Nr. 18
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 189
Der Nachlass &ranz Jlumplers.
Das Dorotheum in Wien eröffnet am 1, Ok
tober die Wintersaison mit der Versteigerung eines
Teiles des Nachlasses des Malers Franz Rumpler,
Es war klug, die Schaustellung auf einen halben
Monat (14, bis 30. September) zu erstrecken, denn
bei all der hohen Schätzung, die Rumpler genießt,
spinnen sich nur lose Fäden von ihm zur Sammler
welt, Es hat dies seinen Grund in der Eigenart des
Künstlers, der. in den letzten Jahrzehnten seine
Schöpfungen sorgsam vor dem Publikum verschloß.
Nur hie und da, wenn Klosterneuburg, wohin er sich
nach dem Rücktritte von seiner Lehrtätigkeit an der
Wiener Akademie der bildenden Künste zurückzog,
an seinen Wohltätigkeitssinn appellierte, entschloß
er sich, eines oder das andere seiner Bilder einer
dortigen Ausstellung zu widmen, sonst malte er nur
noch für sich. Und so kommt es, daß sein Heim in
Abbildung (Fig. 2) zeigt, übersteigt diesen Preis;
auf 2500 Schilling geschätzt, wird es mit 800 Schil
ling ausgerüfen werden. Ein kleineres, nicht weniger
anmutiges Stilleben, wie z, B. »Pfingstrosen« (Fig. 3),
wird schon mit 300 Schilling ausgeboten werden.
Und auf demselben Niveau bewegen sich die
Genrebilder, die an Qualität den Blumenstücken nicht
nachstehen. »Bauern im Wirtshaus«, das wir in
Fig. 4 reproduzieren, sind auf 700 Schilling geschätzt
und gelangen mit 300 Schilling zum Ausgebot,
Was im Katalog mit. höheren Preisen verzeich
net ist, sind Einrichtungsstücke aus der Wohnung
Rumplers. So ein flämischer Bildteppich um 1600,
der die Auffindung Mosis darstellt, mit 6000 Schil
ling bewertet (A.usrufspreis 3000 Schilling), ein flä
mischer Bildteppich um 1700 mit einer Jagdszene
(Apollo und ein Jäger in freier Waldlandschaft, vor
Fig. 2. Franz Rumpler, Großes Friichte-Stilleben.
Klosterneuburg über und über mit Bildern von seiner
Hand gefüllt ist, von denen jetzt zunächst an zwei
hundert im Dorotheum unter den Hammer kommen.
Man wird bei der Schaustellung Gelegenheit
haben, sich zu überzeugen, daß Rumplers Ruf als
einer unserer besten Landschafter und Stilleben-
Schilderer gerechtfertigt ist und man wird die rei
zenden Sachen umso eher kaufen, als die Preise,
der Zeit gemäß, überaus niedrig gehalten sind. Sie
bewegen sich zwischen 80 und 400 Schilling. Ein
einziges nur, das große Früchtestilleben, das unsere I
ihnen ein erlegter Hirsch) mit 5000 Schilling (Aus
ruf 2500 Schilling).
Neben diesen Bildteppichen finden wir einen
großen, zweitürigen Garderobekasten aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, eine Biedermeiervitrine,
japanische Cloisonne - Dekorationsteller, japanische
Imari-Porzellanvasen, eine Girandole aus Bronze im
Stil Louis XVI. mit Wedgewood-Einlagen, wertvolle
Perserteppiche, österreichische Goldhauben mit
Spitzen, Bauernsessel vom Ende des 17, Jahrhun-
I derts, Holzskulpturen etc.
«Ausverkauf in Sowjetrussland.
Der Ausverkauf der Kunstwerke in Sowjetruß
land schreitet fort. Die Eremitage in Lenin
grad, früher eine der bedeutendsten Gemäldegale
rien der Welt, ist bereits von den hervorragendsten
Bildern entblößt. Nach einer Liste, die in der »Frank
furter Zeitung« veröffentlicht wird, fehlen dort
30 Perlen der Sammlung.
Als verkauft werden mit Angabe der Käufer
genannt:
Dirk Bouts, Verkündigung
van Eyck, Madonna in der Kirche.
(Mellon, Washington.)
Rembrandt, Mann mit der Pelzmütze.
(Mellon, Washington.)
Rembrandt, Mädchen mit Besen.
(Mellon, Washington.)
Rembrandt, Orientale. (Colnaghi, London.)
Rembrandt, Alter Mann mit Krückstock.