Nr. 9
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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(Die neue Stefänik-Brieimarke.) Die tschechoslovakische Post-
iverwaltung hat soeben eine neue Briefmarke mit dem Bild des
ersten tschechoslovakisdhen Verteidigungsministers, des Gene
rals Milan Rastislav Stefänik ausgeigeben. Die neue Brief
marke ist im gangbarsten Werte von 50 Hellern, in grüner
(Farbe und in der bekannten Ausführung in iStahltiefdruck. Sie
reiht sich der Serie jener Marken der iPostverwaltung an, die an
die historischen Ereignisse des tschechoslovakischen Befrei
ungskampfes erinnern sollen,
(Wohltätigkeitsmarken zugunsten emigrierter Intellektueller.)
Das Großherzogtum Luxemburg hat als erstes der europäi
schen Länder eine Serie von Wofaltätigkeitsmarken zugunsten
der emigrierten Intellektuellen, Wissenschaftler und Künstler
herausgegeben. Sie stellen einige Personentypen dar, denen
durch sie geholfen werden soll: einen Professor, einen Maler,
einen Journalisten, einen Ingenieur, einen Chemiker, einen
Rechtsanwalt und einen Arzt, Die .Serie umfaßt fünfzehn Werte,
deren Nominalpreis sich zwischen 5 Cents und 20 Franken be
wegt und die um den doppelten Preis verkauft wird. Der
Nominalbetrag fällt der Luxemburger Post zu, der Mehrbetrag
dem Komitee zur Unterbringung der Emigranten.
VERSCHIEDENES
(Unbekanntes Beethoven-Manuskript.) In New York
wurde ein bisher unbekanntes .Beethove n-M anugkript
gefunden, das aus dem Jahre 1811 stammt. Es handelt sich um
die handschriftliche Skizze für den Beginn eines Chors aus
,,König Stefan", Die Musik zu den beiden Festspielen „IDie
Ruinen von Athen" und „König Stefan" schrieb Beethoven
1811 für die feierliche Eröffnung des neuen Theaters in Buda
pest. Es handelt sich um Chöre, Märsche und Zwischenmusi
ken, die im allgemeinen mehr den Charakter von Gelegenheits
werken tragen. Das jetzt in Amerika gefundene 'Beethoven-
Manuskript ist nun der Entwurf zu einem der Chöre aus dem
Festspiel „König Stefan".
(Sammlung von. photographierten Lokomotiven,) Der ver
storbene akademische Maler Hugo Boettinger (Dr, Deside
rats) sammelte während seines ganzen Leben® Photographien
und Bilder sowie Literatur über Lokomotiven und schuf so eine
eigenartige Sammlung. Er hinterließ sie dem Technischen Mu
seum in Pia g.
(140.000 Pfund für den „ Jonker“,) Aus New Y o r k wird be
richtet: Der hiesige Diamantenhändler Harry W ins ton hat
in London den; berühmten Diamanten „J onker' 1 für 140.O'OO
Pfund Sterling gekauft. Dieser Diamant, der vor einigen Jahren
in Südafrika gefunden wurde, ist der größte Diamant der
Welt,
(Ausstellung der Zensur.) ln N c w Y o r k ist dieser Tage
eine eigenartige Ausstellung eröffnet worden: es werden Bücher
und Druckschriften ausgestellt, die jemals mit der Zensur zu
tun hatten und verboten wurden. Unter den Ausstellungsobjek-
Hen fallen Bücher auf, die man nie für „gefährlich'
(gehalten hätte —• darunter: „Alice im Wunderland"
und die „Märchen" von Anderen. „Alice" war eine lange Zeit
in China verboten, weil der iZensor in der Hervorhebung der
guten Eigenschaften des Kaninchens eine Herabwürdigung des
Menschen erblickt hatte. Die Andersenschen Märchen aber
waren in Rußland verboten, und zwar um 1880 herum, weil man
das. Märchen vom nackten König für zu freigeistig hielt,
(Wertvolle Kirchenuhr gestohlen.) Aus dem Presbyterium der
Pfarrkirche in Arnoldstein wurde eine wertvolle alte Pen
deluhr gestohlen.
(Das ganze Alte Testament auf einer Postkarte.) Die Vati
kan-Zeitung Osservatore .Romano bringt im Faksimile eine an
die Redaktion abgesandte österreichische Postkarte, auf der
der Landwirt Wiel ach ans Horn in Mederösterreich in fein
ster Schrift — er dürfte sich einer Kamelhaarspitze zum Schrei
ben bedient haben — in mehr als 100 Stunden das gesamte
Alte Testament mit 32.000 bis 33.000 Worten geschrie
ben hat. Die Karte stellt somit die kleinste Bibel der
Welt dar. Der Text ist deutsch, die Schriftzeichen lateinisch,
auch die beigefügte Vergrößerung, auf der die Briefmarke mehr
als neunmal so groß erscheint, genügt noch nicht, um -die
Schrift mit freiem Auge zu entziffern.
MUSEEN.
(Eröffnung des Museums ln Herrenhausen,) Die Absicht
de® Herzogs von IB r a u n s c h w e ig-L ü n e b u .r g, den Kunst-
besitz seines Hauses in dem zum .Museum umzugestaltenden
Herrenhäuser-iSdhloß in Hannover der Oeffentlichkeit zu
gänglich zu machen, soll sich, wie man uns mitteilt, schon bald
verwirklichen. In dem neuen Museum sollen namentlich auch
die Sammlungen aus dem Schloß von Gmunden gezeigt wer
den, unter denen die einzigartige Münzen- und Medaillensamm
lung von besonderer Bedeutung ist.
