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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde 
Herausgeber: Norbert Ehrlich 
24. Jahrgang Wien, 1. Jänner 1932 Nr. 1 
^Auflösung der Sammlung *Auspitz. 
Früher, als man erwarten konnte, hat sich das 
Schicksal der Auspitz-Sammlung entschie 
den, Nachdem sich, wie wir in der vorigen Nummer 
berichtet haben, die Verkaufsverhandlungen mit dem 
Inhaber der Galerie Bachstitz (Haag—New York) 
zerschlagen hatten, mußte man annehmen, daß die 
endgültigen Bestimmungen über die Sammlung des 
im Ausgleich befindlichen Wiener Bankiers Stephan 
von A u s p i t z erst von der Gläubigerversammlung 
getroffen werden würden, die gegen Ende Februar 
Zusammentritt: es wirkt daher wie eine Ueber- 
raschung, daß die Würfel bereits gefallen sind. 
Es ist, wie wir erfahren, zwischen Herrn Bach 
stitz und dem Rechtsanwalt Dr, Siegfried Kan 
tor als Ausgleichsverwalter eine Vereinbarung zu 
standegekommen, wonach Bachstitz den freihän 
digen Verkauf der Sammlung übernimmt. Er, bzw. 
die hinter ihm stehende Bank von Rotterdam garan 
tiert eine Summe von 375.000 Dollar: der Mehrerlös, 
mit dem man rechnet und den man mit mindestens 
125.000 Dollar veranschlagt, wird nach einem be 
stimmten Schlüssel unter die Firma Bachstitz, die 
Rotterdamer Bank und die Gläubiger des Bank 
hauses Auspitz, Lieben & Co., deren Chef eben Herr 
Stephan von Auspitz ist, verteilt. 
Die Ausfuhrbewilligung für die Objekte ist be 
reits gesichert. Das Bundesdenkmalamt bescheidet 
sich mit nur zwölf Objekten, die die österreichische 
Kunst in der sonst sehr reichhaltigen Sammlung 
repräsentieren; die wertvollsten sind eine alte 
Skulptur, die König David mit der Harfe darstellt 
und ein früher Gnadenstuhl. Die Ausfuhrtaxe soll 
mit 50.000 Schilling pauschaliert worden sein. 
Wie man uns mitteilt, beabsichtigt Herr Bach 
stitz von den zirka 1200 Stücken, die die Sammlung 
umfaßt, an hundert der kostbarsten auszuwählen, 
die er zum Verkauf nach New York bringt. Der 
Rest kommt zunächst in die Bachstitz-Galerie im 
Haag, von wo aus der Verkauf bewerkstelligt wer 
den soll. Bei dem musealen Charakter, der einem 
Großteil der Objekte innewohnt, ist zu erwarten, 
daß die Museen in Amerika, die im Gegensätze zu 
den unseren fast ausnahmslos reich dotiert sind und 
die auch immer Mäzene finden, wenn es sich um die 
Erwerbung bedeutender Kunstwerke handelt, sich 
mindestens die Hauptstücke der Sammlung sichern 
werden. 
Oesterreich aber wird um eine seiner hervor 
ragendsten Privatsammlungen ärmer. Mit Wehmut 
wird man daran denken, welch großartiger Kunst 
besitz uns für immer verloren geht. Wenn man so 
durch das Heim dieses mit einem seltenen Kunst 
verständnis begnadeten Sammlers ging, glaubte man 
in einem der herrlichsten Museen der Welt zu sein. 
Nur daß hier vielleicht mit größerer Sorgfalt die Aus 
wahl getroffen war, als in manchem Museum: da war 
kein Stück, das nicht vor dem kritischesten Auge 
bestehen konnte. 
Das Hauptgewicht legte Stephan von Auspitz 
auf Bilder alter Meister, von denen ihm das Beste 
gerade gut genug für seine Sammlung war. Es wird 
unsere Leser gewiß interessieren, zu hören, was die 
Sammlung Auspitz allein an Bildern besaß. 
Es hingen im 
Saal I, 
Zwei kleine Flügel, Johannes und Maria, Oberrhei 
nisch, 15, Jahrhundert, 
Meister von Frankfurt, um 1496, Doppelporträt, Der 
• Maler und seine Frau (seinerzeit in der Sammlung 
der Erzherzogin Margarethe von Oesterreich), 
Aegydiusmeister, Frankreich, um 1500, Die Flucht 
nach Aegypten und Darstellung im Tempel (aus 
der Sammlung Kaufmann). 
Franzos. Meister, um 1560, Jünglingsporträt, 
Mittelrheinisch, uro 1500, Madonna mit Kind, in ge 
malter Goldumrahmung, 
Hendrik met de B1 e s, Orpheus in der Unterwelt. 
Saal II. 
Wynants, Landschaft (früher Sammlung Steen 
gracht). 
Feniers, Bauernpaar. 
Nie. M a e s, Badende Frau. 
Zwei B r o u w e r. 
Jacob Ruysdael, Waldlandschaft, 
S. Köninck, Briefleserin. 
Brenkelenkam, Fischmarkt. 
F. Bol, Engel erscheint Gideon. 
Dubordieu, Mädchenporträt. 
Salomon Ruysdael, Waldlandschaft mit Furt. 
Gonzales C o q u e s, Familiengruppe im Freien (Aus 
der Sammlung Marquis of Cambden, 1641). 
Albert C u y p, Landschaft mit Kühen. 
Philipps W o u w e r m a n, Dünenlandschaft mit Reiter
	        
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