der aus 
schließlich aus historischen Autographen bestand. Bemerkens 
werte Preise erzielten: Nr. 29, eigenhändiges Widmungsblatl 
des Gegners Luthers, Dr. Eck, mit Unterschrift, undatiert, 
Va Seite: 150 M.; Nr, 111, Brief mit eigenhändiger Unterschrift 
des schwäbischen Landsknechthauptmanns Schertlin von 
Burtenbach an den Augsburger Patrizier Anion Fugger, 
1547, 3 Seiten, Folio: 105 M.; Nr. 126, eigenhändiger Brief 
mit Unterschrift des Grafen von T i 11 y an Johann Freiherrn 
v. Virmondt, o. J., 1 Seite, Folio: 120 Mk,; Nr. 148, Brief mit 
eigenhändigem Kompliment und Unterschrift Wilhelm I., 
Prinz von Oranien, des Begründers des Hauses Nassau-Oranien, 
an den Kurfürsten von Köln, 1568 geschrieben, 7 Seiten, Folio, 
mit Adresse und Siegel: 225 M.: Nr. 249, Brief Napoleons I. 
mit eigenhändiger Unterschrift an Macdonald mit genau io 
Verhaltungsmaßregeln für die Operationen der Schlacht bei 
Leipzig, 13. Oktober 1813, 2'A Seiten: 750 M.; Nr. 290, Politi 
scher Brief Blüchers mit Unterschrift, Versailles. 1815, 
3 Seiten: 140 M.; Nr. 644, Brief mit eigenhändiger Unterschrift 
Karls des Kühnen von Burgund, 1473, 1 Seite, lateinisch: 
165 M. 
BIBLIOPHILIE. 
(Bücherversteigerung in Prag.) Man schreibt uns aus 
Prag: Die Saison eröffnet die Buchauktion bei P y s v e j c. 
die am 5. und 6. Oktober in der Zentralauktionshalle statt 
findet. Der Katalog umfaßt 304 Nummern, Bohemica, Pragen- 
sia, ältere und neuere Drucke und einige Autogramme ein 
heimischer und ausländischer Persönlichkeiten. Die alten 
Drucke sind durchwegs religiösen Inhalts. Zwei alte böhmische 
Bibeln, die venetianische von Liechtein aus dem Jahre 1506 
und eine Nürnberger Koberger aus dem Jahre 1540, Bunting 
Itinerarium (Veleslavin 1610), eine Zämrskysche Postille aus 
dem Jahre 1592 sind die bedeutsamsten Bücher. Interesse 
werden auch einige Comeniusdrucke, Hussitica, Exulanten 
bücher sowie juristische und literarhistorische Werke erregen. 
Auf dem Gebiete der Literatur der Zeit der nationalen Er 
neuerung verdienen namentlich einige editiones principes älte 
rer und neuerer Provenienz Interesse. Bemerkenswert ist die 
Erstausgabe von Mächas »Mai«. 
(Die Schloßbibliothek der Grafen von Einsiedel) gelangt 
am 16. Oktober und den folgenden Tagen durch Bernh, L i e- 
bisch und Schmidt & Günther in Leipzig zur Auf 
lösung. Der sorgfältig bearbeitete Katalog weist auf 206 Sei 
ten nicht weniger als 4601 Nummern auf, die von einer un 
gewöhnlichen Vielseitigkeit der Interessen der Vorbesitzer 
Zeugnis ablegen, Vielfach lassen sich besondere Liebhabereien 
verfolgen. So kultivierte einer der Grafen französische und 
englische Literatur, während das Interesse des anderen Italien 
zugewendet war. Die Schwärmerei für Friedrich den Großen 
drückt sich ebenso in der Fülle der zeitgenössischen Erschei 
nungen über diesen Regenten aus, wie die französische Revo 
lution sich in der Literatur spiegelt, die aus dieser Zeit stammt. 
Ueberraschend ist das außerordentliche Verständnis, mit dem 
die Nationalökonomen und Kameralisten sowie die landwirt 
schaftliche Literatur gesammelt wurden, so daß auch in diesen 
Abteilungen eine Fülle von heute in ihrem Werte wieder 
erkannte Literatur zu finden ist. Vieles davon ist seit 
Jahren nicht im Handel gewesen. Die Bücher sind in ausge 
zeichnetem Zustande und sehen immer vielfach so aus, als 
wären sie eben aus der Presse gekommen. 
BILDER. 
(Der Leipziger Rembrandt unecht.) Der als Privatdozent 
an der Universität Leipzig wirkende schweizerische Kunst 
historiker Dr. Karl Friedrich Suter hat die interessante 
Feststellung gemacht, daß das im Leipziger Museum hängende 
Selbstporträt Rembrandts bisher mit Unrecht als 
ein Werk des niederländischen Meisters angesehen wurde. 
Suter vertritt vielmehr die Meinung, daß das Werk, dessen 
Kopie seinerzeit Bode zum 60. Geburtstage als Geschenk 
überreicht wurde, von dem Rembrandt-Schüler Fabricius 
stammt. Der Leipziger Gelehrte hat seine Ansicht in einer 
größeren Arbeit ausführlich begründet. Von den Argumenten, 
die er anführt, seien hier nur einige kurz skizziert: im Gegen 
satz zu Rembrandts bekannter Art, vom Dunkeln ins Helle 
zu malen, hat der Maler dieses Bildes einen hellen Hinter 
grund verwendet; auf dem Gemälde sind, was sonst bei Rem 
brandt nicht vorkommt, verschiedene Farbarten für den glei 
chen Farbwert und -Ausdruck gebraucht. Die Meinung, daß 
diese technischen Abweichungen von Rembrandts sonstigem 
Stil dadurch zu erklären seien, daß es sich um eine Jugend 
arbeit handelt, hält Suter deshalb nicht für stichhaltig, weil 
das Bild nicht den jungen Rembrandt, sondern den Meister 
in späteren Jahren darstellt. Was die deutschen Rembrandt- 
Spezialisten zu Suters Feststellung sagen werden, bleibt ab 
zuwarten, beachtenswert erscheint jedenfalls, daß der be 
kannte holländische Experte Hofstede de Groot Suters 
Hypothese unterstützt. 
(Porzellan-Radierungen.) Die berühmte Sammlung von 
Radierungen des Hildesheimer Kanonikus August Otto Ernst 
von dem Busch (1704 bis 1779) ist durch eine Schenkung in 
den Besitz der Stadt Hildesheim gekommen. Busch ist
	        
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