Nr. 14 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Chronik.
BILDER.
(Ein van Dyck gestohlen.) Aus London wird uns be
richtet: Ein. van Dyck, „Der Kardinal Ferdinand“, wurde .aus
dem Hause des Lords Clarendon in Hampstead gestohlen.
Der Wert des Porträts wird 1 auf 10.000 Pfund geschätzt. Von
dem Täter fehlt jede iSpur, doch nimmt man an, daß er sich
während eines Gartenfestes im Hause Clarendon einge-
schlichen hat. 1
HANDSCHRIFTEN.
(Puschkins Manuskripte.) Das Puschkin-Haus bereitet in
Gemeinschaft mit dem Puschkin-Komitee des Instituts für
Kunstgeschichte in Leningrad: ein beschreibendes Ver
zeichnis sämtlicher Manuskripte und Autogramme des russi
schen Dichters Alexander Puschkin vor. Das soeben er
schienene erste Heft bringt die genaue Beschreibung von 129
Handschriften Puschkins, die sich in der Manuskriptensamm-
tung der Leningrader Bibliothek befinden. Zwei weitere Hefte
sind in Vorbereitung.
NUMISMATIK.
(Die Rheinlandbefreiungs-Münze.) Der große Tag, der dem
Rheiinlande die endgülige Befreiung von der militärischen Be
satzung durch die Siegermächte des Weltkrieges gebracht hat,
ist auch durch eiine neue deutsche Gsldimünze gefeiert worden.
Das Reichsfinanzministerium hat zwei verschieden große
Münzen, ein Fünfmark- und ein D r e i m a rk-Stück prägen
lassen, für die der Bildhauer Theodor Caspar Pilartz, selbst
von Gehurt Rheinländer, den Entwurf .geliefert hat. Auf dem
Avers findet man einen Brückenbogen, mit der Jahreszahl 1930
bezeichnet, über dem nach links gewendet, ein stilisierter Adler
sitzt. Dies, einfache und einprägsame! Bildfeymbol wird 1 von
einem Schr.iftband umzogen, das des alten Ernst Moritz
Arndt Schrift entlitel zitiert, der eine so unerwartet neue
Bedeutung gewann: „Dier Rhein Deutschlands Strom, nicht
Deutschlands Grenze.“ Schrift und Reliefkomposition gehen
recht gut zusammen. Auch die Flächenanordiiung des Reverses
der in der Mitte auf einem „Dreipaß" ein Adilerschild zeigt,
ist gelungen.
(Großer Münzeniund in Oberösterreich.) Aus Linz wird
uns berichtet: Dem Landwirt Franz Wald'l in Bergham bei
Linz fiel schon seit langer Zeit in seinem Tennboden eine
Stelle auf, die ihm infolge ihrer Unebenheit ausbesserungs-
bedürftiig schien. Er und sein Sohn begannen deshalb mit
Schaufel und Spitzhacke den Tennboden an der betreffenden
Stelle auiflzuwerfen. Sie waren sehr erstaunt, als sie bereits
bei den ersten Schaufelstichen auf alte Münzen stießen. Sie
arbeiteten, durch den Fund angeeifert, weiter und kamen da
bei auf ein größeres Tongefäß, dessen Inhalt sie in größte
Ueberraschung versetzte. Nach mühsamen Grabungen fanden
sie eine große Menge von Münzen, die die Jahreszahlen 1633,
1760 und 1766 aufweisen. Es sind durchwegs Stücke aus Silber,
die Talergröße haben, zum Teil Kreuz-, teilweise Stern- und
Maria Theresien-Taler. Die glücklichen Finder konnten insge
samt 640 Zwanziger und 46 Taler als Ausbeute: ihrer Arbeit
an sich nehmen. Die Münzen sind aller Wahrscheinlichkeit
nach vor den Franzoseneinfällen vergraben worden, um sie
dem Zugriff der Eindringlinge zu entziehen. Im übrigen aber
ist gerade die Fundstelle sehr bemerkenswert, denn das An
wesen des Landwirtes Waldl zählt zu den ältesten des Dorfes
und ist schätzungsweise 200 Jahre alt. Kleinere Furadl» wurden
■schon früher von den Vorgängern des jetzigen Besitzers ge
macht. Es blieb aber dem Zufall einer Aiusbesserungsarbeit
überlassen, den großen Münzenschatz ans Tageslicht zu ziehen.
PHILATELIE.
(Keine Rheinland-Befreiungsmarken.) Aus Berlin wird
uns geschrieben: Große Enttäuschung nicht nur in Pbilatelisten-
kreisen, hat es hervcrgerufen, daß man aus Anlaß der ,Rhein-
lamdbefreiung keine Befreiungsmarken herausgegeben hat.
