Nr. 6
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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hat immer etwas Wellenhaftes, sich Schlängelndes und ist für
Habermanns Art bezeichnend. Habermann war der erste Prä
sident der Sezession in München.
(Ernst Oppler t-) Im Alter von 62 Jahren ist in Berlin der
Maler Ernst Oppler gestorben, eines der ältesten Mitglieder
der alten Liebermannschen Sezession und einer der saubersten,
kultiviertesten Vertreter des deutschen Impressionismus. Oppler
ist nie in der vordersten Reihe gestanden, er war keine Kampf
natur, und seine Geschicklichkeit ist wohl immer größer ge
wesen als seine Erlebnisfähigkeit; aber aus der Behutsamkeit
seiner Natur, aus dem zärtlichen Wohlgefallen an der Farbig
keit mondänen Lebens hat er Bilder und namentlich graphische
Arbeiten geschaffen, die ein seltenes Fingerspitzengefühl, eine
durchgebildete Technik und einen bedeutenden menschlichen
Charme verraten. Berühmt sind Opplers Zeichnungen und
Aquarelle vom russischen Ballett der Pawlowa geworden,
der verstaubte Duft, das Mondscheinhafte, die stumme Poesie
dieser wehenden und wippenden Röckchen, Zehenspitzen, Arme,
die sanfte Traurigkeit der sterbenden Tanzkunst eines ster
benden Regimes hat in ihm einen kongenialen Darsteller ge
funden. Eine Ausstellung, die er 1927 in Paris veranstaltete,
hat ihm auch außerhalb Deutschlands verdiente Ehrungen ein
getragen.
(Eine Gedächtnisausstellung für Friedrich Spielhagen.) Im
Märkischen Museum in Berlin ist anläßlich des hundertsten
Geburtstages Spielhagen s eine Gedächtnisausstellung er-
ölfnet worden. Die Ausstellung zeigt neben Porträts des Dich
ters und seines Freundeskreises Manuskripte und Erstausgaben,
zeitgeschichtliche Dokumente, Kritiken u. a. zu den Romanen
Spielhagens.
(Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler Wiens.)
Ueber die am 14. Februar abgehaltene Generalversammlung
dieser Vereinigung gehl uns folgender Bericht zu:
Am 14. v. M. fand im Festsaal des Gremiums der Wiener
Kaufmannschaft die diesjährige Generalversammlung der Anti
quitäten- und Kunsthändler Wiens statt. Die Beteiligung war
eine sehr rege, der Ausschuß bis auf den, damals von Wien
abwesenden Herrn Grossmann, vollzählig erschienen. Der,
Vorsitz führte Herr Präsident S. Glückselig. Er erteilte
nach der Begrüßung dem Vizepräsidenten, Gremialrat Rudolf
Berger, das Wort zum Tätigkeitsbericht des verflossenen
Vereinsjahres. Dieser gedachte vorerst des großen Verlustes,
den die Vereinigung durch das Ableben des so beliebten Ver
bandssekretärs, Herrn Dr. Otto Szombathy, erlitt, der seit
Gründung des Verbandes unermüdlich, klug und taktvoll dessen
Agenden leitete. Weiters gedachte er der verstorbenen Mit
glieder Albert Werner und Alexander B r e y e r, die die
Versammlung durch Erheben von den Sitzen ehrte. Der Tätig
keitsbericht erzählt, daß sich die Zahl der Mitglieder auf 205
erhöht hat, daß durch die Bemühungen des Verbandes auf dem
Gebiete der erhöhten Warenumsatzsteuer eine Erweiterung
der Preisgrenze von S 300.— auf S 500.— erreicht wurde, wo
durch die Abfindungsprozentsätze einer ganzen Reihe von
Firmen eine Ermäßigung erfahren haben, daß die Ausfuhrab
gabe von 17 Prozent auf 12 Prozent, dann auf 10 Prozent er
mäßigt wurde und daß weiter daran gearbeitet wird, diese
unzeitgemäße Besteuerung ganz zu eliminieren. Vorläufig wur
den Gegenstände bis zu einem Wert von S 500.— von der
Ausfuhrabgabe befreit. Das Vereinsvermögen wurde dazu ver
wendet, um an 23 in Notlage geratene Mitglieder billige Dar
lehen zu geben, und ihnen so aus momentaner Schwierigkeit
zu helfen, Die wöchentlichen Mittwoch - Klubabende im Cafe
„Ankerhof" erfreuen sich der regen Teilnahme der Mitglieder
und tragen dazu bei, die Kameradschaftlichkeit zu erhöhen.
