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Nr. 12 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Seite 139 
BIBLIOPHILIE. 
(Versteigerung der Theaterbibliothek Schaumberg.) Die 
Bücherstube Horst Stolbbe in München versteigert am 
22. Juni -die Theaterbibliothek von Georg ,S c h au M b e r g 
(dem einstmaligen Freun>de von Michael Georg Conrad). 
Die von ihrem Besitzer in fast vier Jahrzehnten zusammen- 
getragene Sammlung erweist sich als eine der umfangreichsten, 
die in letzter Zeit auf den Markt kamen. Sie enthält unter 
anderem Theatergeschichte und Dramaturgie, auch das acht 
zehnten Jahrhunderts, Biographien und Briefwechsel berühm 
ter Bühnenkünstler und Theaterdirektcren und eine bedeu 
tende Shakespeare-Ajbteilung. Mit der Schaumbergschen 
Sammlung geht wieder eine in ihrer Geschlossenheit seltene 
Privatsammlung der Auflösung entgegen. 
(Die Versteigerung des „Deutschen Buchclubs" in Ham 
burg.) Die durch die Antiquariatsabteilung des „Deutschen 
Buchclubs" in Hamburg vorgenommene Versteigerung der 
Sammlung Dr. jur. W. von Brüning (5000 Bände) hatte bei 
großer Beteiligung von Sammlern und Händlern einen guten 
Erfolg. Aus der deutschen Literatur wurden Lavaters- 
,.Fragmente“ mit 350 Mark verkauft, Ary Scheffers Probe 
drucke zu Goethes „Faust" mit 330 Mark. Eine große 
D i c k e n s - Ausgabe, 12 Werke in Originalausgaben, illustriert 
von Brown, Cruikshank, Stone usw., erzielte 410 Mark. Unter 
den Büchern des 15. Jahrhunderts wurde die „Schedelsche 
Weltchronik“, 1493 in Nürnberg gedruckt, mit 345 Mark am 
besten bezahlt. 
BILDER. 
(Ein Raifael entdeckt.) Ein wertvolles Gemälde von 
Raffael, eine Madonna mit dem Kinde, wurde, wie „Netw 
York Herald“ meldet, in New Orleans in der Familie 
eines französischen Einwanderers entdeckt. Der deutsche 
Kunstkritiker Dr. Erwin von Bergen, der früher die 
Kunstschätze des deutschen Kronprinzen verwaltete, erklärt, 
es erscheine jeder Zweifel an der Echtheit des Bildes aus 
geschlossen. Man nimmt an, daß das Bild seinerzeit von fran 
zösischen Auswanderern nach Amerika gebracht worden ist. 
(Bloßgelegte Fresken,) Aus Bozen wird uns berichtet: 
Kanonikus Schrott hat auf Grund seiner Studien im Kloster 
Neustift in Südtirol die Indendanz der Schönen Künste in 
Trient aufmerksam gemacht, daß unter der Barockfassade des 
Klosters Fresken aus früheren Jahrhunderten verborgen sein 
müssen. Daraufhin wurden an der Westwand des Klosters 
nach Entfernung der Uebertünchung wohlerhaltene farben 
prächtige Fresken vorgefunden, die nach denn Jahre 
1370 ausgeführt sind. Sie zeigen große Aehnlichkeit mit den 
Arbeiten von Michael Pacher. 
NUMISMATIK. 
(Großer Brakteatenfund.) In Hohnhorst hei Celle 
wurden 2800 Brakteaten aus dem Erdreich ans Lieh* 
gefördert. Es handelt sich fast ausschließlich um Löwen 
pfennige aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, aus der Zeit der 
Herzoge Otto P u e r :(t 1252) und Albrecht Magus (f 1279). 
Die Münzen sind ohne Schrift und.natürlich ohne Jahreszahl. 
(Denkmünzen für das Ehrenmal.) Zur Einweihung des 
preußischen Ehrenmals ist eine Denkmünze geprägt worden. 
Auf der Hauptseite sieht man den Schinkelbau im Kastanien 
wäldchen. Die Inschrift lautet: Ehrenmal Berlin. Die Rückseite 
zeigt inmitten eines Kranzes auf einer Tafel die Worte: Den 
gefallenen Söhnen des Vaterlandes zum Gedächtnis. Die 
Münze wurde aus Silber in Fünfmarkstückgröße mit Stempel- 
glanz in der Oertelschen Münzstätte Berlin geprägt und ge 
langt auch dort zur Ausgabe. 
(Eine Anton-Bruckner-Medaille) wurde aus Anlaß der 
Siebzigjahrfeier des Brünner Mannergesangvereines gestiftet. 
Die Medaille soll Psrsönlichkeiten und Vereinigungen verliehen 
werden, die sich auf. den Gebieten der Musik, des Chor 
gesanges oder der deutschen Kultur im allgemeinen und im 
besonderen um den Brünner Männergesangverein Verdienste 
erworben haben. 
(Prof. Heinrich Buchenau f.) In München ist Univ.-Prof. 
Dr. Heinrich Buchenau einem Schlaganfall erlegen. Er war 
als numismatischer Forscher weithin bekannt, als er 1908 als 
Kustos an die Münzsammlung des bayrischen Staates berufen 
wurde. Hier erwarb er sich große Verdienste um die Ordnung 
und wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände an Münzen 
des Mittelalters. Diesem Sondergebiete waren auch seine 
hauptsächlichen literarischen Arbeiten gewidmet. Von diesen 
seien hier genannt die Untersuchung über den Brakteatenfund 
von Niederkaufungen bei Kassel (Dresden 1903), die Bearbei 
tung des Brakteatenfundes von Seega (Münzdenkmäler aus der 
Zeit der Hohenstaufen, Marburg 1905), die Beiträge zur Er 
forschung der schwäbisch-alemannischen Pfennige des 11. bis 
13. Jahrhunderts (Dresden 1911) und der Brakteatenfund von 
Gotha /München 1928). Von 1899 bis 1928 redigierte er die 
„Blätter für Münzfreunde". Die Zeit seines Ruhestandes war 
ausgefüllt mit der Bearbeitung der Mittelaltermünzen der pfäl 
zischen Wittelsbacher. Seit 1916 war er Honorarprofessor für 
mittelalterliche Numismatik und Geldgeschichte an der Mün 
chener Universität. 
