MAK
Nr. 2! 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 219 
Sammlung Ludwig Löwenthal, Berlin 
Gemälde alter Meister, Porzellan, Kunstwerke der Renaissance und des Barock 
vorwiegend Kleinplastik 
Katalog 2047 mit 38 Abb.-Taf. 
Versteigerung: 25. November 1931 
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus 
Berlin W. 35, Potsdamerstraße 122 a/b. 
Grunde künstlerisch anspruchslos. Die altspanische ist tempe 
ramentvoll. Nur in in ihr werden die Schrecken des Buches 
der Geheimen Offenbarung lebendig. Nur in ihr kämpfen die 
unheimlichen Gestalten der Hölle mit überzeugender Furcht 
barkeit, und werden die häßlichen Ungeheuer in einem er 
lebten Kampf überwältigt. Ihre Bilder sind von innen gesehen 
und von innen heraus auifgebaut. Sie zeugen von dem Geiste 
einer Zeit, für die das Buch der Apokalypse aufregende Wirk 
lichkeit war, 
(Gesamtausgabe der Werke Napoleons I.) Trotz der unge 
heuren Zahl von Schriften über Napoleon I. fehlt bis heute eine 
Gesamtausgabe seiner Werke. Neben Auswahlausgaben der 
Schriften gibt es nur die von Napoleon III. in den Jahren 1'858 
bis 1870 unternommene, 32bändige Ausgabe des Briefwechsels, 
der aber aus Rücksicht auf gewisse Persönlichkeiten viele ge 
rade der interessantesten und wichtigsten, später in EinzelveT- 
öffentlicihungen herausgegebenen Stücke fehlen. Auf Anregung 
des Verlags Paul Aretz (Berlin) wird jetzt zum erstenmal 
unter der Leitung des Napoleon-Forschers Friedrich M. K i r c h- 
eisen die Aufgabe unternommen, das gesamte, vielfach ver 
streute und teilweise noch unveröffentlichte Schrifttum des 
Kaisers in einer chronologisch geordneten wissenschaftlichen 
Ausgabe zu sammeln. Das Werk, das in der Ursprache er 
scheint, . wird außer den Jugendsohriften die gesamte militäri 
sche, politische, diplomatische und private Korrespondenz, fer 
ner Proklamationen, Bulletins und literarische Arbeiten sowie 
die .auf St. Helena diktierten Memoiren Napoleons enthalten. 
Man denkt, die erste Lieferung der auf etwa 50 Bände neibst 
einigen Ergänzungsbänden berechneten Ausgabe im Dezember, 
den 1. Band im März nächsten Jahres herausgejben zu können. 
NUMISMATIK 
(Versteigerungen der Firma Adolph Heß Nacht.) Die Firma 
Adolph Heß Nachlf, in Frankfurt a. M., versteigert am 
4. November eine Münzensammlung, die sehr reich an Gold 
münzen ist. Vertreten sind außer dem Deutschen Reich alle 
europäischen Länder. Besonders hingewiesen sei auf die fran 
zösischen Pieforts, auf den Doppeltaler 1543 von Corvey, auf 
die Serien des Kirchenstaates und des übrigen Italien und 
schließlich noch auf die schönen Reihen Schweizer Münzen. 
Am 24. November bringt die gleiche Firma in ihrer L u- 
z e r n e r Filiale die erste Abteilung der großen Sammlung des 
Kommerzienrates Otto (Stuttgart) auf den Markt, Es handelt 
sich um antike Münzen in .schönster Erhaltung. Die Sammlung 
ist reich an Seltenheiten jeder Art. Unter den griechischen 
Münzen sei besonders hingewiesen auf diejenigen von Unter- 
Italien und Syracus, Sehr groß ist die Anzahl römischer Aurei 
■und Bronzemünzen. Fast alle Münzen des Kataloge® sind auf 
den 31 Tafeln zum Abdruck gebracht. 
Schließlich bringt die Firma am 8. Dezember wiederum 
in Frankfurt eine weitere Sammlung antiker griechischer 
Münzen aus dem Besitz eines ausländischen Museums zur Ver 
steigerung,, die reich an wissenschaftlich interessanten Münzen 
ist. Hervorgehoben seien die großen Serien mazedonischer 
Goldstateren und Tetradrachmen, die Münzen der griechischen 
Kolonien an der Küste des Schwarzen Meeres und die Münzen 
der kleinasiatischen Diadoctoen. 
PHILATELIE. 