Wahrscheinlich war der geringe Erfolg, den die sogenannten
Rheinlandmarken des Jahres 1925 gehabt haben, für das Post-
ministerium bestimmend, von Befreiungsmarken abzuseihen. In
gewisser Hinsicht dürfte übrigens das jetzige Versäumnis in
Bälde gutgemacht werden. Es besteht nämlich die Absicht,
reue Wohlfahrtsmarken auszugeben. An Stelle der
bisherigen Länderwappenmarken, die aufgebraucht sind, sollen
die neuen Wohlfahrtsmarken Städtebilder zeigen, und
es ist anzunehmen, daß man hiebei auch das befreite Gebiet
entsprechend berücksichtigen wird. Wahrscheinlich wird die
im Herbst in Berlin statttfündende Internationale Post
wertzeichen-Ausstellung die gewünschte V eran-
lassuing für die neue Serie geben, Im Gegensatz zu manchen
anderen Postministerien ist das unsere sehr zurückhaltend mit
NeueimisSiionen, weil man unbedingt den Vorwurf vermeiden
will, daß man von der Markenausgabe „lebe“. So anerkennens
wert diese Auffassung ist, so kann man doch, wie sich eben
gezeigt hat, auch in der Bescheidenheit zuviel das Guten tun.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) In Wien starb der Fabrikant
Josef Honig, der als feinsinniger Kunstkenner und Sammler
bekannt war. Er sammelte insbesondere Bilder und Wiener
Porzellan,
(Kunstschätze und Politik.) Wie die „Deutsche Allgemeine
Zeitung” aus München berichtet, war der Kronprinz R u p p-
recht von Bayern von der Leitung der Vlämischen Kunst
ausstellung, die zur Zeit in Antwerpen stattfindet, gebeten
worden, ihr die „Taufe im Jordan dies berühmten Malers Dirk
B oufcis zur Verfügung zu stellen. Der Kronprinz iließ jedoch
erwidern, daß Belgien bereits 1 zwei Werke dieses Meisters aus
seinem Besitz habe, die' dem bayerischen Königshause durch
den Versailler Vertrag völlig widerrechtlich genommen worden
seien und er keinerlei Sicherheit dafür habe, daß das jetzt ge
wünschte Bild ihm zurückgeliefeirt werde.
(Großer Kunstdiebstahl in London.) Ein ungewöhnlicher
Diebstahl wurde (in den «ersten Tagen «des Juli in dien Räumen
des Royal Army Medical Corps College Millbank in London
verübt. Die noch unbekannten Dieibe haben «dort eine Anzahl
äußerst wertvoller Ma raus «kr ipite, Bücher und Me
daillen entwendet. Alle «Nachforschungen nach den Tätern
und ihrer Beute sind «bisher ergebnislos geblieben. Man ver
mutet, «daß die Diebe sich nach «dem «Feist lande begeben haben.
(Eugen Hamm f.) Der Leipziger Maler Eugen Hamm ist
im Alter von 45 Jahren in Berlin gestorben. Er war Schüler von
Lovis Corinlih und ging später nach Paris, wo er von «der
Malkunst Renoirs entscheidende Anregung empling. Hamm
hat Porträts und Stilleben gemalt. Er gehörte zu den eifrigsten
Mitgliedern der von Max K 1 i n g e r gegründeten Leipziger
J ahresauss tellung.
(Dänemarks Geschenke zum Island-Jubiläum.) Die
«dänische Regierung hat etwa 150 Runstgegenistände von großem
Wert Island zum 1000jährigen Jubiläum geschenkt. Es
handelt «sich um mittelalterliche Museumsstücke isländischer
Herkunift, die bisher im Kopenhagener Natiomaknuseum sich
befanden. Ein Prachtstück ist ein wundervoll ausgesclmitztes
Kirchenportal aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, das ur
sprünglich der Kirche zu Valthjofstadir Lsland gehörte.
Ferner finden «sich unter den Geschenken ein Kirchenstuhl
aus Grün «dt, ein mittelalterlicher Bischofshut und eine soge
nannte Koriporaltasche zur Aufbewahrung «des «heiligen Sakra
ments, ein großes silberbeschlagenes Trinkhorn und eine photo
graphische! iReiprodiulktion des berühmten „Flato“-Buche®, einer
Sammlung aliislämdiscfaer Handschriften, die um 1386 auf Ver
anlassung des isländischen Großbauern Jo,n Haakonsio«
verfaßt« wunde.
MUSEEN.
(Der neue Direktor des Berliner Kupierstich-Kabinetts.)
Aus Berlin wird gemeldet: Geheimrat Max J. Fried-
1 ander hatte, als er im März 1929 bei Bo des Tod Direktor
der Gemäldegalerie «des Berliner Kaiser Friedrich-Musen ms
wurde«, die Leitung «des Kupfer,sflichkalblimettsi «der Staatlichen
Museen vorläufig beibehalten,. Nun, ist soeben Prof. Dr. Elfried
Bock zum Direktor «des Kwpfersiticbkafoinetls ernannt worden,
Friedländer wird sich in Zukunft auf die «Leitung der Gemälde
galerie beschränken, nachdem er 20 Jahre lang an «der (Spitze
der graphischen Sammlung «der Museen gestanden und für sie
Außerordentliches geleistet hat. Der neue Direktor dies Kupfer-
stichkabinetits, der wie Bode aus Braunschweig stammt, steht
im 55. Lebensjahre. Er war Schüler Wölfflings und trat 1903
bei den Berliner Museen ein. Seine hervorragende Kenner
schaft hat Bock hauptsächlich in «den Katalogwerken bewiesen,
in denen ,e«r die iZeichnungslbestänide großer Sammlungen be
arbeitete,
(Ein neuer Marees für Basel.) Die öffentliche Kunst
sammlung in Basel hat soeben das übe«r zwei Meter hohe
unter dem Namen „Dekoratives «Panneau“ bekannte Gemälde
von Hans von Marees durch Vermittlung der Firma „Lud
wigs Galerie Otto H Nathan“ in München
er-