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Seite 104 INTERNATIONALE 
Wilhelm, in dessen Privatbesitz sich das Bild befand, hat 
es fort,gegeben. Der Katalog Goudstikkers sagt, das Bild komme 
aus dem Besitz des preußischen Kronprinzen. Es Ist 1858 zuir 
Hochzeit des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm 
mit der Prinzessin Viktoria von England als Supraporte für 
das Kronprinzenpalais Unter den Linden gemalt, und dort hat 
es bis zur Staatsumwälzung gehangen. 
(Der Diebstahl in der Madrider Nationalbibliothek.) Aus 
Berlin wird uns gemeldet: Unsere Kriminalpolizei ist mit dar 
Aulklärung das Diebstahles beschäftigt, der im vergangenen 
Jahre in Madrid verübt wurde. Aus einem Schreibtisch in 
der Abteilung „Beiles artes" der Nationalbibliothek waren zwei 
Mappen mit einer großem Zahl wertvoller Radierungen und 
Stiche verschwunden. Es hat sich nun ein Kunsthändler aus dem 
Westen Berlins bei der Polizei gemeldet und mitgeteilt, daß 
ein großer Teil der als gestohlen ausgeschriebenen Werke sich 
in seinem Besitz befindet. Dem Kunsthändler waren im Sommer 
des vorigen Jahres von einem Manne, der sich Bibliothekar 
Antonio Lopez aus Madrid nannte, eine Sammlung kostbarer 
Stiche und Radierungen angeboten worden. Er kaufte nach und 
nach 250 Stück und überwies an iLopiez mach Madrid als Vor 
schußzahlung 40.000 Mark. In der nächsten Zeit wollte die 
Kunsthandlung die Stiche als Sammlung auf den Markt bringen. 
Die Kunstblätter halben einen durchschnittlichen Wert von 
500 bis 5000 Mark. Es befinden sich darunter 5 7 Radi e- 
r ungen von R e m b r a n d t. Von der NationalbibUotihek in 
Madrid war nur der Diebstahl von 67 Kunstwerken gemeldet 
worden. Woher die anderen Radierungen und Stiche stammen, 
und ob der angebliche Antonio Lopez tatsächlich Bibliothekar 
ist, das ließ sich bisher noch nicht feststellen. 
NUMISMATIK. 
(Münzen und Medaillen Maximilians I.) Die Münzenhand 
lung Adolf Heß’ Nachfolger in Frankfurt am Main ver 
steigert am 21. Mai und den folgenden Tagen aus altem öster 
reichischem Adelsihesdtz eine hervorragende Spezialsammlung 
von Münzen und Medaillen Maximilians I. Der Katalog, der 
diese gewählte Sammlung beschreibt, umfaßt 221 Nummern. 
Unter diesen finden wir das älteste Talergepräge vom Jahre 
1477, prachtvolle Schaumünzen deutscher und oberitalienischer 
Medailleure, darunter Stücke von köstlicher Ausführung und 
Wirkung, so zum Beispiel die Münzen und Medaillen mit dem. 
Brustbild Marias vor. Burgund und die großen Doppeltaler, die 
Maximilian, „den letzten Ritter“, in schwerer Rüstung auf 
einem Turnierpferd zeigen. Auch die kleineren Kursmünzen 
liefern manches beachtenswerte Stück; hier sind es die Münz 
stätte Hall in Tirol und die niederländischen Ateliers, die sich 
durch besonders kunstvolle Durchbildung und Ausführung ihrer 
Erz euignis®e hervortun. 
