Nr. 11/12
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 83
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(Raabe-Erwerbung des Braunschweiger Stadtarchivs,) Das
Archiv der Raabe-Stadt BTaunschweig hat 26 unge-
druckte Briefe Wilhelm R a a b e s erworben, die Jvon dem Ber
liner Antiquariat J. A. Star gar dt zum Verkauf gestellt
waren. Sie entstammen den Jahren 1863 bis 1870 und sind an
Otto Janke in Berlin gerichtet, den Origmalverleger des
Hungerpastor, der Fernen Stimmen und der Drei Federn, der
später auch viele andere Werke Raabes an die Oeffentlichkeit
gebracht hat.
BIBLIOPHILIE
(Ein Codex aus dem 14. Jahrhundert.) Man berichtet uns
aus Rom: Die italienische Regierung hat um den Preis' von
100.000 Lire einen bi® jetzt unbekannt gewesenen Codex an-
gekauft, der Dantes „Divina Commedia“, mit dem Kom
mentar des Benvenutto da Imola enthält. Der Codex, der
aus 284 Seiten besteht, ist, wie sich aus handschriftlichen Be
merkungen ergibt, in den Jahren 1398 und 1399 in Istrien
von einem Notar und Kanzler des Podesta geschrieben worden,
Veröffentlichungen der Goethe-Gesellschaft.) Wie bereits
auf der Tagung des vorigen Jahres mitgeteilt wurde, gibt im
Aufträge der IGoethe-lGese'llßchaft Prof. iMax Hecker eine
Schrift „Schillers Tod und Bestattung“ heraus, die den Le
genden, die sich um Schillers Ende gebildet haben und noch
immer nicht verstummen wollen, ein Ziel setzen soll. Es liegen
ihr Zeugnisse der Zeit, Briefe, Gutachten und Berichte zu
grunde, aus 'denen alle Einzelheiten von Schillers Krankheit
und Tod bis zur Ueberführung in die Fürstengruft hervorgehen.
Das Erscheinen der Schrift „'Geschichte der Goethe-lGesell-
schaft", das als Auftakt zu der vom 26. bis 28. August statt
findenden diesjährigen Hauptversammlung der Gesellschaft an-
ge'kündigt war, ist auf das nächste Jahr verschoben worden;
an ihrer Stelle gibt die Gesellschaft eine Schrift mit Dokumen
ten zur Geschichte der Entwicklung des Goethe-Hauses zum
Goethe-lNationalmuseum heraus. Im Herbst soll das Register
zu den bisherigen Jahrbüchern der Gesellschaft veröffentlicht
werden.
(Bibliotheken Martini und Beauharnais,) Aus Zürich
wird uns berichtet: Bei der Versteigerung des II. Teils der
Bibliothek Martini durch Ulrico Ho e pl i (Mailand) erzielte
eine Ausgabe von Dantes Vita nuova (um 14701 10.800 Francs,
eine (Biblia latina aus dem 14. Jahrhundert 2700 Francs, ein
Platearius Joannes II. (12, Jahrhundert) 7000 Francs, eine
Karte des Atlantischen Ozeans (vor 1535) 11,000 Francs, ein
Aristoteles „Opera omnia“ 2300 Francs, das Lamento di Giu-
liano de Medici '(1478) 5000 Francs. Das Hauptstiick der Bi
bliothek, der Titus Livius aus dem Jahre 1446, wurde nicht
verkauft. Die erzielten Preise blieben meist weit unter den
Schätzungen. — Auch an der anschließenden Auktion der
Bibliothek Eugene de Beauharnais* waren die
Preise im allgemeinen nicht hervorragend. Die acht Aquarelle
des iPariks von Malmaison von Auguste Gamerey brachten
3000 Francs!, die 21 Aquarelle vom russischen Feldzug von
1812 von Albrecht Adam 3900 Francs. Den höchstem Preis,
49.000 Francs, erzielten die 16 (Bände (mit 468 Aquarellen)
„Les iili'acees“ von P. Redoute.
BILDER
(Ein neuer Rembrandt entdeckt.) Aus M a c o n wird ge
meldet: Der Kunstkritiker Charles Tolnay hat im hiesigen
Museum ein Gemälde entdeckt, das wahrscheinlich von Rem
brandt stammt. Es handelt sich um eine Landschaft mit
Ruinen,
(Zwanzig Gemälde von Ludwig Richter verschollen.) Die
seit einiger Zeit 'durchgeführten Arbeiten zur Aufstellung eines
wissenschaftlichen Verzeichnisses der Gemälde Ludwig Rich
ters haben ergeben, daß von den 90 bekannten und in den
Quellen genannten Oelbildern de® Künstlers zwanzig noch
unauffindbar sind. Unter ihnen ist auch die dritte Fas
sung der „Ueberfahrt am Schreckenstein", die noch 1903 öf
fentlich geizeigt wurde. Der Deutsche Verein für Kunstwissen
schaft in Berlin (C 2, Schloß), der eine Veröffentlichung
sämtlicher Gemälde Richters plant, bittet, von unbekannten
Bildern des Künstlers ihm oder dem Bearbeiter, Karl Josef
Friedrich, in Seifersdorf bei Radeberg, Mitteilung zu
machen.
NUMISMATIK.
