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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 10
(Aufdeckung eines Gemäldes aus der Tintoretto-Schule.)
Aus Bologna wird uns berichtet: In den hiesigen .Kunst
kreisen hat man mit großem Interesse die Aufdeckung eines
kostbaren Gemäldes in der üregoriuskirche aufgenomrnen. Iss
stellt die Verherrlichung des hl. Camillus dar und ist ein
Werk von Johann Baptiste P i 11 o n i aus der venezianischen
Schule Tintorettos. Durch ein Jahrhundert war das Gemälde
hinter einen Sakristeischrank verborgen gewesen.
(Die Dame mit dem Hermelin.) G. J. H a r 11 a u b be
schäftigt sich in der ,.Frankfurter Zeitung" (Nummer vom 6.
Juli) mit dem Bilde „Die Dame mit dem Hermelin", das im
Krakauer Palais des'Fürsten Wladislaw Czartorvski hängt
und als Werk Leonardo da Vincis bezeichnet ist. Er kann
aber nicht, die Meinung teilen, daß es wirklich eine Arbeit
Leonardos ist. „ln älteren Krakauer Katalogen", schreibt er,
„ist unser Bild mit dem Namen der Cecilia Gallerani ge
tauft. Das war eine der Geliebten des großen Mailänder Her
zogs Lodovico Mord, der Leonardos Gönner war. Hs
steht fest, daß Lionardo das Bildnis dieser Gentildon nachgemalt
hat; wohl nicht lange, nachdem er zum erstenmal in Mailand
eingetroffen war. Später machte sie es Isabelia von Man
tua, die schriftlich darum gebeten hatte, zum Geschenk. Ob
es sich bei unserem Bilde wirklich um dies begehrte Kunst
werk handelt? So wenig wohl wie um Lionardos Porträt der
viel verleumdeten „Belle Ferronniere", der Geliebten Franzens
I. — obschon uns in Krakau (während doch jenes Pariser
Gemälde den gleichen Anspruch erhebt) eine ganz späte Auf
schrift das glauben machen möchte. Beide Bezeichnungen
sind nur Ausgeburten jener Träumerei, zu der unser Bild sogar
die Kenner und Historiker verlockt haben mag. Es handelte
sich wohl einfach um ein junges Hoffräulein im Mailänder
Schloß, kaum übrigens um eine der schönsten jungen Damen,
wahrscheinlich aber eine besondere Anmutige, eine von koket
tem Geist, von schlagfertigem Witz, eine mit überraschenden
Kapricen, — eine, die dem Meister gefiel. Und das Hermelin
auf ihrem Arm: soll es wirklich, wie behauptet wird, ein Sinn
bild darstellen, Symbol der Keuschheit, der Sprödigkeit gar,
als welches das scheue, winterlich-weiße Hermelin in alten
„Bestiarien" bisweilen gilt? Oder ist nicht einfach eine andere
Unterart der Marderfamil'e gemeint, das Frettchen (Iltis), welches,
von jeher gezähmt und für die Kaninchenjagd verwendet worden
ist? Unsere Dame hätte das kleine Jagdtier also nur für einen
Augenblick an die Brust genommen? Das wäre wohl eine
weniger geheimnisvolle, nicht so ins Weite schweifende Deu
tung/ vielleicht sogar einleuchtender, — wenn nur die Malerei
den" Albinocharakter des Tierchens (im Auge müßte ein Rot
sein) deutlicher machen würde. So bleibt alles im U n g e-
w i s s e n : die Persönlichkeit, das Tier und vielleicht auch
der An teil l.iona rdos als Schöpfer und Ausfüh
rer des Werkes!"
HANDSCHRIFTEN.
