Seite 204
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 20
Bildrand Feuersäule über dem Meere stehend, ihm
zugewandt Moses, den Stab haltend. Nach rechts
Gruppe der Israeliten mit Lasten beladen. Breite
Borde aus Blumen- und Früchtefestons, in der Mitte
der oberen Abschlußborde Allianzwappen der fürstl,
Salm'schen Familie. Auf der unteren Abschlußborde
Brüssel-Brabanter Webermarke und Signatur: H,
Reydams. Brüssel um 1650 (365 : 500 cm).
Die Bilder von Kaspar Hagenbuch, einem
Schweizer Maler, der um 1534 aus der Schweiz aus
gewiesen wurde und dann in Süddeutschland tätig
war, stellen den Grafen Joachim zu Manderscheidt
und Virnenburg und seine Gemahlin Gräfin zu
Manderscheidt, geborene Gräfin zu Nassau, dar. Sie
sind beide im Jahre 1555 gemalt und durch Aus
sterben der Linie bereits um 1600 in die jetzige Fa
milie gelangt. Möbel und Kunstgewerbe stammen aus
einem Sommerschlößchen der Familie, das völlig im
Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet war.
Anschließend daran gelangen Gemälde alter
Meister, deutscher Renaissance — Silber, Porzellan
und antike Möbel zum Ausgebot. Von den Porzel
lanen seien zwei neunteilige Berliner Dejeuners mit
Ansichten aus der Umgebung Berlins und ein 89tei-
liges Meissener Speise- und Kaffeeservice besonders
hervorgehoben.
Jst die Sammlung J3enda noch in Wien?
Vor Jahresfrist tauchte in Wien das Gerücht auf,
daß die großartige Sammlung des Industriellen Gu
stav Benda nach Amerika verkauft worden sei;
das Gerücht fand auch Eingang in Tagesblätter und
die Familie Benda beeilte sich, es in energischer
Weise zu dementieren. Man gab wohl zu, daß Ver
kaufsverhandlungen mit einem Händlerkonsortium
gepflogen worden seien, zu einem Verkauf sei es
jedoch nicht gekommen.
Nun scheint es aber, daß die Nachricht doch
wahr gewesen sei oder später wahr geworden ist.
Denn aus Philadelphia wird gemeldet, daß
eines der Hauptstücke der Sammlung Benda, der
Prunk heim Andrea Doria s, des Admirals
Karls V., in den Besitz des dortigen Pennsyl
vania Museums übergegangen sei. Vom Ver
kauf anderer Stücke aus der Sammlung Benda wird
nichts erwähnt, aber es erscheint 'ausgeschlossen,
daß Benda sich einzig und allein des Prunkhelms
entäußert haben sollte. Es ist vielmehr anzunehmen,
daß die ganze Sammlung Wien verlassen
hat.
Eine Bestätigung ist vorläufig nicht zu erhalten,
das Bundesdenkmalamt, das Kenntnis von der Ab
wanderung der Kunstschätze haben müßte, schweigt
sich aus.
In der Sammlung Benda, die vor mehreren Jahr
zehnten angelegt wurde, befanden sich u. a. noch:
ein hervorragend schönes venetianisches Schwert
mit edlem Griff, ein goldtuschierter Harnisch nebst
Helm von Frauenpreiß, silberne und silberver
goldete Kelche, Becher und Schalen, hervorragende
Arbeiten aus der Zeit der späteren Gotik und der
Renaissance; ferner ein Frauenbecher aus Kehl
heimerstein, ein besonders kostbares Venetianerglas
aus der Wende des 15. Jahrhunderts, eine schöne
Limousiner Emailplatte, einige erlesene Renaissance-
Anhänger; unter den Bronzen ein schönes Relief
(Abendmahl) von R i c c i o, eine Statuette von Peter
V i s c h e r (Selbstporträt) sowie einige hervorragen
de Plaques aus der Renaissancezeit; von größeren
plastischen Objekten: ein Marmorköpfchen (lachen
des Kind) von D o n a t e 11 o (früher in der Samm
lung Miller von Aichholz), die Figur eines Knaben
von V errochio, eine Gruppe von drei Figuren,
der französischen Gotik angehörend, endlich von
Gemälden ein M u r i 11 o, ein größeres Bild von
Van der Neer van Delft und ein Jakob
R u i s d a e 1.
Der Helm des Andrea Doria ist ein Meisterwerk
italienischer Waffenkunst des 16. Jahrhunderts. Er
zeigt in prachtvoller getriebener Arbeit über der
Kopfmaske Delphine und Seetiere, auf deren Rücken
Putten reiten. Benda hat das Prachtstück seinerzeit
aus der Sammlung Spitzer erworben.
Der Nachlass des <Malers J'ranz Jlumpler.
Die erste Rumpler-Auktion, die das Wiener
Dorotheum am 1. und 2. Oktober veranstaltete,
hatte einen vollen Erfolg. Der Versteigerungssaal
war an beiden Tagen dicht gefüllt und das Publikum,
das vorwiegend aus Kunstliebhabern und Sammlern
bestand, beteiligte sich überaus lebhaft an der Auk
tion, deren Resultat in dem imposanten Ergebnis zu
tage tritt, das erzielt wurde: 8 5.8 8 7 Schilling
beträgt der Erlös, wovon der größte Teil auf die
Bilder von Rumpler fällt, die mit wenigen Ausnah
men alle — und das will schon was besagen, da über
200 Bilder von der Hand des Künstlers unter den
Hammer kamen — Liebhaber fanden. Es zeigte sich
auch wieder einmal, wie klug es ist, mit kleinen Aus-
rufspreisen zu beginnen: es erregt Animo zum Mit
bieten, die Interessenten steigern sich hinauf und
das Facit ist, daß in der Regel bessere Preise er
reicht werden, als beim Experiment, mit hohen Prei
sen anzufangen. Bei den Rumplers wurden die Aus
rufe in vielen Fällen um ein Vielfaches überschritten.
So ging das (von uns in der Nummer vom 15. Sep
tember abgebildete) »Große Früchtestilleben« von
800 auf 3200 Schilling, der Fackelzug der Tachauer
Feuerwehr von 800 auf 3000, das Lesende Mädchen
von 400 auf 1100 Schilling. Das gute Ergebnis der Auk
tion ist umso erfreulicher, als der Reinertrag nach
dem letzten Willen der Witwe Rumplers den Blin
den Wiens zufällt. Eine weitere Folge ist, daß es
das Dorotheum ermutigt, den zweiten Teil des
Rumpler-Nachlasses auf den Markt zu bringen.
Schon anfangs Dezember soll er zur Verstei
gerung gelangen.
Im Nachstehenden veröffentlichen wir die er
zielten Preise (in Schilling); bemerkt sei, daß, wo es
nicht anders angegeben ist, das betreffende Bild von
Rumpler stammt:
1 Garten mit blühendem Flieder, 34 : 42 cm 200
2 Dame mit Hund im Garten, 40 :33 cm 150
3 Parkweg aus dem Garten des Künstlers, 29 : 24 cm . . 170
4 Alter Bauer, 22:16 cm 240
5 Mädchen vor einem Vorhang, 25:19 cm 170
6 Kinder im Garten, 24 : 18 cm 200
7 Im Garten, 26:22 cm 350
8 Tiroler Mädchen, 21 : 16 cm HO
9 Blühende Rosen, 32 : 48 cm 190
10 Tachauer Bäuerin, 22 : 19 cm 160
I 11 Krautgarten in Tachau, 37:31cm 150
1 12 Bauernmädchen, 25:19 cm 160