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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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(Hotantiquar Eduard Kahlert f.) In Stuttgart starb
S2jährig der Hofantiquar Eduard Karhlert, Der Verblichene
betrieb sein Antiquitätengesdhäft bis vor wenigen Jahren in
Eisenach, wo er sich ob seiner strengen Reellität und
seiner profunden Sachkenntnisse großen Ansehens erfreute.
Seine besondere Spezialität waren alte Waffen, die er auch
selbst sammelte. So manches wertvolle Stüclk, das heute das
Thüringische Museum schmückt, ist Kahlert zu danken, der es
dem Institute schenkte oder billig ülberließ. Erst nach dem
Kriege verkaufte Kahlert sein Geschäft und zog sich auf sein
Landgut zurück. Seine Söhne, Ernst und Wilhelm, machten
sich schon lange vorher selbständig und führen in der Wilhelm
straße in Berlin eine der bedeutendsten Handlnugen mit
europäischen Schutz- und Trutzwaffen und altertümlichem
Kunstgewerbe.
(Mozart auf dem Theater.) In Mozarts Geburtshaus in
Salzburg wird in einem eigenen Stockwerk unterhalb der
einstigen Wohnräume der Familie Mozart eine Abteilung
»Mozart auf dem T h e a t e r« untergebracht. Die neue
Abteilung, die mit Beginn der Festspiele feierlich eröffnet
werden soll, sucht die szenische Entwicklung des Bühnen
bildes der Opern Mozarts von den frühesten Aufführungen
bis zur Gegenwart darzustellen. Hierzu dienen Dioramen,
Kostümbilder, Zeichnungen, Regiebücher, Bildnisse prominenter
Darsteller usw. Zahlreiche deutsche Opernhäuser haben ihre
Mitwirkung an der Ausgestaltung dieses Museums zugesagt.
(Napoleon-Ausstellung ' auf dem Schlachtfeld von Auster
litz.) Aus Brünn wird uns geschrieben: Auf dem Schlacht
felde bei Austerlitz findet heuer eine Napoleon-
Ausstellung statt, die Ende Juni eröffnet wird. Die Aus
stellung wird Waffen, Geschütze, Fahnen, militärische Doku
mente und zahlreiche andere Erinnerungsstücke an die Schlacht
bei Austerlitz umfassen, deren Verlauf durch ein naturgetreues
Panorama veranschaulicht werden wird.
(Erna Frank f.) Erst jetzt wird bekannt, daß die be
kannte Berliner Malerin und Radiererin Erna Frank frei
willig aus dem Lehen geschieden ist. Schon vor einigen Jahren
hat die Künstlerin, eine geborene Kölnerin, die etwa das
50. Lebensjahr erreicht hat, versucht, ihrem Leben ein Ende
zu machen. Sie war hauptsächlich durch graphische Arbeiten
bekannt geworden und hat auf der großen Leipziger Bugra-
Ausstellung im Jahre 1914 die bronzene Medaille erwobben.
In den Kupferstichkabinetten aller europäischen Museen sind
die Reihen ihrer Radierungen zu sehen, von denen eine Aus
wahl auch im Buchverlag erschienen ist. Ein männlicher
Duktus zeichnete ihre Porträts und Landschaften aus, von den
Frauen, mit denen sie rivalisierte, ist ihr wohl nur Kate Koll-
witz überlegen gewesen. Daß nicht materielle Not sie aus
dem Leben trieb, zeigt ihr Testament, das in hochherziger
Weise ihr Vermögen künstlerischen Zwecken zuweist.
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(Die Venus von Wisternitz.) In dem jahrelangen wissen
schaftlichen Streit, der zwischen den Fachleuten für prähisto
rische Forschung bezüglich der Echtheit der sogenannten
zweiten Wisternitzer Venus aus den altzeitlichen
Fundstätten Südmährens geführt wird, tritt der Brunner Pro
fessor Dr Karl Albsolor. mit seinen Mitarbeitern der Er
klärung entgegen, die in den letzten Tagen einige hervor
ragende Prähistoriker Europas in dieser Angelegenheit ver
öffentlicht haben. In dieser Erklärung wurde auf Grund mo
derner Durchleuchtungsmethoden diese zweite Wisternitzer
Venus, deren Echtheit von Prof. Dr. A b s o 1 o n, dem Ent
decker der ersten, unbestritten echten Wisternitzer Venus,
vom Anfang an abgelehnt wurde, als durchaus echt und
keineswegs als ein Falsifikat der Neuzeit bezeichnet. Die Er
klärung Prof. Absolons bezeichnet die zweite Wisternitzer
Venus neuerlich als ein rohes Falsifikat, das in neu
ester Zeit zu kommerziellen Zwecken hergestellt wurde, und
führt als Beweis das Eingeständnis des Fälschers
und gleichzeitigen Entdeckers an, das dieser bereits im J'ahre
1930 vor der Gendarmerie abgegeben hat,
(Genossenschatt der Antiquitätenhändler in Graz.) Die
Genossenschaft der Antiquitätenhändler in Graz hielt, wie
uns von dort berichtet wird, am 8 Februar im Sitzungssaal
der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie die Jahres
hauptversammlung ab. Der Vorstand-Stellvertreter Herr Bruno
Knaipp begüßte die anwesenden Genossenschaftsmitglieder
und den Vertreter der Gewerbebehörde Ob.-Mag,-Rat Doktor
Wu rmbrandt und gedachte in ehrenvollen Worten des ver
dienstvollen Verstandes, Herrn Stadtrat Rudolf Frank, der
am 31. Dezember 1930 die Vorstandstelle zurückgelegt hat.