PHILATELIE. 
(Zeppelin-Marken.) Einen ■ besonders willkommenen An 
laß zur Ausgabe von Gelegenheitsmarken geben die Flüge des 
Zeppelin-Luftschiffes. So hat Aegypten seine Flugp ost- 
marke zu 27 Milliemes mit dem Aufdruck „Graf Zeppelin 
April 1931“ und der neuen Werfbezeichnung 50 bezw. 100 ver 
sehen. Das Deutsche Reich läßt als neuen Wert der 
Zeppelin-Flugpostmarken eine Marke 1 Reichsmark, karmin, 
erscheinen, und Liechtenstein gibt aus Anlaß des 
nächster Tage stattlindenden Zeppelinfluges zwei Sonder 
marken zu 1 und 2 Franken aus. 
VERSCHIEDENES. 
(Tod bekannter Sammler.) In Wien ist der Souffleur 
der 'Staatsoper, Max Blau, gestorben, der als eifriger Auto 
graphenjäger bekannt war. Er hat seine sehr staatliche Samm 
lung, die sich vornehmlich auf Künstler erstreckte, seinem 
Freunde, dem Direktor des Theaters an der Wien, Hubert 
Marischka, Unterlassen, der selbst Sammler von Theatralia 
ist und bereits eine sehr wertvolle Sammlung sein eigen 
nennt, 
(Gedenkfeier der Ulmer Reformation.) Aus Anlaß der 
400. Jahrfeier der Ulmer Reformation findet im Schröchaus 
in Ul,m eine 'Ausstellung von Urkunden, Büchern, Bildern und 
kirchlichem Silber aus der Reformationszeit statt. 
(Georg Minde-Pouet.) Professor Georg Minde-Pouet, 
der am 5. Juni das 60, Lebensjahr vollendete, steht gerade 
jetzt in ungeminderter Kraft vor neuen und großen Aufgaben; 
bald nachdem er die Weiterführung von Goedekes Grundriß 
zur Geschichte der deutschen Dichtung übernommen hatte, 
ist er als Organisator der Bibliothek des Deutschen Museums 
nach München berufen worden. Der in Berlin geborene, am 
Französischen Gymnasium und in der Schule Erich Schmidts, 
Weinholds, Wilhelm Grimms und Diltheyis ausgebildete Lite 
ratur- und Kunsthistoriker hat schon in seiner frühen Muse 
ums- und Bibliothekst'ätigkeit in Posen und Bromberg, wo er 
in Schrift und Tat viel für deutsche Kultur geleistet hat, seine 
große organisatorische Begabung erwiesen; er hat sie weiter 
hin als Leiter der städtischen Sammlungen in Dresden und vor 
allem als Direktor der jungen Deutschen Bücherei in Leipzig 
hervorragend bewährt. Sie ist auch der 19(20 von ihm gegrün 
deten Kleist-Gesellschaft zugutegekomimen, in deren Vorstand 
er üjber ein Jahrzehnt maßgebend tätig war und deren Schrif 
ten und Jahrbuch er gemeinsam mit Julius iBeter-sen her 
ausgab. Heinrich v. Kleist steht im Mittelpunkt von Minde- 
Pouets wissenschaftlicher Arbeit. 
(Emil Kinkelin f<) Der Hauptkonservator der bayerischen 
StaatiSgemäldesammlungen, Prof, Emil K i n k e 1 i n, der durch 
seine ausgezeichneten Bildreistaurationen berühmt geworden 
ist, ist in München gestorben. Von .seinen Arbeiten sind be 
sonders zu nennen; Die Freilegung eines Dürer -Altars 
und des Selbstbildnisses von Rubens' mit seiner Gattin in 
der Alten Pinakothek. 
(Sechzehn Millionen Zollstrafe für einen Kunsthändler.) 
Aus Mailand wird -uns berichtet: Vor etwa zwei Jahren 
erstattete ein ägyptischer Arzt gegen den bekannten Mai 
länder Kunsthändler. Carlo Foresti eine ungewöhnliche Be 
trugsanzeige. Er behauptete, ein angeblich von Tizian 
stammendes Männerbildnis um 2-,200.000 Lire gekauft zu haben 
und dabei betrogen worden zu «ein. iE« handle sich nämlich 
um ein Bild, das Foresti von einem Händler in Bologna um 
3000 Lire gekauft und nach der Manier Tizians restauriert 
hat. Bei der Untersuchung stellte sich vor allem heraus, daß 
Foresti das Bild ausgeführt hatte, ohne den vorgeschriebenen 
Zoll zu bezahlen. Die Behörden trugen deshalb zur Sicher 
stellung der Zollstrafe eine iZwangshypothek von neun Mil 
lionen Lire auf den Besitz des Kunsthändlers ein. Bald kam 
man darauf, daß Foresti auch zwei weitere künstlerisch wert 
volle Gemälde ins Ausland geschmuggelt habe und verhängte 
üfber ihn eine weitere Zollstrafe von sieben Millionen Lire, 
die ebenfalls hypothekarisch siehergestellt wurden. Dieser
	        
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