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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 14 
Billett Goethes mit seiner italienischen Adresse 
[Nr. 34) erlegte ein Sammler 250 Mark. 
Sehr interessant waren die fünf Briefe Bis 
marcks an seinen Freund, den General G e r - 
lieh, in denen er sich über den Staatsstreich des 
dritten Napoleon, über seine Stellung zum König 
und zur Kammer und über die revolutionäre Stim 
mung in Frankfurt anno 1853 aussprach. Es heißt in 
einem dieser Briefe: „Als Preuße kann ich mich 
nicht freuen über den 2. December. weil ich nun 
einen Feind, der krank war, erstarken sehe mit der 
beiläufigen Konsequenz, daß ein leichtsinniger und 
lügenhafter Freund, Oesterreich, einen Zuwachs von 
Unverschämtheit aus dieser Tatsache zieht. Der 
Brief vom 28. April 1853, 8 Seiten (Kat. Nr. 7) er 
zielte 860 Mark, die Briefe vom 28. Dezember 1851 
und 9, Mai 1852 (Nr. 5 und 6) brachten 500, bezw. 
750 Mark; die beiden anderen fanden keinen Ab 
nehmer. Dasselbe Schicksal teilten die Andenken 
an den unglücklichen Kaiser Maximilian von 
Mexiko, die aus dem, Nachlasse des Leibarztes 
des Kaisers, des späteren Marienbader Kurarztes 
Dr. Samuel Basch herrührten. 
Von den Briefen der Annette von Droste- 
H ü 1 s h o f f wurde der an Frl. Therese Schlütter 
in Münster (Nr. 16) mit 340, der andere an ihre 
Kusine Therese von Wolff-Metternich (Nr. 17) mit 
210 Mark bewertet; Haydns Brief in italienischer 
Sprache an seine Geliebte Luise Polzelli (Nr, 45) 
erreichte 345 Mark, ein philosophisches Manuskript 
von Kant, überschrieben „Gefühl der Lust und Un 
lust“ (Nr, 54) 215 Mark. Schillers Brief an 
Göschen, betreffend die Herausgabe des „Don 
Carlos" mit Unterschrift Dresden, 21. Jenner 1776 i 
(Nr, 84) ging mit 500 Mark fort. Ein privates Te 
legramm Kaiser Wilhelms II. an die Kaiserin 
erzielte trotz dem nicht belanglosen Inhalt nur 
85 Mark, ln diesem Bericht über die Tagesarbeit 
steht unter anderm der Satz: „ ... In der Zwischen 
zeit Vorträge meiner verzweifelt nach Zeit suchen 
den Cabinette, die fortwährend von mir hinausge 
worfen werden mußten.“ Aufsehen erregte, daß ein 
musikalisches Albumblatt von Richard Wagner, 
das Motive aus dem „Fliegenden Holländer“, 
„Tannhäuser“ und „Lohengrin“ enthielt, im letzten 
Augenblick zurückgezogen wurde, weil eine 
Untersuchung ergeben hatte, daß dieses Stück nicht 
ein Autogramm, sondern ein vorzügliches 
Faksimile war. Das Albumblatt war auf 600 
Mark geschätzt. 
Am schlechtesten schnitt der dritte (letzte) 
Teil des handschriftlichen Nachlasses von Bettina 
von Arnim ab. Im Gegensatz zu den beiden 
vorangegangenen Bettina - Auktionen, die je 90.000 
bis 100.000 Mark brachten, betrug der Erlös diesmal, 
da nur wenige von den rund 150 Nummern verkauft 
wurden, zirka 8000 Mark. Man notierte da: Brief 
des Bruders Christian an Bettine, die Erbschaft des 
Clemens betreffend mit Unterschrift, datiert 
7, Februar 1844, 10 1 g Seiten lang, 350 Mark; das 
eigenhändige Manuskript Bettines zu „Gespräche mit 
Dämonen“, 2900 Mark; Bettines eigenhändige Brief 
entwürfe an König Friedrich IV. von Preußen, 
größtenteils in Bleistift, 305 Mark; 27 eigenhändige 
Briefe des Violinisten Joseph Joachim an Bettine 
aus den Jahren 1853—1856 230 Mark; Achim v. 