Er dankte dem (zurückgelretenen Schriftführer Herrn Raimund
Gr ahn er ‘für dessen im Interesse der Genossenschaft ge
leistete Arbeit. Nach Verlesung des Versammlungsprotokolles
von 1930 und der Mitgliederliste erstatteten der Vorstand-
Stellvertreter Herr Knaipp den Tätigkeitsbericht und der
Kassier Herr Philipp Eisenstädter den Kassabericht. Auf
Antrag des Herrn 'S. Weiß wurden (bei der Wahl der Ge-
nossenschaftsvorstehung statt sieben nur fünf Ausschußmit
glieder gewählt, und zwar Herr Bruno Knaipp zum Vor
stand, Herr Philipp Eisenstädter zum Vorstand-Stellver
treter und Kassier, die Herren J, G. Payer, Raimund G r ah
ne r, Samuel Weiß, Franz Leithner (Schriftführer) zu
Ausschußmitgliedern, Frau Maria Pirtz zum Ausschußensatz-
mitgliede, Frl. Burgi Kees und Herrn Theodor Schouppe
zu Kassaprüfern. Auf Antrag des Herrn Weiß wurden schließ
lich.in Anbetracht der wirtschaftlichen Notlage der Mitglieder
die Jahresumlagen auf 6 Schilling herabgesetzt.
MUSEEN.
(Ein Weinmuseum in Eisenstadt.) Im Rahmen des burgen
ländischen Landesmuseums in Eisenstadt ist mit Unter
stützung der burgenländischen Landwirtschaftskammer die Er
richtung einer eigenen Abteilung »Burgenländisches
Weinmuseum« in Vorbereitung. Die Leitung des Museums
bittet Weinproduzenten und Weinhändler, die auf den burgen
ländischen Weinbau bezügliche - Gegenstände oder Dokumente
besitzen, die iiir sie selbst vielleicht gar keinen Wert be
sitzen, dem burgenländischen Landesmuseum zur Einrichtung
des Weinmuseums zu überlassen oder als Leihgaben zur Ver
fügung zu stellen.
(Schinkel in der Berliner Nationalgalerie.) Aus Berlin
wird gemeldet: Aus Anlaß des 150. Geburtstages Karl Frie
drich Schinkels wird in der neuen Abteilung der Ber
liner Nationalgalerie, im früheren Kronprinzenpalais, eine Aus
stellung stattfinden. Sie soll ein geistig-kulturelles Bild der
Kunst des Klassizismus im Deutschland 'der Schinkel-Zeit an
wesentlichen Beispielen geben. Gleichzeitig wird am 12. März
die Schinkel-Sammlung im früheren Prinzessinnenpalais er
öffnet werden, die nun der Nationalgalerie angegliedert worden
ist, (Die Bestände des ehemaligen Schinkel-Museiums der Tech
nischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg werden dort im
räumlichen Zusammenhang mit dem Kronprinzenpalais in dem
Kopf’bau an der Linden-Ecke und Oiberwallstraße gezeigt wer
den, vereinigt mit den Gemälden Schinkels, die die National
galerie 'bereits besaß,
(Ein Flaubert-Museum.) Gustave Flauberts Nichte ist,
83 Jahre alt, in Antibes gestorben. Sie war Flauberts Testa
mentsvollstreckerin und verwaltete den Nachlaß in umsichtiger
und verständnisvoller Weise. Sie hat in Antibes pietätvoll
alles gesammelt, was von Flauberts Manuskripten und Ent
würfen noch aufzutreiben war, vor allem auch den Brief
wechsel, und im Laufe der Jahre entstand ein umfangreiches
Archiv. Es ist anzunehmen, daß das Haus in Antibes mit die
sem wertvollen Material nun zu einem Flaübert-Museum ge
macht wird.
VOM KUNSTMARKT.
(Ausstellung „Antike Raumkunst" auf der Wiener Frühjahrs
messe.) Der schöne Plan der Vereinigung der Antiquitäten- und
Kunsthändler Wiens, auf der Frühjahrsmesse eine Antiquitä
tenschau zu veranstalten, scheint fallen gelassen zu sein; we
nigstens spricht ein Kommunique der Messeleitung nicht mehr
davon. An deren Stelle tritt nach diesem Kommunique eine
Ausstellung »Antike Raumkunst«, die eine Reihe stil
gemäß mit echten alten Möbeln eingerichete Wohnräume zeigen
wird. Die Schau bezweckt als Gegenstück zu den zahlreichen
Ausstellungen moderner Wohnkultur die Aufklärung der Oef-
fentlichkeit, daß Antiquitäten durchaus keine Phantasiepreise
kosten und daß es möglich ist, auch bei erschwinglichen Be
trägen seine Wojinung stilgemäß mit antiken Möbel- und Ein
richtungsgegenständen auszustatten. Es wird auch darauf Wert
gelegt werden, daß die zur Schaustellung gelangenden Stücke
nicht nur alt und echt, sondern auch hervorragend edle
Schöpfungen einstiger Handwerkskunst darstellen.
(Auktion bei Kende.) Die Auktionshäiuser S. und Albert
Kende veranstalten gemeinsam am 3. und 4. März eine
Kunstauktion, bei der eine ungewöhnlich große Anzahl ausge
zeichneter Gemälde zum Ausgebot kommt. Wir heben von
den Bildern alter Meister hervoc -die Werke von (Bracke-
leer (Der Briefschreiber), van der Neer (Mondbeschienene
Landschaft), Verbruggen (Zwei ßlumenstücke), Florent
Willems (Page mit Hündchen); unter den modernen Mei
stern stellt an erster Stelle die aus der besten Zeit Wald-