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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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Antonius in einer Landschaft sitzend, etwa aus desselben Zeit.
Ferner seien angeführt das reife Bildnis einer Dame von An-
tonis Mor aus dem Jahre 1567, ein besonders reizvolles Kin
derporträt des Nicolau;s Maas, datiert 1665, mit einem sehr
ansprechenden Ausblick auf eine weite holländische Landschaft,
Eine Kavaliers-Szene von Ochtervelt wirkt besonders an
ziehend durch die kontrastreiche Behandlung von Licht und
Schatten. Außerdem finden sich von holländischen Meistern
Namen wie Härmen Hals, Pieter Claes, Eglon van der
Neer u a
«Auktion bei C. «7. Watura.
Am 7. April bringt C. J. W awra in W ien die
kleine, aber erlesene Sammlung eines erbgesessenen
Wiener Industriellen zur Versteigerung. In den letz
ten vier Jahrzehnten entstanden, enthält die Samm
lung Kostbarkeiten au [ s allen Sammlungen, die im
Laufe dieser Zeit in Wien zur Auflösung gelangten,
insbesondere der Sammlung Gsell, Lanna, Fürst
Metternich, Graf Stadion, Bardi und Julius Reich.
Ihren Hauptstodk bilden Miniaturen und
Aquarell Bildnisse, die eine Auslese französi
scher, englischer und österreichischer Kleinmalerei
darstellen. Von den führenden Künstlern der fran
zösischen Miniaturmalerei sind sowohl Isabey wie
Augustin vertreten. D j er erstere zeigt sich in sei
nem wiederholt gemalten Elfenbeinbildchen der
Kaiserin Maria Louise, wie in dem intuitiv erfaßten
Charakterkopf der in den Wiener Kongreßtagen viel
gefeierten Herzogin von Talleyrand auf der Höhe
seines Könnens, der letztere bringt mit seinem bra
vourös gemalten Miniaturbrustbild Napoleons I.
Fig. 3. Augustin, Napoleon I.
(siehe Fig. 3) wie mit dem naturgetreuen Porträt des
Königs Murat von Neapel die realistisch geprägte
und mehr reflektierende Sonderart des „eleve de la
nature et de la meditation“ zum Ausdruck. Aus dem
Kreise der beiden Miniaturbeherrscher treten her
vor: Autissier mit dem Damenbildnis, das auf
der Miniaturenausstellung in der Albertina im Jahre
1924 viel bemerkt wurde (Fig. 4), Bell, Le Gros,
Bertrand, Barrois, Vernet u. a.
Die Blütezeit der englischen Kleinbildniskunst
repräsentiert in erster Linie Reynolds, von dem
ein reizendes Kinderbildnis vorhanden ist (Fig. 5).
Ihm schließen sich an: S. Cotes, Cosway und
Wood, von welch letzterem unsere Abbildung (Fig.
6) das Porträt eines englischen Offiziers bietet. Von
Robertson, dem Kleinmaler der Victorianischen
Zeit wäre ein ausgezeichnetes Altersbildnis der Lady
Anne Vernon, von einem seiner Zeitgenossen das
vornehm elegante der Herzogin von Kent erwähnens
wert. Von dem satten farbigem Glanz eines Law
rence gibt die Porträtskizze des Marquess of
Wellesley beredtes Zeugnis.
Unter den Oesterreichern hebt Leo Grün
st e i n, von dem das Vorwort zu dem geschmackvoll
ausgestatteten Katalog stammt, zunächst das sorg
fältig hingetiüpfelte und ausdrucksreife Porträt des
Grafen Platon Subow von Füger hervor. Die wei
teren Oesterreicher charakterisiert Grünstein wie
folgt: ,.Durch ein ausgezeichnetes Bildnis eines Abbes
ist der geschickte Füger-Schüler W e i x 1 b a u m ver
treten. Ein eindringlich charakterisiertes, leicht und
flüssig gemaltes Herrnporträt legitimiert die Kunst
eines Daffinger. Aus dem Daffinger-Kreise sind
neben A n r e i t e r und Peter insbesondere Saar
und Robert T h e e r bemerkenswert, der erstere mit
Fig. 4. Autissier, Damenbildnis.
einem allerliebsten Kinderbildnis des Erzherzogs
Karl Ludwig, der letztere mit einem kräftig durch
modellierten Miniaturporträt eines Wiener Gast
wirtes. Aus der Gruppe der geschätzten Altwiener
Aquarellbildnismaler, die zumeist auch als Litho
graphen ihren künstlerischen Rang und ihre unter
schiedliche Porträtbefähigung zu erweisen hatten,
heben wir hervor: Fendi, der den körperlichen
Habitus und die Psyche der wienerischen Kinderwelt
meistert, E y b 1, Lieder (dessen ,,harfenspielende
Tochter“, Ernst und die Sachlichkeit der miniatur
verwandten Porträtkunst dieses Malers vor Augen
führt), ferner Teltscher, Pr in zhofer und
vor allem Kriehuber, welcher den Porträts ge
alterter Damen seinen unleugbaren Verschönerungs-