Seile 40
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 5
NUMISMATIK
(Eine Papstmedaille von Hanisch-Concio.) Aus Rom wird
uns geschrieben: Der österreichische Künstler Hanisch-
Concio, -der jüngst eine Medaille des Patriarchen von Ve
nedig, Kardinals Lafontaine, schuf, hat nunmehr auch eine
Medaille des Papstes Pius XI. hergestellt. Es ist seit Jahren
das erstemal, daß der Heilige Vater einem Künstler Gelegen
heit zum Modellieren gab. Der letzte Künstler, dem der Papst
zu einer Plakette gesessen ist, war übrigens auch ein Oester
reicher, der rühmlichsl bekannte Wiener Professor Hofrat Ru
dolf Marse hall, dessen Arbeit den Papst mit Bewunderung
für den Künstler erfüllte. Pius XI. ließ von MarschalLs Plakette
mehrere Abgüsse anfertigen, die er Persönlichkeiten zum Ge
schenke machte, die er besonders ehren wollte.
PHILATELIE.
(Der erste deutsche Poststempel.) Der Poststempel, heute
eine alltägliche Erscheinung auf jedem Brief, ist im Deutschen
Reich jetzt 200 Jahre alt. Der älteste deutsche Brief, der einen
Stempel aufweist, gibt aLs Abfertigungsort „De Mannheim“
und als Tag 1 0. 4, 1 734 an. Die Fürsten von Thurn und
Taxis, die damals als „Reichsgeneral-Erbpostmeister“ den
Briefverkehr mit zahlreichen, planmäßig verkehrenden Post
kutschen ausübfen, fügten auch, als das französische „DE“ ge
fallen war, hoch jahrzehntelang der Aufgabeort,sbezeichnung im
Stempel ein „von" bei. Erst Ende des 18. Jahrhunderts ver
zichtete man im Poststempel auf das überflüssige „von“ und
stempelte nur noch „Mannheim“ u,sw. Die Buchstaben „PP"
(Port paye — Porto bezahlt) deuteten, da die Briefmarke ja
erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts auftauchte, darauf hin,
daß die Postgebühr bezahlt war. Noch zu Goethes Zeit
empfand man es als unschicklich, die Briefgebühr vorauszu
zahlen; das war nur hohen Herren und Standespersonen gegen
über Brauch. Im Verkehr zwischen Freunden hätte man die
Vorauszahlung der Postgebühr so aufgefaßt, als wolle man
dem anderen damit zu verstehen geben, er sei nicht in der
Lage, die Briefgebühr zu entrichten.
(Messemarken in Tripolis.) Man meldet aus Tripolis:
Anläßlich der achten Messe, die gegenwärtig hier statt
findet, wurden eigene Postwertzeichen ausgegeben, die sehr
geschmackvoll ausgeführt sind.
(Protest gegen Gottlosen-Marken.) Auf die Nachricht hin,
daß Sowjetrußland die Absicht hege, sog. Gottlosen-
Marken, das sind Marken mit antireligiösem Charakter, in
Umlauf zu setzen, hat der Präsident der Internationalen Phi
latelistenorganisation Mainzay an den in Kairo tagenden
Weltpostverein s kongreß ein Telegramm gerichtet,
in dem die Forderung ausgesprochen wird, daß solche Marken,
wenn sie tatsächlich herauskommen sollten, nicht zum in
ternationalen Postverkehr zugelassen werden.
(Jubiläumsbriefmarken zu Ehren Mendelejews.) Anläßlich
des 100, Geburtstages des berühmten Chemikers Men lei -
j e w, des Verfasser® der Tabelle des periodischen Systems der
Elemente, wurde eine Briefmarkenserie ausgegeben. Auf den
Fünf- und Zwanzigkopekenmarken der Serie ist das Mendel-
jew-Denkmal mit der Mendelejewschen Tabelle im Hintergrund
abgebildet, Die Zehn- und Fünfzehnkopekenmarken weisen das
Bildnis Mendelejews mit der Tabelle im Hintergrund auf. Alle
vier Marken der Serie tragen das Jubiläumsdatum 1834—1934,
VERSCHIEDENES
(Sophus Müller f.) Der gewesene Direktor des National
museums in Kopenhagen Sophus Müller ist in der Nacht
auf den 25. Februar im Alter von 88 Jahren gestorben. Vor
einem Monat erst hatte Müller sein letztes Werk „Die Kunst
des eisernen Zeitalters“ beendet. Sophus Müller ist der grand
old man der dänischen Archäologie. Er hat eine Reihe von
Schriften über die Ornamentik der Steinzeit, über die Bronze
zeit, über die Besiedlung Dänemarks im Altertum, über die
Tier-Ornamentik veröffentlicht. Seine Arbeiten „Die dänischen
Altertümlichkeiten“ (1888) und „Unser Altertum“ (1897) sind
Standardwerke der dänischen Archäologie.
