Nr. 2
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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(Ein Beckmann im Pariser Louvre.) Unter den Neuer
werbungen, die das Jeu de Paume Museum im Louvre eben
eröffnet hat, findet man zum erstenmal nach langer Zeit wie
der ein Werk deutscher Kunst, ein Bild von Max Beck-
mann.
HANDSCHRIFTEN.
durch steuerliche Schikanen vertrieb und den ideellen £rt
einer Sammlung solchen Ranges für Dresden ganz außer Acht
ließ. Schmitz ist siebzig Jahre. In dem Alter deplaciert man
sich ungern. Die Stadtväter, die einen Verlust dieses Umfan
ges nicht zu verhindern wußten, sind von Gott verlassen. Die
Schweizer können sich gratulieren. Schmitz hat als langjähriges
Mitglied der Galeriekommission manches Gute getan. Sein
Warne ictan/^ a11,c»n K A pn offen.
(Rückgabe von Archivbeständen.) Durch Entscheid des
zürcherischen Regierungsrates sind diejenigen Teile des Stifts
archivs St. Gallen, die 1712 anläßlich des zweiten Vill-
mergerkrieges ins zürcherische Staatsarchiv übergeführt wor
den waren, dem Stiftsarchiv St, Gallen zurückgeg.e-
b e n worden. Eis handelt sich um 470 Pergamenturkunden und
etwa 110 Akten-Bände und Akten in Mapaen.
(Wiedergefundene Handschriften.) Frau Nathan Miller
hat das verloren geglaubte Origmalmanuskript des III. Teile®
des von Maimonides in arabischer Sprache geschriebenen
„Führer der Irrenden“ wiederentdeckt und d<ä£. Bibliothek des
Jewi.sh Theological Seminaiy of America zugewendet. Gleich
zeitig hat Frau Miller zwei wertvolle Originaimanuskripte
religiöser Gedichte, die im XVI. Jahrhundert in Spanien ent
standen sind, aufgefunden und dem Seminar geschenkt.
PHILATELIE.
(Semmelweis-Marken.) Aus Budapest wird uns mitge
teilt: Die ungarische Postverwaltung wird demnächst Gedenk
marken zur Erinnerung an Dr. Ignaz Philipp Semmelweis
herausgeben. —• Semmelweis, der am 1. Juli 1818 in Ofen ge
boren wurde und lange auch als Professor der Gynäkologie in
Pest wirkte, hat nachgewiesen, daß das Kindbettfieber auf in
fektiöse Verunreinigungen zurückzuführen sei. die er durch
Desinfektionsmaßregeln erfolgreich bekämpfte. Seine Anschau
ungen entsprachen den Leitsätzen der modernen Antisepsis,
so daß er mit größerem Recht als deren Begründer anzusehen
ist, als Lister.
(Neue deutsche Marken,) Aus Berlin wird berichtet:
Die Reichspost wird in der ersten Hälfte des Februar die
neuen Marken zu 6 und 12 Pfennig ausgeben. Die 6-Pfennig-
marke wird in einem anderen Grün als die 5-Pfennigmarke
den Kopf des ersten Reichspräsidenten E b e r t zeigen, der
12-Pfennigwert wird ein anderes Rot bekommen als die 10-
Pfennigmarke und die 15-Pfennigmarke haben und den Kopf
Hindenburgs tragen. In der Zwischenzeit müssen die
Postkunden die 3- und 4-Pfennigmarken zur Frankatur von
6- und 12-Pfennigsendungen heranziehen, denn auf keinen Fall
wird die Post Ueberdruckmarken ausgeben, die stets eine
Quelle des Aergers und der Gefahr sind. Anfang Februar sind
auch erst die neuen Postkarten (zu 6 Pf.) zu erwarten. Bis
zum 15. Februar kann man die alten Bestände an 8-Pfenntg-
Postkarten zurückgeben und dafür auch Marken bekommen.
Nach dem 15, Jänner (dem Tag der Portosenkung) werden die
8-Pfennig-Postkarten von der Post ohne Aufdruck eines
neuen Wertes für 6 Pfennig an den Schaltern verkauft.