Der Verein beteiligte sich an der Ausstellung asiatischer
Kunst. Die Geschäftsstelle im Gremium ist jederzeit zu Aus
künften an die Mitglieder bereit und man spricht ihr den aner
kennenden Dank der Vereinigung aus.
Nach dem Tätigkeitsbericht des Herrn Berger verlas
Herr Ignatz Pick den von Herrn Albert K e n d e revidierten
Kassabericht, der in Ordnung befunden wurde. Die Kooptie-
rung der Herren Edwin Grossmann und Dr. Obto Fröh
lich in den Ausschuß wurde zur Kenntnis genommen. Dann
übergab Herr Präsident Glückselig Herrn Berger den
Vorsitz und es entwickelte sich eine erregte Debatte über das
Auktionswesen. Herr Kende teilte den Mitgliedern zur Be
ruhigung mit, daß sich sämtliche Auktionshäuser Wiens bereit
erklärt haben, die Bonifikationen für die Händler ab 1. März
auf fünf Prozent zu erhöhen und den Endtermin für
Auktionen im Jahre 1929 auf den 30. November festzu
setzen, sodaß der Schaden, den die Auktionshäuser dem
Weihnachtsgeschäft der Händler zufügen, verringert werde.
Von diesen kollegialen Zusagen schlossen sich das Doro-
t heum und das Auktionshaus Fischer aus. Da diese bei
den Häuser, insbesondere das Dorotheum, von sämtlichen
Händlern scharf angegriffen werden, versuchte Herr Wärn-
d o r f e r die Stellung des Dorotheums zu rechtfertigen. Es
könne aus technischen Gründen und aus Rücksicht aüf die
Sensale die Bonifikation nicht zugestehen. Er selbst jedoch
wolle weiter sein möglichstes tun, um ein gütliches Einver
nehmen zwischen den Händlern und dem Dorotheum herzu
stellen. Herr Fischer erklärte, daß seine Firma gezwungen
sei, den Standpunkt des Dorotheums einzunehmen, zeigte
sich aber bereit, bei eventuellen Zugeständnissen des Doro
theums dieselben auch für seine Firma anzuerkennen. Da die
Erklärungen bezüglich der Ausschließung dieser beiden Häuser,
von den Händlern als vollkommen ungerechtfertigt empfunden
wurden, beruhigte sich die erregte Stimmung gegen diese An
stalten nicht, und es wurde allgemein vorgeschlagen, einen
Boykott der Händler gegen diese Anstalten zu propagieren.
Es wurde dann noch der Vorschlag gemacht, die neuen Sach
verständigen für das Antiquitätenfach, an der Hand der Mu
seumsgegenstände, einer Prüfung zu unterziehen, doch, da der
Präsident die Erklärung gab, daß bei Schätzungen die Wert
bestimmung ein Hauptfaktum bildet, und daß ein Kunstwissen
schafter darüber kein Urteil abgeben könne, wurde dieser
Antrag einstimmig abgelehnt, Da die durch die Debatte gegen
das Dorotheum sehr erregte Stimmung auszuarten drohte,
schloß Herr Glückselig die Versammlung mit der Versicherung,
daß die Vereinigung stets ihr möglichstes tun werde, um die
Interessen ihrer Mitglieder energisch zu vertreten. R. B.