(Vermächtnis für das Heidelberger Museum.) Der im ver
gangenen Herbst verstorbene Kunsthistoriker Prof, Carl Neu
mann hat durch letztwillige Verfügung dem Kurpfälzi
schen Museum der Stadt Heidelberg .seinen Besitz
an Kunstwerken hinterlassen. Die Sammlung, die das Heidel
berger Museum in willkommener Weise bereichert, umfaßt
Werke des Grafen Leopold von Kalckreuth, darunter
Bildnisse des Kölner Domkapitulars und Kunstsammlers .Schnüt-
gen und der kleinen Tochter des Künstler®, ein historisches
Gemälde von Wilhelm Trübner, ein „Dachauer Moos“ von
Adolf Stäbti, „Mädchen am Fenster“ von dem Dänen Wil
helm Hammers höf, mehrere kleine Bilder von Wilhelm
Steinhausen, eine Studie und Zeichnungen von Anselm
Feuerbach, Radierungen Rembraudts und Thomas, Ar
beiten von Munch, 'Nolde u, a.
(Ausstellung der Theaterentwürfe G, Galli-Bibicnas.) Die
Theaterabteilung des Nationalmuseums in Prag hat eine Aus
stellung von Dekorations-Entwürfen Galli-IB ii b i e n a s eröffnet.
Der Name Galli-Bibiena® erinnert an ein Fest auf der Prager
Burg im Jahre 1723, lür die Galli-Bibiena eine großartige
Arena schuf, und eine Oper inszenierte. Außer den Dekora-
tionsemtwürfen für diese® Theaterfest sind im Nationa.lmu.seum
zwei Originale Bibienats, OelgemälJe und Kupferstiche ausge
stellt.
(Die Klement'sche Sammlung im Prager Technischen Mu
seum.) Der Begründer des böhmischen Automobilismus, Gene
ralrat Wenzel K 1 e m e n t, widmete dem Prager Technischen
Museum eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten au® den
ersten Anfängen des Automo'bilismus in Böhmen. Es handelt
sich u. a. um drei Original-Motorzweiräder, die die ersten er
folgreichen Typen von Kraltfahrrädern L a u r i n & Element
darstellen. Das erste hiervon ist ein Motorzweirad der Type B
aus dem Jahre 1899, bemerkenswert dadurch, daß bei ihm zum
erstenmal eine elektrodynamische Zündung anstatt der bisheri
gen üblichen Zündung mittels einer Benzinlampe oder einer un
zuverlässigen elektrischen Batterie angewandt | wurde. Die
zweite Maschine ist ein Motorzweirad BZ aus dem Jahre 1901
End die dritte eine Zweizylindertype CCR, auf der die Fahrer
der Jungbunzlauer Fabrik ganz hervorragende Erfolge beim In
ternationalen Pokal des Französischen Motocklubs im Jahre
1904 errangen. Alle drei denkwürdigen Zweiräder sind kom
plett und fehlerfrei wiederhergestellt worden, , s o daß sie ganz
hervorragende und seltene .Museumsstücke darstellen. Außer
dem widmete Generalrat Element dem Museumsarchiv eine
mustergültig geordnete und reiche Sammlung von handschrift
lichen, photographischen und gedruckten Urkunden, die die
Entfaltung der böhmischen Erzeugung von Moto-rräderri, Auto
mobilen, Motorpflügen, Flugzeugmotoren usw. darlegen, u. zw.
vom Jahre 1895 bis zum Jahre 1925.
(Seltene Tropfsteine.) Die mineralogischen Sammlurgen des
Naticnalmuseums in Prag wurden durch schöne Tropfsteine
aus der slowakischen ,,D.omica“-IHIöhle bereichert, die vom
Tschechoslowakischen Touristenklub gewidmet wurden. Die Mu
seumsverwaltung läßt diese Tropfsteine besonders installieren.
VOM KUNSTMARKT
(Kupferstichauktion in Leipzig.) Der Katalog der von uns
in der vorigen Nummer beschriebenen Kupferstich s am m-
1 u n g des Fürsten zu O e 11 i n g e n-W allerstein ist
erschienen. Die Versteigerung findet, wie .schon erwähnt, bei
C, G. Boerne rin Leipzig am 28, Mai statt, E® sei darauf
hingewiesen, daß hier unter den alten Meistern ein
prachtvolles Remlrand t-W e ff k versteigert wird, das
Hauptblätter des Meister® in herrlichen Exemplaren enthält, da
zu eine kleine Dürer-Sammlung, in der auch die Haupt
blätter des Meisters brillant vertreten sind, und eine umfäng
liche Sammlung von englischen und französi
schen Farbstichen des 18, Jahrhunderts. Seit den
Russen-Verkäulen bei C, G. Boerner .sind diese dekorativen
Blätter in .solcher Schönheit und Reichhaltigkeit in Deutschland
nicht vorgekommen.
^ (Versteigerung des Schlosses Frohsdorf sistiert.) Wegen einer
Expensennote eines Rechtsanwaltes in W i e n e r-lN eustadt,
die an einen Kunsthändler zediert worden war, hätte die Ver
steigerung .der ganzen Einrichtung und der Kunstschätze des
Schlosses Fr o h sd o r f, bekanntlich Besitz und Sitz der
Bourbonen, istattfmden .sollen; wegen den offensichtlichen
Verschleuderung, die infolge dieser Versteigerung eingetreten