Nr. 11
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 131
ciostraße 18, beschuldigt wurde, Bilder, die ihm zum kommis
sionsweisen Verkauf anvertraut worden waren, verpfändet oder
verkauft und den Erlös für sich verwendet zu haben. Da
Spanny wegen ähnlicher Fälle beim Landesgericht Wien II
in Untersuchung steht, wurde er auf Weisung dieses Gerichtes
verhaftet. Der ffchaden wird mit 3000 S beziffert.
MUSEEN.
(Das Wellenschloß in Gmunden ein Museum.) Das Weifen
schloß in Gmunden am Traunsee, das der Herzog Ernst
August von Cumberland bis zu seinem Tode bewohnte,
und heute seinem Sohne, dem letzten Herzog von Braunschweig
gehört, wird ein Museum. Schon anfangs Juni dürften die Säle
des Schlosses und ihre Schätze dem Publikum zur Besichti
gung geöffnet werden.
(Eine Förderin des Salzburger Museums.) Aus Salz
burg wird uns berichtet: In Wien ist im 79. Lebensjahre eine
warme Freundin Salzburgs und «eines Museums gestorben:
Franziska von L e h n e r t, die Witwe eines Konter-Admirals.
Sie hatte schon 1912 ihren ganzen Besitz an Gemälden,
Schmuck, Spitzen und dergl. dem Museum vermacht, doch wird
der größte Teil dieser bedeutsamen Widmung erst jetzt hier
her gebracht werden.
(Das Deri-Museum in Debrecen.) Aus Debrecen wird
uns gemeldet: Am 25. Mai wurde das Deri-Museum seiner
Bestimmung übergeben. Bekanntlich hat der aus Baja gebür
tige und am, 27. Oktober 1924 in Wien verstorbene Seiden
fabrikant Friedrich D eri vor zehn Jahren seine Kunstschätze
dem Staate mit der Bestimmung geschenkt, daß dieser sie der
Stadt Debrecen überlasse. Der Stifter wünschte die Unter
bringung der überaus wertvollen Sammlung in einem Museum,
dessen Baukosten er selber übernahm, und das ,,die Bildung
des Publikums, besonders der Jugend, fördern solle". Infolge
des Kronensturzes, der Inflation und anderer Schwierigkeiten
verzögerte sich der Bau. Der von Deri deponierte Baufonds
wurde entwertet, doch die Stadt Debrecen übernahm selber
in munifizenter Weise die Baukosten, indem der Munizipalaus
schuß über zwei Millionen Pengö hiefür votierte. Mit dem nun
mehr vollendeten Museum wird auch das städtische Museum
vereinigt, überdies werden in dem neuerrichteten Museums
gebäude die städtische Bildergalerie und die städtische Kultur
bibliothek untergebracht.
(Eine moderne fränkische Galerie.) Aus Nürnberg
wird uns berichtet: Eine moderne fränkische Galerie, als Paral
lelgalerie zur Nürnberger städtischen Galerie im Künstlerhaus
gedacht, soll bis Ende dieses Jahres oder zu Beginn des näch
sten in der Kunsthalle am Marientor errichtet werden. Die
Bestände zu dieser modernen fränkischen Galerie befinden sich
bereits im Besitze der Stadt Nürnberg.
(Die Museumsdiebstähle in Belgien.) Der Museumsdieb
Maurio Sainte Croix ist wagen der in Belgien begangenen
Museumsdiebstähle in Brüssel zu 2'A Jahren Gefängnis
verurteilt worden.
VOM KUNSTMARKT.
(Ein neuentdeckter Holbein in London.) Bei Sothebys
in London ist ein weibliches Porträt, das im Katalog der
Sammlung, die zur Auktion kam, als Arbeit der flämischen
Schule mit der Inschrift „Anno MDXXVII, Aetaxis Suae XXVII“
vermerkt war, als ein Werk von H o 1 b e i n erkannt worden.
