Nr. 4 INTERNATIONALE
handlung hinzu, so wird man erstaunt sein über die
Höhe der künstlerischen Entwicklung dieser gewöhn
lichen japanischen Menschen.
Das Indigo ist die beliebteste P’arbe. Es ist so
allgemein verbreitet, daß im Reich der tausend In
seln das Wort für Färberei Indigo-Geschäft ist.
Immer noch legt die Japanerin einen großen Wert au'f
die Schönheit der Kleidung. Ist sie künstlerisch orien
tiert, so läßt sie das Futter des Kimonos von einem
Maler mit Figuren oder mit Pflanzenmotiven oder mit
Idiogrammen ausschmücken. Entzückend ist ein Stoff,
der für den Herbst gedacht und dem ein Herbstge
dicht eingestickt ist. Hat man ein „volles“ Muster vor
sich, so geht es auf chinesische Anregungen zurück,
weist die Fläche diese Fülle nicht auf, so entspricht
das dem japanischen Geschmack; der Chinese nennt
SAMMLER-ZEITUNG Seite 39
derlei „unfertig“. Auf einem Stoff sieht man einen
Wellendekor und Trommelmotive. Daraus wird sich
die Dame ein Gewand machen lassen, in dem sie ein
Konzert besucht. In Japan kostet der Stoff sehr
viel, der Macherlohn aber ist klein, weil die Stoffbah
nen nach festgelegten Maßen zusammengesetzt wer
den, so daß also nichts weiter zu tun ist, als sie an
einander zu nähen. Das geht rasch und ist somit bil
lig, und es kann auch nichts verpatzt werden.
Das sind allerlei Seltsamkeiten, die Herr Natori
erzählte, als er kürzlich in Wien war. Man konnte
noch viel mehr von ihm hören, wms aber hier wdeder-
erzählt wurde, genügt wohl, um einen Begriff von der
künstlerisch vertieften Handfertigkeit des Japaners und
von der Schönheit seiner Erzeugnisse zu geben.
2 1 4 Millionen für den Nachlaß Leoninos.
Aus Paris wird uns geschrieben:
Der Erfolg der Versteigerung des Nachlasses
des Barons Emanuel L e o ni n o, die Henri ßau-
cloin und Etienne Ader, assistiert von den Herren
Feral, Catroux, Max-Kann, Mannheim, Damidot und
Lacoste, am 16. und 17. März in der Galerie Char-
pentier durchführten, überstieg aller Erwartungen. Er
drückt sich wohl am beredtesten in dem für die
heutigen Verhältnisse horrenden Betrag von 2,238.520
F rancs aus, der vereinnahmt w'urde.
Bis auf vier Nummern, die keine Liebhaber fan
den, wurden alle meist zu Preisen, die weit über
die Schätzungen hinausgingen, abgesetzt; den Clou
der Auktion bildeten die zwei Bilder von Pater
,(Marsch der Truppen“ und „Soldatenfreüden“, die
Herrn F e r a 1 um 510.000 Francs zugeschlagen wur
den. Den gleichen Betrag erreichte, wie gleich hin
zugefügt sei; nach heißem Kampfe auch das Por
trät des Herrn Josef Bonnier Freiherr von Massen
von N a 11 i e r, das aus der Sammlung eines nicht
genannten Grafen stammt und mit Hubert Roberts
„Wasserfall“ im Anschlüsse an die Auktion Leonino
unter den Hammer kam. Wir reproduzieren in Fig. 1
das prachtvolle, vom Künstler signierte und 1745
datierte Bildnis.
Nachstehend die Einzelpreise (in französischen
Francs):
Pastelle und Gouachen.
1 und 2 B 1 a r e n b e r g h e, Attacke auf das Schloß
und Kampf an den Toren einer Stadt, Pendants je
94:138 cm 7.100
3 J. L. H u e t, Das Geschenk des Fischers,
273 :225 cm 2.000
4 Fügen Land, Fest in Venedig zu Ehren des Her
zogs von Anjou, 39 : 71 ern 15.000
5 Latour, Porträt (angeblich) des Herrn D'Alle-
pierre, 92 : 72 cm 27.000
6 I )ers., Porträt, mutmaßlich der Marquise de
Berenger, 58:49 cm 4.100
7 I e Gua y, Rasl am Saume des Waldes, 51 :67 cm 10.000
8 Rowlandson, Der Affenhändler, 31 :23cm 900
9 Sicca rd i, Porträt des Schauspielers Preville
als Figaro 3300
Alte und moderne Gemälde.
10 Aubry, Die Alpenhirtin, 29:38 cm 12.500
11 Ders., Die Fütterung, 29:38 cm 5.100
12 Ders., Rückkehr vom Markte, 32:24 cm 4.100
13 B e c h e 1 i e r, Die Hunde der Madame Pompadour,
62 : 87 cm 4.500
14 Boudoin, Die* überraschten Verliebten,
40 : 32 cm 9.200
15 Boucher, Die Musik, 72:90 cm 6.100
16 Cosway, Porträt, mutmaßlich der Mrs. Reid,
. 63 : 52 cm 3.600
17 Coypel, Aeneas trägt seinen Vater Anchises auf
den Schultern aus Troja, 75 : 78 cm 6.500
18 Danloux, Porträt der Frau des Künstlers,
80 : 62 cm 88.600
19 Desportes, Stilleben, Blumen und Früchte,
90 : 74 cm 7.500
20 Schule von Fontaineblau, Tanz der Nymphen,
55 : 66 cm 31.0000
21 Franzos. Schule, 18. J., Tanz im Park, 69 :89 cm 16.000
22 Franzos. Schule, 18. J., Porträt, mutmaßlich des
Abbee de Saint-Non, 57 : 46 cm 7.000
23 Italienische Schule, 18. J., Moses kniet vor dem bren
nenden Strauch, 1,17 :95 cm 15.000
24 Eisen, Die Favoritin des Sultans, 31 :24 cm 5.100
25 Haecken, (holl. Schule, 18. J.,), Dejeuner auf der
Terrasse, 45 : 61 cm 2.800
26 Halle, Diana, die Jägerin oder „Der Abend",
27 : 36,5 cm und
27 Venus und Amor, oder „Der Mittag", 28 :37 cm 31.350
Fig. 1. Nattier, Porträt des Josef Bonnier.