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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 4 
leisten, der Nationalbibliothek Dubletten seiner Pla 
kate, namentlich aber der Kriegsplakate, die er im 
neutralen Ausland gesammelt hatte, zu schenken — 
eine Artigkeit, die der Staat mit der Verleihung des 
Eisernen Kronenordens an ihn erwiderte. Die Geld 
entwertung in der Inflationszeit und sein zunehmen 
des Alter veranlaßten Mascha später, sich seiner 
Sammlungen zu entäußern. Die Rops-Sammlung ging 
durch Kauf an den belgischen Staat über, andere 
bedeutende Teile seiner Graphik-Sammlungen ver 
steigerte er bei V r i e s in Amsterdam und Pre- 
s t e 1 in Frankfurt a. M. Zuletzt blieb ihm nur noch 
die 3235 Stück umfassende internationale Plakat 
sammlung übrig, die wiederholt auf Austeilungen (zu 
letzt 1927 in der Kunstgewerbeausstellung der städti 
schen Kunsthalle in Mannheim) bewundert worden 
war. Schweren Herzens faßte er den Entschluß, auch 
diese zu verkaufen, Freunde bemühten sich, die Stadt 
Wien dafür zu interessieren, aber die Verkaufsver 
handlungen wollten nicht recht vom Flecke, Da 
ereignete sich etwas Ungewöhnliches. Anfangs Jän 
ner vorigen Jahres fuhr ein unbekannter Herr bei 
Dr. Mascha vor und machte ihm den Vorschlag, ihm 
die Sammlung kurzer Hand zu verkaufen. Er bot 
10.000 Schilling und drängte Dr. Mascha, sich auf 
der Stelle zu entscheiden, in wenigen Minuten müßte 
er wieder fort, er könnte nicht wiederkommen — 
Dr. Mascha zauderte einen Augenblick, dann schlug 
er ein. Er wollte sich die Verkaufsgelegenheit nicht 
entgehen lassen, wenngleich der Preis hinter seinem 
Wunsche zurückblieb. Der Fremde erlegte sofort das 
Geld und zog mit der Sammlung auf der Stelle ab. 
Es ist bisher nicht bekannt geworden, wer der Käufer 
war, wohin die einzigartige Sammlung gekommen 
ist . . . Dr. Mascha regte aber die Sache so auf, daß 
et einen Schlaganfall erlitt. Er hat sich von demsel 
ben nicht mehr erholt. 
So hinterläßt Dr. Mascha, sieht man von seiner 
reichhaltigen Bibliothek ab, kaum noch etwas, was 
Sammler interessieren könnte. Sein Andenken wer 
den aber die beiden Werke festhalten, die die Frucht 
seiner Sammlertätigkeit sind: sein 1910 bei Langen 
in München erschienenes Rops-Buch und das 1915 
im Kunstverlag J. Löwv in Wien herausgekom 
mene Werk ,,Oesterreichische Plakatkunst” (mit 21 
Farbentafeln und 176 Vollbildern und Illustrationen 
im Text). 
Die „Internationale Sammler-Zeitung” betrauert 
in Dr. Mascha einen warmen Freund, der in früheren 
Jahren so manchen interessanten Beitrag aus seiner 
Feder ihr zur Verfügung gestellt hat. Es seien nur 
erinnert an die Artikel „Die internationale Plakat 
ausstellung in der Wiener Secession”, Jahrgang 4, 
Nr, 4, und „Künstlerplakate und Plakatkünstler”, 
Jahrg. 5, Nr. 17, 
Vom Österreichischen ^Museum. 
Von Dr, Stefan Poglayen-Neuwall (Wien). 
Im Wiener Kunstgewerbe-Museum vollzieht sich 
seit dem letzten Direktionswechsel die mähliche 
Umgestaltung sämtlicher Abteilungen (in denen ur 
sprünglich die Gruppierung nach verschiedenen 
Techniken den Ausschlag gab) nach dem Prinzip 
der Vereinigung der zeitlich zusammenhängenden 
Objekte. 
I. 
