Nr. 24
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 225
cRheinischer JCunstbesitz.
Au® Köln wird uns geschrieben:
Hervorragender rheinischer und mitteldeutscher Kunst-
besitz wurde vom 6. bis 8. Dezember bei Math. Lempertz
versteigert. Der qualitativen Höhe dieser Sammlungen ent
sprechend, saß dieses Mal im Lempertz-Saal ein sehr distin
guierte» Publikum, das seinen eigenen alten Kunstbesitz durch
verständnisvoll wählendes' Kaufen zu vermehren bestrebt war.
Gelegenheit dazu boten ja die Bestände gerade diese® Auk
tionsangebotes in überreichem Maße: Herrlichstes Porzellan
aus der klassischen Meißner Frühzeit, Arbeiten der Kandier
und Höroldt in langer Nummernreihe, entzückende Haus
malereien der Bottengruber, Preußler, Breßler u. a. — Dann
die qualitativ sehr starke Abteilung der alten Gemälde au»
niederländischer und deutscher Schule und die schönen
Möbel des 16. bi® 18. Jahrhunderts.
Die erzielten Preise waren wohl den heutigen Zeitver
hältnissen angepaßt, hielten sich aber durchgängig auf recht
beachtlicher Höhe. Wir können hier nur wenige Preise an
führen; sie mögen als Charakterisierung des gesamten Auk-
tionsverlaufes dienen. Es erzielten: A. v. d. Neer, Winter
landschaft, M 4000.—; eine Handzeichnung von Rubens
M 3200.—; zwei kleine Ulmer Altarflügel vom Ende des
15. Jahrhunderts M 3300.—; ein kleines Hafenbild von W. v.
d. Veld M 2500.—; eine Landschaft von George» Michel
M 1000.—; ein Strandbild von E. v, d. Poel M 880.—; ein
biblisches Historienbild von C, C. Moeyaert M 1250.— ;•
eine Aachener Standuhr au® der Couven-Werkstatt M 1600,—;
eine italienische Kredenz des 16. Jahrhunderts M %0.—; eine
holländische Barock-Vitrine M 800.—; eine kölnische Intarsien-
Kredenz M 980.—; eine Barock-Schreibkommode M 600,—;
eine frühe Wiener Dupaquier-Tasse M 240,—; eine Meißener
Türkenfigur vom Kändler M 300.—; ein Meißener Höroldt-
Teller M 330.-—; ein Meißener Höroldt-Becher M 380.—; ein
mit Goldchinesen bemalter Krug von Höroldt M 900.—; ein
Hausmaler-Teller von Bottengruber M 200.—.
Fälschungen
Ueber eine neue Fälscher-Affäre wird uns aus
Nürnberg berichtet:
Der Gebirgsmaler M u 11 e y (Kufstein) ist durch
einen Ankauf der städtischen Galerie in der Nürn
berger Kunstwelt geschätzt, Der Maler Fritz B 1 ö d e 1
(Eggloffstein) signierte auf Veranlassung des „fliegen
den Kunsthändlers« Hermann Fischer Motive des
Malers Mulley mit dem täuschend ähnlichen Pseu
donym Mul ly. Zum Verkauf dieser Bilder wurde
der erheblich vorbestrafte Komplice Fischers, Joseph
L a u x, ausgeschickt, der mehrere Käufer, die einen
höherwertigen Mulley zu erwerben glaubten, herein
legte. Bei der Aufdeckung des Mulley-Mully-Kom-
plexes wurden aber auch andere Betrügereien ruch
bar.
Ein alter schwäbischer Windschirm wurde als
wertvolles Rubens-Gemälde für 4000 Mark und eine
schlechte Kopie eines Velasquez-Selbstbildnisses als
ohne Cnde.
Original verkauft. Als Opfer hatten sich die Ange
klagten Aerzte ausersehen und einen Kunstlieb
haber-Major, der nichts davon verstand. Die Sach
verständigen stellten übereinstimmend mit dem als
Zeugen geladenen Maler Mulley (Kufstein) fest, daß
hier ein Diebstahl geistigen Eigentums ausgeübt
wurde. Die Strafkammer erkannte auf ein Jahr
sechs Monate Gefängnis für den Händler
Fischer, zwei Jahre drei Monate Gefängnis
für den rückfälligen Händler Laux, sechs Mo
nate Gefängnis für den Maler Blödel (Mully) und
auf Einziehung der mit »Mulley« signierten
Gemälde, Die Urkundenfälschung wurde bejaht, weil
der Name Mully im Zusammenhang mit Malweise
und Motiv in bezug auf eine ganz bestimmte Person,
den Maler Mulley, gebraucht worden sei. Betrug
liege vor, weil die Käufer die Absicht hatten, einen
Mulley zu kaufen; sie waren also geschädigt.