(Neuheiten.) Italien brachte einen weiteren Wert der 
Paketmarten in der Zeichnung von 1927 zu 1 Lira violett 
heraus. — Die Niederlande gaben zwei neue Werte aus, 
u. zw. zu 36 C rot und hellblau, zu 70 C blau und karmin. Beide 
Werte sind mit dem Kopf der Königin W, i 1 h e 1 m i n a ge 
schmückt. — In Spanien erschien der erste Wert der neuen 
Serie zu 30 C karmin mit dem Kopfe Pablo Iglesias. — Die 
Türkei debütiert mit dem ersten Wert der neuen, im Lande 
hergestellten Serie zu 1 Kur.us schwarzgrün mit dem Bilde des 
Präsidenten ,K e m a 1 Pascha. 
VERSCHIEDENES 
(Lesser Ury.) Knapp vor seinem siebzigsten Geburtstag 
ist in Berlin der Maler Lesser Ury gestorben, ein Künstler, 
der sich immer im Hintergrund gehalten hat und der doch zu 
den Meistern des deutschen Impressionismus gerechnet werden 
muß. Die Bravour und Spannweite Liebermanns war ihm so 
wenig gegeben wie die genialische Problematik Corinths oder 
das Leuchten Slevogts, treu und bescheiden hat Ury die Ein 
drücke, die er aus der Natur, vor einem Blumenstrauß, vor 
allem aber aus dem Straßenleben der Reichshauptstadt gewann, 
zu anspruchslosen Bildern geformt, aber seine Akribie, die an 
Menzel gemahnte, seine Liebe zu dem Licht und der Luft Ber 
lins, der etwas von dem märkischen Geist Fontanes inne 
wohnte, hat ihn allmählich zum Maler der berlinischen Seele 
par excellence gemacht; seine Cafedarstellungen und Straßen 
ausblicke haben ihm berechtigtes Ansehen eingetragen. Ury, 
der am 7, November 1861 in Birnbaum in der Provinz Posen 
'zur Welt gekommen war, hat auch seine hebräischen Tradi 
tionen nicht verleugnet und .manches Sujet aus der jüdischen 
Stamme&geschichte in den Spuren der Helldunkeltechnik Rem- 
brandts, dessen malerische Weisheit auch namentlich die letz 
ten Selbsporträte Lesser Urys spiegeln, aufgegriffen, Eines der 
großen Bilder aus dieser Gefühlswelt, das 18% vollendete 
„Jerusalem", hat der schweizerische Seidenindustrielle Hen 
neberg erworben und dann seiner Vaterstadt Görlitz zum 
Geschenk gemacht. 
(Ausweisung eines Kunsthändler* aus Venedig.) Man be 
richtet uns aus Venedig; Auf Grund einer Verfügung des 
Ministeriums des Innern hat die Polizei den seit Jahren in 
Venedig als Kunsthändler tätigen, aus Wien gebürtigen Doktor 
Benno Geiger aus.ge wiesen und per .Schulb an die 
Grenze befördert. Geiger hatte in der unmittelbaren Nach 
kriegszeit außerordentlich erfolgreiche Kunstgeschäfte getätigt 
und war eine' bekannte Erscheinung in künstlerischen und 
modernen Kreisen Venedigs. 
De. Geiger zählt zu den bekanntesten und interessante 
sten Persönlichkeiten unter den Wiener Kunsthändlern. Sein 
Vater war Bauunternehmer und ein großer Kunstfreund, er hat 
durch Selbstmord geendet. Seine Mutier übersiedelte später 
nach Venedig, wo sie die bekannte Pension Petrarca führte. 
Geiger wurde in Venedig erzogen, ging von dort nach.B erlin 
und gehörte dem Kreise um Bude an. Er beschäftigte sich 
zunächst als Kunstsammler mit späteren italienischen Meistern 
und .hat ein aufschlußreiches Werk über Alessandro Magnas- 
c o veröffenlicht. Von Berlin übersiedelte er nach Oesterreich 
und richtete sich in Rodaun eine kostbar ausgestattete Villa 
ein. Er eröftnete einen Kunsthandel mit Gemälden, italieni 
schen Steinplastiken, Möbeln und Holzfiguren, betrieb jedoch 
kein Geschäft in Wien, sondern führte Interessenten in einem 
seiner beiden Autos in seine Villa. Er ist mit einer Rheinlän 
derin verheiratet und betrieb den Kunsthandel in wahrhaft 
grandseigneuraler Weise. 
Vor mehreren Jahren übersiedelte er nach Venedig, da 
eT sich dort größere Verdienstmöglichkeiten versprach. Zuerst 
mietete er einen Palazzo, dann kaufte er ihn. Wiederholt ließ 
er Wiener Restauratoren nach Venedig kommen. Seine Rodau-
	        
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