Antimon. 93g
arbeiteten und die Typenerneuerung bei den Buchdruckereien eine be
schränkte war. Im Jahre 1866 steigerte sich die Verwendung, aber
die Preise blieben, namentlich wegen des niedrigen Standes der öster
reichischen Valuta, billige. 1867 nahm jedoch der Antimonhandel
einen Aufschwung und 1869 und 1870 trat eine erhebliche Preisstei
gerung ein, da die Zufuhr von Borneo-Erzen ausgeblieben war und
die ungarischen Werke den Bedarf nicht zu decken vermochten. Diese
verstärkte Nachfrage hatte namentlich ihren Grund in der Verwendung
des Goldschwefels bei der Kautschukfabrikation und derjenigen der
Antimonsäure zur Erzeugung des Anilingelbs 1 ) und des Anilin-
loths 2 ). Im Jahre 1871 trafen wieder starke Antimonerzlieferungen
aus Borneo ein, in Folge deren die Preise etwas znrückgingen 3 ). Nach
C. Stölzel 4 ) betrug 1873 in Milleschau (Böhmen) der Verkaufspreis
für Regulus 45 fl. österr. W. (90 Mark), für Antimonium crudum
24 fl. österr. W. (48 Mark) pro- 50 Kg.
Die Auszeichnungen für Antimonerze auf der Wiener Weltaus
stellung, sowie für Ausbringung des Metalles aus denselben, sind unter
Gruppe I „Bergbau und Hüttenwesen“ vermerkt. Vergl. auch die
Auszeichnungen für „chemische Präparate“, und für „pharmaceutische
Präparate“.
') Schiff, Untersuchungen über metallhaltige Anilinderivate, 112;
Dmgl. pol. J. CBXX, 157; Wagn. Jahresber. 1863, 595. 2 ) Sieberg, Dingl.
pol. J. CLXXI, 366; Wagn. Jahresber. 1864, 534. 3 ) Vergl. Gehe & Co.,
Dresden, Droguenber. 1862 bis 1871. *) Stölzel, Ber. d. deutsch. Central-
Commission über die Wiener Weltausstellung. Gruppe 1, Sect. 3, 97.
Zinn
Von Theodor Goldschmidt*),
Fabrikbesitzer in Berlin.
Das Zinn findet in der Färberei und Zeugdruckerei eine ausge
dehnte Anwendung. Die Salze des Zinns bilden mit gewissen Farbstoffen
Verbindungen (Lacke), die sieb mit der Seide-, Wolle- und Baum
wollefaser vereinigen und besonders lebhafte Farben liefern.
Das Zinn gehört zu den seltenen Metallen. Es wird vorzugsweise
von Holland und von England aus in den Handel gebracht. Das von
Hollandausauf den Markt gebrachte Zinn stammt von den Inseln Banca
und Biliton, zwei, den Holländern gehörigen Sundainseln. Das Banca-Zinn
ist von Mul der 2 ) untersucht worden. Derselbe hat seine Untersuchung
auf etwa 20 Gruben ausgedehnt; nach derselben enthält dasselbe nicht
mehr als etwa 4 Zehntausendstel Verunreinigungen an fremden Me
tallen, und es wird daher als ein besonders reines Zinn von Chemikern
und Fabrikanten sehr geschätzt.
Das Vorkommen von Zinn auf der Insel Banca soll im Anfang des
vorigen Jahrhunderts entdeckt worden sein.
Es findet sich daselbst sowohl als Stromzinn, wie auch in Gängen;
gegenwärtig wird nur ersteres verarbeitet.
Im Jahre 1829 ist das erste Banca-Zinn in Holland eingeführt
worden; die Einfuhr betrug 494 Block, der Block durchschnittlich zu
35 Kg. Schon im nächsten Jahre war die Einfuhr auf 9 420 Block
gestiegen.
Die Einfuhr steigerte sich dann schnell und erreichte im Jahre
1856 die Höhe von 207 055 Block, das grösste Quantum Banca-Zinn,
*) Der kenntnisreiche, von Freunden und Fachgenossen hochgeschätzte
Verfasser dieses Aufsatzes ist leider kurz nach Abfassung desselben ver
storben. Verschiedene Zusätze, welche er noch in Aussicht gestellt hatte,
sind auf diese Weise verloren gegangen. Theodor Goldschmidt war am
4. Juni 1817 in Berlin geboren; er starb ebendaselbst am 4. Januar 1875.
A. W. H.
2 ) Mulder, Pharm. Centr. 1849, 481.