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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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zu nennen. Das 15. Jahrhundert ist diesmal nur mit
ganz wenigen Blättern vertreten, Zu nennen sind
noch einige prachtvolle Drucke früher Italiener, von
Robetta, Campagnola und M o n t a g n a.
Seit langem ist bei C. G. B o e r n e r und über
haupt in Deutschland keine Sammlung von Stichen,
Schabkunstblättern und farbigen Drucken des 18.
Jahrhunderts angeboten worden. Diese schönen und
dekorativen Blätter, die so gut in den Rahmen der
heute wieder gesuchten alten Stilmöbel passen, sind
meist direkt nach ihrem 'Erscheinen in die Mappen
der Sammlung geliefert worden, sodaß sie eine ganz
unberührte Frische und meist den originalen Rand
aufweisen.
Unter den französischen Farbendruk-
k e n gibt es prachtvolle Blätter von und nach D e -
marteau, Huet, Janinet, Huber t-R o b e r t,
unter den Engländern .viele farbige, sowohl . punk
tierte, als geschabte Genrebilder und Porträts, einige
herrliche Damenporträts in Schabkunstmanier frühen
Plattenzustandes, interessante historische Porträts,
besonders Amerikaner, englische farbige Ansichten
und Schiffsdarstellungen, eine kleine Sammlung
englischer farbiger Sportblätter und eine reiche
Partie aus dem Werke des Rowlandson.
Die Versteigerung findet am 2 8. Mai statt.
®Auktion JYZax Bioos.
Man berichtet uns aus Genf:
Die Sammlung Max Moos, die die Galerie
Moos am 23. März unter den Hammer brachte, zog
eine Anzahl französischer Sammler nach Genf, die
sich an der Auktion recht lebhaft beteiligten. Nichts
destoweniger blieb das Ergebnis weit hinter, den be
rechtigten Erwartungen’ zurück.
Den Höchstpreis der Versteigerung .erreichte .mit
15,500 Francs Ferd, Ho dl er s großes Montblanc
bild von 1918 (Kat.-Nr. 93), Ein lebhafter Kampf ent
brannte um desselben Meisters „Kranke Frau“ von
1914 (Kat.-Nr, 80), sie ging schließlich um den Be
trag von 12.450 Frcs in den Besitz der staatlichen
Pariser Museen über, die außerdem, noch einige
kleinere Hodlers für sich erstehen konnten.
Max Buris ,,Selbstporträt 1 ' ging um 2600 Frcs
fort. Ueberraschend gut wurde der Genfer Francis
B a r r o u d bezahlt. Seine „Femme au panier“ er
zielte nicht weniger als 7500 Frcs, ein Preis, der an
gesichts der heutigen Marktlage kaum erklärlich ist.
S i g n a c und Utrillo hielten sich gut, für die
„Esther“ der Marie Laurencin (Kat,-Nr, 118)
wurden 1825 Frcs erlöst. Ueberzahlt wurde dagegen
der mondäne Kees ya.n D o n g e n, während Carl
Hofer zu kurz kam, Sein Frauenbildnis konnte nur
für 265 Frcs einen Liebhaber finden, Die beiden
kleinen Renoirs, „Nature morte“ und „Jeune
femme dans un paysage“ erzielten 5000, beziehungs
weise 4525 Francs.
Der Gesamterlös der 175 Nummern um
fassenden Sammlung belief sich rund auf 430.000 Frcs.
i 1 / 2 ^Millionen für die Bibliothek Barthou.
Aus Paris wird uns geschrieben:
Die Nachricht von der Auflösung der Bibliothek
des auf so tragische Weise aus dem Leben geschie
denen Außenministers Louis B a r t h o u hat den
stärksten Widerhall in Sammlerkreisen gefunden. 3
Tage lang kämpften in dem. überfüllten Hauptsaai
der Galerie Charpentier Bibliotheken, Samm
ler und Händler der verschiedensten Nationen um
die Manuskripte berühmter Dichtungen, die präch
tigen Wappeneinbände und Originalausgaben des 16.
bis 19. Jahrhunderts, deren Wert sich durch inter
essante Widmungen und Einschaltung bedeutsamer
Autographen und Erinnerungsstücke oft noch um ein
Vielfaches erhöhte.
Barthous besondere Vorliebe galt Victor Hugo,
dem er in seiner Bibliothek einen Ehrenplatz einge
räumt hatte. Schon diese erste Auslese enthielt neben
einigen Manuskripten nicht weniger als 52 seltene
Ausgaben seiner (Werke, die an 400.000 Francs ein
trugen, 61.000 Frcs erzielte das (mit 30.000 Frcs
taxierte) Korrektur-Exemplar der „Legende des
Siecles“, 33.100 Frcs die Originalausgaben der Dra
men „Le Roi s’amuse“ und „Lucrece Borgia“, 30.200
Francs die autographen Aufzeichnungen des Dichters
für Juliette Drouet, ergreifendes Dokument einer
großen Liebe, Noch erstaunlicher war die Versteige
rung einiger Manuskripte Alfred de Vignys, die
ein Buchhändler vor einigen Jahren für 12.000 Frcs
angekauft, dann für 17.000 Frcs an Barthou weiter
gegeben hatte und für die man jetzt — 430.000 Frcs
zahlte. Die berühmte Schrift „Servitude et Grandeur
Militaires“, mit 75.000 Frcs geschätzt, wurde auf
140.000 prcs getrieben, das Drama „Chatterton“ —
trotz dem Gebot der Nationalbibliothek, die 60.000
Francs dafür anlegen wollte — auf 75.000 Frcs. Die
„Othello“-Uebersetzung, die Dichtungen „Eloa“ und
„Stello“, brachten 36.500, 33.100 und 33.000 Francs,
Ebenso wurden auch die anderen Manuskripte hoch
bewertet; mit 50,000 prcs der dritte Teil des be
rühmten Romans „Die neue Heloxse“ von J. J.
Rousseau, mit 40,000 Frcs Flauberts „Me
moiren eines Verrückten“, mit 25,100 und 21.000 Frcs
Lamartines Schrift „Der Tod des Sokrates“ und
zwei Hefte mit Aufzeichnungen zu seinem Haupt
werk „Jocelyn“.
Auch sonst gab es eine Fülle überraschender
Gebote. Stark umstritten waren natürlich auch die
Werke von historischem Interesse, , vor allem
ein Sonderdruck des Versailler Ver
trags mit Autographen von Poincare, C le
rn e n c e a u, Lloyd George und den Marschäl-
len Joffre, Foch und Petain, der, mit 16.100
ausgerufen, 41.500 Frcs erreichte. Für ein kostbares
Exemplar der Briefe Napoleons an Jose
ph i n e mit den Wappen des Kaisers und der Kai
serin wurden 50.000 Frcs gegeben, ein Album mit
Autographen und Bildern Napoleons konnte Sascha
Guitry für 36,000 Frcs erwerben,