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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 4 
zollern verblieben, darunter auch das in der Presse genannte 
„Französische Komödianten", das vor einem Jahre nach Ame 
rika verkauft wurde. 
(Rudolf Hirschler.) Zum Tode Rudolf Hirschlers 
erhalten wir von gesch. Seite folgende Zeilen: Mit Rudolf 
Hirschler verliert der Wiener Kunsthandel einen seiner vor 
nehmsten Repräsentanten. 1861 geboren, bildete sich Hirschler 
nach Vollendung seiner Schulstudien 1878—1881 in Hamburg 
kaufmännisch aus und trat, nach Wien zurückgekehrt, in die 
von seinem Vater, Herrn Eduard Hirschler 1874 gegründete 
Kunsthandlung ein. Unter dessen 'Leitung wurde sein bereits 
in der Kindheit gewecktes Interesse für die Kunst durch eifri 
ges Studium gefördert, so daß er bald dem Vater eine kräftige 
Stütze bot. Als 1891 Herr Eduard Hirschler, der als gewiegter 
Kenner sich allgemein des besten Rufes erfreute, starb, über 
nahm der jetzt Dahingeschiedene in Gemeinschaft mit seinem 
bereits im Geschäfte tätigen Bruder Paul die Leitung der 
Kunsthandlung, welche sich bis Ende 1898 am Graben befand, 
mit dem ständigen Vorsätze und Ziele, das Ansehen derselben 
und den Namen in Ehren zu halten. Bei dem vornehmen, lau 
teren Charakter, dem emsigen Fleiß und dem allgemein aner 
kannten vielseitigen Wissen und Verständnis des Verewigten, 
gelang ihm dies auch trotz vielfacher schwerer Phasen und 
Krisen, welche der Kunsthandel im Laufe der Jahrzehnte in 
Oesterreich zu bestehen hatte. Herr Rudolf Hirschler versah 
auch seit 1898 das Amt eines gerichtl, beeid. Sachverständigen 
und Experten, welches er bis an sein Lebensende mit geradezu 
bewunderungswürdiger, an Pedanterie grenzender Genauigkeit, 
Umsicht und Gewissenhaftigkeit ausübte. Diese Anerkennung 
dürften die meisten der hiesigen Notare und ein Großteil der 
Rechtsanwälte ihm wohl nicht versagen. Mit Rudolf Hirschler 
schied ein Mensch von seltener Herzensgüte, hilfsbereit für je 
dermann, bescheiden und selbstlos in ganz ungewöhnlichem 
Maße. 
(Ehrung.) Aus Neapel wird uns geschrieben: Der be 
kannte Wiener Sammler Baron Angelo von Eisner-Eisen- 
h o f, der ein ausgezeichnetes Buch über Gapo di Monte-Por- 
zellan schrieb, wurde von der Direktion des R. Scuolae Museo 
delle Ceramique in F a e n z a eingeladen, auf dem internatio 
nalen Kongreß einen Vortrag über Porzellan zu halten. 
(Kunstschau Biedermeier-Empire in Triest.) Eine origi 
nelle Kunstschau hat die junge, überaus rührige Kunstsamm- 
lergenossenschaft in Triest veranstaltet. Sie richtete eine 
Wohnung von sieben Räumen komplett mit Objekten aus der 
Empire- und IBiedermeier-Zeit ein, und zwar präsentierten 
Vorzimmer und der große Salon das Empire, Boudoir Bieder 
meier, Musikizimmer Biedermeier 1830—1850, Kleiner Salon 
1830, Speisezimmer und Schlafzimmer Empire. Alles war bis 
in das kleinste Detail stilgemäß ausgestattet. Die Idee zu die 
ser aparlen Ausstellung, welche allgemeinen Beiiall fand, ging 
vom Sekretär der Genossenschaft, Herrn Dr, Oreste Ba.si.lic 
aus, dem bei der Durchführung der Präsident der Genossen 
schaft Cav. Mario M o r p u i g o de N i 1 m a und Comm. Prof. 
Arch. B r a i d o 11 i wacker zur Seite standen. 
MUSEEN. 