(Eine Schiller-Medaille aus Porzellan.) Zum 150, Geburts
tag Schillers hatte die Staatliche Porzellan-Manu
faktur in Berlin eine Medaille hergestellt, deren Modell
erst vor kurzem unter dem historischen Modellschatz der Ma
nufaktur aufgefunden worden war. Diese Arbeit stammt aus
dem 'Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts und zeich
net sich durch Lebenswahrheit und die Auffassung der Persön
lichkeit Schillers aus. Der Künstler ist unbekannt und konnte
auch seither uicht festgestellt werden. So viel scheint ifestzu-
stehen, daß der um jene Zeit für die Manufaktur tätige Me
dailleur Leonhard Posch, von dem eine vorzügliche 'Goethe-
Medaille in Porzellan vorhanden ist, als Urheber der Schiller-
Medaille nicht in Betracht kommt .
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Die französische Post in Andorra begann
mit der Ausgabe von Nachportomarken. Als erster Wert er
schien 1 Centime grün, Angola überdruckte seine Nach
portomarken mit dem Aufdruck »Correios« und stellte auf diese
Weise eine Anzahl provisorischer Freimarken her. Die Reihe
der Postwertzeichen in Belgien wurde durch den in grö
ßerem Format hergestellten Wert 1 Franken karmin ergänzt.
Die vor 400 Jahren erfolgte Gründung von Pernambuko wurde
in Brasilien durch Ausgabe zweier Gedenkmarken zu 200
und 300 Reis gefeiert. Von den Freimarken Bulgariens
erscheinen einzelne Werte jetzt auf Papier mit Wasserzeichen.
Dieses Land hat jetzt auch eine Gedenkserie zur Erinnerung
an die Kämpfe gegen die Türken im 15, Jahrhundert ausge
geben. Die Marken zu 1, 2, 4, 7 und 14 Lewa zeigen unter
andern Bilder Ladislaus' Postumus, König von Ungarn und
Polen, sowie des ungarischen Reichsstatthalters Hunyadi Janois,
die beide an den Kämpfen rühmlichen Anteil genommen haben.
Neu in Ceylon eine Freimarke 1 Rupie braun und blau.
Die Cooksinseln geben jetzt ihre Freimarken auf Papier
mit geändertem Wasserzeichen aus. Einen Fanfaren blasenden
Hitler-Jungen zeigen die zum Welttreffen der Hitler-Jugend
erschienenen Sondermarken des Deutschen Reiches zu
6 Reichspfennig grün und 15 Reichspfennig dunkelviolett. Fünf
Gedenkmarken zu 5, 10, 30, 45 und 50 Centavos wurden in
Costa Rica anläßlich der Dreihundertjahrfeier der Schutz
patronin des Landes ausgegeben.
Au® Anlaß einer Briefmarkenausstellung in Esch-sur-
Alzelte in Luxemburg wurde die kursierende Freimarke
zu 2 Franken schwarz auf Faserpapier gedruckt und unge
zähnt mit einem Aufschlag von 50 Centimes ausgegeben. Neu
in Nikaragua zwei Flugpostmarken zu 15 Centavos lila
und 20 Centavos grün, Persien hat eine große Anzahl Frei-
und Flugpostmarken früherer Ausgaben mit dem At druck
»Postes Iraniennes« versehen lassen. Die erst kürzlich ge
gebenen Freimarken von Rumänien im großen Form ( bit
dem Bilde des Königs zu 25 Bani, 1, 2, 3 und 6 Lei erscl;; ifen
jetzt in geänderter Ausführung, indem neben der Münzbe
zeichnung das Wort »Posta« eingefügt wurde.
Aus Anlaß des 300. Todestages des Dichters Lopa de
Vegas hat .Spanien vier Gedenkmarken, 15 Centiroos
grün, 30 C. rot, 50 C blau und 1 Peseta blauschwarz, aus
gegeben. In Westsamoa wurden neue Freimarken mit ver
schiedenen Darstellungen ausgegeben. Vorläufig sind die Werte
Vs, 1, 2 2V2, 4, 6 Pence, 1, 2 und 3 Shilling erschienen.
VERSCHIEDENES
(Vier mittelalterliche Osterspiele aufgefunden,) Der Musik
ihistoriker Heinrich Sievers hat, wie er im Braunschweigi
schen Geschichtsverein mitteilte, im Hochstift Hilde ehe im
wertvolle Entdeckungen zur Kirchenmusik und -literatur des
Mittelalters in Niedersachsen machen können. Namentlich hat
er die liturgischen Handschriften des Braunschweiger Doms
lückenlos aufgefunden, darunter vier verschiedenen Stilperio
den entstammende Osterspiele. Unter ihnen gehört das
letzte der Zeit um 1400 an und ist bis .zur Reformation jährlich
in Braunschweig aufgeführt worden; es bildet literarhistorisch
die lang gesuchte Vorstufe und Quelle des großen Wolfenbüt-
teler Osterspieles, eines der bekanntesten und wichtigsten
seiner 'Gattung.
(Die Gutenberg-Werkstatt wieder in Ma : nz.) Im Guten-
berg-Museum zu Mainz hat jetzt die berühmte Guten-
b e rg-We rkstä 11 e wieder Aufstellung gefunden, die vor
.zehn Jahren nach alten Bildern geschaffen und zum ersten
Male 1925, anläßlich der Jahrtausendfeier der Stadt Mainz, ge
zeigt wurde. Die Welkstätte, die in allen Einzelheiten der’ e r-