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in den phofomechanischen Verfahren, die sie für die Wiedergabe
von Bildern geeigneter machte als Stich oder Radierung, war schick
salhaft für die Laufbahn von Künstlern, die, eine Generation vorher,
ihr Talent hier erfolgreich betätigt hätten. Der originale Kupferstich
(Linienstich) hat in England wenig geblüht. Diese Kunst wurde
hier erst eingeführt, als die Generation von Dürer, Lucas von
Leyden und Raimondi schon abgetreten war. Der erste große eng
lische Stecher seiner eigenen Zeichnungen war Blake. In jüngster
Zeit, seit dem Kriege, hat eine Anzahl junger englischer Künstler,
wie R. S. Austin, H. Morley und Stanley Anderson, die fast er
loschene Kunst des Grabstichels wieder aufgenommen und übt sie
mit Erfolg aus.
Aber die Radierung war das bevorzugte Medium des
modernen Künstlers, sich selbst in den graphischen Künsten aus
zudrücken, seit die bedeutsame Neugeburt der Original-
Radierung, gleichzeitig in Frankreich und England, um 1850
bis 1860 stattgefunden hat. Sie ist besonders mit den Namen
Meryon, Whistler und Haden verbunden. Indessen haben sich
schon lang vorher gewisse britische Künstler, die abseits von den
Hauptströmungen des Unterrichts und der Mode arbeiteten, mit
gutem Gelingen in der Radierkunst betätigt. Die Norwich-Schule,
hierin wie in der Malerei von den Holländern beeinflußt, brachte
ausgezeichnete Radierer hervor, unter denen John Crome, John
Seil Cotman und E. T. Daniell die besten waren. Auch Schottland
hatte seine heimischen Radierer von wirklicher Bedeutung. Nach
dem John Clerk of Eldin in der Landschaft vorausgegangen war,
radierten Sir David Wilkie (1785—1841) und Andrew Geddes (1733
bis 1844) eine Anzahl ausgezeichneter Platten (Genre, Porträt und
Landschaft) und verwendeten dabei mit Glück die kalte Nadel, ein
Verfahren, das bis dahin von britischen Stechern (außer von den
direkten Nachahmern Rembrandts) wenig angewendet wurde.
Die Hauptgeseilschaft zur Förderung der Originalradierung, die
Royal Society of Painfers, Etchers and Engravers wurde 1880 ge
gründet und hatte bisher nur zwei Präsidenten, Sir Francis Seymour
Haden (1818—1910) und Sir Frank Short (* 1857). Viele ihrer
jüngeren Mitglieder rekrutieren sich aus dem Royal College of
Arts in South-Kensington, wo sich die Schulklasse der Stechkunst
als besonders werktätig hohen Ansehens erfreut. Doch hat die Kgl.
Gesellschaft der Maler-Radierer kein Monopol auf das Talent der
Zeitgenossen, denn einige der heutigen Stecher und Radierer von