VERSCHIEDENES.
(Die Wirkungen der Devisenverordnungen.) In welcher
Weise sich die österreichischen Devisenverordnungen
auswirken, zeigt ein Brief, den wir vom Briefmarksnhaus
E. Luder-Edelmann & Co. in Zürich erhalten. Es
heißt darin: Wir müssen Ihnen mitteilen, daß wir vor
läufig auf weitere Inserate in Oesterreich verzichten müssen,
solange diese unerträglichen Finanzzustände be
stehen bleiben, — Sorgen Sie erst dafür, daß die allfäliigen
Käufer nach dem Ausland wieder bezahlen dürfen,
denn sonst ist ja jedes Geschäft für uns zweck-
1 o s."
(Die Sammlung Oskar Schmitz.) Wir lesen in der „Frank
furter Zeitung“: „Oskar Schmitz, der bekannte Dresdner
Sammler, ist vor kurzem mit seinen Bildern nach der Schweiz
gezogen. Er ist Schweizer, kam vor achtundzwanzig Jahren als
reicher Mann aus Frankreich nach Dresden. Seine Sammlung
enthält ein halbesi Dutzend Perlen Delacroix* kleineren For
mats von hoher Qualität, das großartigste Frauenbild und eine
schöne Landschaft Corots, dann Daumier, Courbet in glänzen
den Werken, mehrere Manet, darunter die Abfahrt des Damp
fers, mehrere Renoir, so die „Boulevards“, mehrere Cezanne,
Degas usw. Man kam nach Dresden, um die alte Galerie und
um die Sammlung Schmitz in der Einser Allee zu sehen, die
bei weitem qualitätreichste Sammlung französischer Meister in
Deutschland. Vor dem Kriege wäre es, wie ich bestimmt weiß,
ein leichtes gewesen, den Besitzer zur Stiftung der Sammlung
an den Staat zu bewegen, wenn die Behörden, zumal die frü
here Leitung der Gemäldegalerie, sich nur um ihn bekümmert
hätten. Später, als seine Vermögensverhältnisse zurückgingen,
war wiederholt von der Ueberlas,sung wesentlicher Stücke nach
dem Tode zu günstigen Bedingungen die Rede, doch kam keine
bindende Abmachung zustande. Das kann man bei den säch
sischen Finanzen verstehen. Unbegreiflich ist, daß man Schmitz;
(Robert Sterl f.) Im 65. Lebensjahr ist Professor Dr. h. c.
Robert Ster 1, der bekannte Dresdner Maler und Radierer,
gestorben. Sterl wurde am 23. Juni 1867 in Großdobritz bei
Dresden geboren. 1904 wurde er Lehrer an der Akademie;
1906 folgte seine Ernennung zum Professor; 1914 übertrug man
ihm die Leitung eines Malsaals, und ein Jahr später rückte
er zum Vorsteher eines Meisterateliers für Malerei auf. Sterl
erfreute sich in den künstlerischen Kreisen Dresdens großer
Beliebtheit. Namentlich zählten auch bekannte Musiker, wie
Schuch, zu seinen Freunden. Eine 1928 in der Chemnitzer
Kunsthütte veranstaltete Sammelausstellung bot mit 200 Oel-
gemälden sowie 150 Zeichnungen und Aquarellen einen um
fassenden Ueberbück über alle Abschnitte seines Schaffens.
Helle, sonnige Landschaften gehörten zu den mit Vorliebe von
ihm behandelten Gegenständen, Einen hohen Ruf genoß er als
Maler impressionistisch empfundener Bildnisse. Viele führende
Persönlichkeiten der sächsischen Landeshauptstadt sind ihm.
gesessen.
(Stiche mit Fisch-Darstellungen.) Die Berliner Bühnen
künstlerin Marjo Li o n hat eine Sammlung alter Stiche, die
alle als Hauptmerkmal Fische haben. Die Wände des Zim
mers, die Decke, Lampenschirme und der Teppich fragen
Fischornamente.
