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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 1
"Die Dezember-Auktionen in Wien.
Von der Vereinigung der Antiquitäten- und
Kunsthändler Wiens erhalten wir mit dem Ersuchen
um Veröffentlichung folgende Zuschrift:
»Der Dezember ist für den Detailhandel im
allgemeinen und für den Antiquitäten- und Kunst
handel im besonderen einer der wichtigsten
Monate. Ein Großteil der Ware wird bereits vom
Jänner ab von den weitblickenden Händlern ange
schafft, um für den Weihnachtsbedarf hinreichend
assortierte Lager zu besitzen. Ein Teil dieser Ware
stammt auch aus Auktionen, welche in den Monaten
Jänner bis November stattgefunden haben.
Es ist nun für jedermann und insbesondere für
jeden Geschäftsmann klar, daß der Lieferant, das
ist in diesem Falle der Auktionator, seinem Ab
nehmer, das ist der Händler, nicht anläßlich seines
Warenabsatzes Schwierigkeiten machen darf, wenn
der Lieferant auf eine weitere ersprießliche Ge
schäftsverbindung mit seinem Abnehmer Wert legt.
Die Händlerschaft steht sonach auf dem
Standpunkte, daß ihr ein großer Anteil an dem G e-
lingen der Auktionen in den Monaten
Jänner November gebührt, dadurch, daß
sie einen Teil der Ware bis zur Zeit der erhöhten
Nachfrage, das ist bis zum Dezember, auf Lager
nimmt und daß es daher nur eine selbstverständliche
geschäftliche Kulanz ist, wenn die Auktionshäuser
durch Unterlassen der Dezember-Auktionen der Ab
stoßung dieser Lagerbestände keine Schwierigkeiten
in den Weg legen.
Diese Erwägungen wurden auch im Vorjahre
ganz allgemein und heuer von der überwiegenden
Anzahl der Auktionshäuser, und zwar dem Doro
theum, C. J. W a w r a, Albert Ken de und
S. K e n d e respektiert. Daß diese Rücksichtnahme
nicht eine bloße Gefälligkeit, sondern eine weit
blickende geschäftliche Erwägung ist, kann für nie
manden aus der Branche von Zweifel sein.
Der Ausschuß der Vereinigung hat auch kürzlich
beschlossen, bereits zu Beginn des kommen
den Jahres für die nächsten Weihnachten in die
ser Richtung vorzusorgen, um zu wissen, wel
che Auktionshäuser zu einem Entgegenkommen
gegenüber dem Kunst- und Antiquitätenhandel be
reit sind und welche Auktionshäuser ein gutes Ein
vernehmen nicht wünschen. Es muß natürlich auch
der Kunst- und Antiquitätenhandel Gelegenheit
haben, sich rechtzeitig darüber klar zu sein, wer sein
Freund ist und von wem er ein freundschaftliches
Einvernehmen erwarten kann, um auch seinerseits
hiefür während des ganzen Jahres Freundschaft
bieten zu können.«
Zum besseren Verständnis dieser Zuschrift sei
folgendes erwähnt: Die Wiener Kunstauktionshäuser
haben im Jahre 1928 auf Wunsch der in der Ver
einigung vertretenen Antiquitätenhändler erklärt,
nach dem 2. Dezember keine Versteigerung abzu
halten, Dieser, wenn man es so nennen will, Pakt
wurde im Jahre 1929 stillschweigend erneuert, konn
te aber 1930 infolge der wirtschaftlichen Depression
nicht mehr aufrecht erhalten werden. Das Dorotheum
dehnte seine Aktion über den 2. aus, Albert K e n d e
versteigerte am 4. und 5. Dezember die Sammlung
der Witwe des Malers S c h ö d 1 und das Auktions
haus für Altertümer Glückselig Ges. m. b. H.
veranstaltete vom 9. bis 11. Dezember die Verstei
gerung der Sammlung Dr. G. v, T. Diese am weitesten
vorgeschobene Auktion fand ein sehr kauflustiges
Publikum, das das Material ziemlich ganz aufnahm.