Das Miss Elizabeth Gilford darstellende Bildnis wurde mit
20 Pfund ausgerufen, aber der Kunsthistoriker Dr. Vitale
Bloch aus Berlin, der kürzlich auch in London das früheste
Selbstporträt des Rubens entdeckt hat, ging im Bieten immer
höher, bis ihn der Engländer Nicholson bei 15.000 Pfund
überbot und den Holbein sich für 15.500 Pfund sichern konnte!
Es heißt, daß der neuentdeckte Holbein im Auftrag des Metro
politan-Museums in New York gekauft worden ist. In der glei
chen Londoner Auktion ist ein 1658 signiertes und datiertes
Porträt eines Admirals von Rembrandt, das sich bis 1851
im Besitz von George Folliott befand, und das der jüngst
verstorbene Hofstede de Groot als eigenhändige Arbeit
des holländischen Großmeisters bestätigt hat, von Mr.
Ascher für 18.500 Pfund erworben worden.
(402. Kunstauktion des Dorotheums.) Bei der 402. Kunst
auktion des Dorotheums (siehe Nr. 10 der ..Internationalen
Sammler-Zeitung“), wurden weiters folgende Preise (in Schil
ling) erzielt:
397 Rechteckiger Salontisch, um 1800 90
400 Biedermeierdiwan aus politiertem Nußholz, mit
grünem Seidenbezug, um 1840 170
409 Zwei Sessel aus Nußbaumholz, Mittelitalien, 17, J. . 480
437 Rokokovitrine, 19. Jahrh. 250
Cornelis Dusart, Wirtshausszene.
Versteigerung Math. Lempertz, Köln, am 3. Juni.
442 Zwei Fußschemel, um 1850 65
447 Rechteckiger Spiegel in vergoldetem Barockrahmen,
um 1740 300
449 Sessel aus politiertem Kirschholz, Ende 18. Jahrh. . 60
450 Hochlehniger Sessel aus gebeiztem Nußholz, um 1675 45
454 Wanduhr i(Cartelluhr) in Kasten, um 1780 .... 280
456 Chines, Malachitfigur einer Dame 200
462 Chines. Spiegelständer aus Elfenbein, in Form des
Wasserdrachens, der die Perle der Reinheit in die
Höhe speit. Das „Wasser" grün gefärbt. Holz
sockel. Rückseite mit europäischer Rokokomalerei.
Beschädigt. 18. Jahrh 65
466 Chines. blanc de chine Porzellan-Fohund, 18. Jahrh. 150
Waffen.
469 Richterschwert, Solingen, 2. Hälfte 17. Jahrh. . ■ 160
470 Schwert, Solinger Arbeit, Ende 16. Jahrh 85
471 Hackenbüchse mit Treppenvisier und Steinschloß . 60
472 Zwei Pallasche, Deutsch, Ende 17. Jahrh 50
473'Rundschild in reichem Relief mit Darstellung des
heiligen Georg mit dem Lindwurm 200
(Hohe Porzellanpreise.) Hugo Helbing in München
brachte am 8. Mai Porzellane aus Schweizer Privatbesitz und
aus dem Nachlaß Dr. Karl Lanz (Mannheim) zur Versteige
rung, wobei folgende bemerkenswerte Preise (in Mark) er
zielt wurden:
Schweizer Privatbesitz,
Fayencen.
7 Teekännchen, braunes Steinzeug und Silber, Bayreuth
um 1725 900
Porzellane.
Meißen.
45 Kaffeekanne, um 1720 480
46 Teekännchen, 1710—1720 700
54—57 Vier Koppchen, um 1730 600
58 Tasse, um 1740 770
59 Untersatz, um 1730 600
62 Henkelbecher mit Untertasse, um 1737 600
63 Lavendelgefäß aus dem Schwanenservice, um 1737 . . 2290
65 Teller mit Watteauszenen, um 1740 800
69 Frühstücksservice mit Bergmannsszenen, um 1755 . . 1350
75 Bolognerhund, um 1735 520
76 Harlekin mit Dudelsack und Paßglas, um 1736 . . . 1000
77 Quacksalber und Harlekin, um 1740 6100
78 Harlekin als Dudelsackbläser, um 1740 680
79 Georgierin, um 1745 580