Allgemeine Bildungsmittel.
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In der fehr eingehend behandelten Statiftik der fchweizerifchen Journale
wird die Zahl der in den verfchiedenen Cantonen im Jahre 1872 erfchienenen Zeit-
fchriften auf 412 angegeben, davon 64 in Bern, 47 in Zürich und Waadt, 40 in
Aargau, 25 in St. Gallen, 18 in Neuenburg, 16 in Bafel Stadt und Thurgau, 15 in
Graubündten, 14 in Teffin, 13 in Solothurn, 12 in Freiburg, 11 in Luzern, 10 in
Schwyz und Schaffhaufen, 6 in Bafel Land, 5 in Appenzell Aufserrhoden und Wallis,
4 in Glarus, 3 in Obwalden und Zug, 2 im Nidwalde und 1 in Uri und Appenzell Inner
rhoden. Der Sprache nach waren 266 deutfch, 118 franzöfifch, 16 italienifch, 5 roma-
nifch und 1 englifch („Swifs Times“ in Genf). Eine Eigentümlichkeit bildet das
Beiblatt des inAigle (Waadt) erfcheinenden „Messager des alpes“ unter dem Titel
L’Agace, befbimmt den Patois des waadtländifchen Oberlandes zu erhalten und
weiter zu bilden. Bis zum Jahre 1700 befafs die Schweiz nur 1 Journal (Zürich) ;
bis 1800 erfchienen im Ganzen 3 deutfche und 4 franzöfifche Blätter. Dann flieg
deren Zahl von Jahr zu Jahr und in den Jahren 1871—72 wurden 53 neue Journale
gegründet. Die meiften haben eine Auflage von 500 bis 1000, 15 eine von mehr
als 5000, 5 bis von 10.000 und 3 von 20.000 Exemplaren und darüber. Der
Guide-Privat in Genf, ein Eifenbahn- und Dampfboot-Cursbuch, wird monatlich in
50.000 Exemplaren ausgegeben. Von den Blättern erfcheinen 7 fiebenmal, 39
fechsmal, 54 dreimal, 93 zweimal, 134 einmal wöchentlich, 32 alle vierzehn Tage,
44 jeden Monat, 5 alle drei Monate, 1 jedes halbe Jahr. Im Ganzen wurden im
Jahre 1872: 90,875.388 Nummern ausgegeben und 37,849.925 durch die Pofb
befördert.
Frankreich.
Das franzöfifche Minifterium des Ackerbaues und des Handels wendet, wie
aus der von der Direktion des Ackerbaues für die Weltausftellung veröffentlichten
„Notice sur les objets expos^s“ erhellt, feine befondere Sorgfalt dem landwirth-
fchaftlichen Unterrichte zu. Frankreich befitzt drei unter Aufficht des Minifteriumjä
flehende landwirthfchaftliche Anftalten: in Grignon (Seine et Oise), Grand Jouan
(Loire inferieure) und Montpellier (Herauld). Die erftere zählt 1245 theils interne,
theils externe Zöglinge, welche in dem Inftitute fowohl theoretifchen als
praktifchen Unterricht geniefsen. Der theoretifche Unterricht erftreckt fleh über
Landbau, Zoologie, Phyfik, Meteorologie, Mineralogie, Geologie, Botanik, Forft-
wiffenfchaft, Mechanik, Chemie, Technologie, landwirthfchaftliche Gefetzgebung
und Verwaltung. Zur Ausübung des praktifchen Unterrichtes befitzt das Inftitut
47 Hektaren urbaren Bodens und 32 Hektaren Gehölz, ein Mufterfeld, Küchen
garten, eine Schweizerei, eine Schäferei und einen Schweineftall. Die feit dem
Jahre 1841 beftehende Schule in Grand Jouan befitzt nebft den 5 Hektaren
umfaffenden Gärten, 21 Hektaren urbaren Bodens, läfst fich befonders die Förde
rung der landwirthfchaftlichen Intereffen von Weftfrankreich angelegen fein und
ertheilt ebenfo wie die Schule von Grignon theoretifchen und praktifchen
Unterricht. Mit diefer Anftalt fleht auch die über 120 Hektaren fleh erftreckende
Mufterwirthfchaft in Rieffelland in der Nähe von Grand-Jouan in Verbindung.
Die Schule von Montpellier hat es hauptfächlich auf die Förderung der Wein- und
Obftcultur abgefehen und befitzt alle Behelfe zu dem vorgezeichneten Zwecke.
Die Zöglinge aller drei Anftalten unternehmen je nach der Lehrzeit landwirth
fchaftliche, botanifche, forftliche, geologifche und technologifche Ausflüge unter
Leitung der Profefforen. Die Zöglinge haben fich am Ende ihrer Studien einer
Prüfung zu unterziehen und erhalten mit dem Zeugniffe der Reife die Befugnifs, fich
um das diplome d’ingenieur agricole zu bewerben. Zur Heranbildung gefchickter
landwirthfchaftlicher Gehilfen, Pächter, Meier, Hirten oder Gärtner gibt es 42 fo-
genannte Fermes-ecoles, welche vom Jahre 1835 bis 1867 mehr als 6000 junge
Leute für die verfchiedenen Fächer herangebildet und ihrer Beftimmung zugeführt
haben. Aufser diefen und verfchiedenen anderen Inftituten laffen fich auch mehrere