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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 10
der Barockzeit zwei Skizzen: die Heimsuchung und Verkündi
gung Mariä von Guido R e n i (Widmung der Galerie St. Lukas
in Wien, Kompartiment 12), eine Landschaft mit Jakobs Aus
zug von Giovanni Benedetto Castiglione (Kompartiment 13)
und eine Verkündigung Mariä von Giuseppe Bazzani
(Saal V); aus der spanischen Schule des siebzehnten Jahrhun
derts ein betender Franziskanermönch von Francisco Z ur
bar a n (Widmung der Galerie Arnot in London, Komparti
ment 17).
VOM KUNSTMARKT.
(Die Portland-Vase nicht verkauft.) Die Portland-Vase,
seit dem Jahre 1810 als Leihgabe der Herzoge von Portland
im Britischen Museum ausgestellt, war, wie wir gemeldet ha
ben, für den 2. Mai zur Auktion bei C h r i s t i e in London
ausgeschrieben. Man befürchtete allgemein, daß dieses kost
bare Werk aus dem Anfang des römischen Imperiums nach
Amerika abwandere und glaubte, daß es zwischen 50.000 und
100.000 Pfund erzielen werde. Indessen schloß die Versteige
rung schon nach 35 Sekunden bei einem Angebot von 30.450
Pfunden. Es wurde bekannt, daß der Herzog von 'P o r t -
land selbst die Vase aus der Auktion zurückgezogen
hatte,
(Versteigerung der Gemäldesammlung Otto Kuhn.) Eine
der größlen tschechoslowakischen Privatsammlungen alter Ge
mälde, die des verstorbenen Industriellen Otto Kuhn in
Brünn, wird am 4. Juni bei Müller & Co. in Amster
dam unter Mitwirkung des Dr. Hugo Feig] (Prag) verstei
gert. Die Sammlung, einige Jahre vor dem Kriege angelegt,
umfaßt zirka 120 Gemälde; holländische, italienische und eng
lische Meister. Unter den Holländern ragen eine Landschaft
des äußerst seltenen Jan van der Heyden, ein Pieter B r ue g-
h e 1, ein Jacob und Salomon R u 1 s d a e 1, zwei O s t a d e, ein
Teniers und ein Jan Steen hervor. Eine besondere Sel
tenheit repräsentiert ein Gemälde der Judith L e y s t e r, einer
Schülerin des Frans Hals, die später Jan Miense M o 1 e n a e r
heiratete.
(Ein großer Silberschatz in Prag.) Im Palais Riunione in
Prag ist derzeit ein großer Silberschatz ausgestellt, der be
rechtigtes Aufsehen erregt. Es handelt sich um eine Sammlung
von Silbergegenständen, welche die Kunsthändler Kubec
und Goldberg nach Prag gebracht haben. Von dem Reich
tum dieser Sammlung kann man sich erst dann einen Begriff
machen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß sie etwa 40 Sil
berhumpen aus der Barockzeit, ganz auserlesen schöne Ananas
becher aus der Renaissance, die meisten mit dem Augsburger
Siiberschmiedzeichen, zahlreiche Schüsseln, sowie Teller mit
den herrlichsten Treibarbeiten, ganze Service und anderes ent
hält. Jedes einzelne Objekt dieser Sammlung hat hohe Qualität.
(Romanische und gotische Plastik.) Das Kunsthaus Hein
rich Hahn in Frankfurt a. M. bringt am 11. Juni drei
rheinische Sammlungen zur Auflösung, die zu den
bedeutendsten gehören, die die Rheinlande noch kennen. Sie
gehören teilweise auch zu den unbekanntesten. Eine ungewöhn
lich große Zahl der zum Verkauf kommenden romanischen
und gotischen Plastiken hat seit längerem Eingang in
die kunstgeschichtliche Literatur gefunden, in der sie als typi
sche Beispiele des Stilwiliens gewisser Perioden und Land
schaften gewürdigt wurden. Zudem erschienen sie in den Nach
kriegsjahren vielfach auf den bemerkenswertesten Ausstellun
gen: 1921 auf der Ausstellung für christliche Kunst in Köln,
1925 ebendort auf der Jahrtausendausstellung, 1927 auf der
„Ausstellung mittelrheinischer Kunst aus Kölner Privatbesilz“,
1928 in Darmstadt etc.