(Neuerwerbungen des Salzburger Museums.) Bei der Jah- 
lesversammlung des Salzburger Museumvereines erstattete Di 
rektor Dr, Julius Leisching auch Bericht über die Neuer 
werbungen des letzten Jahres. Die bedeutendste darunter ist 
die ,M ü n z e n s am m 1 u n g des unseren Lesern bekannten 
Landesgerichtsrates a. D. Roll. Sie enthält 170 Gold-, 1318 
Silbermünzen und 120 Münzen aus anderem Metall, durchwegs 
salzburgischer Herkunft, und stellt somit die letzte große exi 
stierende salzburgische Münzensammlung dar. Unter den Ge 
mäldeerwerbungen ist ein Bild Konstantinopels von Hubert 
Sattler, einem Salzburger Maler, der die halbe Erde bereist 
hat und 1842 auch in Konstantmopei geweilt hat. Das Bild, das 
erst 1871 entstanden ist, zeigt im Charakter einer topographi 
schen Ansicht die türkische Stadt von einer Anhöhe aus ge 
sehen, wie sie sich zu beiden Seiten des Bosporus ansteigend 
entwickelt, während im Hintergrund Schneeberge glänzen. Fer 
ner wurden angekauft ein Oelbild Michael Riippcs (Grieskai 
mit der Kuppel der Kollegienkirche), von Hinterholzer 
eine ausgezeichnete Handzeichnung („Baum am Gewässer") 
und eine lebensfrische, in der Natur gemalte Studie aus dem 
Salzburger Moor. Wertvoll sind zwei Erwerbungen von Ma- 
ka r t-Bildern. Das eine das Porträt der 13jährigen Luise Hu- 
derer, Tochter des damaligen Restaurateurs im Wiener Künst 
lerhaus, das zweite eine große dekorative Studie, darstellend 
einen Mann, der von drei Mädchen umworben wird. Das Por 
trät, 1885 gemalt und durch den Firnis etwas nachgedunkelt, 
ist noch in der Farbenskala der spanischen Malerei gehalten, 
der Makart damals huldigte. Verblüffend gut die weiche pla 
stische Modellierung der Fleischpartien des Gesichtes. Das 
zweite Werk ist etwa fünf Jahre später entstanden, als Ma- 1 
hart sich schon dem freiem Schwünge leuchtender Farben hin- 
gab, und ist insbesondere in seiner pastos-flüssigen Technik ein 
Meisterstück an malerischer Virtuosität. Weiters wurde eine 
Viola erworben, die dokumentarisch als ein Werk von 
„Louis Lamotte 1738 Salisburgensis" dokumentiert ist, eines 
Geigenmachers, der bisher in der Musikgeschichte völlig unbe 
kannt war. Unter den übrigen Ankäufen figuriert ein Dop 
peldukaten des Erzbischofs Dietrichstein, ein Uni 
kum insoferne, als das Brustbild darauf nicht enthalten ist, 
hingegen u. a. die Figur des hl, Rupprecht, eine altsalzburgische 
Stierwaschergruppe aus dem letzten Viertel des 18. J., ein 
Rauchmantel (Pluviale) aus dem Lungau, der in naturalistischer 
Auffassung mit verstreuten Blumen bestickt ist und in der 
Kappe eine von Engeln umgebene Monstranz zeigt, eine Ver 
kündigungsgruppe des Salzburger Bildhauers Roland Bohr, 
endlich den mit einem in Silber getriebenen Knauf versehenen 
Portierstab des Hauses Toskana und eine Radschloßbüchse mit 
reichen Verzierungen (Salzburger Provenienz 1751). 
(Ein neu entdecktes Bild Peter Anichs.) Ein Gemälde, 
das sich seit Jahren im Besitze einer Innsbrucker Juweliers 
familie befindet, wurde nunmehr als ein Originalporträt Peter 
Anichs festgestellt und dem Museum Ferdinandeum in Inns 
bruck einverleibt. Peter Anich, ein Sohn armer Bauersleute in 
der Nähe der Ortschaft Oberperuß, erhielt 1760 von der 
Staatsregierung den Auftrag, das Land Tirol zu vermessen und 
in einer großen neuen Karte darzustellen. Ihm half dabei der 
um zwölf Jahre jüngere Blasius Hueb er, der auch nach dem 
während der Vermessungsarbeit erfolgten Tod Anichs die 
Karte „Atlas Tyroliennsis" vollendete, Diese Karte ist ein her 
vorragendes kartographisches Kunstwerk und war die Grund 
lage der modernen Karten von Tirol. Interessant ist auch, daß 
Anichs Karte im Jahre 1801 vom französischen Generalstab 
neu herausgegeben worden war. Als Anich 36 Jahre alt war, 
wurde er von dem Innsbrucker Maler Philipp Haller gemalt, 
Das Bild galt bisher als verschollen, da bisher niemand die 
Person des Dargestellten auf dem Bilde erkannt hatte. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Versteigerung bei Martin Breslauer.) Am 27. und 28. 