Die christlichen Kulturen, 
Von den westlichen Kulturepochen sind es die 
deutsche Frührenaissance, die Barocke, Rokoko und 
Empire, deren Kunstwerke bereits nach ihrer zeit 
lichen Zusammengehörigkeit umgestellt worden sind, 
so daß man nunmehr ein ungefähres Bild des Milieus 
der damaligen Zeit erhält. 
Zu den in diesem Sinne gemachten Neuerwer 
bungen gehört das getäfelte Kabinett aus dem 
Schloß Laxenburg (bei Wien), das mit reichen 
Schnitzereien im Zopfstil verziert ist. Die Textilien, 
Metalle, Keramiken und Porzellane, die Gläser sind 
(soweit sie nicht dem Islam und der Kunst Ost 
asiens angehören) — die beiden ersteren Gruppen 
bis zur Flüssigmachung neuer Mittel — in ihrer alten 
Aufstellung belassen worden. Zu den koptischen 
Stoffen wurden mehrere Besatzstücke mit figuralen 
Darstellungen unterschiedlicher Art. (Flügelreiter, 
Adam und Eva, Hirten, Kamelführer einer Wagen 
fahrt, Reiterin auf Maultier) durchwegs Arbeiten aus 
dem 4.—6. Jahrhundert hinzuerworben. 
Zu den interessantesten Neuerwerbungen auf 
dem Gebiete der Metallkunst gehören einige figuren 
verzierte Emailblättchen von einem kleinen Trag 
altar (um 1150) aus dem Kloster Vorau, weiters die 
emaillierten Täfelchen eines Kreuzreliquiares von 
Godefroy de Clair (rheinisch, um 1160). Von neu 
hinzugekommenem Renaissancezinn wären eine 
Arabeskenschüssel, eine Planetenschüssel von Forch- 
heimer (nürnbergisch, 16. Jahrh.) und eine Tempe- 
rantiaschüssel des Kaspar Enderlein zu nennen. 
Den Keramiken deutscher Herkunft geht zeit 
lich die fragmentarische Relieffigur eines Bischofs 
(in glasiertem Ton) voran, die dem 13. Jahrhundert 
angehört. Das Fragment eines glasierten Aquamanile 
aus dem 14. Jahrhundert ist durch das Wappen der 
Losensteiner als eine Arbeit steirischen Kunsthand 
werks gekennzeichnet. In die zweite Hälfte des 
15. Jahrhunderts sind zwei grünglasierte Ofen 
kacheln österreichischer Herkunft einzuordnen, eine 
»Verkündigung« und eine profane Mahlszene. Aus 
dem Schutt der Burg Engelstein im Waldviertel 
stammen einige technisch überaus interessante 
Scherben österreichischer Majolika um 1500. Ein be 
sonderes Prunkstück ist der Ofen aus der Franzens 
burg zu Laxenburg, dessen Fayencebelag Medaillon- 
bildhisse römischer Imperatoren und heiliger Perso 
nen aufweist, salzburgisch, aus der Mitte des 16. Jahr 
hunderts, von dem Verfertiger mit seinem Mono 
gramm P. W. versehen. 
Unter den Neuerwerbungen an Hafnerkrügen 
der Renaissance fällt im besonderen eine große bunt 
farbige Prunkvase aus dem 16. Jahrhundert ins 
Auge, deren Hals von einem Kranz freigeformter 
figuraler Darstellungen eingefaßt ist (Noahs Trunken 
heit, Loth mit seinen Töchtern). 
Aus dem Legat des Domherrn Freiherrn von 
Hackelberg rührt eine Serie weißglasierten Böttger- 
porzellans her. Der Meissner Manufaktur gehört 
auch die Figur des Postmeisters Schmiedel an, des 
Lustigmachers Augusts des Starken. Besonders reich 
sind die Erwerbungen an Alt-Wiener Porzellan. Aus 
der Aera Du Paquier stammt eine mit Emailmalerei 
zwischen aufgelegten Golddrähten verzierte Schale, 
das Probestück K. Chr. Hungers, den sich Du Paquier 
aus Meißen geholt hatte, ein Hauptstück der erst 
vor kurzem versteigerten Sammlung Karl Mayer,
	        
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