(Das Zweitälteste Manuskript auf Papier.) Die Universi-
tätsbibiothek in Lund hat ein kostbares syrisches Manuskript
aus dem |ahre 932 erworben. Fis handelt sich um Teile eines
im übrigen unbekannten Werkes über die Geschichte der Hima-
riter. Neben seiner literarischen Bedeutung ist es deshalb be
sonders wertvoll, weil es auf Papier und nicht auf Perga
ment geschrieben ist. Soweit bekannt, ist es das z w e i t ä I t e-
s t e Manuskript auf Papier, das außerhalb des chinesischen
Kulturpreises erhallen geblieben ist. Das älteste ist ein ara
bisches Manuskript aus dem Jahre 866, das sich in der Univer
sitätsbibliothek zu Leyden befindet.
NUMISMATIK.
(Die neuen österreichischen Doppelschillinge.) Die neuen
österreichischen Doppelschillinge, die am 20. Juli ausgegeben
wurden, sind der am 28. Oktober 1737 erfolgten Beendigung
des Baues der K a r 1 s k i r c h e in Wien und dem Gedächt
nis des Schöpfers dieses einzigartigen Baudenkmales Johann
F i s c h e r von h r 1 a c h gewidmet. Auf der Aversseite
ist die Karlskirche zu sehen. Die Umschrift lautet:
.]. B. Fischer von Erlach", unter der Kirche stehen
die Worte „Karlskirche vollendet 1737". Der Revers zeigt den
österreichischen Doppeladler, die Umschrift lautet: „Oester
reich, 2 S 1937."
Von dem Doppelschilling sind 500.000 Stück ausgegeben
worden, die bis auf einen kleinen Teil, der zurückbehalten
wurde, verkauft wurde. Der Absatz war ein reißender, in weni
gen Stunden waren alle verfügbaren Exemplare fort.
Das Schicksal der bisher ausgegebenen Doppelschillinge
ist sehr verschieden. Im Umlauf befinden sich derzeit fast
ausschließlich die Schubert-Schillinge, da dieser Doppelschil-
iing gelegentlich des Deutschen Sängerfestes in Wien in gro
ßer Auflage hergestellt wurde. In beschränkterem Umfang kur
sieren die Billroth- und Dollfuß-Doppelschillinge, während
die Mozart-, Dr. Lueger- und Prinz Eugen-Doppelschillinge
fast überhaupt nicht im öffentlicher: Verkehr anzutreffen sind.
Vollkommen verschwunden, aus dem öffentlichen Verkehr sind
die Doppelschillinge mit dem Bild Walthers von der Vogel-
weide.
(Eine englische Krönungsmünze als Spielzeug.) Aus
London wird berichtet: Zu den neuen Münzen, die in Eng
land in den Tagen der Königskrönung ausgegeben wurden, ge
hört auch ein Dreipencestück aus Messing, das sich von allen
anderen englischen Münzen dadurch unterscheidet, daß es
nicht rund, sondern zwölfeckig ist. Von dieser Münze wurden
bisher 18 Millionen Stück ausgeprägt, ohne daß sie wirklich in
den Verkehr gelangten. Wer heute eines dieser neuen Geld
stücke haben will, muß lange danach suchen und unter Um
standen noch ein Aufgeld "bezahlen. Die Lösung des Rätsels,
ist die Eckigkeit der Münze und die sich daraus ergebenden
„Spielmöglichkeiten". Ein Londoner Blatt hat durcli eine Um
frage festgestellt, daß die Dreipencestücke in vielen Fainij'ien
eifrig gesammelt werden, um für alle möglichen Geduldspriie
verwendet zu werden. Hiezu gehört auch eine Art Kegel
spiel, wobei man Dreipencestücke fächerförmig aufgesfellt wer
den und eine größere Münze als „Kegelkugel" dient. Andere
bohren in die neue Münze ein Loch und machen daraus mit
Hilfe eines Bleistifts einen Kreisel — eine Beschäftigung, die in
vielen größeren Bureaus üblich sein soll. Jedenfalls scheint
festzustehen, daß die ersten 18 Millionen Dreipencestücke der
Befriedigung des englischen Spieltriebs gedient haben und die
Münze erst dann wirklich in den Verkehr kommt, wenn der Be
darf in dieser Richtung gesättigt ist.