(Eine Bildmünze Abrahams a Sancta Clara.) Der Bildhauer 
Carl Dietrich in Karlsruhe, der Schöpfer des Karlsruher 
Greiifdankmals für die . im Weltkriege gefallenen badischen 
Leibgrenadiere, hat eine Gedenk- und Bildmünze Abra 
hams a Sancta Clara geschaffen. Auf der Aversseite ist 
in starkem Relief der voluminöse Kopf des kaiserlichen Hof- 
predigers portiräthaft berausgearbedtet. Die Inschrift lautet: 
,,P. Ahraham a S. Clara 1644—1709." Die Rückseite stellt dein 
'feurig-derben, oft fast burlesk aiuftiretenden Mann dar Kapuze 
dair, wie er mit dem Gestus: ,,Huy! und Pfuy! der Welt!“ hoch 
und niedrig in freimütiger Grobheit den Sittenspiegel der Zeit 
Vorhalt, worin sich alle beschauen können. „Eine Predig ist 
ein Spiegel, worin ein Mensch ersiehet“, ist der Spruchreihe 
über die Predigt im „Judas“ III. S. 8 entnommen. 
(Französische Münzen und Medaillen.) Me. M, Car- 
p e n t i e r und der Experte M, Etienne B o u r g e y verstei 
gern vom 7. bis 12. Mai im Hotel Drouot in Paris die Münzen 
sammlung des Herrn Paul Di s s a r d, die sich besonders durch 
ihren Reichtum an französischen Münzen und Medaillen des 
Mittelalters und der Renaissance auszeichnet. Beachtenswert 
sind aber auch die Plaketten der Italien. Renaissance. 
PHILATELIE. 
(Falsche jugoslawische Briefmarken.) Ueiber die Fälschun 
gen der Brüder G j u r ä ,s, von denen schon kurz berichtet 
wurde, werden jetzt Einzelheiten bekannt, diie diese Fälschungs- 
affäre als eine der größten der letzten Jahre erscheinen lassen. 
Die Fälscher hatten Ende des Vorjahres bei einem Wiener 
Klischee-Erzeuger 56 Galvanos und 22 Holzschnitte jugoslawi 
scher Marken, beziehungiswelise Aufdrucke, harstellen lassen. 
Die Fälschungen -— unter welchen sich s ä m 11 ic h e von 
Südslawien ausgegebenen Aufdruckausgaben be 
fanden — wurden in Agram hergestellt', dann von der Frau 
eines der Fälscher nach Wien gebracht und hier vertrieben. 
SAMMLER - ZEITUNG Nr. 9 
Durch den Erfolg ermutigt, begnügten .sich die Fälscher nicht 
mehr mit der Nachahmung .dar Marken zu Sanwnleirzwecken, 
sondern fertigten auch die kursierenden höheren Dinar-werte 
(10, 15, 20 und 30 Dinar) an. Durch Wiener und Agramer 
Philatelisten wurden die Fälschungen aufgedeckt und die Brü 
der ,Kornrad und Johann iGjuris verhaftet. Bei der in Agram vor- 
genommenen Hausdurchsuchung fand man eine vorzüglich ein 
gerichtete Druckeinrichtung und große Mengen bereits fertiger 
Fälschungen. Die gleichzeitig in Wien von Polizeirat Doktor 
Kl aus er durchgeführten Erhebungen führten zur Verhaftung 
der Frau eines der beiden Fälscher, Frieda Gjuiris, bei der, in 
zwei großen Koffern verpackt, riesige Mengen von falschen 
Marken gefunden wurden. Auch mit dem Abwaschen der 
Stempel vom gebrauchten Marken hatten sich die Fälscher 
beschäftigt. Derart hiehandelte (gewaschene) Marken wurden in 
Wien allein für mehrere lausend Schilling Nennwert beschlag 
nahmt. Die Fälschungen sind zum Teil sehr gut gelungen. 
(Neue Flugpostmarken in Oesterreich.) Um den Gebühren 
und Flugzeugzuschlägen besser zu entsprechen, wird die Flug 
postserie um .drei Werte, und zwar 20, 25 und 80 g, ergänzt. 
Die Marken werden im Muster der gültigen Flugpostmarken 
gehalten sein. Ueiber die Farbe ist noch keine Bestimmung ge 
troffen worden. Die Ausgabe dürfte im Laufe des Sommers er 
folgen. Gleichzeitig wird auch eine neue Marke zu 50 g 
für den, gewöhnlichen Postbedarf ausigegeiben werden. 
VERSCHIEDENES. 
