Internationale
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
29. Jahrgang 15. März 1938 Nr. 6
Das Kunstvermächtnis Johann Friedrich Lahmanns.
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Anfang April — das genaue Datum wird noch
bekanntgegeben werden versteigert Rud. Lepke
den Nachlaß Johann Friedrich Lahmanns.
Der Name Ddimami hat im Reich guten Klang.
Johann Friedrich Lahmann, der Bruder des hervor
ragenden Arztes und Begründers des Sanatoriums
Weißer Hirsch zu Dresden, war seit Jahrzehnten
in den Kreisen, die sich für Kunst interessierten, als
Sammler so bekannt, wie sein Bruder allenthalben als
Mediziner. Die Fülle der Bilder und Zeichnungen
die er in seinem Heim am Lahrnann-Ring zusammen
gebracht hatte, schien beinahe unübersehbar. Sei
nem Namen begegnete man auf den zahlreichen
Kunstausstellungen, die er bereitwillig mit Leihgaben
unterstützte, war er doch überzeugt, daß seine Tä
tigkeit eine reine Privatbeschäftigung sei, daß die
Schätze, die er in unermüdlichem Suchen vereint
hatte, Anspruch darauf hatten, dem allgemeinen gei
stigen Vorrat der Nation nutzbar zu werden. So wan-
derte schon bei seinen Lebzeiten ein kleiner, wenn
auch wichtiger Teil, die Zeichnungen Dürers, in
das Städel’sche Institut nach Frankfurt am Main,
aber die ungeheure Menge der Sammlung stand nach
seinem Tode dem Institut seiner Vaterstadt, der Bre
mer Kunsthalle und der Dresdner Galerie zur Aus
wahl offen, die beide die Gemälde und Zeich
nungen, die ihnen für ihre Sammlungen wichtig
erschienen, heraussuchen durften.
Lahmann war ein echter Sammler und ein Samm
ler alten Stils, aber auch unter ihnen wieder eine
Persönlichkeit von besonderem Zuschnitt. Der Um
kreis seiner Interessen war sehr weit. Besonders in
den Zeichnungen erkannte er keinerlei Grenzen an.
Bei den Gemälden bevorzugte er die letzten beiden
Jahrhunderte und unter ihnen wieder die sächsischen
Lande, die ja in dieser Zeit durch die Höhe ihrer
Kultur und durch eine Fülle künstlerischer Person
lichkeiten besonders ausgezeichnet waren. Wir er
innern nur an die ununterbrochene Reihe, die von
Graff über Ludwig Richter hinausreichte. Aber auch
neben den Namen wie Friedrich, Dahl. Garns, Gille
gibt es eine Unzahl von Künstlern, die in diesem
Kreise tätig waren und die auch heute noch kaum
dem Namen nach bekannt sind. Sicher ist hier noch
mancher kunsthistorisch und künstlerisch wichtiger
Fund zu tun denn, Lahmann ging es nur um das
Kunstwerk, das er erwarb. Er legte, wie Wald-
mann in einer feinen Charakteristik über ihn erzählt,
(Das Kunstvermächtnis Joh. Friedr. Lahmann in der
,,Kunstrundschau“, Februar 1938) nur auf Schönheit
Wert. Stilistische und historische Analysen standen
ihm ziemlich fern. Er mühte sich auch nicht, den
Namen des Verfertigers festzuhalten oder aufzuzeich
nen, daher so viele Werke aus seinem Nachlaß
heute ano n y m sind. Hier spricht aber Anonymität
durchaus nicht für geringen künstlerischen Wert. Es
ist übrigens zu erwarten, daß manche dieser Werke,
wenn sie in die Hände des Liebhabers oder Forschers
gelangen, ihre Meisternamen wieder finden werden,
die in dieser künstlerisch so anregenden und frucht
baren Zeit unmöglich auf die wenige Zahl beschränkt
waren, die uns geläufig sind.
Ganz besonderes Interesse widmete er Christian
Friedrich Gille, der im Jahre 1899 im hohen Alter
von 95 Jahren in einem Dorf bei Kötzschenbroda
gestorben ist. Der künstlerische Lebenslauf dieses
Mannes verdiente allerdings die Aufmerksamkeit in
vollem Maße. Er war ein Schüler von Dahl und
seine Jugendarbeiten hatten noch die Aufmerksamkeit
G oethes erregt. Nach dieser Frühzeit als Maler
wandte er sich lange Jahre hindurch, um sein Le
ben zu fristen, Graphik-Arbeiten zu, kehrte dann
wieder zur Malerei zurück und ergriff in einer völlig
neuen kräftigen und starken Art neue Motive, insbe
sondere Naturausschnitte aus Garten, Wald, Sumpf
und Wiese. Die Meisterlichkeit dieser Schöpfungen
erkannte Lahmann und suchte aus dem zerstreuten
Nachlaß des Mannes, der inzwischen vergessen war.
alles zusammen zu bringen, was er erhaschen konnte.
Lahmann hat auch eine schöne Auswahl japani
scher Kunstwerke gesammelt, unter denen wir
die reizenden Netsuke in Holz und Elfenbein, sowie
die schönen Stichblätter hervorheben, unter denen
sich eine Anzahl hervorragender Stücke befinden.
Die Bronzen von Geiger und Klinget, sowie
ein paar antike Marmorskulpturen dienten zum
Schmuck der mit Kunstwerken überfüllten Räume.Kein Volltext zu diesem Bild verfügbar.
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