Daß aber die Auktion diesmal auch einem Bedürf
nisse der Händler entgegenkam, die heuer infolge
der wenigen Kunstauktionen — die Figdor-Auktion
kam bekanntlich für die Händler fast gar nicht in
Betracht — sich für Weihnachten nicht genügend
eindecken konnten, bewies die ganz auffallend starke
Teilnahme der Händler, die auch sehr lebhaft in die
Auktion eingriffen und sich zahlreiche Objekte
sicherten.
Es liegt gewiß nicht in den Intentionen der
Kunstauktionshäuser, die ohnehin so schwierige
Lage der Kunst- und Antiquitätenhändler noch zu
erschweren und wir sind überzeugt, daß sie, wenn
die Verhältnisse es irgendwie zulassen, gerne auf die
Auktionen im Dezember verzichten werden.
311. JCunstauktion bei Wawra.
Bei der 311. Kunstauktion von C. J. Wawra
in Wien (siehe die Nr. 22, 23 und 24 des verflos
senen Jahrganges) sind weiters folgende Preise (in
Schilling) gezahlt worden,
Möbel,
410 Großer zweitüriger Schrank. Deutsch, 18. J 1700
411 Zwei zweiladige Kommoden. Ende 18. J 2200
412 Große Standuhr. Deutsch, um 1730 1700
413 Niederer zweitüriger Kasten (Renaissance-Kommode) 440
414 Ein Paar Fauteuils. Um 1600 600
415 Truhe, Süddeutsch (?), 17. J 550
416 Großer Spiegel. 18. J 300
417 Stehuhr. Deutsch, 18, J 240
418 Zwei Wandkonsolen. 18. J 80
420 Kleiner Wandkasten (Renaissancekasten) 120
421 Fauteuil mit achtkantigen Füßen 200
422 Halbrundes Komsoltischchen. 16, J. ........ 120
423 Zwei Fauteuils mit rotem Samtbezug 320
424 Kleines Tischchen auf vier gedrehten Füßen .... 50
425 Kleines Kästchen. 18. bis 19. J. 40
426 Zwei Sessel mit reichgeschnitzten Lehnen 280
427 Kredenzkasten Niederdeutsch. 1759 500
428 Spiegel in schwarzem geschnitztem Rahmen .... 30
429 Zwei Sessel auf gedrehten Füßen 110
430 Sessel mit gedrehten Füßen und geschweifter Lehne 40
431 Kleiner Wandkasten. Deutsch, Anf. 17. J 180
432 Renaissance-Kredenz. Italien, 17. J, . . 380
433 Zwei Sessel mit vierkantigen Füßen 100
434 Paravent. 18. J 220
435 Fauteuil. 19. J 240
436 Kleines Tischchen mit Lade, auf vier geschweiften
Füßen, eingelegt. 19. J 150
437 Kleines rundes Tischchen mit Marmorplatte, auf vier
Füßen. Geschnitzt und vergoldet. 19. J 160
440 Kommode mit Marmorplatte und drei Laden. Ge- ,
schweift u. ornamental eingelegt. Messinghandhaben.
Barock 600
441 Großer zweitüriger Schrank. 18. J . . 1200
442 Sekretär, Empire 950
443 Eckschrank mit Vitrinenaufsatz. 19. J 300
444 Spiegel mit Konsole. Ende 18. J 180
445 Spiegel, Oesterreichisch, Anf. 18. J 300
446 Sechsflammiger Lüster. Barock 650
447 Großer zweitüriger Schrank, 18. J 800
448 Bett. Barock 250
449 Betschemel j2Q
450 Geschweiftes Tischchen, um 1800 200
451 Kommode. Italien, 18. J ]60
452 Barock-Sitzgarnitur 1200
453 Stehuhr mit Messinggalerie. 1. H. 19. J 60
454 Tisch. 19, J jgg
455 Venezianerspiegel, 18. bis 19, J 210
456 Kassette. 19. J. -. 49
457 Barock-Prunkbett 9.QO
458 Barock-Kommode 320
459 Betschemel. Niederländisch, 17. J 260