Seither hat, wie uns mitgeteilt wird, auch das Doro
theum sich bereit erklärt, den Mitgliedern der Vereinigung
der Kunst- und Antiquitätenhändler Wiens bei seinen Kunst
auktionen im laufenden Jahre, insolange der Käuferaufschlag
20 Prozent beträgt, die gleiche Bonifikation von 5 Prozent ein
zuräumen. Im Dezember 1929 wird das Dorotheum, aus
genommen die Versteigerung verfallener Kunstpfänder, keine
Kunstauktion veranstalten. Von der Auktionsfirma
Fischer liegt noch keine Erklärung vor, daß sie sich zu
den gleichen Konzessionen verstehe.
(Eine wertvolle ethnographische Sammlung vernichtet.)
Am 6, März ist in der Villa der Geschwister Margarete, Euge-
nie und Elisabeth Ransonnet-Appeltshofen in Nuß
dorf am Attersee ein Brand ausgebrochen, der den Dachstuhl
und den ganzen ersten Stock der Villa samt Inventar in Asche
legte. Unter anderem ist eine sehr wertvolle ethnographische
Sammlung, ferner eine Menge ostasiatischen Porzellans,.Bronze-
und Lackgegenständen von hohem Werte vernichtet worden.
(Schloß Limburg abgebrannt.) Das Wahrzeichen von Lim
burg an der Lahn, das historische Schloß Limburg, ist ein
Raub der Flammen geworden. Unter den größten Anstrengungen
gelang es, das Uebergreifen des Feuers auf den im Osten ge
legenen Renaissancebau zu verhindern, dessen Brand
vor allem den Dom in unmittelbare Gefahr gebracht hätte. In
dem abgebrannten, etwa drei Viertel des Schlosses ausmachen
den Flügel war unter anderem die städtische Gewerbeschule
untergebracht, deren Mobiliar mitverbrannt ist. Auch die durch
eine starke Gewölbedecke geschützte Bibliothek des
St, Borromäus-Vereines, die 4500 Bände umfaßte, ist dem Feuer
zum Opfer gefallen.
(Altertumsfunde.) In Girgenti hat man bei Feldarbei
ten drei antike kreisförmige Altäre entdeckt. Sie werden auf
die Zeit vor 400 v. Chr. geschätzt. Der wertvollste ist 1.20 Meter
hoch, und in seinem brunnenartig ausgehöhlten Innern fand
man Votivfiguren mannigfachster Art, Vasen, Köpfe, Figuren
usw., die darauf schließen lassen, daß es sich um Opferaltäre
zu Ehren der Ceres und der Proserpina handelt. Bemerkens
wert ist, daß man im Umkreis der Altäre noch auf weitere
Votivfiguren gestoßen ist, unter denen man auch prähistorische
Dinge entdeckt hat, die auf die Zeit 2000 v, Chr. gedeutet
(Der Silberschild des Hölkenwinkels.) Die Industrie- und
Handelskammer zu Königsberg erwarb den Silberschild
des Hölkenwinkels aus dem Altstädtischen Junkerhof und
schenkte ihn den Kunstsammlungen der Stadt. Dieser Schild
der neben der Silberbibliothek zu den bedeutendsten Gold-
Schmiedearbeiten gehört, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts
in Königsberg entstanden sind, ist vermutlich von dem Königs
berger Hauptmeister der Silberbibliothek, Paul H o f m a n n
(1538 bis 1559) hergestellt und zeigt unter einer im Wolken
band thronenden Madonna mit dem Kinde vor zwei gekreuzten
Bootshaken eine vor den durch ihre Stadtheiligen Nicolaus
und Barbara charakterisierten Städten Altstadt und Löbenicht
durch den Pregel fahrende Kogge mit der hanseatisch-kraft
vollen Devise; „Will Gott, so fahre ich wohl solange ich lebe,
wer mir das mißgönnt und mich nicht achtet, den schlage der
fod". Der Schild, dessen wechselvolles Schicksal auf das engste
verknüpft ist mit der Geschichte des Königsberger Handels,
wurde 1848 aus Königsberg verkauft und gelangte in die Samm
lung des Fürsten Hohenzollern-Sigmaringen, aus
der die Königsberger Industrie- und Handelskammer ihn jetzt
zurückerwerben konnte.