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(Die Auktion bei Liepmannssohn.) Man schreibt uns au®
Berlin: Die von Leo Liepmannssohn am 9. Dezember
durchgeführte Autographen-Auktion nahm einen sehr guten
Verlauf. Im Vordergründe des Interesses standen natürlich die
Musikmanuskripte Mozarts, um die ein heißer Kampf ent
brannte. Da® wichtigste, das eigenhändige D-dur-Klavier-
konzert (Krönungskomzert), das au® 108 zwölfzei'lig beschrie
benen Seiten in Querformat '(Kat. Nr. 25) besteht, wurde von
der Firma Calvary in Berlin um 21,500 Mark erworben.
Dieselbe Firma erstand auch Cherubinos Arie aus der „Hoch
zeit des Figaro" (Nr. 23) um 4500 Mark. Sehr vermißte man
bei dieser Auktion Wien, da® in besseren, von der Devisen-
sperre verschonten Zeiten oft die Hausse der Mozartpreise
erzeugte, Die Berliner Staatsbibliothek hat die noch fehlenden
vieT Seiten aus der Partitur der „Entführung aus dem Serail"
(Kat, Nr. 14) für 2950 Mark an sich gebracht. Andere Mozart-
Manuskripte wurden von der Staatsbibliothek, und zwar das
Adagio für zwei Klarinetten und drei Bassethörner (Nr. 29),
um den Preis' von 1950 Mark erworben. Die vier im Qriginal-
manuskript vorliegenden Kontertänze (Nr, 5), die man bisher
für verloren hielt, erzielten 1300 Mark. Die Beethoven-
Briefe erreichten 1000 bis 1800 Mark. Da®' alte Stammbuch,
in dem der Großvater von Bach sich eingetragen hatte, wurde
für 1250 Mark zugeschlagen.
BILDER,
(Ein frühgotisches Freskenbild) wurde bei den Reetau-
rierungsarbeiten in der Kirche bei Bad Hall aufgedeckt. Es
stellt den hl. Christophorus dar und stammt, wie Dr. H a i -
nisch vom Landesdenkmalamt in Linz festgestellt hat, au®
dem 14. Jahrhundert.
(Tierbilder aus vorgeschichtlicher Zeit.) Die Herren
Neuville und M. S t e k i 1 is, die für das Institut für mensch
liche Paläontologie in Paris nach Spuren vorgeschichtlicher
Kultur in der judäischen Wüste forschen, haben in der Höhle
Um Qatafa im Wadi Chareitun Tierbilder entdeckt, die
wahrscheinlich der Natoufischen Periode angehören. Diese ent
spricht der Magdalenischen Periode in Frankreich. Die Bilder
sind die ersten aus vorgeschichtlicher Zeit, die in, Palästina
vorgefunden wurden. Sie zeigen Elefanten, ein Rhinozeros und
verschiedene andere Tiere, von denen einige zur Gazellen
familie gehören. Viele sind in natürlicher Größe dargestellt.
Im Boden der Höhle fand Neuville unter der Acheulianischen
Schicht, die er 1928 entdeckte, Ueberreste einer Feuerstein
industrie, die seiner Ansicht nach aus der Clactonischen Pe
riode stammt. Bisher wurde diese Kultur nur an vier Stellen
in Europa festgestellt.
NUMISMATIK
(Georg Habich f.) In München ist der Direktor der
Staatlichen Münzsammlung, Geheimrat Dr, Georg Habich,
im Alter von 64 Jahren gestorben. Habich hat viele Jahre als
Honorarprofessor für Numismatik an der Münchener philoso
phischen Fakultät gewirkt und da» Archiv für Medaillen- und
Plakettenkunde begründet, das sich um die Forschung sehr
verdient gemacht hat.