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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 20 
Bildrand Feuersäule über dem Meere stehend, ihm 
zugewandt Moses, den Stab haltend. Nach rechts 
Gruppe der Israeliten mit Lasten beladen. Breite 
Borde aus Blumen- und Früchtefestons, in der Mitte 
der oberen Abschlußborde Allianzwappen der fürstl, 
Salm'schen Familie. Auf der unteren Abschlußborde 
Brüssel-Brabanter Webermarke und Signatur: H, 
Reydams. Brüssel um 1650 (365 : 500 cm). 
Die Bilder von Kaspar Hagenbuch, einem 
Schweizer Maler, der um 1534 aus der Schweiz aus 
gewiesen wurde und dann in Süddeutschland tätig 
war, stellen den Grafen Joachim zu Manderscheidt 
und Virnenburg und seine Gemahlin Gräfin zu 
Manderscheidt, geborene Gräfin zu Nassau, dar. Sie 
sind beide im Jahre 1555 gemalt und durch Aus 
sterben der Linie bereits um 1600 in die jetzige Fa 
milie gelangt. Möbel und Kunstgewerbe stammen aus 
einem Sommerschlößchen der Familie, das völlig im 
Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet war. 
Anschließend daran gelangen Gemälde alter 
Meister, deutscher Renaissance — Silber, Porzellan 
und antike Möbel zum Ausgebot. Von den Porzel 
lanen seien zwei neunteilige Berliner Dejeuners mit 
Ansichten aus der Umgebung Berlins und ein 89tei- 
liges Meissener Speise- und Kaffeeservice besonders 
hervorgehoben. 
Jst die Sammlung J3enda noch in Wien? 
Vor Jahresfrist tauchte in Wien das Gerücht auf, 
daß die großartige Sammlung des Industriellen Gu 
stav Benda nach Amerika verkauft worden sei; 
das Gerücht fand auch Eingang in Tagesblätter und 
die Familie Benda beeilte sich, es in energischer 
Weise zu dementieren. Man gab wohl zu, daß Ver 
kaufsverhandlungen mit einem Händlerkonsortium 
gepflogen worden seien, zu einem Verkauf sei es 
jedoch nicht gekommen. 
Nun scheint es aber, daß die Nachricht doch 
wahr gewesen sei oder später wahr geworden ist. 
Denn aus Philadelphia wird gemeldet, daß 
eines der Hauptstücke der Sammlung Benda, der 
Prunk heim Andrea Doria s, des Admirals 
Karls V., in den Besitz des dortigen Pennsyl 
vania Museums übergegangen sei. Vom Ver 
kauf anderer Stücke aus der Sammlung Benda wird 
nichts erwähnt, aber es erscheint 'ausgeschlossen, 
daß Benda sich einzig und allein des Prunkhelms 
entäußert haben sollte. Es ist vielmehr anzunehmen, 
daß die ganze Sammlung Wien verlassen 
hat. 
Eine Bestätigung ist vorläufig nicht zu erhalten, 
das Bundesdenkmalamt, das Kenntnis von der Ab 
wanderung der Kunstschätze haben müßte, schweigt 
sich aus. 
In der Sammlung Benda, die vor mehreren Jahr 
zehnten angelegt wurde, befanden sich u. a. noch: 
ein hervorragend schönes venetianisches Schwert 
mit edlem Griff, ein goldtuschierter Harnisch nebst 
Helm von Frauenpreiß, silberne und silberver 
goldete Kelche, Becher und Schalen, hervorragende 
Arbeiten aus der Zeit der späteren Gotik und der 
Renaissance; ferner ein Frauenbecher aus Kehl 
heimerstein, ein besonders kostbares Venetianerglas 
aus der Wende des 15. Jahrhunderts, eine schöne 
Limousiner Emailplatte, einige erlesene Renaissance- 
Anhänger; unter den Bronzen ein schönes Relief 
(Abendmahl) von R i c c i o, eine Statuette von Peter 
V i s c h e r (Selbstporträt) sowie einige hervorragen 
de Plaques aus der Renaissancezeit; von größeren 
plastischen Objekten: ein Marmorköpfchen (lachen 
des Kind) von D o n a t e 11 o (früher in der Samm 
lung Miller von Aichholz), die Figur eines Knaben 
von V errochio, eine Gruppe von drei Figuren, 
der französischen Gotik angehörend, endlich von 
Gemälden ein M u r i 11 o, ein größeres Bild von 
Van der Neer van Delft und ein Jakob 
R u i s d a e 1. 