Die eine der Sammlungen, die Sammlung Rauten-
st rauch (Trier), blühte lange Jahre im Verborgenen, von
kaum einem Fachmann gekannt, bis sie vor einigen Jahren
durch eine öffentliche Ausstellung in Trier wenigstens einem
beschränkten Kreise von Interessenten bekannt wurde. Sie ist
vor Jahrzehnten zusammengetragen noch unter Beratung und
Unterstützung der Träger rheinischer Kunstiradition der Acht
ziger- und Neunzigerjahre, so des verstorbenen Prof. Dr. Alex.
Schniitgen. Die zwei anderen Sammlungen, die Sammlun
gen Fr. J. Marx (Köln) und Ernst Michels (Köln), sind mit
feinem Tastsinn zusammengestellt, oft unter Aufbringung gro
ßer materieller Opfer. Wenngleich den früheren Besitzern die
Absicht fern lag, ausschließlich rheinisches Kunstgut zu sam
meln, so gab doch der vor Jahren noch sehr reiche Markt der
engeren Heimat soviel an heimischem Kunstgut her, daß sich
ganz von selbst den Sammlungen der rheinische Charakter
aufprägte.
Es handelt sich bei den Plastiken ausschließlich um mit
telalterliche Objekte, und zwar durchwegs um solche ausge
prägtester Qualität. Dazu kommt, daß die Dinge in ihrer Ge
samtheit ein beinahe abgerundetes Bild der Geschichte rheini
scher Plastik vom 12, bis ins beginnende 16. Jahrhundert dar
stellen. Mittelrhein, Mosel, Köln, Aachen und der Niederrhein
sind dabei durch prominente Stücke vertreten. Dazu gesellen
sich dann solche, welche die Tangenten zwischen heimischer
Kunst und den Zustrahlungsgebieten Frankreich, Belgien und
Niederlande bilden. Auch die den Rheinlanden benachbarten
Bezirke wie Süddeutschland und Westfalen sind in einzelnen
schönen Stücken repräsentiert. Es muß fast als ausgeschlossen
erscheinen, daß sich noch einmal eine so stattliche Anzahl
hochwertiger rheinischer Plastiken der verschiedensten Stil
epochen auf einer einzigen Versteigerung zusammenfinden wird,
(Hohe Preise für alte Graphik.) Aus L e i p z lg wird uns
gemeldet: Die Boerner-Auktionen begannen unter den günstig
sten Auspizien; die Beteiligung ist eine außerordentliche. Schon
der erste Tag ' brachte überaus hohe Preise. So zahlte C o 1-
naghi (London) für Aldegrevers seltenes Hauptblatt,
„Johannes von Leyden", 5100 Mark, eines der Hauptstücke der
Sammlung Passavant-Gontard, ein anonymer französischer Holz
schnitt aus dem 15. Jahrhundert, die „Passion Christi", wurde
für 28.500 Mark durch Josef Baer (Frankfurt a. M.) erwor
ben, den anonymen frühdeutschen Holzschnitt „Christus am
Kreuze" erstand Z e s s 1 e r (Philadelphia) für 5500 Mark. Hans
Baidungs G r i e n s „Sündenfall“, eines der schönsten graphi
schen Erzeugnisse des 16. Jahrhunderts, ging für 22,000 Mark
gleichfalls nach Philadelphia. Ueber den weiteren Verlauf der
Auktionen werden wir ausführlich berichten.
