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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 2
seiner Behauptung, das Bild sei in der 1 at ein echter
van Dyck, recht hat, aber dann bleiben doch noch
einige merkwürdige Umstände, die der Aufklärung
harren. Warum fragte Herr Bechbache erst fünfzehn
Tage nach der Versendung des Gemäldes beim Lon
doner Adressaten Phillips an, ob er das Bild er
halten habe? Die Fachleute wollen sich mit der Er
klärung, die Bechbache hierüber gibt, nicht begnügen.
Bechbache sagt, er habe die Absicht gehabt, nach
London zu fahren, um dort selber im Zollamt das Bild
zu übernehmen, aber Phillips, mit dem er deswegen
mehrere Telegramme wechselte, habe ihn wegen der
Stürme, die damals auf dem Meere herrschten, ab
geraten, die Reise zu unternehmen, weshalb er
schließlich Phillips den Auftrag gab, die Formalitäten
auf dem Zollamt zu erfüllen und das Bild auszulösen.
Wie verhält es sich, fragte man Bechbache weiter,
mit den Siegeln, denn man müsse doch annehmen,
daß eine so wertvolle Sendung versiegelt worden sei.
„Gewiß habe ich die Kiste versiegeln lassen“, er
widerte Bechbache. Warum aber wurde in dem Be
richt aus London über die Entdeckung des Diebstahls
nichts von verletzten Siegeln gesagt? Die Siegel
könnten ja nicht unversehrt geblieben sein, wenn .die
Kiste geöffnet und das Bild aus dem Rahmen ge
schnitten wurde. Und weshalb ließ sich Herr Bech
bache so lange Zeit mit der Erstattung der Dieb
stahlsanzeige? wollen die Skeptiker wissen.
Vielleicht verhelfen die Prämien, die für die Zu
standebringung des Gemäldes beziehungsweise für
die Entdeckung des Diebes —- 10.000 Franc von
Bechbache selbst, 25.000 Franc von der Galerie de
fAssociation und 200.000 Franc von der Versiche
rungsgesellschaft — ausgesetzt sind, zur baldigen
Klärung dieser mysteriösen Angelegenheit.
«Auflösung der JnkunabeUSammlung Vollbehr.
Wenn man den amerikanischen Blättern glauben
darf, soll demnächst die berühmte Inkunabel-Samm
lung des Dr. Otto Vollbehr in London unter
den Hammer kommen.
Die Sammlung des Dr. Vollbehr ist unstreitig die
größte Inkunabelsammlung, die sich im Privatbe
sitz befindet. Sie enthält unter anderem eines der
drei Exemplare der 42zeiligen Gutenberg-Bibel auf
Pergament — eines ist bekanntlich im Stift S t,
P a u 1 im Lavanttale — das Dr. Vollbehr um 300,000
Dollar von einem polnischen Kloster erworben hat,
ferner ein Exemplar der im Jahre 1494 in Spanien
gedruckten Ausgabe des Boccaccio und’ viele
andere gleichwertige Wiegendrucke. Von den Holz
schnittbüchern der Inkunabelzeit fehlt in
seiner Sammlung wohl keines.
Dr. Vollbehr begann im Jahre 1900 zu sammeln.
Zuerst wandte sich sein Interesse islamitischen
Druckwerken zu, die er auf seinen Reisen in der
Türkei und in Kleinasien auf spürte. Die Sammlung
schenkte er aber während des Weltkrieges dem
Sultan, Später legte er sich auf das Sammeln von
Frühdrucken des 15, Jahrhunderts. Weder Mühe
noch Kosten scheuend, brachte er bald eine Samm
lung zustande, die ihresgleichen sucht.
Dr, Vollbehr hat seine Schätze wiederholt aus
gestellt, zuletzt während des Eucharistischen Kon
gresses in Chicago im Jahre 1927. Verkaufsangeboten
gegenüber zeigte er sich bisher stets unzugänglich
und man mochte in Deutschland im stillen gehofft
haben, daß die Sammlung dereinst seiner Heimat
stadt Kiel, der er treue Anhänglichkeit bewahrt,
zufallen werde. Nun scheint sich Dr. Vollbehr doch
entschlossen zu haben, die Sammlung aufzulösen.
Bei der Bedeutung der Sammlung würde die
Versteigerung eine Sensation auf dem. Büchermärkte
werden.
Die Versteigerung bei Glückselig.
Bei der vom 26. bis 28. November im Kunst
auktionshaus Glückselig in Wien veranstal
teten Auktion (siehe Nr. 1 des laufenden Jahrgangs),
sind weiters folgende Preise (in Schilling) erzielt
worden:
Porzellan,
336 Schale mit Untertasse, Wien 1823 28
337 Senitiegel, Wien 1802 18
338 Schüssel, Franz, Anf. 19. J 80
340 Schale mit Untertasse, Wien 1810 60
342 Schale, Wien 1834 22
345 Untertasse, Wien 18. J 11
346 Schale mit Untertasse, Wien 1817 . . . 420
347 Desgleichen, um 1770 110
Biskuitbüsten.
350 Kaiser Franz I, 250
351 Donizetti, Berlioz, Spontini 50
352 Goethe, Herder, Shakespeare 85
353 Raffael, Kaulbach 45
354 Spohr, Pyrker, Pius XI 32
355 Franz I. und Ferdinand 1 50
356 Kaiserin Elisabeth, Kaiser Franz Joseph 60
357 Zwei Schalen mit Untertassen, Wien 1819 u. 1823 . . 24
358 Einundzwanzig Teller, Wien 1817 und 1818 200
359 Schale mit Untertasse, Wien 1803 510
360 Desgleichen, 1896 200
361 Desgleichen, 1811, Malernummer 96 (Kothgasser) . . 520
362 Schale mit Untertasse, Wien 1826 und 1827 .... 25
363 Desgleichen, Meißen, Anf. 19. J 100
364 Desgleichen, Wien 1816 60
365 Zwei Schalen mit Untertassen, Meißen, 19. J 54
366 Schale mit Untertasse, Wien 1817 30
367 Desgleichen, Französisch, 19. J 34
368 Dejeuner, Wien 1808 und 1810 600
369 Jude und Mädchen, vor 1749 420
370 Junger Kavalier, Wien um 1750 180
372 Ein Paar Schälchen, Wien 18, .1 160
373 und 374 Sechs Schüsseln, Wien 18. J. . 50
Glas,
375 Becher, um 1830 44
376 Kurbecher, um 1830 28
377 Becher, um 1840 12
378 Pokal, um 1840 32
379 Becher, um 1840 80
380 Desgleichen, um 1830 38
381 Becher, Böhmen, um 1830 . 45
382 Becher, um 1830 110
383 Becher, Böhmen, um 1840 45
384 Becher, um 1835 55
385 Becher, Pfohl, um 1850 220
386 Becher, um 1840 220
387 Ranftbecher, Kothgasser 380
388 Becher, um 1840 130
389 Becher, Egermann, um 1830 520
390 Ranftbecher, Kothgasser 1100
391 Becher, Wien, um 1840 ' 780
392 Ranftbecher, Hoffmeister, um 1840 680
393 Becher, Franz Gottstein, um 1815 620
394 Becher, um 1830 50
395 Kelchglas, Schlesien, um 1730 7 40
396 Becher, um 1830 45
398 Becher, Böhmen, um 1825 5