Buoh schmuck
gez.v. A.Böüm
VER
getäuschte Holzschnitt bleibt ein Surrogat, das die echte, hier doch nur nachgeahmte
Manier nie ganz erreichen kann, aber wir dürfen schon zufrieden sein, dass wenigstens
de- Stil im allgemeinen dadurch gewahrt wird. Indessen sollte aber doch jeder Künstler,
der in dieser Weise mit Feder und Tusche Holzschnittwirkungen erzielen will, auch selber
in Holz schneiden, denn nur dadurch gewinnt er einen wirklichen Einblick m die Moghch-
keiten, die der Holzschnitt gewährt, und nur ein Künstler, der diese edle Technik geübt hat,
wird davor bewahrt bleiben, es sich zu leicht zu machen. Auch darf die Hoffnung nicht auf
gegeben werden, dass sich doch immer noch Künstler und-Verleger finden werden, die die
Mühe und Kosten nicht scheuen, Bücher mit wirklichen Holzschnitten herzustellen. Solche
Bücher, wie z. B. das, das L.Pissaro in Holz geschnitten hat (the Queen ofthefishes),werden
immer unter Bücherfreunden ganz besonders begehrt werden, selbst wenn nicht auch der 1 ext
vom Künstler in Holz geschnitten wurde, wie es bei diesem prächtigen kleinen buche der
Fall ist, das übrigens gerade dann noch schöner wäre, wenn der Text m richtigem iypen-
satze <äaf J^ a S b t ^^j f es aIso beim Buchschmucke im allgemeinen nur erreicht, dass man wieder
auf die MANIER des alten Umrissschnittes zurückgreift, so können wir auf anderem Gebiete
doch auch von einem verheissungsvollen Aufleben des wirklichen Holzschnittes im Geiste
der alten grossen Tradition reden. . . .
Wäre es nur ein nachahmendes Aufnehmen der alten Weise, ein Archaisieren im
Stile Dürers etwa, so verlohnte es sich nicht der Mühe, ein grosses Aufheben davon zu
machen. Wer z. B., was Sattlers gewandte und geschickte Feder auf dem Papier kann, im
Holz vermöchte, der würde doch immer nur ein begabter Spieler mit alten Formen und
Mitteln heissen können; wir würden beim ersten Anblicke seiner Arbeiten erstaunen, wie ei
jedem Stilkunststück, so etwa, wie wir erstaunen würden, wenn ein heutiger Dichter in der
Sprache Luthers schriebe, aber wir würden schliesslich einen Dürer sehen Holzschnitt dem
seinen doch beträchtlich vorziehen, selbst wenn der Moderne den Alten wirklich erreichte, ein
Fall, der genau so unwahrscheinlich ist, wie der, dass heute jemand ein so schönes Mittelhoch-
1 deutsch schreiben sollte, wie Herr Walther von der Vogelweide. , ,
Das Verheissungsvolle an den Beweisstücken des wiederauflebenden Holzschnittes
im echten Geiste dieser schönen Kunst ist, dass sie zugleich modernen Geistes sind, dass sie,
bei allem Verstände für die alten Grundlagen dieser Kunst, bei allem Zurückgehen aut die gute,
alte Tradition, mit Beiseitelassung all der Modeirrthümer einer kunstverlassenen Zeit, doch
ihren eigenen Zielen zustreben und ihre Mittel diesen Zielen anzupassen wissen. Dass die
modernen Holzschneider auch diese neuen Ziele und Mittel nicht alle gerade selber entdeckt
und erfunden haben, dass sie sich auch hierin wieder von guten Gaben der Fremde beein
flussen liessen, thut unserer Freude keinen Abbruch, wenn wir nur erkennen dürfen, dass
auch das Fremde nicht etwa bloss copiert ist.
Es ist keine Frage, dass auch beim modernen Holzschnitt Japan Pathe gestanden hat.
Gescheite Eltern suchen sich halt gute Gevattern für ihre Kinder, und es ist keine Schande,
einen schönen Taufbecher als Pathengeschenk erhalten zu haben, wenn man nur keine linte
daraus trinkt und immer was Gutes hineinzuschenken hat. Immer noch besser die temen
alten Herren vom Tausendinselreiche zu Gevattern, als die steifleinenen alten Akademie-
gewaltigen aus den Zeiten des Interregnums der europäischen Kunst.
Der Einfluss der Japaner war übrigens im Grunde nur Anregung. Das alte hurop
ist immer noch kräftig genug, einen freundschaftlichen Anstoss auszuhalten, es a
gleich bis nach Ostasien. In diesem Falle ist es nur aus dem ausgefahrenen e eise i
besseres gerathen. Es heisst die Thatsachen stark übertreiben, wenn man noch immer v■
einem Japanismus der modernen Holzschneidekunst redet. In ihren Anfängen waren. ,
keiten deutlich; etwas Fremdes, Exotisches amüsierte zwar, wirkte auf die Dauer a e a
und fatal; jetzt aber kann man sagen, dass wir Eigengewächs vor uns haben. , , {t t
Allzu zahlreich sind die Künstler noch nicht, die sich bei uns mit dem Holzscn
beschäftigen. Offenbar meinen noch viele, eine Schwarzundweisszeichnung, durc m
vervielfältigt, thue es auch. Dass das für den Buchschmuck ein erträglicher e e