(Sonderausstellung Otto Herbig.) Das Graphische Kabinett 
in München (Leitung: Günther Franke) eröffnete eine 
Somdeiraiusistellung für Otto .Herbig. Es werden neue Pastelle 
und Handizeichnungen des Künstlers aus Kärnten und dem Um 
kreis von Rom gezeigt. Herbig, der aus der iRihön .stammt, weilt 
seit einiger Zeit als Gast der Deutschen Akademie in Rom und 
erhielt soeben .einen der Hauptpreise durch die Albrecht Dürer 
stiftung in. .Nürnberg. 
(Die goldene Feder von Locarno verschwunden.) Wie aus 
Paris gemeldet wird, ist der Goldfederlhalter, der seinerzeit 
bei der Unterzeichnung der Locarno-Abkommen verwendet 
und von der Stadt Locarno der lim Februar 1930 im Haag ver 
anstalteten großen Friedensausstellung geliehen worden war, 
spurlos verschwunden. Man befürchtet, daß diie Feder gestohlen 
worden oder hei der Rückbeförderung vom Haag nach Locarno 
in Verlust geraten sei. 
(Einstein- und Planck-Ausstellung in Lissabon.) Die Na 
tionalbibliothek in Lissabo'n veranstaltete eine internat, 
Ausstellung der Werke über die neueste Entwicklung der 
theoretischen Physik. Der deutschen Forschung, Vertretern durch 
Einsteins Relativitätstheorie, der Planckschen Quantentheorie, 
die physikalischen Werke von A. Haas, M. v. Laue, H. Weyl 
und vielen anderen wurde besonders große Beachtung ge 
schenkt. Die Nationalbilbliotlhek hatte daher den Böinsentveireiin 
der Deutschen Buchhändler in Leipzig gebeten, die Zusammen 
stellung des einschlägigen, deutschen Schrifttums zu über 
nehmen. Dieser Aufgabe hat .sich der Börseniveirem mit Unter 
stützung der Deutschen Bücherei in Leipzig und des Professors 
Heisenberg, Direktor des Leipziger Universitätsumstiituts 
für (theoretische Physik, mit besonderer Sorgfalt unterzogen 
(und durch eine Sammlung von vielen Hunderten von Schriften 
die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Forschung 
darzustellen gesucht. Diese Literatur ,steht im .Mittelpunkt der 
Ausstellung, und um säe herum gruppiert sich d,a.s Schrifttum 
über die Gestaltung des Weltbildes auf Grund der Relativitäts- 
tbeorie, über Atomforschung, Quantenchemie und Aistrophysik; 
snan sieht 'daraus, welche Auswirkungen die Forschungen 
Plancks und Einsteins gehabt haben. 
(Verbrannte Kunstschätze.) Aus Panis wird uns be 
richtet: In der Wohnung des bekannten Multimillionärs Siir 
Basil Zaharoff i,s.t ein B.rand ausgebrochen, dem dessen 
mehrtausendbändige Bibliothek, sowie zahlreiche 
K u n s tig e g>a n >s t ä n d e von unschätzbarem Werte zum 
Opfer fielen. 
(Dichter- und Musikermaler-Ausstellung in Schaffhausen.) 
Der Kunisfvieriein Schaffhausen, dessen große Tobias iStimmar- 
Ausistellung dm Jahre 1926 weit über die Landes grenzen hinaus 
Interesse erregte, ist zur Zeit mit der Vorbereitung einer um 
fassenden Dichter- und Musikermaleir-Ausstellung beschäftigt. 
Die Ausstellung wird mit Goethe beginnen und bis in die 
Gegenwart reichen.. Die Ausstellung wird! nicht nur in künst 
lerischer, sondern auch in dokumentarischer Hinsicht wertvoll 
und aufschlußreich sein. 
(Ein 5000 Jahre altes Schachbrett.) Nach einer Meldung 
aus Kairo hat der ägyptische Forscher Selim H a s s a n in der 
Nähe der Kaaropyramide in einem Grab eine auf v eben erregende
	        
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