PHILATELIE.
(Die Briefmarkenversteigerungen im Dorotheum) werden
anfangs September wieder aufgenommen.
(Einführung von Glückwunsch-Postmarken in Oesterreich.)
Die österreichische Postverwaltung beabsichtigt, besondere
Briefmarken in den Wertstufen zu 12 und 24 Groschen
in einer schönen, künstlerischen Ausstattung für Glück
wunschschreiben aller Art einzuführen. Diese Glück-
wunsehmarken sollen erstmalig um die Mitte des Dezember
d. J. zur Ausgabe gelangen. Sie werden allgemein und unbe
schränkt ohne jeglichem Aufschlag zu dem einfachen Nenn
werte erhältlich sein und zur Freimachung von Postsendungen
im In- und Auslandverkehr Gültigkeit haben. Falls sich diese
Neueinführuhg bewähren sollte, wird die Ausgabe derartiger
Gliickwunschmarken alljährlich mit wechselnden Markenbil
dern um die Weihnachtszeit herum wiederholt werden.
(Für Stempelsammler.) Die Hauptpostämter in Wien und
in den Landeshauptstädten verwendeten am 25'. Juli, als derrv
3. Todestage des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß besondere
Stempel mit der Inschrift: „Oesterreichischer Volkstrauertag".
(Sammeln am Feierabend.) Die Deutsche Sammler-Ge
meinschaft der N. S. Gemeinschaft „Kraft durch Freude" in
Berlin teilt uns mit: Das Reichspostministerium hat für die
Ausstellung „Sammeln am Feierabend" der Deutschen Samni-
lergemeinschaft eine Sonderpostkarte bewilligt. Die
Karte enthält den Eindruck einer 5 Rpf.-Luftpostmarke und
einen Werbetext der Ausstellung „Sammeln-am Feierabend"..
Die Postkarte ist an allen größeren Postämtern Deutschlands in
der Zeit vom 1. bis 10. September 1937 zum Preise von
RM. —.20 zu erhalten; ebenso wird sie während der Ausstel
lung vom 3. bis 5. September im Zoo, Berlin, auf dem Son-
derpostamt erhältlich sein. Das Sonderpostamt der Ausstellung
,,Sammeln am Feierabend" wird einen Sonderstempel verwen
den. Bestellungen der Sonderpostkarte sind an die Deutsche!
Sammler-Gemeinschaft zu richten. Der Preis RM. —-.20 per
Stück und Porte ist einzuzahlen auf das Postscheckkonto E.
F. H. S i m a d e r, Ausstellungskonto, Berlin 188.406.
(Briefmarken zum „Braunen Band“.) Aus Anlaß des Ren
nens um das „Braune Band von Deutschland" am 1. August
in München-Riem läßt die Deutsche Reichspust eine
beschränkte Auflage des 1936 herausgegebenen Markenblattes
mit der Sondermarke zu 42 Rpf. hersteilen. Das Wertzei
chen, das mit einem von Prof. Richard Klein (München) ent
worfenen Ueberdruck in roter, gegen Fälschungen geschützten
Farbe versehen ist, wird zum Preise von 1,50 Rm. verkauft.
Bis zum 3. August nehmen sämtliche deutsche Postanstalten
Bestellungen auf das neue Markenblatt entgegen. Anträge auf
Lieferung des Blattes mit Sonderstempeln von' Mün
chen-Riem sind nur schriftlich an die Versandstelle für
Sammlermarken in Berlin W 30 zu riebten.
(Nachträglich entwertet.) Die deutsche Reiehspost hat das
Durchstreichen von Postwertzeichen zu Eint wertungs
zwecken mit Tinten- oder Farbstift untersagt. Das Durch
streichen bei der Aufgabe ist überhaupt unzulässig, künftighin
ist es aber auch unterwegs und bei der Ankunft zu unter
lassen. Die größeren Postämter erhalten zu diesem Zweck