(Der Daguerrotypist Isenring.) Einen willkommenen Bei
trag zur Frühgeschichte der Photographie liefert Prof. Dr. Erich
Stenger in der soeben erschienen Broschüre „Der Daguer
rotypist J. B. Jsenring, seine Verdienste um Einführung und
Ausgestaltung der Daguerreotypie 1839—1842“ (Berlin, im
Selbstverlag des Verfassers). Johann Baptist Isenring wurde
1796 im Toggenburg geboren und kam als gelernter Tischler
nach Wien und München, Er lebte dann als Maler, Radierer
und Verleger bis 1840 in St. Gallen; die intensive Beschäfti
gung mit der 1839 bekanntgewordenen Lichtbildtechnik von
Daguerre gab seinem Schaffen eine neue Richtung. Kaum hatte
er von Paris eine Aufnahmekamera erhalten (November 1.839),
so fertigte er Stadtan,sichten an, dann Bildnisse bis zu Lebens
größe. Er bildete die Technik des Retuschieren® und des Ko
lorierens aus und zeigte 1840 eine „Kunstausstellung von Licht
bildern“, mit der er alsbald nach Zürich, München, Augsburg,
Wien und Stuttgart reiste. Im folgenden Jahre richtete er in
München ein „heliographisches Atelier" ein und machte
Augenblicksaufnahmen am Oktoberfest. 1842 verließ er Mün
chen, wo bereits eine ganze Reihe von Malern, Zeichnern,
Kupferstechern und Lithographen zum Lichtbild übergingen.
Er lebte dann in bescheidenen Verhältnissen bis zu seinem
1860 erfolgten Tode in St. Gallen,
(Ausgleichstagsatzung.) Am 12. Jänner fand in Wien die
Auisgleichstagsatzung des Antiquitäten- und Kunsthändlers
Alexander Fleischner statt. Wie der Ausgleichsverwalter
berichtete, befaßte sich Fleischner seit seinem 20. Lebensjahre
mit dem Kunsthandel und galt in seiner Branche als Kenner.
Die Verkäufe tätigte er meist im Wege von Auktionen. Wie
die ganze Zeit hindurch, so hatte er auch in den letzten Jah
ren einen stattlichen Besitz an Kunstgegenständen, deren Ab
satz infolge der wirtschaftlichen Krise immer schwieriger
wurde. Lim die Gegenstände nicht verschleudern zu müssen,
nahm er Darlehen auf und verpfändete schließlich einen Teil
seines Besitzes im Dorotheum. Seine Aktiven sind, nach den
heutigen Verhältnissen bewertet, 136.131 S, seine Passiven
199.358 S. Fleischner bol 55.4 Prozent in zwanzig Monatsraten
bei Realisierung seiner Aktiven durch ein Gläubigerkomitee.
Der Ausgleich wurde mit großer Mehrheit angenommen.
(Der Glasgemälde-Diebstahl in Hadernitzen.) Wir haben
seinerzeit gemeldet, daß in der kleinen Kirche von St. Magda
lena in Hadernitzen (Kärnten), ein romanisches G 1 a s -
gern äl de aus dem 12. Jahrhundert, das die hl. Magdalena
darstellt, gestohlen wurde. Nun hat das Schwurgericht in
Klagenfurt den Dieb, der in der Person des Photographen
Friedrich Dostler eruiert wurde, zu einem Jahre
schweren Kerkers verurteilt. Der Wiener Marchand-Amateur
Adolf Bauer, vulgo Monokel-Bauer, der Dostler zum Dieb
stahl verleitet hatte, erhielt wegen Diebstahlsteilnehmnng
fünf Monate Kerker, verschärft durch einen Fasttag
monatlich. Ueber Bauer wurde übrigens auch von der Bezirks
hauptmannschaft in Villach wegen Uebertretung des Denk-
ma 1 Schutzgesetzes — er hatte eine alte Kirchentür aus der
Kirche in Ottmanach und zwei alte Glasfenster aus der
Kirche in St. Helena ohne Zustimmung des Bundesdenk
malamtes erworben und nach Wien transportiert — eine Ver
waltungsstrafe von 1500 S verhängt, gegen die er an den Ver
waltungsgerichtshof berief. Dieser wies aber die Beschwerde
unbegründet zurück.