(Ein Wagner-Museum in Italien.) Aus Florenz wird
uns geschrieben: In Cento bei Ferrara ist ein Museum er
richtet worden, das sich nach dem berühmten Darsteller des
..Tristan“ und des „Siegfried“ Giuseppe Borgatti-
Museum nennt, in Wirklichkeit aber ein Richard Wagner-
Museum ist. Denn es enthält so ziemlich ausschließlich nur
Objekte, die sich irgendwie auf den Bayreuther Meister be
ziehen.
VOM KUNSTMARKT.
(108. Große Auktion des Dorotheums.) Die nächste große
Auktion des Dorotheums, die 108. in der Reihe, wird vom 22.
bis 24. März abgehalten werden. Als Schaustellungslage sind
der 19., 20. und 21. März in Aussicht genommen.
(Acht Pfund für eine Haarlocke Napoleons,) In der Blüte
zeit der Romantik gab es für schwärmerische Gemüter keine
kostbareren Sammelobjekte als Haarlocken berühmter Persön
lichkeiten. Diese Liebhaberei hat sich in unserer realistischen
Zeit bedeutend abgekühlt, aber immerhin las man noch hin
und wieder, daß eine Haarlocke von diesem oder jenem Film
star mit Hunderten von Pfund oder Dollar bezahlt worden
ist. Nun. hat in London eine Versteigerung stattgefunden,
bei der eine Haarlocke Napoleon« I. unter den Hammer
kam. Der Preis, zu dem diese zugeschlagen wurde, betrug
— 8 Pfund, ja, ein Napoleon kann heutzutage nicht die
Konkurrenz mit einer Filmdiva aufnehmen.
AUSSTELLUNGEN.
Berlin. Akademie, Chinesische Kunst.
— Kaiser Friedrich-Museum, Luther und »ein
Kreis,
— Kupferstichkabinett. Joh. Willi. Meil. —
Meisterzeichnungen der großen Künstler der Dürer-Zeit.
Hamburg. Kunst verein. Prof. Ferd. Brütt.
— Deutscher Buch-Club. Turmpresse, Graphik
und Holzschnittbücher.
Köln. Kunstverpin, Hermann Geiseier, München.
Adolf Praeger, Köln.
Leipzig. Stadtgeschichtliches Museum. Die
Luther-Bibel und ihre deutschen Vorläufer
München. Kunstverein, Fritz Leehr, Han® Zaubitzer,
Weimar, Georg Gelbke, Dresden,
Rotterdam. Museum Boyman, Französische Kunst
des 19. Jahrhunderts,
Stuttgart, Staatsgalerie. Der Bauer und der Hand
werker in der graph. Kunst.
AUKTIONEN
2. und 3. März. Berlin. Max Perl. Nachlaß Dr. E. R ö -
m e r, Graphik, Handzeichnungen.
5. und 6, März, London. Sotheby & Co. Bücher und
Manuskripte.
5. bis 7. März, Wien Albert K e n d e. Gemälde alter und
neuer Meister, Antiquitäten, Porzellan, Glas, Silber, Fayencen,
Zinn, eine Verdüre, Renaissance-Stickereien, Ostasiatica etc.
7, März. Berlin, Rudolph L e p k e. Kunstsammlung und
Wohnungseinrichtung G.
7. März. Brijssel. Galerie B l e c k d o t, Möbel, Juwelen,
Bronzen etc.
8. und 9. März. Wien, Glückselig. Antiquitäten,
Glas, Porzellan, Mobiliar, Gemälde etc,
14. März. Berlin. Internationales Kunst- und
Auktionshaus. Gemälde, Antiquitäten.
14, bis 17. März, Wien. Dorotheum. Kleine Auktion.
19. und 20. März. Nizza. T. J. T e r r i s. Gemälde, Plastik,
Möbel, Antiquitäten,
20. bis 22. März. Wien. III,, Pettenkofengasse 1. Durch
Artaria & Co. Nachlaß Baron Alfred L i e b i e g. Alte Ge
mälde, Aquarelle und Stiche, Skulpturen, Gobeline, oriental.
Teppiche, China und Japan, Vitrinengegenstände, Möbel so
wie eine Musikerautographensammlung.
20. bis 23. März, Mailand. Galleria D e d a 1 o, Sammlung
Er gas, Gemälde, Antiquitä+en.
21. März. Berlin, Rud. L e p k e. Antiquitäten.
22. März. London. Christie. Sammlung Hirsch. An
tiquitäten, Möbel,
22. bi® 24. März. Wien. Dorotheum. 108. Große Auk
tion im Franz Josef-Saal.
Anfangs April. Berlin. Paul Graupe. Sammlung Gut
mann (Potsdam).
17. April. Köln. Math. Lempertz. Porzellan-Sammlung
aus altem rheinischen Privatbesitz,
7. bis 11. Mai. London, Christie. Sammlung Leopold
Hirsch. Bilder, Möbel des 16. J., geschnittene Edelsteine.
Mitte Mai. Leipzig. C. G. Boerner, Kupferstiche alter
Meister. Sammlung Friedrich August II. u. a.
Mitte Mai. München^ Karl & Faber. Fugger-Biblio
thek, 3. Teil.
Juli. Köln. Math. Lempertz, Waffen-Sammlung Consul
: a. D. Hans C. Leiden (Köln).