Nr. 17/18
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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Museum, während das andere Porträt früher bei
Porges in Paris war). Von den Gemälden, die Bredius
als Arbeiten dieses Doppelgängers veröffentlicht,
sind in Deutschland ein merkwürdiges Bild mit einem
Leser am Tisch, auf dem ein Vergänglichkeits-Stil-
leben und ein großer Kontrabaß liegt, im Kölner
Museum, und eine „Heilung des alten Tobias“ in der
Berliner Sammlung des Zeughausdirektors Dr.
Binder.
Diese neue Arbeit des holländischen Gelehrten, \
die auf allerlei Machenschaften wie das Verschwin
den der Signatur des Karel van der Pluym auf dem
Stillwell-Bildnis hinweisen kann, ist auf jeden Fall
bedeutungsvoll als ein Vorstoß der Forschung, das
allzu leicht anschwellende Werk Rembrandts von
Außenseitern zu reinigen; manche Bilder jener Reihe
sind ausgesprochen schwach, manche aber, trotz
allerlei Mängeln, erreichen eine Meisterschaft, die
des großen Lehrers nicht ganz unwürdig ist.
Jieginn der Jierbstsaison im Dorotheum.
Das Dorotheum in Wien, das einen Groß
teil seiner, für die nächsten Kunstversteigerungen
bestimmten Objekte in einer Sommerausstellung
vorgeführt hat, eröffnet die Herbstsaison am 22. Sep
tember mit einer dreitägigen Kunstauktion, in der
neben Gegenständen aus verschiedenem Privatbe
sitz 153 Gemälde aus dem Nachlaß Anton Hansch
zur Feilbietung gelangen,
Hansch hatte als Landschafter einen guten
Namen. Seine Bilder wurden sehr geschätzt und es
ist zweifellos, daß sich auch jetzt viele Liebhaber
für dieselben finden werden. Es würde natürlich zu
weit führen, alle 153 Bilder aufzuzählen, die unter
den Hammer kommen: Hingewiesen sei besonders
auf die „Gebirgslandschaft mit Bach“ (Kat.-Nr, 83).
die auf 1000 Schilling geschätzt ist, auf die „Mühle
in Salzburg - Gnigl“ (Nr. 89), die „Friaulische Land
schaft“ (Nr. 90), „Die Jungfrau" (Nr, 81) und das
„Motiv aus Reichenhall“ (Nr. 43).
Unter den Werken anderer Meister, und zwar
der alten Schule, fällt besonders ein Herrenbildnis
von Cornelius Janssens van C e u 1 e n s auf, das
mit 1000 Schilling ausgeboten werden wird. Sehr
interessant ist auch eine florentinische Darstellung
Johannes des Täufers, die um das Jahr 1400 entstan
den ist. Von neueren Meistern sind J. W. Becker,
Otto Herschel, Anton Müller, Karl O n k e n,
Laurent Pecheux, Anton Romako, Josef
Schweninger und Hans T emple gut ver
treten. Auch die Miniaturen und Zeichnungen sind
bemerkenswert.
Am zweiten und dritten Auktionstag kommen
Erzeugnisse der Graphik und Plastik sowie Mobiliar
und' Metallarbeiten zum Ausgebote.
Der Kunstauktion läßt das Dorotheum am
29, September die 9 7, große Auktion folgen,
die ebenfalls drei Tage dauern wird. In derselben
werden gediegene Möbel (komplette Zimmer und
Einzelmöbel), schöne Perserteppiche, Luster, präch
tige Bilder, Arbeiten des Kunstgewerbes, Antiqui
täten, Vitrinenstücke und Alt-Wiener Silber in
I reicher Wahl ausgeboten werden.
cRenaissance der Jabakdose.
Von Fritz Hansen (Berlin).
Die hübschen Tabakdosen, die das Entzücken
vieler Sammler bieten, dürften voraussichtlich in
nächster Zeit wieder dem praktischen Gebrauch zu
geführt werden, denn nach den Berichten aus S t,
Claude, der Hochburg der französischen Tabak-
dosen-Indüstrie, kommt das Tabakschnupfen, die
älteste Form des Tabakgenusses, jetzt wieder in
Mode und zweifellos ist die Tabatiere der „Koko-
Schachtel“ entschieden vorzuziehen. Die erwartete
Renaissance der Tabakdosen läßt es angebracht er
scheinen, auf einige der interessantesten Exemplare
dieser früher mit außerordentlichem Luxus ausgc-
statteten Dosen hinzuweisen.
Die erste Kenntnis der Schnupftabakdose wird
uns durch eine Gravüre aus dem 17. Jahrhundert
übermittelt, auf der ein Kavalier dargestellt ist, der
in der rechten Hand eine Dose hält, aus der er Tabak
auf die linke Hand schüttet und ihn zur Nase führt.
Die Tabakdose, die zuerst beim französischen Hof
und bei der Adelsgesellschaft Aufnahme fand, wan-
derte von hier aus in die Stadt und zu den Juristen,
nach und nach verbreitete sie sich über die ganze
Nation und über Europa.
Die Tabakdose wurde in allen möglichen For
men, von den einfachsten bis zu den kostbarsten,
mit Diamanten besetzten Exemplaren hergesteilt.
Gold- und Silberschmiede, Ziseleure, Maler und
Bildhauer widmeten sich ihrer Herstellung und Aus
schmückung. Die reichen Leute hatten Tabakdosen
aus Silber, Email mit eingelegtem Gold, und Preise
von 500 bis 3000 Livres waren dafür keine Selten
heit. Die Fürsten und Päpste hatten kostbare Dosen
aus Gold, mit Edelsteinen besetzt. Der Genuß des
Schnupftabaks wurde gewissermaßen zu einer Kunst
ausgebildet, die zum guten Ton gehörte.
Im 18, Jahrhundert war der Luxus der Tabak
dosen am höchsten ausgebildet. Bei den Intriguen
am französischen Hofe spielte die Tabatiere eine
große Rolle. Mit den Bildern berühmter oder be
rüchtigter Zeitgenossen geschmückt, wanderten sie
von Hand zu Hand. Berühmt waren die Tabakdosen
von Bouron in Grenoble im Jahre 1764, Diese
hübschen kleinen Dosen wurden Bouronnes genannt.
In der Gazette d'Utracht im Jahre 1750 wurden als
besonders empfehlenswerte schöne Tabakdosen die
des Fabrikanten Cervaines in Paris ange-
priesen.
Es war zuerst üblich, die Porträts bekannter
Persönlichkeiten auf der Innenseite des Deckels an
zubringen, Unter dem Einfluß des Tabaks litten je
doch die Bilder und wurden gelb und verschwommen,
was vielleicht auch wegen des geheimnisvollen Ein
drucks beabsichtigt war. Bald aber machte man
dieser Geschmacklosigkeit ein Ende und brachte die
Porträts auf dem Deckel an.
Außer den Tabakdosen in Silber und Gold
waren besonders beliebt solche aus Email, Dresdener
und Sevres-Porzellan, geschmückt mit Porträts,
Phantasiedarstellungen in Mosaik und Miniatur
malerei, Voltaire sagte daher im Jahre 1760:
„Ich weiß nicht, warum es so viele Maler im 16.
Jahrhundert gab und so wenig heute, Ich glaube,
daß das auf die Fabrikation der Glaswaren, der