Arnim, eigenhändige Manuskriptfragmente zu dem 
Schauspiel „Die Gleichen“ mit eigenhändigen Kor 
rekturen und Einschaltungen, 260 Mark. 
JSildcrrahmen in alter und neuer Zeit 
Von Wilhelm von Bode. 
(Fortsetzung *,) 
In Venedig ist gleichzeitig der Leistenrahmen 
fast noch ausschließlicher herrschend als in Florenz, 
Charakteristisch ist für die Form dieser veneziani 
schen Rahmen Einfachheit der Zeichnung, für die 
Arbeit Breite der Behandlung, für die Farbe eine 
tiefe und warm getönte Vergoldung. Gelegentlich 
neben einer teilweisen Bemalung und dem Stehen 
lassen der getönten Holzfarben mit teilweiser Ver 
goldung. Unter dem Einfluß des michelangelesken 
Barock kommt ein in mannigfachster Weise durch 
gebildeter Rahmen auf, der bis zum Ende des Sei- 
cento das beliebteste Muster in Venedig wurde; der 
sogenannte Sansovino-Rahmen. Auf flacher Leiste 
liegt je eine von der durch einen Kopf, Rosette oder 
dergleichen gezeichnete Mitte, nach oben und unten 
abgerollt, mit Schuppenornamenten dekorierte 
schlanke Volute, die gewöhnlich in den Ecken mit 
einer kurzen übergreifenden Volute zusammenge 
halten wird. Häufig sind, namentlich bei größerem 
Umfang oder besonders prächtiger Bildung dieser 
Rahmen, Karyatiden und kleine Fruchtgehänge an 
den Seiten, oben und unten ein Engelkopf, oder eine 
Kartusche mit Wangen, an den Seiten doppelte Vo 
luten, Bänder oder dergleichen angebracht. Doch 
sind gerade die einfachsten Rahmen die wirkungs 
vollsten, wie sich besonders noch an den Einrahmun 
gen mancher Malereien Tintorettos und Paolo 
Veroneses in der Scuola Venedigs beobachten läßt. 
*) Siehe die Nummern 11, 12 und 13 der „Internationalen 
Sammler-Zeitung", 
Neben dem Sansovino-Rahmen ist der Früchte 
rahmen in Venedig am häufigsten; auch dieser regel 
mäßig einfach in der Form und meist schmal. Auf 
kräftigem breiten Wulst, neben dem eine Hohlkehle 
mit Herzblatt den Abschluß nach dem Bilde, eine 
einfachere Verzierung den Abschluß nach außen bil 
det, ist eine Girlande von Früchten, von Wein 
reben, selten ein Blumengewinde aufgeschnitzt, die 
von der Ecke ausgehen, wobei gewöhnlich die 
Gehrung mit einem kräftigen flachen Blatt belegt ist. 
Wohl die feinsten venetianischen Rahmen des Cin 
quecento, leider wegen ihrer Anspruchslosigkeit und 
ihres unbeständigen Materials nur spärlich erhalten, 
sind die Stuckrahmen, richtiger die Leistenrahmen 
mit einem aufgelegten Stuckornament. Das regel 
mäßig nicht gewölbte breite Mittelstück, nach außen 
und innen von einem ziemlich flachen Profil einge 
rahmt, trägt auf gekörntem Grunde in Stuck entwe 
der ein Pflanzen-Qrnament, eine Schotenranke, eine 
Rose, Winden oder Eichenzweige oder ein stilisiertes 
Ornament; Schuppen, doppeltes Band oder ähn 
liches. Die Profile sind matt vergoldet, die Stuck 
ornamente zeigen die nur leicht getönte Farbe des 
Stucks, meist belebt durch einzelne matte Farben 
in den Blüten, Blättern usw. Gelegentlich ist auch 
eine phantasievolle Dekoration im Geschmack der 
Groteske in dieser Weise angebracht. 
Für welche Art von Bildern diese außerordent 
lich delikaten und geschmackvollen Rahmen be 
stimmt waren, vermag ich nicht anzugeben, da ich
	        
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