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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Nr. 17/18 
tens“ von Savigny, mit 12,000 Francs eine histo 
rische Arbeit über die Feldzüge 1799—1814, die 
einst in Napoleons "Bibliothek auf St, Helena sich be 
fand. 
Eine zweite Auktion im Dezember in London, 
Eine zweite Napoleon -Auktion findet 
am: 17. Dezember in London statt, Das Auktions 
haus S o t h e b y versteigert eine Sammlung von 
Briefen, die Napoleon an seine zweite Gemahlin, 
Marie-Louise, die Tochter Kaiser Franz I, ge 
richtet hat. Es sind 1 mehr als dreihundert Briefe, die 
meisten davon unbekannt, ja ihre Existenz war bis 
her bekannt, Sonderbarerweise wird: verschwiegen, 
aus welcher Quelle dieses plötzlich in solchen Mas 
sen auftauchende Material stammt; doch geht man 
kaum irre, wenn man annimmt, daß sie aus dem Be 
sitze des in Oesterreich lebenden ehemaligen Mit 
gliedes des Kaiserhauses stammt, das vor einigen 
Monaten die Bibliothek Marie-Louisens auf den 
Markt geworfen hat. 
Dem 1 größten Interesse dürften die Briefe be 
gegnen, die aus Moskau und' von der Flucht aus 
Rußland geschrieben sind. Bei einer Gelegenheit 
schrieb er der Kaiserin dreimal am! Tag. Immer wie 
der erkundigte er sich nach dem! Befinden des klei 
nen Königs von Rom, und inmitten all des furcht 
baren Leidens fragt er an, ob das Kind auch schon 
zahne. In Anbetracht dessen, daß die Briefe von den 
Kosaken aufgefangen wurden, herrscht ein bißchen 
Schönfärberei vor, denn sie sollten über die Stim 
mung irregeführt werden. — Während in den Brie 
fen an Josephine die Leidenschaft in jeder Zeile mit 
schwingt, tritt in den Nachrichten an Marie-Louise 
überall ein väterlich besorgter, freundlicher, rück 
sichtsvoller Ton hervor, „Ich bin nie ärgerlich über 
dich, weil du gut und’ vollendet bist, und ich liebe 
dich“, heißt es in einem Brief vom Mai 1810, Ergrei 
fend sind die letzten Briefe aus Elba; der Gefangene 
gibt der Hoffnung Ausdruck, Marie-Louise und der 
kleine Junge möchten bald nachkommen. Aber Na 
poleon hat sie nie wiedergesehen, 
Kenner schätzen den Ertrag dieser Napoleon- 
Briefe auf etwa 20.000 Pfund, doch ohne daß dabei 
die Ueberraschungen in Betracht gezogen wären, die 
von dem Versteigerunglsfieber unzertrennlich zu sein 
scheinen. 
Eine große Schwierigkeit bot dem 1 Hause Sothe- 
by die Entzifferung der schauderhaften Handschrift 
des Kaisers. Einer seiner Marschälle soll allen Ern 
stes einen Brief Napoleons für die Skizze eines 
Schlachtplanes angesehen haben. Es ist auch be 
kannt, daß Marie-Louise selbst niemals die Briefe 
ihres Gemahls lesen konnte, sondern für diesen 
Zweck die Dienste der Herzogin von Monte- 
b e 11 o in Anspruch nehmen mußte, 
«ßaron Jfioritz 
Aus B u d a p e s t wird uns berichtet : 
Mit Baron Moritz Leopold Herzog, dem Se 
niorchef der Firma M. L. Herzog & Co., der im 
66. Lebensjahr verschieden ist, hat Ungarn einen 
seiner wenigen großen Sammler verloren. 
Die Galerie Herzog hatte europäischen Ruf. 
Wohl kein Kunstsammler, der nach Budapest kam, 
versäumte es, die Erlaubnis zu ihrer Besichtigung 
nachzusuchen, die ihm bereitwilligst erteilt wurde. 
Mit Marczell von N e m e s, dem großzügigen Samm 
ler in freundschaftlicher Verbindung und von ihm 
beraten, legte Herzog, wie dieser, sein Hauptaugen 
merk auf G r e c o, von dem er auch nach und nach 
sieben der besten Werke in seinen Besitz brachte, 
Es sind darunter das Bild »Christus auf dem Oel 
berg«, von dem sich eine Replik im Museum in Lille 
befindet, das Gemälde »Christus, das Kreuz schlep 
pend«, die hl. Familie und die Bilder dreier Heiligen, 
Die Kunst Goyas tritt uns in der Galerie Herzog 
in drei hervorragenden Werken, den »Toreadors«, 
den »Säufern« und dem »Maskenball« entgegen. Viel 
bewundert wurde auch ein Gemälde von Z ur 
bar a n. 
Ceopold JCerzog. 
Neben den Spaniern begünstigte Herzog die 
I oberitalienischen Meister: Philippo L i p p i, Tie- 
p o 1 o und Magnasco sind denn auch in seiner 
Sammlung reich vertreten. Von Niederländern besaß 
er einen vortrefflichen Frans Hals. 
Zierden seiner Galerie waren weiters die großen 
Franzosen des vorigen Jahrhunderts: Corot, Courbet, 
Cezanne, Gauguin, Manet, Monet, Renoir. Von Cour 
bet hatte Herzog die „Badenden“, von Manet u. a. 
eine Studie zur »Olympia« sowie die »Rue de 
Berne«, von Renoir das herrliche Bild »Familie 
Henriot«. 
Neben Gemälden sammelte Baron Herzog El 
fenbeinschnitzereien und Goldarbei 
ten, von denen so manches Stück von dem großen 
Kunstverständnis zeugt, das Herzog eignete. Man 
glaubt, daß seine Erben, die Barone Andreas und 
Stefan Herzog, denen man Liebe zur Kuinst nach 
rühmt, die Galerie im Sinne ihres Vaters erhalten 
und weiter ausbauen werden. Zu wünschen wäre es 
wenigstens, denn, wie schon gesagt, Budapest ist an 
großen Privatsammlungen nicht gerade reich, 
Sammlung Seheimrat Ottmar Strauß. 
Bei der Versteigerung der Sammlung Geheim 
rat Ottmar Strauß (siehe Nr. 15 und 16 der »Inter 
nationalen Sammler-Zeitung« wurden weiters fol 
gende Preise (in Mark) erzielt: 
344 Daghestan-Teppich, 225:135 cm . 440 
345 Senne-Teppich, 190:135 cm 430 
346 Vorderasiatischer Teppich, 275:210 cm 140 
347 Kirman-Teppich, 175:120 cm 380 
348 Senne-Brücke, 173:122 cm 300 
349 Tuzla-Geibetteppich, 170:120 cm 170 
350 Anatolier-Brücke, 220:150 cm 210 
351 Kabistan-Teppich, 285:122 cm . 330 
352 Kasak-Teppich, 235:135 cm 280 
353 Desgl., 225:115 cm 210 
354 Desgl., 350:160 cm 290 
355 Anatolier-Galerie, 390:100 cm 140 
356 Khiwa-Teppich, 165:135 cm 210 
358 Jomud-Teppich, 235:340 cm 700 
359 Keschan-Teppich, 285:220 cm 520 
360 Mesched-Teppich, 300:220 cm 520 
362—363 Zwei Hamedan-Galerien 615:110 cm 490
	        
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