Februar versteigert die Firma Martin Breslauer in Berlin 
eine außergewöhnliche Sammlung von Probe- und frühe 
ren Zustandsdrucken der führenden Künstler, die um 
1890 und in der folgenden Zeit die deutsche graphische Kunst 
zu neuem Leben erweckten. Max Klinge r, Stauffer- 
B e 1 n, Otto G r e i n e r, Wilhelm Leib 1, E. M. G e y g e r, 
Käthe K o 11 w i t z, Max Liebermann, sind allein zu 
sammen mit ungefähr 165 Blättern und Mappenwerken in ganz 
Iiühen Abdrucken vertreten. Für die öffentlichen Sammlungen 
wird sich hier eine kaum wiederkehrende Gelegenheit zur Er 
gänzung ihrer Bestände bieten. Nebenbei finden sich auch her 
vorragende Drucke von Goya, Dürer, Rembrandt und 
einigen neuzeitlichen ausländischen Künstlern. 
Dieser Sammlung aus Wiener Besitz ist eine Biblio 
thek desselben Eigners angeschlossen. Der Katalog dieser 
Sammlung verrät in seiner Geschlossenheit einen feinen Geist, 
dessen Interessen auf dem Gebiete der Kunst und Literatur 
weit gespannt waren. Aber nicht nur inhaltlich ist diese 
Büchersammlung von Belang, sondern auch in ihrem Aeußeren, 
da der freisinnige Besitzer ganz besonders auf schöne und 
prunkvolle Einbände Wert legte. Die Sammlung stammt fast 
ausnahmslos aus der Vorkriegszeit. Besonders der Insel-Verlag 
ist darin gut vertreten. 
(Antlquitäten-Auktion bei Lepke.) Die am 5. und 6. März 
in Rud. L e p k e's Kunstauktionshaus, Berlin W. 35, stattfin- 
dende Antiquitäten-Auktion setzt sich nach der Herkunft der 
Gegenstände aus dem Kunstnachlaß Rieh. Wiener, Berlin, 
aus der Sammlung v. B., aus dem Besitz eines deutschen Diplo 
maten und verschiedenem anderen Besitz zusammen. Es sind 
fast alle Zweige des Kunstgewerbes vom 13. bis zum 18. Jahr 
hundert vertreten; dazu kommt noch eine Anzahl von Werken 
aer Groß- und Kleinplastik aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, 
in dem verschiedensten Material. Der langjährige Kenner des 
Marktes wird in ziemlicher Menge Dinge wiederfinden, die ihm 
von alten Lepke - Auktionen, renommierter Privatsammlungen, 
wie Gieldzinski, Danzig (1-912), Baron Albert Oppenheim, Köln, 
und Gustav Salomon, Berlin (beide 1917) her bekannt sind; 
auch aus der Sammlung Richard v. Kaufmann, Berlin (1917), 
stammt manches Stück. 
Der Hauptnachdruck liegt bei der bevorstehenden Auktion 
auf der Renaissance - Zeit. Immerhin aber befindet 
sich unter Grubenschmelzarbeiten des 13. Jahrhunderts aus 
Limoges eine der so äußerst selten am Markt vorkommenden 
Waschschüsseln (Gemellions) von hoher Qualität. Als Erzeug 
nisse der Goldschmdedekunst, der Renaissance- und Barockzeit 
begegnen vorzügliche Humpen, Becher, Schüsseln von Augs 
burg, Nürnberg, Breslau, Danzig, Hamburg, Königsberg, Karls 
krona usw. Italienisches Majolika ist mit Castel Durante,
	        
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