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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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bei, von der Gotik bis zum Empire; herrlich die
beiden Danziger Prachtschränke des 17. Jahrhun
derts, in welchen einst Nemes seine Textiliensamm
lung auflbewahrte.
Neben der langen Reihe der klaren, sicheren
und eindeutigen Kunstwerke erblickt man auch man
ches aufregend Problematische. Es steckt sicher
einiges Unerkannte unter diesen O'bjekten, welche
Nemes auf ruhelosen Reisen gesehen, erworben,
dann oft jahrelang liegen gelassen hat. Nemes' un-
ausgeschöpfte T r o u v a i 11 e n - S a m m 1 u n g kann
auf der Versteigerung dem Sucher, Kenner und Ent
decker noch zur Fundgrube werden.
C. & 33oerners JCupf'erstich- «Auktion.
Der soeben erschienene Kupferstich-
Auktionskatalog von C. G. B o e r n e r in
Leipzig bietet selbst für die Ansprüche, die man
an die Leipziger Auktionen zu stellen gewohnt ist,
ein ungewöhnlich erlesenes Material über das ganze
Gebiet des frühen Kupferstiches, das sich nur aus
dem hohen Alter der fürstlichen Sammlungen, be
sonders derjenigen des Königs Friedrich
August II. von S a ch s e m erklärt. Um nur einige
Hauptstücke zu nennen, sei hingewiesen auf einen
herrlichen Abdruck von der Kaltnadelarbeit Dü
rers, Der Heilige Hieronymus, von dem nur wenige
Abdrücke dieser hohen Qualität existieren. Von
Dürer gibt es noch einen ganz ungewöhnlichen Eras
mus von Rotterdam und das vollständige Flugblatt
des Schulmeisters. Ferner sei hingewiesen auf die
Folge der 8 2 B u r g k m a i r‘s c : b e n H o'Bz-
schnitte zur Pappenhei m’s chen Chro-
n i k, von der nur vier Exemplare bekannt sind.
Eines der Hauptblätter früher alter Graphik ist
der große Heilige Johannes v,on G, C a m p a g n o 1 a,
in einem Abdruck erster Schönheit. Abgebildet im
Katalog sind ferner vier reizende Blätter des
Meisters E S, jedes davon nur in wenigen Exem
plaren bekannt. Eine der größten Kostbarkeiten ist
ein Exemplar von Rembr andtsHuin de r t gül
den b 1 a 11 in frühestem Abdruck eines zweiten
Zustandes und das Porträt des alten Haaring, außer
d.em Tholinx seine seltenste Bildnis-Radierung, Von
Schongau 1 er ist eine ganze 'Serie erstklassiger
Drucke vorhanden.
Es folgen als ganz große Seltenheiten drei far
bige Landschaften von Herkules Seihers, wie
sie seit dem Krieg nicht in Auktionen ausgeboten
wurden. Zum Schluß sei noch ein großer Clair-
Obscur-Holz schnitt von W e c h 1 11 i n, Der
Totenschädel, genannt. Auch dieses Blatt ist nur in
zwei Exemplaren bekannt. Nicht zu reden von der
Fülle von sonstigen Seltenheiten, besonders auf dem
Gebiet der Niederländischen Radierun-
g e n.
Die Cuzertter JCoepli-V er Steigerung.
Im Rahmen der Luzerner Kunstauktionswoche,
über die wir in der vorigen Nummer bereits berichtet
haben, hat diesmal auch das bekannte Mailänder
Kunsthaus Ulrico Hoepli eine Versteigerung ver
anstaltet, die bei zahlreicher Beteiligung von Lieb
habern aus aller Welt einen ausgezeichneten Erfolg
hatte.
Unter den Autographen, die an beiden Auktions
tagen (28, und 29. August) den Anfang machten, be
fand sich ein Brief des Papstes Clemens VII. an
Karl V., der, trotzdem er nur 26 Zeilen umfaßte, 1990
Francs brachte, ein Brief von Antonio Sangallo er
zielte 750, ein Brief von Katharina Sforza 1010 Frcs.
Von den illuminierten Handschriften brachte ein für
das Kloster San Michele in ßosco bei Bologna ver
faßtes Breviar des 14. Jahrhunderts 10.000 Frcs,
Von den Inkunabeln erzielten die Werke des
Aristoteles, Erstausgabe 1495, bei Aide Manuzio« in
Venedig gedruckt, den Höchstpreis mit 3000 Frcs.
Unter den prächtigen illustrierten französischen Aus
gaben des 18. Jahrhunderts wurde La Bordes ,,Choix
de Chansons 1 ' mit den Stichen berühmter Meister
der Zeit, datiert 1773, für 2980 Frcs verkauft.
Erwähnenswert sind auch die Preise für sog,
„Stundenbücher“, an denen die Auktion Hoepli be
sonders reich war. 2500 Frcs brachte ein Stunden
buch mit Kalender, 15, Jahrhundert Mitte, lateinisch
und französisch, mit prächtigen Miniaturen, umge
ben von Rankenornamentik, 1250 Frcs ein sog.
„passe temp's de tout homme et de toute femme",
ein poetisches Werk des Guillaume Alexis, Anfang
des 16. Jahrhunderts in Paris geschrieben, 2000 Frcs
ein Stundenbuch, französisch, 15. Jahrhundert, mit
eleganten Miniaturen, welche schon auf die großen
Meister späterer Epochen hinweisen, Die Horae
B. M. V. aus dem 15. Jahrhundert (Kat.-Nr. 157),
wurde bis zu 21.000 Frcs gesteigert.
Nachstehend die erzielten Preise (in Schw. Frcs):
Erster Tag
Autographen.
1 Alma Tadema, 6 Z. 5
2 Beaumarchais, Chanson ä mes amis, 4 S 60
3 Bernacchi, Br. 2’/a S 22
4 Boito, Monologue de Falstaff 28
5 Bulwer, Autogr., 11 Z 6
6 Karl V., Dokument sign 180
7 Lamartine, Br. 13 Z 30
8 Müsset, Br, 15 Z 55
9 Dickens, Br. 16 Z 70
10 Alex. Dumas, Br 13
11 Eleonore Düse, Br 60
12 Gozzi, Br 40
13 Lafon, Br 18
14 Larbaud 39
15 Pierre Louis, Br 11
16 Desgl. 40
17 Malibran, Br 26
18 Mdme Mars, Br 25
19 Mascagni, Manuekr. 402 S 40
20 Mehul, Br 15
21 Mirabeau, Br. 16 Z 10
22 Sasta, Br 10
23 Puccini, Page de musique 120
24 Edouard Rod, Br 20
25 Salieri, Br. 2 S 55
26 Sardou, Br, 31 Z . ... 11
27 Thiers, Br 6
28 Verdi, Br, 58 Z . . 45
29 Desgl., 22 Z 95
Handschriften.
30 Alberti, Deipihira 270
31 Guillaume Alexis, Le pas^e temps 1250