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internationale 
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde 
Herausgeber: Norbert Ehrlich 
28. Jahrgang 1. Juni 1937 \r. 7 
Versteigerungen bei C. G. Boerner. 
Zum ersten Male nach langer Zeit werden von 
der Firma C. G. Boerner in L e i p z i g wieder 
umfängliche und reiche Auktionskataloge kostbarer 
alter Kupferstiche und Farbendrucke und alter und 
neuerer Handzeichnungen verschickt. 
Die erste Auktion am 16. und ly. Juni bringt 
Graphik aus der Sammlung des Fürsten von öet- 
tin gen -Wallerstein (Maihingen), aus der Boer 
ner schon vor Jahren kostbare Blätter versteigerte. 
Diese Sammlung zeichnet sich durch wunderbare und 
unberührte Erhaltung der Drucke aus, die im 18. und 
19. Jahrhundert fast direkt vom Verleger an den 
Fürsten geliefert wurden. Die erste Abteilung dieses 
Kataloges beschreibt Kupferstiche des 15. bis 17. 
Jahrhunderts, dabei prachtvolle Hauptwerke von 
Schongauer, Meckenem, des Meisters E. S., 
Dürer und Rembrandt, frühe Einblattdrucke, 
deutsche Kleinmeister, niederländische Radierungen 
und deutsche, französische und holländische Porträts 
dieser Zeit. Den Hauptteil des Kataloges nehmen 
aber englische und französische Farbdrucke des 18. 
Jahrhunderts ein. An der Spitze stehen hier die Haupt 
meister Debucourt, Jani.net, Descourtis, 
Lavreince, Boilly, wie denn diese Abteilung 
allein mehrere hundert Farbdrucke enthält. Von den 
Engländern sieht man prachtvolle schwarze und far 
bige Schabkunstblätter, Sportblätter, schöne punk 
tierte Farbdrucke, Karikaturen und noch manche an 
dere sachliche Abteilungen, wie Aeronautik, Medizin, 
Musik usw. 
Die Uebersicht über die Graphik wird vervollstän 
digt in dem Auktionskatalog 195, Auktion am 
19. J u n i, mit der Sammlung deutscher Gra 
phik des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem 
Besitz eines Mannheimer Sammlers, unter denen reiche 
Werke der Mannheimer Wilhelm von Ko bell und 
Heinrich Sintzenich mit vielen schönen farbigen 
Blättern zu nennen sind. 
Das Wichtigste und Sensationellste, das in die 
ser Versteigerung ausgeboten wird, ist aber die 
Sammlung neuerer deutscher Zeichnungen 
des 18. und 19. Jahrhunderts, die den Haupt 
inhalt des Kataloges ausmacht. Die größten Künstler 
der Zeit sind mit ungewöhnlichen Werken vorhan 
den, so Cornel i u s mit einer großen Federzeichnung 
zu dem Nibelungentitel, Schwind mit farbigen Ent 
würfen zu den Elisabeth-Fresken auf der Wartburg, 
Steinle mit schönen Kartons zum Wallraf-Richartz- 
Museum. Auch sonst findet man die meisten der be 
kannten Namen, die Nazarener, die frühen Land 
schafter, die feinen Porträtisten, dabei eine kleine An 
zahl ausgewählter modernster Blätter von FI o f e r, 
Feinin ge r, Menzel, Thoma, Co rinth,Klin 
ge r u. a. 
Die große Ueberraschung dieser Versteigerung 
bildet aber das Auftauchen von neun großen Ori 
ginalzeichnungen Philipp Otto Runges 
aus dem Archiv des Hamburger Künstlervereins, die 
bisher fast unbekannt waren. Sie sind Entwürfe für 
sein unvollendetes Hauptwerk „Der Morgen“ und ge 
hören zu dem Schönsten, was Runge überhaupt ge 
zeichnet hat, zum Teil auf das feinste Empfinden 
umrissene, zum Teil aber ganz bildmäßig wirkende 
farbige Kreidezeichnungen. Solche Blätter gibt es 
außer in der Hamburger Kunsthalle nur ganz verein 
zelt und es ist lange Jahre her, daß Runge-Zeichnun 
gen überhaupt im Handel auf getaucht sind. 
Die letzte Abteilung dieses Kataloges enthält 
schöne niederländische, deutsche und italienische 
Zeichnungen des 16. und 17. Jahrhunderts meist 
hoher Qualität. Auch diese alten Zeichnungen sind 
in größerem Umfang seit langer Zeit in Deutschland 
nicht ausgeboten worden. 
Ergänzt wird diese umfassende Schau graphischer 
Kunst durch einen dritten Katalog 194, Auktion 
am 18. Juni, der die Kunstbibliothek H. Nestle- 
John (Frankurt am Main) enthält. Sie ist eine um 
fassende Handbibliothek über Graphik und Biblio 
graphie, die sich dadurch besonders auszeichnet, daß 
fast sämtliche Werke sich in den ungewöhnlich schö 
nen Halblederbänden des Besitzers präsentieren. Auch 
ein schöner großer englischer Chippendale-Bücher 
schrank wird ausgeboten. 
Der Katalog enthält sonst noch armenische Ma 
nuskripte, mittelalterliche Miniaturen, alte Einbände 
schöner Werke des 18. Jahrhunderts, Goethe-Auto- 
graphen, ein Stammbuch mit Eintragungen von 
Goethe, Wieland und Herder und noch man 
ches andere.
	        
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