(Die Sammlung von B.) Bei der am 23, April in der Ga
lerie Helbing in München abgehaltenen Versteigerung
der Sammlung von B. (siehe Nr. 9) wurden noch folgende
Preise in Mark) erzielt;
65 Looschen, Japanische Frauen 450 -
66 Derselbe, Gegenstück 290
67 Mayrshofer, Mädchen. Pastell 160
68 Robert Schleich, Gewitter 560
69 Derselbe, Ernte 780
70 Schönleber, Hafen in Antwerpen 4500
71 Schuch, Spargelbund auf einem Zinnteller .... 5050
74 Giovani Segantini, Apostel. Farbkreide 1220
75 M. S 1 e v o g t, Landungsbrücke Hamburg-Uhlenhorst . 4500
79 Ferd. Spiegel, Bildnis eines Infanteristen, Färbst. . 95
81 S p 1 t z w e 'g, Der Spaziergang 18.000
82 Stadler, Bergwiese 1010
83 Derselbe, Heidelandschaft mit Findlingen 800
84 Derselbe, Heidelandschaft 1080
86 Fritz Stahl, Meerespromenade 850
87 Stuck, Fangspiel 8000
90 Derselbe, Tänzerin, Bronze . . . 610
91 Ed. T h ö n y, Der Urlauber 50
96 Hans T h o m a, Blumen- und Früchtcstilleben . . . 9000
97 Derselbe, Schwarzwaldlandschaft 9500
98 Derselbe, Frauenbildnis 2900
100 T r ü b n e r, Mädchen im Badehaus auf einer Bank
sitzend 3550
101 Derselbe, Der Mondsee 5800
102 L. T u a i 11 o u, Zuchthengst in schreitender Stellung,
Bronze 800
103 U li d e, Die Ruhe auf der Flucht 8000
104 Derselbe, Segnender Christus 3500
105 Derselbe, Nähstube, Kohle 1100
107 Josef W e n 1 e i n, Sonnenuntergang 810
110 Zügel, Stall mit drei Kälbern 4900
111 Derselbe, Die Begegnung .... 4000
112 Derselbe, Schafherde am Flusse 8500
113 Derselbe, Schafe und Schweine 6000
114 Derselbe, Jungvieh auf der Weide . . 2000
(Nachlaß Gräiin Erdödy-Szechenyi.) Das Auktionshaus
Albert Kende in Wien hat am 11, Mai — der Termin
wurde wegen der Kongruenz mit anderen Auktionen um drei
Tage zurückverlegt — den Nachlaß der Gräfin Julius Erdödy-
Szechenyi (Schloß Rothenturm, Burgenland), versteigert,
der vorwiegend aus schönem Kunstmobiliar des 18. und des
beginnenden 19. Jahrhunderts bestand. Dabei erzielte ein
Tabernakelschrank aus Nußholz (18. J.) 640 S. ein Frühbarock
schrank mit Gesimse und gedrehten Säulen an den Seiten (Zeit
um 1700) 950 S, ein hoher geschnitzter Fauteuil mit figuralen
Motiven (in der Lehne die Jahreszahl 1657) 420 S, zwei große
Vitrinenschränke aus Buchenholz mit gedrehten Säulen gemein
sam 1000 S (Ausrufspreis 400), ein „Jesuitenschrank“ (Renais
sance) mit vertikalen, wellenartigen Füllungen der Türen 1300 S
(Ruf 800), ein dreiteiliger Tabernakelschrank (um 1750) mit
zahlreichen Laden im Ober- und Unterbau, gebogenes Holz,
540 S, acht frühe Biedermeierstühle aus Kirschholz gemeinsam
640 S, acht andere 300 S. Eine Kupferbutte (Anf. 19, J.), reich
figural getrieben, stieg von 50 auf 230 S, ein rechteckiger Ba
rocktisch mit reich intarsierter Platte und gebogenem Unter
gestell auf 300 S, ein andrer (auf der Platte intarsiertes Kastell