Der Helm des Andrea Doria ist ein Meisterwerk 
italienischer Waffenkunst des 16. Jahrhunderts. Er 
zeigt in prachtvoller getriebener Arbeit über der 
Kopfmaske Delphine und Seetiere, auf deren Rücken 
Putten reiten. Benda hat das Prachtstück seinerzeit 
aus der Sammlung Spitzer erworben. 
Der Nachlass des <Malers J'ranz Jlumpler. 
Die erste Rumpler-Auktion, die das Wiener 
Dorotheum am 1. und 2. Oktober veranstaltete, 
hatte einen vollen Erfolg. Der Versteigerungssaal 
war an beiden Tagen dicht gefüllt und das Publikum, 
das vorwiegend aus Kunstliebhabern und Sammlern 
bestand, beteiligte sich überaus lebhaft an der Auk 
tion, deren Resultat in dem imposanten Ergebnis zu 
tage tritt, das erzielt wurde: 8 5.8 8 7 Schilling 
beträgt der Erlös, wovon der größte Teil auf die 
Bilder von Rumpler fällt, die mit wenigen Ausnah 
men alle — und das will schon was besagen, da über 
200 Bilder von der Hand des Künstlers unter den 
Hammer kamen — Liebhaber fanden. Es zeigte sich 
auch wieder einmal, wie klug es ist, mit kleinen Aus- 
rufspreisen zu beginnen: es erregt Animo zum Mit 
bieten, die Interessenten steigern sich hinauf und 
das Facit ist, daß in der Regel bessere Preise er 
reicht werden, als beim Experiment, mit hohen Prei 
sen anzufangen. Bei den Rumplers wurden die Aus 
rufe in vielen Fällen um ein Vielfaches überschritten. 
So ging das (von uns in der Nummer vom 15. Sep 
tember abgebildete) »Große Früchtestilleben« von 
800 auf 3200 Schilling, der Fackelzug der Tachauer 
Feuerwehr von 800 auf 3000, das Lesende Mädchen 
von 400 auf 1100 Schilling. Das gute Ergebnis der Auk 
tion ist umso erfreulicher, als der Reinertrag nach 
dem letzten Willen der Witwe Rumplers den Blin 
den Wiens zufällt. Eine weitere Folge ist, daß es 
das Dorotheum ermutigt, den zweiten Teil des 
Rumpler-Nachlasses auf den Markt zu bringen. 
Schon anfangs Dezember soll er zur Verstei 
gerung gelangen. 
Im Nachstehenden veröffentlichen wir die er 
zielten Preise (in Schilling); bemerkt sei, daß, wo es 
nicht anders angegeben ist, das betreffende Bild von 
Rumpler stammt: 
1 Garten mit blühendem Flieder, 34 : 42 cm 200 
2 Dame mit Hund im Garten, 40 :33 cm 150 
3 Parkweg aus dem Garten des Künstlers, 29 : 24 cm . . 170 
4 Alter Bauer, 22:16 cm 240 
5 Mädchen vor einem Vorhang, 25:19 cm 170 
6 Kinder im Garten, 24 : 18 cm 200 
7 Im Garten, 26:22 cm 350 
8 Tiroler Mädchen, 21 : 16 cm HO 
9 Blühende Rosen, 32 : 48 cm 190 
10 Tachauer Bäuerin, 22 : 19 cm 160 
I 11 Krautgarten in Tachau, 37:31cm 150 
1 12 Bauernmädchen, 25:19 cm 160
	        
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